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Mitteilung vom 02.01.02

Presse-Infos | Der LWL

Aus den Depressionen heraus gearbeitet Das Hans Peter Kitzig-Institut hilft psychisch kranken Menschen, neue Lebenskonzepte zu entwickeln

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Kreis Gütersloh (lwl). Wenn sich Ralph an die Zeit vor seinem Aufenthalt im Gütersloher Hans Peter Kitzig-Institut erinnert, spricht er von zwei unterschiedlichen Lebensphasen. Das Studium des Chemie-Ingenieurwesens zog der heute 35-Jährige in fünf Jahren durch, das Studentenleben in Krefeld beschreibt er als stressfrei. Erst nach dem Studium fingen die Probleme an: ¿Ich hätte einen Job annehmen müssen, der von mir zu viel Verantwortung als Chemie-Ingenieur verlangte¿, erzählt der ruhige, nachdenklich wirkende Mann im Juni 2001 kurz vor Ende der Rehabilitation im Kitzig-Institut, dem Institut zur Rehabilitation psychisch Kranker des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL).

Aus Angst vor der Verantwortung versuchte er erst gar nicht, als Ingenieur zu arbeiten. Stattdessen nahm er Aushilfstätigkeiten an. Eine Zeitlang hielt der Schwebezustand. Dann kamen die Depressionen. Irgendwann sah Ralph nur noch einen Ausweg: den in eine psychiatrische Klinik. ¿Die Krise hatte sich im September 1999 noch weiter verstärkt. Mir wurde klar, ich bin auf Hilfe angewiesen¿, sagt er. Ärzte diagnostizierten eine Persönlichkeitsstörung.

Nach stationärer Behandlung und Betreuung in einer Tagesklinik folgte eine medizinische Rehabilitation, die ihn im April 2000 ins Kitzig-Institut nach Gütersloh führte.

¿Wir erarbeiten gemeinsam mit den psychisch kranken Menschen eine neue Lebensperspektive. Auch die Rehabilitan-den tragen dazu bei ¿ etwa durch Praktika in Unternehmen oder die eigenständige Organisation des Alltags¿, erläutert Hans-Heiner Schmitz, Therapeutischer Leiter des Instituts, die Arbeitsziele. Das zehnköpfige Team betreut insgesamt 24 Menschen mit Psychosen, Neurosen oder Persönlichkeits-störungen. Im Gegensatz zu psychiatrischen
Kliniken werden im Kitzig-Institut keine
akuten Erkrankungen behandelt. Vielmehr sollen die Betroffenen im Anschluss an eine medizinische Betreuung mit einer Rehabilitation auf ein eigenständiges Leben vorbereitet werden.

Nach der Arbeit in Betrieben am Vormittag können sich die Rehabilitanden nachmittags verschie-dene Angebote aussuchen. Mitarbeiter bieten Selbstsicherheitstraining, Einzel- und Gruppen-gespräche bis hin zu Informationen über Krankheitsbilder und den persönlichen Umgang damit an. Für den Alltag mit Einkaufen, Kochen und Putzen sind die Wohngruppen selbst verantwortlich.

Seine neue Lebensstrategie, die sich Ralph im
Hans Peter Kitzig-Institut erarbeitet hat, be-
schreibt er so: ¿Ich habe mehr Gespür dafür,
was ich will, und ich habe die Bereitschaft, es
auch zu tun.¿ Ein wichtiger Schritt auf dem Weg dahin war nach den Worten seines Betreuers Jochen Venker die Auseinandersetzung mit seinen beruflichen Wurzeln: ¿Bei einem Praktikum in einem Chemiebetrieb war nach wenigen Wochen klar, das ist es nicht¿, beschreibt er den Erkenntnisprozess des 35-Jährigen, der hinzufügt: ¿Das mit dem Studium habe ich mittlerweile abgehakt, das war zwar eine schöne Zeit. Die aber leider zu nichts geführt hat.¿

So nüchtern Ralph seine Erkenntnis beschreibt: Man merkt ihm an, dass der Weg dorthin nicht leicht war. Neuen Mut hat Ralph bei einem Praktikum in einem Gartenbaubetrieb bekommen. ¿Da sieht man abends, was man geschafft hat¿, erzählt er über die Arbeit, die er nun mit einer zweijährigen Ausbildung zum Garten- und Landschaftsbauer fortsetzen wird.

Damit das, was Sozialarbeiter Jochen Venker als ¿das Loch nach einem stationären Aufenthalt¿ beschreibt, nicht gleich zu einer neuen Krise führt, wird Ralph mit seinem Betreuer auch weiterhin Gespräche führen und ausbildungsbegleitend unterstützt werden.

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband für die 8,5 Millionen Menschen in der Region. Mit seinen 40 Schulen, 17 Krankenhäusern, 17 Museen und als einer der größten Sozialhilfezahler Deutschlands erfüllt der LWL Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, der durch ein Parlament mit 135 Mitgliedern aus den Kommunen kontrolliert wird.





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