LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Mitteilung vom 18.05.09

Presse-Infos | Kultur

Vom Faustkeil zum Mikrochip ¿ Evolution des Menschen

Neue Sonderaustellung im LWL-Museum für Naturkunde

Bewertung:

Münster (lwl). Eine neue Ausstellung im LWL-Museum für Naturkunde in Münster beleuchtet ab dem 20. Mai (bis 11. April 2010) den Ursprung und die Geschichte der Menschen. Das Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) geht dabei ¿Vom Faustkeil zum Mikrochip¿ und zeigt die Evolution des Menschen in ungewöhnlichen Facetten. Auf über 1000 Quadratmetern verdeutlichen rund 2060 Objekte, Fotos und Inszenierungen die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Menschen.

¿Die Suche nach den Wurzeln der Menschheit führt weit zurück in seine Stammesgeschichte¿, erläutert LWL-Direktor Dr. Kirsch die Inhalte der Ausstellung: ¿Natürlich sind Darwin und die Evolutionstheorie ein Thema, aber auch moderne Bereiche wie Technik, Sprache, Sozialstrukturen, Religion und Moral, Recht, künstliche Selektion und Aggression sind wichtige Bereiche. Wir gehen auf Ernährung und Wirtschaftsformen, Medizin, Heilige Orte und sogar den Sinn des Lebens ein. Themen wie Kunst, Energiebedarf und Demographie werden vorgestellt.¿

Kommunikation
Kommunikation ist ein wichtiger Bestandteil des heutigen Lebens. Aber wie lauteten die Themen des Tages in der Steinzeit? Ging es um den gemeinsamen Erfolg bei der Rentierjagd oder um das Wetter? Kommunikation war nur direkt von Mensch zu Mensch möglich. Die Geschwindigkeit mit der Informationen heute telefonisch, via Internet, schriftlich und persönlich übertragen werden, nimmt rasant zu.

Ausstellungsmacherin Gerda Windau hat Formen der Verständigung aus fünf verschiedenen Lebensbereichen zusammengestellt: Freizeit, Wirtschaft, Fernbeziehungen, Alter und Kindheit. So wird etwa die Frage angesprochen, wie Menschen kommunizieren werden, wenn sie durch gesundheitliche Probleme beeinträchtigt sind. Ein Werbeplakat verspricht: ¿Aktiv im Alter - Fit im Haushalt - Ein Engel für die Familie¿.

An fünf Notebooks können Besucher E-Cards übers Internet versenden, an einem Wissensquiz teilnehmen, einen Textausschnitt aus dem ¿Kleinen Prinzen¿ in 100 verschiedenen Sprachen hören, den Stammbaum von kleinen Monstern sortieren oder an einem Wörterbuch zum Chatjargon mitschreiben.

Ein Urmensch schreibt Geschichte
Der wohl berühmteste Urmensch ist ¿Lucy¿, eine Vertreterin der Spezies Australopithecus afarensis. Das Skelett (Kopie) und die lebensechte Rekonstruktion von Lucy sind Höhepunkte der neuen Ausstellung. Ihr zu 40 Prozent erhaltenes Skelett wurde 1974 im Afar-Tal in Äthiopien gefunden, einer Region, die besonders reich an Urmenschenfossilien ist.

Ausstellungsmacherin Linda Johnson: ¿Das Besondere an dem Skelett ist, dass von vielen paarigen Knochen zumindest ein Exemplar vorhanden ist. Durch die spiegelbildliche Ergänzung der fehlenden Knochen ergibt sich ein beinahe vollständiges Bild vom Körperbau einer frühen Menschenart.¿

Durch die Untersuchung der Überreste von Lucy und anderen Vertretern ihrer Art weiß man heute, dass die Spezies zirka ein bis 1,5 Meter groß war, 30 bis 70 Kilo wog und ein Gehirn einer Größe von 400 bis 500 Kubikzentimeter besaß. Die Form des Schädels ist noch recht affenähnlich, mit einer vorspringenden Schnauze, einer langen, flachen Stirn und ausgeprägten Überaugenwülsten.

Das Skelett weist jedoch darauf hin, dass sie sowohl in Bäumen kletterte als auch aufrecht am Boden lief. Ihre Arme zeigen Anpassungen an das Klettern, die Beine und Beckenknochen sind schon vollständig an den aufrechten Gang angepasst. Der Zeitraum ihrer Verbreitung wird auf vier bis drei Millionen Jahre vor der Gegenwart geschätzt.

Wie Du mir, so ich Dir
Der tägliche ¿Kampf ums Dasein¿ hat in der Natur zur Verbreitung von Egoismus und Einzelkämpfertum geführt. Allenfalls helfen sich Verwandte, die viele Gene teilen. Doch das stimmt nicht ganz, wie Ausstellungsmacher Jan Ole Kriegs klarstellt. Bei sozial lebenden Arten helfen auch nichtverwandte Individuen ihren Artgenossen. Scheinbar hat das einzelne Tier keinen unmittelbaren Vorteil davon. Aber auch im Tierreich gilt: Eine Pfote wäscht die andere. Das Verhalten beruht also auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit.

Eine besonders bemerkenswerte Form scheinbar selbstlosen Verhaltens wird in der Ausstellung gezeigt: Blutspendende Vampirfledermäuse. Diese südamerikanischen Fledertiere ernähren sich ausschließlich vom Blut anderer Säugetiere. Wenn eine Vampirfledermaus in einer Nacht kein Opfer gefunden hat, dann wird sie von ihren Artgenossen, auch von nichtverwandten, gefüttert. Wer sich aber nicht an die ¿Wie Du mir, so ich Dir¿ - Regeln hält und selbst nichts abgibt, bekommt im eigenen Bedarfsfall auch nichts zurück.

Kriegs: ¿Die menschliche Gesellschaftsordnung funktioniert im Prinzip ähnlich. Meist ist die Unterstützung jedoch facettenreicher und komplizierter. In den unterschiedlichsten Bereichen unserer Gesellschaft findet man Formen von freiwilliger und gemeinnütziger Hilfeleistung: Nachbarschaftshilfe, Mitarbeit bei der Freiwilligen Feuerwehr oder bei der Jugendarbeit in Sportvereinen.¿

Von Ikarus zum Airbus
Der Traum vom Fliegen ist ein alter Menschheitstraum, aber der Weg vom Wunsch zur Wirklichkeit sollte ein sehr langer werden. Ausstellungsmacher Heinrich Terlutter: ¿Die Natur diente mit Vögeln und Insekten als Vorbild und Wunschbild. So baute Dädalos nach dem Vorbild der Vögel, der Sage nach, für sich und seinen Sohn Ikarus, Flügel aus Vogelfedern um aus der Gefangenschaft zu fliehen.¿

Ikarus kam jedoch der Sonne zu nah und stürzte ab. In der Renaissance entwarf Leonardo da Vinci Flugzeuge. Seine kreativen Ansätze und insbesondere die ingenieur-wissenschaftliche Methodik hatten Pionierwert. Die konsequent durchgeführten Flugversuche von Otto Lilienthal seit 1891 brachten die entscheidenden aerodynamischen Kenntnisse zum Gleitflug.

Längere Flugstrecken mit einem steuerbaren Flugzeug zurückzulegen gelang erst mit Hilfe motorisierter Starrflügelflugzeuge. Die Brüder Wright haben als erste ein Flugzeug gebaut, mit dem ein erfolgreicher, andauernder, gesteuerter Motorflug möglich war. Dieser Motorflug wurde am 17. Dezember 1903 durchgeführt. Seit diesen bahnbrechenden Erfolgen hat die Luftfahrt eine rasante Entwicklung durchgemacht. Im neuesten Airbus A 380 finden ca. 850 Menschen Platz. Jährlich fliegen über 80 Millionen Passagiere von deutschen Flughäfen ab.

Begleitangebote
Das LWL-Museum für Naturkunde in Münster (Sentruper Str. 285) bietet zur neuen Ausstellung verschiedene museumspädagogische Angebote. Die Angebote reichen vom Vorschulalter bis zur Sekundarstufe II. Auch Kindergeburtstage können bei den Urmenschen gefeiert werden. Kompetente Führer begleiten Erwachsenengruppen unter dem Thema ¿Der Mensch im Experimentierkasten der Evolution¿ nach Anmeldung. Es gibt ein spezielles Seniorenangebot. Informationen zur Erwachsenenführung, dem Seniorenprogramm und zu den museumspädagogischen Angeboten der Ausstellung gibt es unter Telefon 0251 591-6050.

Literarische Rundgänge bietet die münsterische Schauspielerin Beate Reker im Winter in der Ausstellung an. Ein abendlicher Rundgang führt am 20.11.09, 11.12.09 und 22.01.10 auf den Spuren der Menschen durch die Welt der Literatur und gewährt überraschende Einblicke in das ¿Menschsein¿.

Begleitbuch
Zur Sonderausstellung ist ein gleichnamiges Begleitbuch (Preis 14,80 Euro, 124 Seiten, ISBN 978-3-940726-03-2) erschienen. Das Buch ist im Museumsshop erhältlich.

Ausstellungsdauer
20.5.2009 bis 11.04.2010

Öffnungszeiten
Das LWL-Museum für Naturkunde in Münster an der Sentruper Str. 285 hat Dienstag bis Sonntag von 9 bis 18 Uhr geöffnet.

Eintrittspreis
Erwachsene: 3,50 Euro
Minderjährige: 2,00 Euro
Familientageskarte: 8,00 Euro
Gruppenangebote und sonstige Ermäßigungen auf Anfrage.

Weitere Informationen
Telefon 0251 591- 05 oder http://www.lwl-naturkundemuseum-muenster.de/.



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Telefon: 0251 591-235 und Bianca Fialla, Telefon: 0251 591-6066, bianca.fialla@lwl.org
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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