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Mitteilung vom 30.04.08

Presse-Infos | Psychiatrie

LWL-Klinik Münster: Mit "CANDIS" weg vom Haschisch

Neues Cannabis-Entwöhnungsprogramm startet Anfang Mai

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Münster (lwl). Aufhören oder ihren Rauschgiftkonsum wenigstens deutlich einschränken - dafür suchen etliche Dutzend Cannabisabhängige aus dem gesamten Münsterland Hilfe bei "CANDIS". Weitere Interessenten können sich in der münsterischen LWL-Klinik (Tel.: 0251 91555-2601, Suchtambulanz) melden.

Die neuartige ambulante Entwöhnungstherapie (von engl. CANnabis DISorder = Störung durch Cannabis) startet Anfang Mai, wie der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) weiter mitteilt. An der münsterischen LWL-Klinik ist das einzige nordrhein-westfälische Studienzentrum des an bundesweit zehn Standorten parallel laufenden Forschungsprojekts.

"Wächst dir auch das Gras über den Kopf?" - mit dieser Flyer-Frage will die federführende CANDIS-Projektgruppe der Technischen Universität (TU) Dresden Menschen mit einem problematischen Cannabiskonsum auf das Behandlungsprogramm aufmerksam machen (https://www.candis-projekt.de). In den vergangenen Vorbereitungswochen sind Schulungen und Workshops für die an der Studie beteiligtenTherapeuten gelaufen. Jetzt kann die praktische Behandlungsphase in dem vom Bundesgesundheitsministerium unterstützten Projekt beginnen.

Dreißig Teilnehmer werden an der LWL-Klinik Münster mit in die wissenschaftliche Evaluation aufgenommen. Dafür müssen sie vor und nach ihren jeweiligen Therapiesitzungen einen Fragebogen ausfüllen. Im Rahmen des Forschungsprojekts ist das Angebot zunächst auf ein Jahr befristet.

"CANDIS" ist als ambulante Behandlungsform an der TU Dresden entwickelt worden. Betroffene erfahren psycho- und verhaltenstherapeutische Hilfe, um möglichst in drei Schritten (Motivationsstärkung - Verhaltensänderung - Problemlösungstraining) von der Sucht loszukommen. Das Modell hat in seiner bisherigen Erprobung im Raum Dresden 80 Prozent von 122 Cannabissüchtigen im Alter zwischen 16 und 46 Jahren zur Abstinenz oder deutlichen Einschränkung ihres Konsums gebracht. Bis Ende 2009 soll es jetzt bundesweit in zehn Suchthilfeeinrichtungen weiter erprobt und wissenschaftlich ausgewertet werden. Neben Münster sind weitere Studienzentren in Stuttgart, Dresden, Bautzen, Hannover, Braunschweig, Osnabrück, Hamburg, München und Berlin.

Hintergrund: Experten zufolge gelten 600.000 Menschen in Deutschland als cannabisabhängig oder -missbrauchend, mehr als zwölf Millionen haben Erfahrungen mit der Droge gemacht. Lange verharmlost, gilt der hochgezüchtete Stoff inzwischen vor allem bei jahrelangem Konsum und bei jungen Kiffern unter 15 Jahren als äußerst schädlich für die Hirnentwicklung und -leistung bis hin zum Auslöser für Psychosen (Wahnzustände). Der Behandlungsbedarf steigt seit cirka anderthalb Jahrzehnten rasant. Heute kommen zehnmal mehr Cannabisabhängige in die ambulante Suchtkrankenhilfe als noch Mitte der neunziger Jahre. Die Kliniken des LWL machen neben dem CANDIS- Modellprojekt weitere Hilfeangebote (ambulant und stationär) für Cannabisabhänge.



Pressekontakt:
Karl G. Donath, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




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