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Mitteilung vom 19.09.08

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Sehnsuchtsort Venedig:

LWL-Landesmuseum zeigt ¿Bildnis einer jungen Venezianerin¿ von Dürer in Ausstellung ¿Orte der Sehnsucht

Bewertung:

Münster (lwl). Sein 100-jähriges Bestehen feiert das LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster mit der Jubiläumsausstellung ¿Orte der Sehnsucht. Mit Künstlern auf Reisen¿. Mit über 250 Meisterwerken widmet sich die Ausstellung im Kunstmuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) vom 28. September bis 11. Januar 2009 dem Phänomen der Künstlerreise vom Mittelalter bis zur Gegenwart. In einer Serie stellt der LWL ausgewählte Exponate vor.

Das während Albrecht Dürers zweiter Venedigreise von 1505 bis 1507 entstandene ¿Bildnis einer jungen Venezianerin¿ zeigt eine festlich gekleidete junge Frau mit typisch venezianischer Frisur. Ihr rotblondes Haar wird am Hinterkopf kunstvoll von einem Netz gehalten, während seitlich einige Locken herabfallen. Aufgrund einer Inschrift mit dem Datum 1505 kann davon ausgegangen werden, dass dieses Gemälde unmittelbar nach der Ankunft Dürers in der Lagunenstadt entstanden ist.

Vielen Ausstellungsbesuchern wird die junge Frau bekannt vorkommen, da sie von 1963 bis 1992 den Fünfmarkschein schmückte. Die Identität der Dame sowie der Entstehungszusammenhang des Porträts sind jedoch unbekannt. ¿Ihr eindringlicher Blick und ihr augenfälliger Liebreiz führten verschiedentlich zu der Annahme, der Maler habe eine amouröse Beziehung zu seinem Modell unterhalten, oder es habe sich gar um eine Kurtisane gehandelt¿, sagt Ausstellungskuratorin Dr. Petra Marx. Jedoch hätten sich diese Deutungen inzwischen eher als Projektionen (männlicher) Kunsthistoriker erwiesen, die in der Italienreise des jungen Künstlers auch die Suche nach Liebesabenteuern sehen wollten, so Marx. Eine erotische Komponente der Sehnsucht nach den südlichen Gefilden ist bei Künstlerreisen damals wie heute jedoch grundsätzlich nicht völlig von der Hand zu weisen.

Die beiden Italienaufenthalte Albrecht Dürers um 1494/95 und von 1505 bis 1507 verkörpern in der Kunstgeschichte das geradezu mythisch verklärte Urbild der europäischen Künstlerreise in den Süden. Sie markieren den Beginn der Künstlerreise im modernen Sinne: Zuvor hatten Künstler die oft mühsamen und gefährlichen Reisen ausschließlich aus handwerklichen, religiösen, machtpolitischen oder wirtschaftlichen Gründen auf sich genommen. Bei Dürer hingegen greift erstmals auch die neuzeitliche Vorstellung von der Reise als einer sinnlichen Erfahrung, als einem Erlebnis von eigenem Reiz und Wert.
Die Entstehung des Gemäldes ¿Bildnis einer jungen Venezianerin¿ ganz zu Beginn des zweiten Venedigaufenthalts bietet eine Erklärung dafür, dass sich das Bild auf den ersten Blick noch kaum von Dürers früheren Porträts aus Nürnberg unterscheidet. ¿In der flüssigeren Art der Malerei lässt sich jedoch schon ein gewisser Einfluss des damals berühmtesten venezianischen Künstlers, Giovanni Bellini, feststellen¿, erklärt die Kunsthistorikerin des LWL-Landesmuseums. Der malerische Durchbruch gelang Dürer dann 1506 mit seinem berühmten Gemälde ¿Rosenkranzfest¿, das als zeitgenössische Kopie ebenfalls in der Ausstellung ¿Orte der Sehnsucht¿ zu sehen ist.

Dauer der Ausstellung
28. September 2008 bis 11. Januar 2009

Öffnungszeiten während der Jubiläumsausstellung:
Di, Mi, Fr, 9 - 19 Uhr, Do 9 - 21 Uhr
Sa, So 10-18 Uhr
Montags bleibt das Museum geschlossen.
Grundsätzlich hat das Museum an den Feiertagen geöffnet, außer am 30. Oktober (ab 12 Uhr geschlossen), 24., 25. und 31. Dezember.



Pressekontakt:
Christina Henneke, Telefon: 0251 5907-209, christina.henneke@lwl.org und Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




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