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Mitteilung vom 26.03.02

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Leiter der NRW-Jugendämter fordern auf LWL-Tagung: Schlüssige Konzepte statt unüberlegter Schnellschüsse als PISA-Konsequenz

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Münster (lwl). Gegen die vielen Schnellschüsse und voreiligen Maßnahmekataloge, mit denen vielerorts auf die PISA-Studie mit ihren schlechten Ergebnissen für die deutschen Schüler reagiert wird, wandten sich die Leiter der 175 Jugendämter Nordrhein-Westfalens. Der Landschaftsverband-Westfalen-Lippe (LWL) hatte im März die jährliche Tagung der Jugendamtsleiter in Münster ausgerichtet. "Wir brauchen ein schlüssiges, gemeinsam erarbeitetes Bildungs- und Erziehungskonzept, keine Einzelmaßnahmen, die ins Leere laufen", forderten die Jugendamtsleiter.
Zuvor hatte Organisationsberaterin Dr. Birgit Holler-Novitzki (Bielefeld) die einige Probleme des deutschen Bildungssystems zusammengefasst: "Wir sind Weltmeister im Aussortieren. Sitzenbleiben, Zurückstellungen und Schulwechsel sind in Deutschland an der Tagesordnung. Schulsysteme in anderen Ländern sind deutlicher auf Förderung einzelner Schüler ausgerichtet, in den meisten Ländern besuchen alle Kinder eines Jahrgangs gemeinsam eine Klasse, bevor sie mit zwölf oder 13 Jahren auf weiterführende Schulen wechseln." Außerdem mangele es an der Sprachförderung für Kinder aus Zuwandererfamilien in Kindergärten und Schulen. Auch die individueller Förderung werde vernachlässigt. "Wir setzen spät an und sortieren sehr früh. Wir müssen zunächst einmal das Schulsystem kritisch durchleuchten", so Holler-Novitzki weiter.

LWL-Jugenddezernent Hans Meyer brachte die Perspektive der Jugendhilfe in die Diskussion: "Bildung fängt nicht erst im Kindergarten an. Wir müssen früher vor allem die Familien früher erreichen, die nicht von allein in Erziehungsberatungsstellen oder Familienbildungsstellen kommen. Konsequenzen aus der PISA-Studie sind für die Jugendhilfe, mehr offene Ganztagsschulen einzurichten und dabei die Erfahrungen der Jugendhilfe einfließen zu lassen, mit der Sprachförderung früher anzusetzen, einen präzisen Bildungsauftrag in den Kindergärten umzusetzen sowie die Zusammenarbeit mit Schule und Eltern zu verbessern". Besonders müsse man auch die Risikogruppen auf dem Arbeitsmarkt im Auge behalten. Wenn heute fast jeder vierte Schulabgänger massive Probleme mit dem Lesen habe, könne die Jugendberufshilfe diese Bildungsdefizite allein nicht mehr auffangen.

Alle Teilnehmer warnten jedoch vor übereilten Reaktionen. In Arbeitsgruppen erarbeiteten sie die Aufgaben von Jugendhilfe und Schule. Tenor der Jugendamtsleiter: Statt schneller Einzelmaßnahmen brauche man jetzt ein Bildungs- und Erziehungskonzept. Vehement vertraten einige Jugendamtsleiter ihre Mitarbeiterinnen in den Kindergärten: Es müssten zwar höhere Anforderungen an die Tageseinrichtungen formuliert werden und die Kindergärten müssten zum Frühwarnsystem der Gesellschaft werden. Diese Ansprüche könnten von den Erzieherinnen allerdings nur bewältigt werden, wenn Aus- und Fortbildung und die Rahmenbedingungen in den Einrichtungen auch erheblich verbessert werden.

Neben der PISA-Studie beschäftigten sich die Jugendamtsleiter mit der Frage, wie Jugendhilfe möglichst schon vor Krisen und Konflikten mit Familien zusammenarbeiten und diese unterstützen kann. Andreas Rauchfuss von der Move gGmbH (Münster) und Wolfgang Rüting, Kreisjugendamt Warendorf, stellten die Ergebnisse eines Modellprojektes zur besseren Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Familienbildung vor. "Positive Erfahrungen haben wird vor allem mit einem Kontaktcafé für Familien, offenen Sportaktionen und einem Kochkurs gemacht, den vor allem Vätern mit ihren Kindern besucht haben", fassten Rauchfuss und Rüting zusammen.




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