LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Mitteilung vom 02.12.04

Presse-Infos | Der LWL

Lieder für das Baby
Interview mit Sonderpädagogin über die Früherkennung von Hörschäden

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Olpe (lwl). Simone Baumann ist Sonderpädagogin an der Westfälischen Schule für Gehörlose und Schwerhörige in Olpe. Als eine von vier Fachkräften arbeitet sie in der neuen Pädoaudiologischen Beratungsstelle, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) vor gut einem Jahr im September 2003 dort eingerichtet hat.

Frau Baumann, wie können Sie bei einem Kleinkind feststellen, ob es schwerhörig oder gar gehörlos ist?
Das ist viel schwieriger als bei älteren Kindern, aber wir sind dafür eingerichtet. In unserer Beratungsstelle können wir schon mit Säuglingen eine Verhaltens-Audiometrie machen: Wir spielen Geräusche oder Lieder ein und schauen, wie das Kind reagiert. Wenn es den Kopf nicht in Richtung der Geräuschquelle dreht, können wir den Eltern zumindest sagen: Da ist was nicht in Ordnung.

Ist das nicht die Aufgabe eines Kinderarztes?
Wir stellen hier keine medizinischen Diagnosen, und wir behandeln auch nicht. Die pädoaudiologischen Beratungsstellen sind vor allem für Eltern da, die den Verdacht haben, dass ihr Kind hörgeschädigt sein könnte. Anzeichen sind zum Beispiel Sprachstörungen oder Entwicklungsverzögerungen. Bei uns klären wir ab, ob diese Probleme tatsächlich mit dem Gehör zusammenhängen ¿ oder ob etwa eine Lernbehinderung der Grund ist.

Wie machen sie das?
Indem wir uns eingehend mit dem Kind beschäftigen. Wir prüfen das periphere und zentrale Hören, machen Intelligenz- und andere psychometrische Tests, spielen mit dem Kind und beobachten sein Verhalten. Kann es bestimmte Laute nicht aussprechen? Kann es gehörte Begriffe den passenden Bildern zuordnen? Gleichzeitig sprechen wir mit den Eltern über Vorerkrankungen oder Auffälligkeiten. Dabei stellen sich oft mögliche Ursachen heraus, an die die Eltern gar nicht gedacht hatten.

Angenommen, der Verdacht auf eine Hörschädigung bestätigt sich. Was können Sie tun, um Eltern und Kind weiterzuhelfen?
Das wichtigste ist, keine Zeit zu verlieren. Je früher ein Hörschaden erkannt und behandelt wird, desto besser. Der erste Weg führt zum HNO-Spezialisten. Das Kind bekommt ein Hörgerät, eventuell wird ein Implantat eingesetzt. Zugleich sollte die Frühförderung beginnen, später geht es um die Wahl der richtigen Schule. Da stellen sich den Eltern viele Fragen: Welche finanziellen und technischen Hilfen gibt es? Wie finde ich den geeigneten Kindergarten? Was ist, wenn mein Kind Probleme in der Schule hat? Diesen ganzen Prozess können wir begleiten und koordinieren. Die Beratungsstelle versteht sich als Bindeglied zwischen Eltern, Ärzten, Schulen und Behörden.

Ist es dabei von Vorteil, an eine Schule für Gehörlose und Schwerhörige angebunden zu sein?
Auf jeden Fall. Schon weil die Schule unter anderem für die Frühförderung hörgeschädigter Kinder verantwortlich ist. Dass unsere vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch dort tätig sind, bedeutet einen enormen Zugewinn an pädagogischer Erfahrung. Außerdem gibt es in der weiteren Umgebung von Olpe keine Pädoaudiologie. Wenn wir nicht wären, müssten Eltern und Kinder zwei oder drei Stunden bis zur nächsten Fachklinik fahren.

LWL-Beratungsstellen: Hörgeschädigte Kinder möglichst früh fördern

Der LWL hat ein dichtes Netz von insgesamt 37 Westfälischen Schulen geknüpft, das sich über ganz Westfalen-Lippe spannt. Dazu gehören Schulen für Blinde und Sehbehinderte, für Gehörlose und Schwerhörige, für Körperbehinderte und für Sprachbehinderte. In ihnen werden ca. 6000 Kinder und Jugendliche ihren Fähigkeiten entsprechend gefördert.

In den vergangenen Jahren hat der LWL das Förderangebot für gehörlose und schwerhörige Kinder in Westfalen-Lippe neu geordnet. Das Ziel: Alle Betroffenen sollen ein gutes, ortsnahes Angebot finden. Dazu gehören die Beratungsstellen für hörgeschädigte Kinder. Die nach Münster, Bielefeld, Bochum und Gelsenkirchen fünfte Beratungsstelle wurde im September 2003 in Olpe eröffnet. Hier können Eltern das Hörvermögen ihrer Kinder testen lassen, um eine Schädigung frühzeitig zu erkennen. Sie erfahren unter anderem, wie sie sich mit ihrem Kind verständigen und welche Fördermöglichkeiten es gibt. Alle Hilfestellungen sind kostenlos.

Mehr Infos unter:
https://www.westf-schulen.de



Pressekontakt:
Karl G. Donath, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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