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Mitteilung vom 04.11.03

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Psychiatrie: LWL-Institut beleuchtet den Reformaufbruch der sechziger Jahre

Bewertung:

Münster (lwl). Schlafsäle voller eng gestellter Betten, Verwahranstalten mit Hunderten von Menschen hinter Mauern und Zäunen, rechtliche Benachteiligung von psychisch Kranken und geistig Behinderten - bis in die sechziger Jahre hinein herrschten katastrophale Zustände in den großen psychiatrischen Anstalten in Deutschland. Beflügelt durch frühe internationale Reformideen etwa aus der Weltgesundheitsorganisation und durch zahlreiche lokale Einzelinitiativen stieß nicht zuletzt die Protestbewegung der "68er" eine umfassende Bestandsaufnahme der maroden psychiatrischen Versorgung an. Sie startete 1970/71 und mündete 1975 in die berühmte Psychiatrie-Enquete des Deutschen Bundestages. Ein grundlegender Reformaufbruch hatte begonnen.

Die vielen Fragen zu dieser Zäsur ebenso wie manche weiterhin offene Antwort hat vor gut zwei Jahren ein psychiatriegeschichtlicher Kongress des Instituts für Regionalgeschichte des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) thematisiert, dessen Beiträge jetzt als Buch erschienen sind: Welche Bedeutung hatten Praxis und Hypothek der NS-Medizinverbrechen für den Reformstau in der deutschen Nachkriegspsychiatrie ? Wie sahen erste Ansätze zur Modernisierung und Humanisierung der Behindertenfürsorge in den fünfziger und sechziger Jahren aus ? Welche Fortschritte brachte der Reformaufbruch ? Und wo stieß er an Grenzen oder brachte seinerseits neue Probleme hervor ?

Trotz aller Anstrengungen zur patienten- und gemeindenahen Versorgung: Bis heute seien keineswegs alle Reformziele der Psychiatrie-Enquete vollständig erreicht, bilanziert Tagungsband-Herausgeber Prof. Dr. Franz-Werner Kersting, wissenschaftlicher Referent am LWL-Institut und außerplanmäßiger Professor an der Universität Siegen.

Franz-Werner Kersting (Hg.): Psychiatriereform als Gesellschaftsreform. Die Hypothek des Nationalso-zialismus und der Aufbruch der sechziger Jahre
(Forschungen zur Regionalgeschichte, Bd. 46)
Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2003,
302 Seiten, gebunden, ¿ 38,- (Bezug über den Buchhandel)
ISBN 3-506-79619-4






Pressekontakt:
Karl G. Donath, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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