LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Mitteilung vom 23.05.06

Presse-Infos | Der LWL

Auf der Suche nach Meinwerks Steinbruch
Führungen durch Paderborns Geschichte in fünf Meter Tiefe

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Paderborn (lwl). Seit Frühjahr 2005 gräbt sich ein Archäologenteam des Westfälischen Museums für Archäologie in der Paderborner Innenstadt zwischen Kötterhagen und Grube in die Tiefe. Das gute Wetter der vergangenen Wochen begünstigte den Fortgang der Ausgrabung sehr: Auf der 4000 Quadratmeter großen Fläche haben die Archäologinnen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) Siedlungsspuren aus der frühen Neuzeit (16. bis 18. Jahrhundert) und aus dem Spätmittelalter (14./15. Jahrhundert) untersucht und abgetragen. Zur Zeit werden in vier bis fünf Meter Tiefe die Ruinen von massiven Häusern aus dem 12./13. Jahrhundert freigelegt. Sie entstanden, als die Bürger auf einem zugeschütteten Steinbruch neues Bauland an zentraler Stelle der mittelalterlichen Stadt gewannen.

An einigen Stellen zeigen sich nun mächtige Mauern mit Fensteröffnungen, die zu großen Bauten, so genannten Steinwerken, gehörten. Dass hier, gleich hinter dem Rathaus, keine kleinen Krämer wohnten, zeigt sich auch im Fundmaterial: Die Ausgrabungsleiterinnen Dr. Andrea Bulla und Marianne Moser M.A. freuen sich über Funde aus dem 13. Jahrhundert wie eine bronzene Feinwaage, einen Ohrlöffel als Teil eines Toilettenbestecks und diverse, gut erhaltene Silbermünzen. Zur Überraschung der Forscher haben sich auch Funde aus organischen Materialien erhalten.

Dazu gehören Holzfunde und Lederfunde wie eine vollständige Schuhsohle aus dem 15. Jahrhundert. ¿So etwas erhält sich nur in sehr feuchter Umgebung¿, weiß Stadtarchäologe Dr. Sven Spiong zu bestätigen. ¿Vermutlich befinden wir uns hier in ehemaligen Hinterhofbereichen, in denen sich ursprünglich ein Gewässer befand.¿ Mehrere Holzpfähle und -bretter ragen aus dem modrigen Lehm heraus. Die Wissenschaftler werden klären, ob es sich dabei um einen Tümpel oder um ein fließendes Gewässer handelte.

Teilweise stößt das Grabungsteam bereits auf den anstehenden, festen Kalkstein. Dieser ist letzten Endes das Ziel der Ausgrabung, denn die Archäologen suchen den Steinbruch, aus dem die Menschen auf Geheiß Bischof Meinwerks im 11. Jahrhundert die Steine für den Dom und die Kaiserpfalz gewannen. Zur Ausstellung ¿Canossa 1077¿ in Paderborn sollen Teile dieses einmaligen technischen Denkmals für die Besucherinnen und Besucher wieder sichtbar sein.

Schon jetzt kann man sich über den Fortgang der Grabung informieren: Jeden Dienstag um 17 Uhr gibt es eine kostenlose öffentliche Führung über die Grabung. Treffpunkt ist das Eingangstor zur Grabung an der Grube 6.



Pressekontakt:
Jana Sager, Tel.: 0251 5907-287 und Frank Tafertshofer, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




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