Unternehmer mit weichem Herzen?
Interview mit Josef Lüttmann aus Rheine über seinen schwerbehinderten Mitarbeiter

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- Am Mittwoch ist der Internationale Tag der Menschen mit Behinderungen -


Herr Lüttmann, beschäftigen Sie einen behinderten Menschen, weil Sie so ein weiches Herz haben?
Von wegen. Peter Kersting arbeitet bei mir, weil er gut ist in dem, was er macht. Weil er seine Aufgaben hundertprozentig erledigt, und weil er Biss hat. Wenn Peter sich einmal in eine Sache reingekrallt hat, dann zieht er sie auch durch. Er ist so ehrgeizig, dass ich ihn manchmal bremsen muss.


Hätten Sie das erwartet, als Sie Herrn Kersting vor sieben Jahren einstellten?
Ich wusste, was für ein Kerl er ist. Er hatte ja schon seine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann bei mir gemacht. Danach wollte ich ihn gern übernehmen. Dafür mussten wir aber seinen Arbeitsplatz nach seinen Bedürfnissen einrichten. Peter sitzt nun mal im Rollstuhl und ist zu 100 Pro-zent schwerbehindert. Deshalb habe ich mich ans Integrationsamt des LWL gewandt.

Was war denn die größte Hürde, die Herrn Kersting damals im Weg stand?
Das waren die Regale in unserem Lager. Hauptsächlich bearbeitet Peter die Aufträge unserer Kunden. Das heißt, er holt die bestellten Teile aus dem Lager und macht sie versandfertig. Die Regale sind aber zwei Meter hoch. An die oberen Böden kommt er also gar nicht ran, und bei den unteren steht er sich selbst im Weg.


Und wie haben Sie das Problem gelöst?
Mit zwei Paternoster-Regalen. Das ist ein Lagersystem, bei dem die Böden an Ketten aufgehängt sind und auf Knopfdruck rauf- und runterfahren. Jeder Artikel hat einen festen Standort und eine Nummer. Die muss Peter nur am Computer eingeben. Das Regal setzt sich in Bewegung, Peter fährt rüber und holt die bestellten Teile ab. Fertig.

War es genauso einfach, dafür Fördergelder beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zu beantragen?
Ich hatte gehört, dass der LWL hilft, Arbeitsplätze behindertengerecht zu gestalten. Ich hatte aber keine Zeit, mich monatelang mit irgendwelchen Formularen rumzuschlagen. Das war aber auch gar nicht nötig. Der Ingenieur vom Integrationsamt beim LWL kam vorbei, hat sich die Sache angeguckt und gesagt, wir hätten gute Chancen. Dann lief alles ganz problemlos. Wenn die mich nicht so hervorragend unterstützt hätten, hätte ich die Förderung für Peters Arbeitsplatz nicht beantragt. Eigentlich hasse ich Subventionen in jeder Form.

Bereuen Sie Ihre Entscheidung manchmal?
Noch nie. Dass Peter hier arbeitet, davon profitieren alle. Mit den Paternoster-Regalen haben wir im Lager so gute Erfahrungen gemacht, dass wir jetzt zwei weitere einbauen. Und Peter ist für die Kollegen und die Kunden längst ein Mitarbeiter wie jeder andere auch. Mit einer Ausnahme: Mittwoch-nachmittags hat er frei, für seinen Behindertensport. Dafür muss er aber Samstagvormittags arbeiten. Geschenkt wird hier keinem was.

Josef Lüttmann ist Gründer und Inhaber der Lüttmann GmbH im westfälischen Rheine (Kreis Stein-furt). Das Unternehmen beliefert Industriebetriebe mit Werkzeug aller Art und hat 15 Beschäftigte.

Seit zehn Jahren gehört dazu auch der Rollstuhlfahrer Peter Kersting. Bei der Einrichtung seines Arbeitsplatzes half das LWL-Integrationsamt.


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