LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Mitteilung vom 05.10.06

Presse-Infos | Der LWL

LWL-Archäologen setzen Untersuchungen in Petershagen fort
22 Menschen und ein Pferd in Gräberfeld gefunden

Bewertung:

Petershagen (lwl). In Petershagen-Lahde (Kreis Minden-Lübbecke) haben Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) ihre Untersuchung des mittelalterlichen Gehöftes im Baugebiet ¿Auf dem Ufer¿ fortgesetzt. Die Fundstelle zählt mittlerweile zu den wichtigsten Siedlungsgrabungen des frühen bis hohen Mittelalters (9. bis 13. Jahrhundert) in Ostwestfalen. Bei der diesjährigen Ausgrabungskampagne haben die Ausgräber der LWL- Archäologie das zugehörige Gräberfeld mit bislang 23 Gräbern entdeckt. Völlig unerwartet stießen sie dabei auch auf die Reste eines Pferdes, das die Menschen im 9. Jahrhundert sorgfältig bestattet hatten.

¿Mitten im Gräberfeld, zwischen 22 Menschen, hatte man ein Pferd bestattet. Es lag auf der Seite, mit gefalteten Beinen, und sein Kopf war sorgfältig erhöht in die Grabgrube gebettet worden. Was diese ungewöhnliche Bestattung zu bedeuten hat, wissen wir noch nicht. Fest steht nur, dass solche Pferdegräber im 9. Jahrhundert absolut selten waren¿, berichtet LWL-Archäologe Dr. Werner Best über den diesjährigen Überraschungsfund.

Die Datierung der Gräber in das 9. Jahrhundert schließen die Experten aus den fehlenden Grabbeigaben, die auf frühe christliche Gräber hindeuten. ¿Maximal zehn weitere Gräber können wir auf dem Nachbargrundstück noch erwarten. Aus der Zahl können wir jetzt schon schließen, dass hier höchstens zwei oder drei Generationen ihre Angehörigen beerdigt haben¿, erklärt Grabungsleiter Best.
Die Gräber späterer Bewohner des Gehöftes können die LWL-Archäologen (noch) nicht lokalisieren. Spätestens zu Anfang des 13. Jahrhunderts erhielt Lahde eine Kirche. Seitdem bestatteten die Menschen dort ihre Toten.
Außer dem Gräberfeld haben die Archäologen bei ihrer diesjährigen Kampagne die Spuren von zwei Wohnstallhäusern und zwei Grubenhäusern aus dem 11. und 13. Jahrhundert freigelegt. Damit konnten sie die Ergebnisse aus dem letzten Jahr bestätigen, dass nämlich Lahde älter ist als die schriftliche Überlieferung, die den Ort erstmals 1168 erwähnt.

Was 2005 als kleine Ausgrabung begann, hat sich damit zu einer der größten und wichtigsten mittelalterlichen Siedlungsgrabungen in Ostwestfalen entwickelt. Bis zum Ende dieses Jahres werden die Wissenschaftler über die Hälfte des 12.000 Quadratmeter großen Baugebiets untersucht haben, auf dem inzwischen die ersten modernen Häuser stehen.

Insgesamt dokumentierten sie bis jetzt sechs Wohnstallhäuser, davon drei mit einer Länge von rund 20 Metern, sechs Grubenhäuser und einen Brunnen. In den Häusern und Gruben fanden die Ausgräber Tausende Scherben von Kochgeschirr, Werkzeuge für die Lederverarbeitung und Tuchherstellung, Gewandnadeln, Waffen und Reitzubehör.

Die außergewöhnlichsten Funde waren im vergangenen Jahr ein Mammutzahn, in diesem Jahr ein sehr gut erhaltener Kamm aus Knochen, der vermutlich aus dem 11. Jahrhundert stammt. Die Funde belegen, dass Menschen den Siedlungsplatz 500 Jahre lang, vom frühen 9. bis zum 13. Jahrhundert, kontinuierlich besiedelt haben.

"Die Funde als Quelle und Ergänzung der schriftlichen Zeugnisse dieses geschichtlich herausragenden Siedlungsraumes im Stadtgebiet schaffen die Möglichkeit, in Lahde die eigene Geschichte zum 'Anfassen' zu erleben und die Menschen in ihrem konkreten Lebensumfeld historisch in den Mittelpunkt zu stellen. So fügt sich die Neubesiedlung durch junge Bauherren auf dieser geschichtsträchtigen Stätte ein in die lange Tradition der Siedlungsgeschichte Lahdes," hebt Marianne Schmitz-Neuland, Bürgermeisterin von Petershagen, die Bedeutung der archäologischen Untersuchungen in dem Baugebiet für die Stadt hervor.

Den Rest der Fläche hoffen die Ausgräber im kommenden Jahr untersuchen zu können.



Pressekontakt:
Dr. Yasmine Freigang, Tel. 0251 5907-267 oder 0173 8301752 und Frank Tafertshofer, Tel. 0251 591 235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


Der LWL auf Facebook:
https://www.facebook.com/LWL2.0






Ihr Kommentar




zur Druckansicht dieser Seite

zu den aktuellen Presse-Infos