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Mitteilung vom 08.04.08

Presse-Infos | Kultur

Das Leben der Wittener Frauenrechtlerin Rebecca Hanf

Nächster ¿Salon¿ im LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall

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Witten (lwl). Der Frauenrechtlerin Rebecca Hanf ist der nächste ¿Salon Frauenbilder¿ gewidmet, zu dem der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am Donnerstag, 17. April, in sein Industriemuseum Zeche Nachtigall nach Witten einlädt. Erinnert wird an eine Frau, die sich in Witten jahrzehntelang für die Stadtgesellschaft engagierte, und die am Ende ihres Lebens Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurde. Dr. Martina Kliner-Fruck, Leiterin des Stadtarchivs Witten, forscht als Historikerin und Soziologin zu Leben und Werk von Rebecca Hanf. Gemeinsam mit Brigitte Koch, die seit vielen Jahren als Amateur-Schauspielerin auftritt, wird sie die Protagonistin mit Bildern sowie Zitaten aus Briefen und Manuskripten vorstellen. Die zweistündige Veranstaltung beginnt anders als angekündigt erst um 18 Uhr. Der Eintritt ist frei, eine vorherige Anmeldung nicht erforderlich.

Rebecca Hanf

Rebecca Hanf, 1863 in Iserlohn (Märkischer Kreis) geboren, stammte aus der jüdischen Familie Löwenstein-Porta. Nach ihrer Heirat mit dem Wittener Bankier Moritz Hanf zog sie 1885 nach Witten. Sechs Kinder gingen aus der Ehe hervor. Mit dem Umzug der Familie in die 1903 errichtete ¿Villa Hanf¿ im Johannisweg (heute Parkweg) engagierte sie sich zunehmend in der ehrenamtlichen Sozialarbeit und in der bürgerlichen Frauenbewegung. Rebecca Hanf war jahrzehntelang Vorsitzende des Jüdischen Frauenvereins und Vorstandsmitglied des überkonfessionellen ¿Verein Frauenwohl¿ in Witten. Dieser hatte 1911 die ¿Auskunftsstelle über Berufswahl und Ausbildungsangelegenheiten für Frauen¿ eröffnet. Gemeinsam mit der Wittener Politikerin und Frauenrechtlerin Martha Dönhoff war sie hier einmal wöchentlich beratend tätig.

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges zählte Rebecca Hanf zum patriotischen Flügel der Frauenbewegung, der eine ¿Stärkung der Heimatfront¿ für den ¿Sieg der Nation¿ propagierte. Die Schrecken des Krieges und der Tod des eigenen Sohns, der 1918 als Vizefeldwebel in Frankreich sein Leben ließ, veränderten ihre Haltung. Jetzt sah sie die Friedensarbeit als wichtiges Aufgabengebiet der Frauen und initiierte nach Kriegsende die Nachbarschaftshilfe in Witten, die sich um verarmte Kriegshinterbliebene kümmerte.

Als assimilierte deutsche Jüdin zu Beginn des 20. Jahrhunderts bewegte sich Rebecca Hanf zwischen Räumen und Zeiten, zwischen einer (noch) traditionellen jüdischen Welt und einer zunehmend ausgrenzenden ¿christlichen¿ Gesellschaft. Auf der Suche nach einem eigenen Ort in dieser Gesellschaft verstärkte sie ihr kulturelles und bildungsbürgerliches Engagement: Hausmusikabende und philosophische Gesprächskreise waren in der ¿Villa Hanf¿ eine regelmäßige Einrichtung. Darüber hinaus führte sie als Anhängerin Kants rege Korrespondenzen mit namhaften deutschen Philosophen wie Ernst Marcus und Salomo Friedländer, den sie auch in der Emigration unterstützte.

Emigration, Flucht, KZ-Haft und Tod sind das Familienschicksal der Wittener Familie Hanf. Rebecca Hanf, die mit ihrem Mann 1939 in die Niederlande geflohen war, wurde im Alter von 81 Jahren aus dem sogenannten Sammellager Westerbork nach Auschwitz deportiert und dort im Januar 1944 ermordet.

Salon Frauenbilder

Die Veranstaltungsreihe des LWL-Industriemuseums ist ein spezielles Angebot insbesondere - aber nicht ausschließlich - für Besucherinnen. In entspannter Atmosphäre werden Kurzvorträge, Lesungen, Bilder und Literatur angeboten. Das Gehörte und Gesehene soll Anregungen für Gedanken- und Informationsaustausch, für kritische Diskussionen und Analysen bieten. Damit die Sinne nicht zu kurz kommen, wird jeder Salon begleitet von passender Musik. Getränke und Gebäck gehören ebenfalls zum Angebot. Die Auswahl der Portraits orientiert sich am Themen- und Zeitspektrum des Museums.



Pressekontakt:
Christiane Spänhoff, LWL-Industriemuseum, Tel. 0231 6961-127 und Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org




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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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