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Mitteilung vom 18.06.05

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Psycho-Arznei für Frauen: LWL-Experte fordert mehr Sorgfalt bei Verordnung

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Hemer (lwl). Bei der Medikamentengabe sollten Ärzte und Apotheker die Verträglichkeit für Frauen stärker beachten. Erhöhte Sorgfalt erfordere insbesondere die Verschreibung von Psychopharmaka, die Frauen mehr als doppelt so häufig verordnet bekommen wie Männer. Manches Arzneimittel wie auch die herstellerseitig empfohlenen Dosierungen ließen sich nicht einfach auf Frauen anwenden, wenn ¿ wie weithin noch üblich ¿ Studien über Risiken und Nebenwirkungen zuvor mit meist jüngeren männlichen Testpersonen erstellt werden. Darauf hat am Samstag (18.6.05) Pharmaziedirektor Hartmut Reinbold vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) bei der 7. Dortmund-Hemeraner Fachtagung in Hemer (Märkischer Kreis) hingewiesen. Sie stand diesmal unter dem Motto ¿Frauenpsychiatrie ¿ Männerpsychiatrie: Geschlechtsspezifische Einflüsse in der Psychiatrie und Psychotherapie¿.

¿Noch ist wenig bekannt über geschlechtsspezifische Unterschiede in der Arzneimitteltherapie. Vorhandene Erkenntnisse jedoch werden in der Praxis zu wenig berücksichtigt¿, sagte Reinbold. Auch für die Behandlung psychischer Erkrankungen von Frauen sei inzwischen aber wissenschaftlich gesichert, dass biologische Faktoren wie etwa ein durchschnittlich geringeres Körpergewicht, ein höherer Körperfettanteil, Stoffwechsel-Unterschiede oder hormonelle Schwankungen die Verträglichkeit von Medikamenten gravierend beeinflussen.

Weil zum Beispiel das weibliche Herznervensystem sensibler reagiere als das männliche, seien ¿besondere Vorsicht und eine engmaschige Therapiekontrolle geboten¿, forderte Reinbold. Bestimmte Psychopharmaka nämlich könnten gefährliche Rhythmusstörungen hervorrufen. Selbst harmlos erscheinende Johanniskraut-Präparate ¿ gern genommen als Stimmungsaufheller etwa gegen depressive Verstimmungen oder Angststörungen ¿ haben es gelegentlich in sich: ¿Ihre meist unbekannte Wechselwirkung mit empfängnisverhütenden Pillen kann zu ungewollten Schwangerschaften führen¿, so Reinbold. Darüber hinaus könne der Einsatz von Psychopharmaka in Schwangerschaft und Stillzeit problematisch sein.

Nach Reinbolds Worten ist eine elektronische Datenbank im Aufbau: ¿Damit wollen wir unter anderem immer häufiger gestellte Fragen zum Thema Psychopharmakologie beantworten¿, so der LWL-Fachmann.

Hintergrund: Noch längst nicht ist die frauengerechte Arzneimittel-Botschaft in den Köpfen aller Medizinakteure angekommen, obwohl der Gesetzgeber es inzwischen ins Arzneimittelrecht geschrieben hat: Bevor Medikamente auf den Markt kommen, müssen klinische Erprobungen ihre (Neben-)Wirkungen und Risiken gerade auch auf Frauen geklärt haben.

Darum informiert der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) die in seinen elf Psychiatrieverbund-Kliniken für Erwachsene tätigen Behandlerinnen und Behandler wie auch interessierte Fachleute aus dem Umfeld in einer westfalenweiten Veranstaltungsreihe von Anfang Mai bis Ende Dezember über die vielschichtigen Fragen einer geschlechteradäquaten medikamentösen Therapie. Hemer ist die dritte von neun geplanten Stationen in der Informationsreihe.



Pressekontakt:
Karl G. Donath, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org




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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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