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Mitteilung vom 14.01.03

Presse-Infos | Der LWL

Winter in der Seele
Mütter mit "Kindbettdepressionen" werden in den LWL-Kliniken in Dortmund und Herten behandelt

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Dortmund (lwl). Als sie nicht mehr ein noch aus wusste, befolgte sie den Rat der Hebamme, die ihr ein Faltblatt des Westfälischen Zentrums für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik Dortmund des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in die Hand gedrückt hatte. Auf dem Titelblatt stand unter dem Foto eines friedlichen Neugeborenen die provozierende Frage: "Stellt sich Mutterglück automatisch ein?"
Offenbar nicht, denn Carla durchlebte das krasse Gegenteil. Nach der Geburt ihrer Tochter stürzte sie in ein tiefes Loch, das der Volksmund "Kindbettdepression" nennt. In der Mutter-Kind-Einheit des Westfälischen Zentrums in Dortmund-Aplerbeck erfuhr Carla schnelle und wirkungsvolle Hilfe.

Für viele Paare ist es der größte Wunsch, für viele Frauen die Erfüllung ihres Daseins - ein Baby! Doch fast jede fünfte Mutter in Deutschland gerät nach der Geburt in eine schwere Krise. Dr. Luc Turmes, Initiator der Mutter-Kind-Einheit in der Dortmunder LWL-Klinik: "Die so genannten Heultage oder der Baby-Blues suchen fast alle jungen Mütter heim, aber in den überwiegenden Fällen nur ein paar Stunden lang oder wenige Tage. Bei 15 bis 20 Prozent der Frauen verschlimmert sich der Zustand dagegen bis hin zu einer postpartalen Depression, einige erleiden schwerwiegende Wochenbettpsychosen."

Erschöpfung und Antriebsschwäche, Selbstzweifel und Schuldgefühle und die bange Frage, ob die Entscheidung für ein Kind möglicherweise völlig falsch war, verwandeln den Alltag in einen Albtraum. So war es auch bei Carla. Die Fachärztin für Geburtshilfe und Gynäkologie konnte zunächst gar nicht begreifen, was da mit ihr geschah, zumal sie selbst über so viele Jahre gerade in diesem Bereich Expertin und Helferin für andere gewesen war.

Als die Ärztinnen und Ärzte der Mutter-Kind-Einheit des Westfälischen Zentrums die Diagnose "Kindbettdepression" stellen konnten, fühlte sie sich dennoch erleichtert. "Jetzt hatte ich wenigstens Gewissheit und musste mich nicht mehr mit dem Gedanken plagen, dass ich unfähig oder eine ¿Rabenmutter' bin."

"In der Seele ist Winter", erinnert sich Dr. Luc Turmes an den Versuch einer ehemaligen Patientin, ihre postpartale Depression zu beschreiben. Diesen Zustand gilt es zunächst zu beenden. Während der stationären Behandlung in der LWL-Klinik wurden Carla depressionslösende Medikamente verabreicht. "In den ersten beiden Wochen war ich wie benebelt", sagt sie und der Mediziner ergänzt, dass mit dem Einsatz der Medikamente "das Leid praktisch abgeschnitten" werde. Als Carla seelisch und körperlich wieder zu Kräften kam, konnte auch ihre kleine Tochter in der Mutter-Kind-Einheit aufgenommen werden. "Das Rooming-In und die Behandlung der Mutter-Kind-Beziehung helfen den Frauen dabei, in Ruhe gesund zu werden. Sie lernen, Mutter zu sein und werden dabei von unserem Team unterstützt."

Schon nach weiteren zwei Wochen drängte Carla auf Entlassung: "Ich fühlte mich stark genug, dem Leben zu Hause gewachsen zu sein, und ich wollte nicht noch einen Krankenhaus-Koller erleben." Carla ist seit über vier Monaten wieder daheim. Im Westfälischen Zentrum nimmt sie regelmäßig an gesprächstherapeutischen Sitzungen und Mutter-Kind-Gruppen teil, und sie wird weiterhin in der Ambulanz der Mutter-Kind-Einheit behandelt. Die ambulante Behandlung ist auf zwei Jahre angesetzt. Kein Problem für die Ärztin, die an zehn Stunden in der Woche schon wieder ihren Beruf ausüben kann. Zum Februar 2003 wird die Mutter-Kind-Einheit von Dortmund nach Herten in das Westfälische Zentrum für Psychiatrie und Psychotherapie umziehen, da Dr. Turmes dort die ärztliche Leitung übernommen hat. Im Dortmunder LWL-Zentrum gibt es aber weiterhin eine Spezialambulanz für postpartale psychische Erkrankungen.

Carlas Problem ist nahezu ausgestanden. Ein Problem hat dagegen Dr. Turmes, aber das ist anderer Art: "Geldnot! Die Kassen zahlen nur den einfachen Satz, also nur die Versorgung der Mütter. Die Babys werden aber mitversorgt und mitbehandelt.

Dafür sind mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Zeit und Sachmittel notwendig." Der Förderverein "Bei aller Liebe" hat sich das auf seine Fahnen geschrieben. Seit seiner Gründung vor zwei Jahren hat der Verein mehr als 150.000 Euro an Spenden gesammelt. Für seine Arbeit wurde der Verein im Jahr 2002 mit dem LWL-Preis für Psychiatrie ausgezeichnet.



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