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Mitteilung vom 31.01.08

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Grenzüberwindende Abstraktion

LWL-Landesmuseum zeigt die Entwicklung vom Jugendstil zum Expressionismus

Bewertung:

Münster (lwl). Das LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster präsentiert noch bis zum 17. Februar 2008 in einer Ausstellung mit über 200 Exponaten die Kunst des ¿Blauen Reiters¿ (Kandinsky, Marc, Klee) und der ¿Brücke¿ (insbesondere Kirchner) in einem neuen Zusammenhang. Erstmals werden im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) mit der Ausstellung ¿Freiheit der Linie ¿ Von Obrist und dem Jugendstil zu Marc, Klee und Kirchner¿ die Ursprünge des Expressionismus im Münchner Jugendstil um 1900 aufgezeigt. In einer Serie stellt der LWL ausgewählte Exponate der Ausstellung vor.

Gemeinsames Thema der ausgestellten Kunstwerke ist die Bewegung. In Kunsthandwerk und Architektur, in Bildern und Skulpturen gestaltete der Jugendstil ausdrucksvolle lineare Bewegungen, die bereits durch ihre bloßen Verläufe Empfindungen darstellen. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Wirken des Bildhauers, Kunstgewerblers und Lehrers Hermann Obrist (1862¿1927) in München. Bereits vor 1900 verselbständigte er lineare und rhythmische Bewegungen zu abstrakten und ausdrucksgeladenen Formen.

Manchmal gibt es Künstler, die weitgehend unbekannt geblieben sind, weil sie in ihrer Karriere alles ¿falsch¿ gemacht haben. Zu ihnen gehört Otto Freundlich (1878¿1943). Er verließ seinen Wohnort immer dann, wenn ein Erfolg sich gerade anbahnte. Er wechselte ständig zwischen Frankreich und Deutschland, blieb bei keiner Künstlergruppe, der er sich gerade angeschlossen hatte und überraschte seine wenigen Anhänger ständig mit neuen, unerwarteten Formensprachen. Als Plastiker wechselte er zur Malerei, und als Abstrakter zum Gegenständlichen und umgekehrt. 1943 wurde Freundlich als Jude denunziert und in Maidanek umgebracht.

Wie ein Paukenschlag erscheint bereits zu Beginn von Freundlichs Karriere im Jahre 1911 ein riesiges Gemälde, zwei mal zwei Meter, das völlig abstrakt ist. Damit gehört es neben Kandinskys Bildern aus diesem Jahr zu den ersten abstrakten Werken überhaupt. Seine Formbildung und Farbigkeit sind von geballter Ausdruckskraft. Lang gezogene farbige Streifen schließen sich dicht an dicht aneinander und treiben das Auge über die Bildfläche. Ihre kurvigen Bewegungen sind vom Münchener Jugendstil angeregt, den Freundlich zwischen 1904 und 1910 vor Ort studieren konnte. In der Mitte verläuft ein senkrechtes Bündel von rötlichen Verlaufsbahnen, das an eine kniende Gestalt erinnert.

Ein perspektivisch sich verkürzender Weg und architektonische Bögen sind angedeutet und treiben den Blick auch in die Tiefe. Für Freundlich symbolisiert das Bild die ¿grenzüberwindenden Kräfte¿ und die Entgrenzung des Denkens und Fühlens.

Das Bild war in verschiedenen Privatsammlungen und wurde bisher nur zweimal ausgestellt, 1912 in Amsterdam und 1978 in Bonn. Für die Ausstellung ¿Freiheit der Linie¿ wurde es aufwändig restauriert und stellt in der Ausstellung neben Bildern von Kandinsky, Marc und Klee eine Entdeckung und einen Höhepunkt dar.



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Claudia Miklis, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Telefon: 0251 5907-168
presse@lwl.org




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