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Mitteilung vom 21.02.03

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Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe schreiben mittelalterlichen Speiseplan um - Chefarchäologin legt Jahresbericht vor

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Westfalen (lwl). Die Zukunft fest im Blick, die Vergangenheit unter der Lupe: Die Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) machen derzeit nicht nur in räumlicher Hinsicht einen Spagat zwischen Münster und Herne. Kurz vor dem Umzug in den Museumsneubau nach Herne zog LWL-Chefarchäologin Dr. Gabriele Isenberg in ihrem Jahresbericht für 2002 Bilanz. Das Fazit der Rückschau: "Die Bodendenkmalpflege hat unverändert Hochkonjunktur", stellt Gabriele Isenberg fest. Auf über 120 Seiten des ab sofort erhältlichen Jahresberichts werden Funde zwischen Höxter und Gelsenkirchen, Herford und Olpe vorgestellt, die kleinere oder größere Mosaiksteinchen im westfälischen Geschichtsbild darstellen. "Aus allen Zeitepochen gab es neue, manchmal sogar aufregende Informationen über unsere Geschichte", sagt die oberste Archäologin des LWL.

So stießen ihre Mitarbeiter in Burgsteinfurt (Kreis Steinfurt) im Rahmen ihrer Grabungen an bäuerlichen Gehöften aus dem 9. bis 11. Jahrhundert auf sieben, im Erdreich eingelassene Holzkisten, in denen Eicheln gelagert wurden - und schrieben nach diesem Fund den mittelalterlichen Speiseplan der Hof-Bewohner um.

Denn in den Kisten bewahrten die damaligen Bauern Eicheln nicht nur auf, sie machten die Früchte auch für den Menschen genießbar. Indem sie in Grundwassernähe lagern, verlieren sie das für Menschen schädliche Tanin. Die Eichelkisten - mit einem Volumen von jeweils knapp einem Kubikmeter -lassen deshalb bisher einzigartige Rückschlüsse auf den Winter-Speiseplan im hochmittelalterlichen Münsterland zu.

Eine Müllgrube aus dem 17. Jahrhundert bescherte den Stadtarchäologen der Kreisstadt Höxter weitere Funde: Aus dem Abfallschacht förderten die Forscher unter anderem Trink-Glasgefäße zu Tage, die zum Teil mit Emailbemalung und Blattgoldauflagen verziert sind.

Die LWL-Archäologen untersuchten auch vergleichsweise junge Relikte. Eine Klasse der Dülmener Johann-Gutenberg-Schule (Kreis Coesfeld) widmete sich im Rahmen einer Projektwoche archäologischen Arbeiten in Haltern (Kreis Recklinghausen). Dort nahmen die "Jung-Forscher" ein Kriegsgefangenenlager aus dem Ersten Weltkrieg, das 1914 erbaut und 1921 abgerissen wurde, unter die Lupe. Die Schüler rekonstruierten mit Hilfe des Landschaftsverbandes Wegenetz und Barackenstandorte.

Wie wichtig gerade ehrenamtliches Engagement im Bereich der Bodendenkmalpflege ist, beweisen Funde aus dem Raum Erwitte (Kreis Soest). Die Außenstelle Olpe betreut dort seit Jahren eine Interessengemeinschaft für aktive Heimatforschung, die dem Museum das künstlerisch anspruchsvollste Fundstück im Jahr 2002 bescherte. Die Heimatforscher entdeckten am fundreichen Hellweg einen aus massiver Bronze gefertigten Eber.
Der 9,6 Zentimeter lange Tierkörper gelangte aus dem keltischen Kulturkreis nach Westfalen und wird ab dem 28. März im neuen Westfälischen Museum für Archäologie in Herne endgültig seinen Platz finden. Auf 2800 Quadratmetern präsentiert die neue Dauerausstellung die herausragenden Stücke der westfälischen Archäologie.

Zusätzlich zum Tagesgeschäft - allein 2002 registrierte das Westfälische Amt für Bodendenkmalpflege rund 500 Fundmeldungen - hält die Mitarbeiter natürlich der Umzug nach Herne und der Ausstellungsaufbau in Atem. "Doch wir laufen langsam auf der Zielgeraden ein", freut sich Dr. Gabriele Isenberg auf den Endspurt, für den alle Kräfte derzeit mobilisiert werden.

Der Neujahrsgruß kostete drei Euro und ist im Westfälischen Römermuseum Haltern, im Museum Kaiserpfalz in Paderborn und ab dem 28. März im Westfälischen Museum für Archäologie in Herne erhältlich.

Achtung Redaktionen: Weitere Fundorte in Westfalen-Lippe verzeichnet das Ortsregister des Jahresberichts, welches Sie per Fax anfordern können.





















Pressekontakt:
Markus Fischer und Florian Adamek, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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