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Mitteilung vom 10.06.05

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Archäologisches Puzzlespiel ergibt neue Erkenntnisse - Aktuelle Forschungen zum ersten Kloster auf dem Domhügel

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Münster (sms/lwl). Der Domplatz ist der Mittelpunkt Münsters. Das ist heute so und die Forschung glaubte bisher, dass es schon vor 1200 Jahren, als Liudger 805 zum ersten Bischof von "Mimigernaford" geweiht wurde, so war. Man nahm an, der christliche Missionar Liudger habe sein Kloster in der sächsischen Siedlung an der Aa gegründet. Das "Domburg-Projekt" allerdings erschüttert jetzt die These, dass sich diese Siedlung im Bereich der Domburg befand.

Im Rahmen des Domburg-Projektes haben Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) nachgewiesen, dass die Klosterbauten Liudgers zeitlich vor der Siedlung auf dem Domburgareal entstanden sind. Liudger errichtete sein Kloster zwar in der Nähe der sächsischen Siedlung Mimigernaford, jedoch auf unbebautem Gebiet. Wo sich das legendäre Mimigernaford - die Furt der Leute des Mimigern - genau befand, werden nur weitere Grabungen erklären können, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der Stadt Münster und des LWL.

Dr. Alexandra Pesch, wissenschaftliche Referentin beim Westfälischen Museum für Archäologie des LWL, hat die vor allem von Wilhelm Winkelmann zwischen 1936 und 1981 durchgeführten Ausgrabungen am Horsteberg ausgewertet und ihre Erkenntnisse in dem Buch "Das Domkloster. Archäologie und historische Forschung zu Liudgers honestum monasterium in pago Sudergoe" zusammengefasst. Die Publikation ist der vierte Band der Reihe "Der Dom zu Münster". In der gleichen Reihe erschienen bereits zwei Bände, die das Westfälischen Museum für Archäologie und das Amt für Denkmalpflege des LWL herausgegeben haben. Zwei weitere werden folgen. Das Gotteshaus gehört so zu den am besten erforschten Kathedralen in Deutschland.

Mit viel detektivischem Spürsinn hat Dr. Alexandra Pesch ein kompliziertes archäologisches Puzzle zusammengesetzt. Zehn große Grabungen und diverse Baustellenbeobachtungen ließen zunächst kaum einen Überblick zu. Die komplette Auswertung der Gesamtpläne einschließlich der Detailzeichnungen und der Grabungsfotos ermöglichte dann aber den Blick aufs große Ganze und so die neuen Erkenntnisse. Die Ergebnisse des so genannten Domburg-Projekts bilden schließlich auch die wissenschaftliche Grundlage für die aktuell im Stadtmuseum Münster präsentierte Ausstellung "805: Liudger wird Bischof. Spuren eines Heiligen zwischen York, Rom und Münster". Bereits seit 1999 läuft das groß angelegte Forschungsprojekt, das von der Direktorin des Westfälischen Museums für Archäologie, Dr. Gabriele Isenberg, verantwortet wird. Der Band "Das Domkloster" ist der erste von drei Bänden, in denen die Ergebnisse der 2004 abgeschlossenen Arbeiten vorgelegt werden. Finanziert wurde das Gesamtprojekt vom Land NRW, dem Bistum Münster, dem LWL und der Stadt Münster.

Nicht nur die Erkenntnis, dass sich die sächsische Siedlung Mimigernaford nicht, wie lange vermutet, auf dem Horsteberg befand, auch die Klosterbauten selbst entsprachen nicht den Erwartungen der Archäologen. Idealerweise wurden Klöster im späten 8. und frühen 9. Jahrhundert nach dem so genannten benediktinischen Schema ¿ vier Gebäudeflügel, die um einen zentralen Kreuzgang samt Innenhof gruppiert sind ¿ errichtet. Während die frühere Forschung glaubte, einen solchen Bau nachweisen zu können, liefert die Autorin zahlreiche Nachweise, dass dies nicht der Fall ist. Allerdings ergab die Überprüfung der Grabungen, dass die ersten (Kloster-) Gebäude auf dem Horsteberg erhebliche Ausmaße besaßen. Das konkrete Aussehen des Klosters lässt sich jedoch nach dem heutigen Kenntnisstand nicht rekonstruieren.

Alexandra Pesch: Der Dom zu Münster, Bd. 4. Das Domkloster.
Archäologie und historische Forschung zu Liudgers honestum monasterium in pago Sudergoe.
Mainz 2005. 143 Seiten mit 26 Abbildungen, 105 Tafeln, 1 Beilage.
ISBN 3-8053-3515-6, 22 Euro



Pressekontakt:
Markus Fischer, Tel. 0251 591-235 und Dr. Yasmine Freigang, Tel. 0251 5907-267
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