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Mitteilung vom 07.12.05

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Psycho-Arznei für Frauen: LWL-Experte fordert mehr Sorgfalt bei Verordnung

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Marsberg (lwl). Bei der Medikamentengabe sollten Ärzte und Apotheker die Verträglichkeit für Frauen stärker beachten. Erhöhte Sorgfalt erfordere insbesondere die Verschreibung von Psychopharmaka, die Frauen mehr als doppelt so häufig verordnet bekommen wie Männer. Manches Arzneimittel wie auch die herstellerseitig empfohlenen Dosierungen ließen sich nicht einfach auf Frauen anwenden, wenn - wie weithin noch üblich - Studien über Risiken und Nebenwirkungen zuvor mit meist jüngeren
männlichen Testpersonen erstellt werden. Darauf hat am Mittwoch (07.12.05) in Marsberg Pharmaziedirektor Hartmut Reinbold vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hingewiesen.

¿Noch ist wenig bekannt über geschlechtsspezifische Unterschiede in der Arzneimitteltherapie. Vorhandene Erkenntnisse jedoch werden in der Praxis zu wenig berücksichtigt¿, sagte Reinbold am Rande einer Fortbildungsveranstaltung für Ärzte und Therapeuten in der LWL-Klinik für Erwachsenenpsychiatrie Marsberg. Auch für die Behandlung psychischer Erkrankungen von Frauen sei inzwischen aber wissenschaftlich gesichert, dass biologische Faktoren wie etwa ein durchschnittlich geringeres Körpergewicht, ein höherer Körperfettanteil, Stoffwechsel-Unterschiede oder hormonelle Schwankungen die Verträglichkeit von Medikamenten gravierend beeinflussen.

Weil zum Beispiel das weibliche Herznervensystem sensibler reagiere als das männliche, seien ¿besondere Vorsicht und eine engmaschige Therapiekontrolle geboten¿, forderte Reinbold. Bestimmte Psychopharmaka nämlich könnten gefährliche Rhythmusstörungen hervorrufen. Selbst harmlos erscheinende Johanniskraut-Präparate - gern genommen als Stimmungsaufheller etwa gegen depressive Verstimmungen oder Angststörungen - haben es gelegentlich in sich: ¿Ihre meist unbekannte Wechselwirkung mit empfängnisverhütenden Pillen kann zu ungewollten Schwangerschaften führen¿, so Reinbold. Darüber hinaus könne der Einsatz von Psychopharmaka in Schwangerschaft und Stillzeit problematisch sein.

Nach Reinbolds Worten ist eine elektronische Datenbank im Aufbau: ¿Damit wollen wir unter anderem immer häufiger gestellte Fragen zum Thema Psychopharmakologie beantworten¿, so der LWL-Fachmann. Angesichts der spezifischen Therapieangebote für Frauen, zum Beispiel im Trauma-zentrum oder beim qualifizierten Drogenentzug, verdiene auch an der Marsberger LWL-Klinik (145 Betten für den Hochsauerlandkreis) ¿das Thema geschlechtsspezifische Arzneimittelwirkung besondere Beachtung¿, sagte der Ärztliche Direktor Dr. Stefan Bender.



Pressekontakt:
Karl G. Donath, Tel. 0251 591-235
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