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Mitteilung vom 11.10.07

Presse-Infos | Kultur

Industriemuseum stellt ¿Frauenbilder¿ in Salon-Atmosphäre vor

Nachmittag zu Henriette Davidis mit Gesprächen und Quittenlikör

Bewertung:

Witten (lwl). ¿Salon Frauenbilder¿ heißt der Titel einer neuen Reihe, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in seinem Industriemuseum Zeche Nachtigall in Witten anbietet. Den Auftakt macht am Donnerstag, 18. Oktober, von 17 bis 19 Uhr eine Veranstaltung zur westfälischen Schriftstellerin Henriette Davidis, die vor allem durch ihr Kochbuch ¿Zuverlässige und selbstgeprüfte Recepte der gewöhnlichen und feineren Küche¿ (1844), das bis heute zahlreiche Auflagen erlebte, in ganz Deutschland berühmt wurde.

¿Die neue Veranstaltungsreihe ist als spezielles Angebot insbesondere, aber nicht ausschließlich für Besucherinnen gedacht. Anhand von ausgewählten Frauenportraits wollen wir das Industriezeitalter aus der weiblichen Perspektive betrachten und den Anteil der Frauen an der Entstehung und Gestaltung der Industriegesellschaft würdigen¿, erläutert Ingrid Telsemeyer, wissenschaftliche Referentin am LWL-Industriemuseum, die die Reihe konzipiert hat.

In entspannter Atmosphäre bietet das Museum Kurzvorträge, Lesungen, Bilder, Literatur ¿ oder auch Kochrezepte ¿ an. Telsemeyer: ¿Das Gehörte und Gesehene soll in bester Salon-Tradition Anregungen für Gedanken- und Informationsaustausch, für kritische Diskussionen und Analysen bieten.¿ Damit die Sinne nicht zu kurz kommen, wird jeder Salon begleitet von passender Musik, Getränken und Gebäck. So können Besucherinnen bei der Auftaktveranstaltung einen Quittenlikör nach Originalrezept von Henriette Davidis kosten.

Die Auswahl der Portraits orientiert sich am Themen- und Zeitspektrum des LWL-Museums. Einerseits sollen ganz ¿normale¿ oder typische Lebensbilder erkennbar werden, andererseits will das Museum auch außergewöhnliche Frauen wie Sophie La Roche oder Hedwig Dohm vorstellen, die die Kulturgeschichte Deutschlands entscheidend geprägt haben. Beim nächsten Salon am 29. November 2007 geht es um Katharina Kunz, Witwe des vor 100 Jahren tödlich verunglückten technischen Direktors der Roburit-Fabrik in Witten.


Henriette Davidis

Beim Auftakt-Salon am 18. Oktober wird die Leiterin des Stadtarchivs Sprockhövel, Karin Hockamp, Henriette Davidis vorstellen. Ingrid Telsemeyer moderiert und übernimmt die Vorstellung des lyrischen Werkes der Schriftstellerin.

Henriette Davidis wurde am 1. März 1801 im Dorf Wengern a.d. Ruhr, heute Wetter-Wengern geboren. Ihr Vater war lutherischer Pfarrer; die Mutter Katharina kam aus dem niederländischen Breda. Davidis besuchte die Höhere Töchterschule in Schwelm und absolvierte in Elberfeld eine Ausbildung zur Erzieherin und arbeitete viele Jahre in diesem Beruf. Henriette Davidis heiratete nicht. In Bommern war sie mehrere Jahre für die Erziehung der vier Kinder ihrer Schwester Albertine, verheiratete Oberste-Frielinghaus, zuständig. Berufliche Stationen brachten sie in den folgenden Jahren nach Sprockhövel, Bremen, Witten, Minden, Wengern, Werne und schließlich nach Dortmund, wo sie am 3. April 1876 starb.

Selbstbewusst und vom Wert ihrer Werke überzeugt verstand Henriette Davidis es, ihre Bücher geschickt zu vermarkten. Sie gehörte zu den wenigen Schriftstellerinnen ihrer Zeit, die gut von den Erträgen ihrer Bücher leben konnten. Neben dem berühmten Kochbuch verfasste sie mehrere Erziehungsschriften für Mädchen und junge Frauen, darunter ¿Der Beruf der Jungfrau¿, einen Ratgeber zum Gartenbau sowie Gedichte und Erzählungen.

Als Protagonistin ihrer Zeit trug Henriette Davidis entscheidend dazu bei, ein konservativ-bürgerliches Frauenideal in allen sozialen Schichten zu verankern. Sie prägte mit ihren vielgelesenen Werken das Selbstbild vieler Frauen weit über das 19. Jahrhunderts hinaus.

Die Autorin vermittelte Denk- und Verhaltensweisen, die geprägt waren von starker Religiosität, der Unterordnung unter den Mann, der Aufopferung für andere und der Zurückstellung eigener Interessen und Bedürfnisse - nach ihrer Definition die natürliche und gottgefällige Bestimmung der Frau. Sie verhalf im Deutschland des Industriezeitalters dem festgefügten Idealbild der bürgerlichen Familie zum Durchbruch.

Ingrid Telsemeyer: ¿Diskussionsstoff werden ihr Werk und ihre Person auf jeden Fall bieten. Parallelen zur aktuellen gesellschaftlichen Auseinandersetzung um die Rollenverteilung von Mann und Frau drängen sich auf. Verfolgt man die Diskussionen in den Medien und die zahlreichen Veröffentlichungen zu diesem Thema, bleibt es brisant.¿

Es wird der normale Museumseintritt (2,40 / 1,90 ¿) erhoben.



Pressekontakt:
Markus Fischer, Tel. 0251 591-235 und Christiane Spänhoff, LWL-Industriemuseum, Telefon: 0231 6961-127
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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