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Mitteilung vom 19.06.08

Presse-Infos | Kultur

Groteske Bilder über grausame Realität

Austellung im LWL-Landesmuseum zeigt Bilder von Hubert Berke aus den 30er und 40er Jahren

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Münster (lwl). Nicht nur das LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Auch der deutsche Künstler Hubert Berke (1908 ¿ 1979) wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass veranstaltet das Museum des Land-schaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) eine Ausstellung mit über 80 frühen Werken des Konrad-von-Soest-Preisträgers. Die Sonderausstellung ¿Hubert Berke ¿ Masken im Sumpf. Werke der 30er und 40er Jahre¿ ist vom 21. Juni bis zum 17. August in der Studiogalerie des Museums zu sehen.

¿Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar¿, schrieb Berkes Lehrer an der Düs-seldorfer Kunstakademie, Paul Klee, 1920 in der ¿Schöpferischen Konfession¿. Der junge Berke nahm sich dies zum Beispiel. ¿Er hatte bei Klee gelernt, dass Formen und Farben selbst Ausdruck haben können ¿ allein durch die Verläufe der Linien, durch die Abstufungen des Helldunkel und durch die Energien der Farbe mit all ihren unendlichen Variationen und Kombinationen¿, erklärt der Leiter des LWL-Landesmuseums in Münster, Dr. Hermann Arnhold.

Hunderte von Aquarellen, Zeichnungen und Gouachen auf Papier schuf Berke in den 30er und 40er Jahren zumeist im Verborgenen. Denn nach der Entlassung Paul Klees von der Kunstakademie im April 1933 war auch für Berke klar, dass seine Bilder nicht den Idealen der Nationalsozialisten entsprachen. Mit gestalterischer Neugier und großer Experimentierfreude entstanden in dieser Zeit hintergründige sowie beunruhigende Werke, die durchaus etwas vom damaligen Zeitgeschehen vermitteln. Sie zeigen, was nicht darstellbar ist, und lassen etwas von der grotesken und grauenhaften Realität in diesen Jahren spüren.

Berkes teils abstrakt wirkenden Bildern haftet dabei immer etwas Mehrdeutiges an. Sie betonen die Unterschiede zwischen Geformtem und Formlosem, zwischen begrenzten Figuren und frei beweglichen Linien, zwischen Geometrischem und fließender Dynamik. ¿Die verschiedenen Perspektiven der Bilder erzeugen eine Doppelbödigkeit ¿ einen Blick hinter das Sichtbare, was sie mit wichtigen surrealistischen Tendenzen jener Zeit vergleichbar macht¿, so der Kurator der Ausstellung, Dr. Erich Franz.

Berkes Interesse für unterschiedliche Gestaltungsweisen sei immer auch ein Interesse für unterschiedliche Denkformen gewesen, erklärt Franz das universale Kunstverständnis Berkes. Wiederholt war der Künstler mit fernöstlichem Denken und Formen, wie Kalligrafie und Tuschemalerei in Kontakt gekommen. Diese Anregungen aktivierte er in seinen Werken nach 1945 und verband sie zudem mit musikalischen Phänomenen wie dem Jazz.

Der gebürtig aus dem westfälischen Buer (heute Gelsenkirchen-Buer) stammende Berke war mit dem Künstler Max Ernst befreundet, mit dem zusammen er den Kunstpreis der Stadt Köln gewann. Berke war außerdem Mitglied des Deutschen Künstlerbundes, der Neuen Rheinischen Sezession, der Gruppe Junger Westen, der Münchner Neuen Gruppe und der Gruppe Zen 49.

Außer in Münster werden in diesem Jahr noch weitere Ausstellungen zu Berke gezeigt:
Während bei ¿Kunst aus NRW¿ in der ehemaligen Reichsabtei Aachen-Kornelimünster die frühen Arbeiten bis in die 1950er Jahre zu sehen sind, präsentiert das Rheinische Landesmuseum des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) den späten Berke mit malerischen Serien und Großskulpturen.

Das Deutsche Glasmalerei-Museum Linnich zeigt Glasbilder und Mosaiken, und in Berkes Geburtsstadt Gelsenkirchen wird ebenfalls ein umfassender Einblick in sein Werk gegeben. Hier sind das Städtisches Museum Gelsenkirchen und die Sparkasse Gelsenkirchen mit Ausstellungen beteiligt. In Kooperation aller beteiligten Ausstellungspartner erscheint zudem die Publikation ¿Hubert Berke 1908-1979¿ im Dumont-Verlag für 20 Euro.

Die Ausstellung wird am 20. Juni, Freitag, um 19 Uhr im LWL-Landesmuseum eröffnet.

LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte
Domplatz 10
48143 Münster
Telefon: 0251 5907-01
https://www.lwl-landesmuseum-muenster.de

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag: 10:00 bis 18:00 Uhr
Donnerstag: 10:00 bis 21:00 Uhr

Besucherbüro:
Information und Anmeldung: Dienstag bis Freitag 9 ¿ 12, 15 ¿ 17 Uhr
Tel: 0251 5907-201; Fax: 0251 5907-104; besucherbuero@lwl.org



Pressekontakt:
Claudia Miklis, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Telefon: 0251 5907-168 und Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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