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Mitteilung vom 24.05.02

Presse-Infos | Der LWL

LWL und Kreis Lippe planen Senioren-Tagesklinik in Horn-Bad Meinberg

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Münster/Kreis Lippe (lwl). Das 2.500 Quadratmeter große Grundstück an der Pyrmonter Straße in Horn-Bad Meinberg ist schon ausgeguckt. Kaufverhandlungen laufen. Das Projekt steht im Krankenhausplan des Landes. Und wenn weiterhin mit der Baufinanzierung durch das Land alles glatt läuft, können psychisch behandlungsbedürftige Seniorinnen und Senioren vielleicht schon 2005 in die geronto(=alters)psychiatrische Tagesklinik nahe dem Kurpark pilgern, die der Kreis Lippe und der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL, Sitz Münster) dort für 2,3 Mio. Euro errichten wollen.

20 Plätze auf 533 Quadratmetern Nutzfläche soll die teilstationäre Einheit haben, in der die alten Menschen von einem multiprofessionellen ärztlich-therapeutischen Team an jedem Werktag behandelt werden. Abends und an Wochenenden bzw. Feiertagen sind die Patientinnen und Patienten zu Hause in ihrer gewohnten Umgebung. Unter dem Neubaudach soll auf 68 Quadratmetern Nutzfläche auch eine gerontopsychiatrische Institutsambulanz Platz finden.

Mit dem Horn-Bad Meinberger Objekt realisieren Kreis Lippe und LWL ihr zweites Bauvorhaben unter gemeinsamer GmbH-Regie. Seit Sommer vorigen Jahres baut die Gesellschaft in Detmold-Hohenlohe als Modellprojekt ein Gemeindepsychiatrisches Zentrum (GPZ) für mehr als zehn Millionen Euro. Dessen Inbetriebnahme (64 Klinikbetten, 25 Tagesklinikplätze plus Ambulanz) ist für Frühjahr 2003 geplant. "Wenn schließlich noch die Horn-Bad Meinberger Senioren-Tagesklinik steht, dann ist die psychiatrische Versorgung im Lippischen komplett verbessert", blickt LWL-Krankenhausdezernentin Helga Schuhmann-Wessolek voraus.

Teilstationäre Tageskliniken helfen stationäre Krankenhausaufenthalte zu vermeiden oder zu verkürzen. Nach dem Grundsatz "Ambulant vor teilstationär vor stationär" und dem Gebot bestmöglicher Erreichbarkeit für die Patienten will der LWL in den kommenden Jahren sein westfalenweites Netz von Tageskliniken von jetzt 26 auf 51 mit 831 Plätzen (einschließlich Horn-Bad Meinberg) nahezu verdoppeln.


Wo Senioren zur Arbeit gehen: Tagesklinik ersetzt die stationäre Krankenhausbehandlung


Münster (lwl). Die 74-jährige Marlies Neu (Namen geändert, Red.) geht seit fünf Wochen wieder arbeiten. Am Ende ihres Acht-Stunden-Tages hat sie zwar keinen Pfennig verdient, aber auf dem Rückweg zu ihrer Wohnung und ihrem Mann ist sie meistens ganz gut gelaunt. Jedenfalls viel bes-ser als in der langen Leidenszeit zuvor.

"Ich gehe jetzt arbeiten!" Pünktlich um 7.40 Uhr jeden Werktag verabschiedet sich Marlies Neu an diesem Montagmorgen von ihrem Mann, steigt ins Taxi. Zu der Seniorentagesklinik der Westfäli-schen Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie (WKPP) nahe dem münsterschen Nordpark ist es nicht allzu weit.

Acht Uhr, der "Arbeitstag" beginnt für derzeit neun Senioren und drei von insgesamt sechs Mitarbeitern der Seniorentagesklinik. Zuerst mit einem gemeinsamen Frühstück, dem Duft von frischen Brötchen und Kaffee. In dem modern möblierten Aufenthaltsraum sitzt die Gruppe an runden Tischen.

Zum Gesprächskreis in der Stuhlrunde werden Marlies, Oskar und die anderen Senioren von Stationsleiterin und einer Altenpflegerin begrüßt. Sie stellen die Montags-Fragen: "Wie war das Wochenende? Wie haben Sie sich gefühlt und was haben Sie erlebt?" Der Reihe nach antworten alle. Oskar erzählt, dass er es trotz bester Vorsätze und intensiver Vorbereitungsgespräche in der Tagesklinik am vergangenen Samstag nicht geschafft habe, seiner Frau einen Geburtstagsblumenstrauß zu kaufen. Seit Monaten geht er kaum mehr aus dem Haus, auch diesmal hat er wieder seinen Sohn zum Einkaufen geschickt. Renate Frei, die sich ebenfalls monatelang isoliert und dabei Alkohol en masse konsumiert hat, war dagegen am Wochenende auf dem Markt und viel spazieren. Das sei sehr schön gewesen, sagt sie.

Ältere Menschen ab etwa 60 Jahre, die wie Renate, Oskar oder Marlies für einige Wochen oder Monate eine Seniorentagesklinik des LWL besuchen, haben unterschiedliche seelische (alterspsychiatrische) Erkrankungen. Dazu gehören Depressionen, Angststörungen, Psychose- und Wahnerkrankungen oder Persönlichkeitsstörungen. Aber auch Menschen in tiefgreifenden persönlichen Krisensituationen und Patienten mit Demenzerkrankungen (vorzeitiger geistiger Leistungsabbau, z.B. durch die Alzheimer-Erkrankung) werden hier therapeutisch von einem multiprofessionellen Team behandelt. Marlies Neu ist froh, dass es diese ambulante Betreuungsmöglichkeit in ihrer Wohnortnähe gibt. Sie kommt jeden Tag gerne. "Zuhause ist es doch viel eintöniger", sagt sie.

Wohl wahr: Das Tages- und Wochenprogramm in der Seniorentagesklinik ist durchgeplant. Die Sta-tionsleiterin erläutert es in der Morgenrunde. Zur Behandlung - das ist es, was Marlies augenzwinkernd immer "Arbeit" nennt - gehören Ergo- und Gestaltungstherapie, Musiktherapie, Bewegungstherapie und Krankengymnastik, Selbstsicherheits- und Gedächtnistraining, Entspannungsübungen und das Einüben alltäglicher Fertigkeiten wie zum Beispiel Haushaltstraining. Unter der Leitung von Dr. Dirk Wolter-Henseler arbeiten eine Oberärztin, eine Psychologin, eine Ergotherapeutin, eine Sozialarbeiterin, eine Fachkrankenschwester und eine Altenpflegerin intensiv zusammen, um die geistigseelische und körperliche Leistungsfähigkeit der älteren Menschen in der Tagesklinik zu för-dern. Das Behandlungsangebot umfasst auch die medikamentös-psychopharmakologische Behandlung sowie Psychotherapie in Form von Einzel-, Paar-, Familien- und Gruppentherapie.
Es geht auf den "Feierabend" zu. Um 16 Uhr treffen alle Senioren und das Team wieder im Gemeinschaftsraum zusammen. Alle merken, dass Marlies traurig ist. Ihre letzte Woche in der Seniorentagesklinik ist angebrochen. Hier aber fühlt sie sich geborgen. Entlassung als "Sprung ins kalte Wasser"? Nein: Bei der Vorbereitung von Hilfen danach unterstützt sie die Sozialarbeiterin intensiv. Zwar nicht mehr jeden Werktag, aber zweimal wöchentlich wird Marlies Neu demnächst eine andere Tagesstätte besuchen. Ohne Taxifahrt. Direkt in ihrer Nachbarschaft. Bis dahin wird sie jedoch noch allmorgendlich in die 'Seniorentagesklinik am Nordpark' "zur Arbeit" kommen.








Pressekontakt:
Karl G. Donath, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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