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Mitteilung vom 09.09.08

Presse-Infos | Psychiatrie

Wieder die Kurve gekriegt

LWL-Reha-Institut: Ex-Betroffener bietet psychisch krankem Leidensgenossen Berufausbildung

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Gütersloh (lwl). Christian Thiel hat die Wende geschafft. Morgen für Morgen fährt er von der eigenen Wohnung aus zu seinem neuen Arbeitsplatz und steigt die Treppen hinauf in den zweiten Stock. Im Studio für Kunst und Design von Alain Tigges begann der 26-Jährige im Februar eine Ausbildung zum Mediengestalter im Bereich Technik.

Noch vor einem Jahr sah die Welt des Christian Thiel ganz anders aus. ¿Ich lebte sehr zurückgezogen und habe mein Zimmer kaum einmal verlassen¿, erinnert sich der junge Mann. Seitdem ist er mental gewachsen, sein Selbstbewusstsein ist spürbar gestiegen. Die wichtige Veränderung in seinem Leben verdankt er den Mitarbeitern des Hans Peter Kitzig Instituts, sagt Thiel. Im Januar 2007 zog er in die Einrichtung für Rehabilitation des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) ein. In den drei Wohngruppen des Instituts im Zentrum von Gütersloh leben psychisch kranke Menschen, die dort professionelle Hilfe erhalten.

Gesteigertes Selbstvertrauen
¿Wir versuchen nicht nur, unsere Rehabilitanden seelisch und körperlich zu stabilisieren, sondern sie auch zu motivieren sowie ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten zu fördern¿, erläutert Kristina Hackland-Felske die Therapieziele der Reha-Einrichtung. Die Therapeutin betreute auch Christian Thiel, mit dessen Entwicklung sie sehr zufrieden ist: ¿Christian kann es wirklich packen. Er ist bei uns richtig aufgeblüht und fühlt sich in seiner Rolle als Auszubildender sichtlich wohl.¿ Besonders groß war die Freude der Verantwortlichen am LWL-Institut darüber, dass ein ehemaliger Rehabilitand dem 26-Jährigen eine Chance gab. Der Mediengestalter und Künstler Alain Tigges lebte selbst vor zwölf Jahren im Kitzig-Institut. Geboren in Südafrika arbeitete der heute 42-Jährige mal in Deutschland, mal in seiner afrikanischen Heimat. Mehrfach warfen ihn Erkrankungen zurück. ¿In Südafrika konnte mir niemand helfen, erst in Deutschland kam heraus, woran ich leide¿, erzählt Tigges. Im Februar 1996 kam er zur Reha-Einrichtung in Gütersloh. Das war die Rettung, ist er sich heute sicher.

Chance für Rehabilitanden
Nach einer Umschulung zum Mediengestalter war der frühere Rehabilitand Tigges einige Zeit angestellt. Im Jahr 2004 wurde er selbstständig und erstellte vor allem Websites. Der Kontakt zum Institut für Rehabilitation blieb bestehen. Tigges nimmt an Ehemaligentreffen teil und spricht offen über seine Vergangenheit. Als Unternehmer bietet er nun Rehabilitanden die Chance, sein Tätigkeitsfeld kennen zu lernen. Zwei bis vier Monate sind die Praktikanten bei ihm und arbeiten mit verschiedenen Software-Programmen. Wer sich für den Beruf eignet, erkennt Tigges schnell. ¿Christian etwa machte sich von Beginn an gut. Außerdem besaß er ein umfangreiches Vorwissen im Bereich des Programmierens, weshalb ich mich nach seinem Praktikum entschloss, ihm einen Ausbildungsplatz anzubieten.¿

Nächste Station: Ausbilder
Ein geprüfter Ausbilder ist Alain Tigges zwar nicht, doch die Industrie- und Handelskammer bat ihn, diese Rolle zu übernehmen. ¿Die neuen Medien haben den Ausbildungsmarkt förmlich überrollt. Es gibt weder Ausbilder noch Berufsschullehrer¿, sagt der Mediengestalter im Bereich Design. Für seinen neuen ¿Stift¿ ergeben sich daher gute Perspektiven. ¿Vielleicht ist Christian bald Ausbilder an der Berufsschule?¿, fragt der ¿Meister¿ und wirft seinem Lehrling einen aufmunternden Blick zu.

Hintergrund:
Das Hans Peter Kitzig Institut des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) erbringt stationäre und ambulante Leitungen zur medizinischen Rehabilitation bei begleitender psychosozialer Betreuung. Psychisch kranke Menschen, die nicht (mehr) in einem Krankenhaus behandelt werden müssen, sollen sich nach der Rehabilitation wieder in Gesellschaft und Beruf integrieren können. Aufgenommen werden insbesondere Menschen mit Psychosen, schweren Neurosen und Persönlichkeitsstörungen. Im stationären Bereich stehen 24 Plätze zur Rehabilitationsbehandlung zur Verfügung. Ähnliche Einrichtungen mit insgesamt mehreren hundert Plätzen vor allem für abhängigkeitskranke Menschen betreibt der LWL in Dortmund, Warstein, Gütersloh (Bernhard-Salzmann-Klinik), Marsberg und Münster.



Pressekontakt:
Martin Holzhause, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-5400
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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