LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Mitteilung vom 31.05.07

Presse-Infos | Kultur

100 weiße Hemden für 100 Jahre Herding

LWL-Industriemuseum zeigt erstmals Ausstellung in historischer Spinnerei

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Bocholt (lwl). 30 Jahre nach der Stilllegung öffnet der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) im Sommer erstmals die Tore der ehemaligen Spinnerei Herding für Besucher. Zum 100. Geburtstag des Gebäudes zeigt das LWL-Textilmuseum in Bocholt dort die Ausstellung ¿100 Jahre Herding - Kunst.Visionen.Geschichte¿ (19.8. ¿ 7.10.2007) und stellt das eindrucksvolle Baudenkmal in seiner neuen Funktion als Ort der Kultur vor.

Sieben renommierte Künstlerinnen werden textile Installationen in den historischen Spinnsälen zeigen. Eine von ihnen ist Christa Maria Kirch. Die Bocholterin plant ein ¿soziales Kunstwerk¿ und spielt dabei mit dem Straßennamen ¿Hemdener Weg¿, wo früher vor allem Textilarbeiter wohnten. Kirch, die vor kurzem selbst in den Hemdener Weg zog, bittet ihre männlichen Nachbarn um Leihgabe oder Spende weißer, klassischer Hemden. ¿Gleich einem Festzug werden die gebügelten und gefalteten Hemden im großen Spinnsaal als Straßenzug arrangiert. Die Objekte, die vielfach aus Familien mit enger historischer Verbindung zur örtlichen Textilindustrie stammen, versinnbildlichen so die 100-jährige Geschichte des Spinnereigebäudes¿, erklärte Christa Maria Kirch heute (31.5.) bei der Vorstellung Ihres Projektes in Bocholt.

Die Ausstellung von Textilkunst und Textilgeschichte bietet einen Vorgeschmack auf das große Potential des historischen Komplexes ¿Herding¿, der neben Ausstellungsflächen in Zukunft auch Räume für Veranstaltungen und Ateliers für kreative Textiler bieten wird. ¿Unsere Vision ist es, in einem gewachsenen Gebäudeensemble ein Museum zu integrieren, das gestalterisch, didaktisch und denkmalpflegerisch nationalem wie internationalem Standard genügt¿, erläutert Dirk Zache, Direktor des LWL-Industriemuseums, zu dessen Verbund das Textilmuseum in Bocholt gehört.

Wichtiger Bestandteil des Konzeptes ist die Schauproduktion. So sollen in der Spinnerei Herding künftig wieder Fasern gesponnen, gewebt und gefärbt werden. Die in den letzten 25 Jahren zusammen getragene Sammlung bildet dafür die Grundlage. Sie gilt als einzigartig auf dem europäischen Festland. Im Depot des LWL-Industriemuseums befinden sich allein 300 Großmaschinen aus allen Bereichen der Textilherstellung. Museumsleiter Dr. Hermann-Josef Stenkamp: ¿Ob es sich um ein kostbares Damastgewebe aus feinem ¿Bielefelder Leinen¿, Möbelplüsch, T-Shirts, Reißverschlüsse, Borten oder Etiketten handelt, vieles könnte in Bocholt wieder im Schaubetrieb produziert in den historischen Qualitäten verkauft werden.¿

Nach den Vorstellungen der Museumsmacher soll der authentische Ort darüber hinaus Arbeits- und Präsentationsraum für Kreative aus dem Bereich Kunst, Kunstgewerbe und Design werden ¿ ¿eine Baumwollspinnerei, in der auch die verschiedenen Fäden der Kultur gesponnen werden und damit ein Netz weit über die Stadt Bocholt hinaus entstehen lassen¿, schwebt Museumsdirektor Zache vor.

Außerdem lernen Ausstellungsbesucher die Geschichte der Spinnerei Herding und des Fabrikgebäudes kennen, dessen Grundstein im Jahr 1907 gelegt wurde. Firmenchef Max Herding baute damit seine 1870 gegründete Handweberei an der Industriestraße zu einem zweistufigen Textilbetrieb mit großer Weberei und eigener Spinnerei aus. Mit über 500 Beschäftigten gehörte Herding in den 1950er Jahren zu den größten Textilfabriken Bocholts. Vor drei Jahren konnte der LWL den viergeschossigen Backsteinbau nach langen Bemühungen für die Erweiterung seines bestehenden Textilmuseums in Bocholt kaufen.

Hemden-Leihgaben aus dem Hemdener Weg nimmt das LWL-Textilmuseum bis zum 24. Juni (Di ¿ So 10-18 Uhr) entgegen. Auf Wunsch werden sie auch abgeholt.

Christa Maria Kirch - Biographisches

Ihr Studium der bildenden Kunst schloss Christa Maria Kirch mit dem Diplom der Bildhauerei ab. Vor allem Konzeptkunst, Installationen und die Entwicklung und Organisation von interdisziplinären Projekten beschäftigt die vor kurzem nach Bocholt gezogene Künstlerin. Mit Beiträgen ist sie seit 1998 bei zahlreichen Ausstellungen in den Niederlanden und im Münsterland vertreten. Sie ist Mitglied im KünstlerinnenForum Münsterland und der niederländischen Künstlergruppe M Plus. Die Gründung des Ahauser Kunstvereins ¿ArtHAUS e.V.¿ geht auf ihre Initiative zurück.

100 Jahre Herding - Kunst.Visionen.Geschichte
19.8.-7.10.2007
LWL-Industriemuseum | Textilmuseum in Bocholt
Ehemalige Spinnerei Herding
Industriestraße 6, 46395 Bocholt
geöffnet Do bis So, 10-18 Uhr sowie nach Vereinbarung



Pressekontakt:
Christiane Spänhoff, LWL-Industriemuseum, Tel. 0231 6961-127 und Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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