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Mitteilung vom 27.09.01

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Ein Leben für die Archäologie: Wilhelm Winkelmann vollendet sein 90. Lebensjahr - Entdecker der Paderborner Kaiserpfalz

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Münster (lwl). Prof. Wilhelm Winkelmann, der "Altmeister" der archäologischen Denkmalpflege in Westfalen, vollendet am Sonntag, 30. September, sein 90. Lebensjahr. Insbesondere die Ergebnisse seiner Ausgrabungen im Gräberfeld von Beckum (Kreis Warendorf) und in den Pfalzanlagen von Paderborn haben europäischen Rang.

Der gebürtige Wittener studierte in Tübingen und Münster Vor- und Frühgeschichte, Germanistik und Religionswissenschaften. Von 1938 bis 1940 arbeitete er zunächst an einer Inventarisation im Kreis Borken. Nachdem er im Zweiten Weltkrieg schwere Verwundungen erlitten hatte, kam er am 1. August 1944 als wissenschaftlicher Assistent zum damaligen Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte (heute Westfälisches Museum für Archäologie). Auch nach seinem offiziellen Ausscheiden 1979 blieb er als Vorsitzender der Altertumskommission für Westfalen (1969 bis 1996) ehrenamtlich im Dienst des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL).

Seit Kriegsende war die archäologische Erforschung der Franken und Sachsen der Schwerpunkt der Arbeit von Wilhelm Winkelmann. Zu seinen herausragenden Entdeckungen dieser Zeit gehört die große Siedlung des 6. bis 8. Jahrhunderts in Warendorf-Neuwarendorf. In Beckum grub der Forscher auf einem sächsischen Friedhof das berühmte "Fürstengrab" mit seiner reichen Ausstattung aus.Internationales Aufsehen erregten auch die Ausgrabungen in den Paderborner Pfalzanlagen seit 1964. Bis 1978 legte Winkelmann mit seinem Team die Reste der Pfalz Karls des Großen und den Nachfolgebau aus dem 11. Jahrhundert frei. Diese spätere Pfalz war so gut erhalten, dass sie unter Einbeziehung der historischen Bausubstanz wieder aufgebaut werden konnte. Das Museum in der Kaiserpfalz des LWL präsentiert unter anderem die reichen Ausgrabungsergebnisse und dient als Ort für besondere Veranstaltungen.
Mit Ausgrabungen im ehemaligen Kanonissenstift in Vreden (Kreis Borken) begann der mit außergewöhnlichem Gespür begabte Forscher 1949 seine Arbeiten zur Kirchengeschichte. Mehr als 20 Jahre lang, zwischen 1953 und 1975, grub er auch immer wieder in der Domburg in Münster und zeigte
damit die Entwicklung von der sächsischen Siedlung über die Gründung des Bistums bis zur mittelalterlichen Stadt auf.

Neben seiner rastlosen Grabungstätigkeit hat Wilhelm Winkelmann vielfach über seine Ergebnisse berichtet. Die Liste seiner Veröffentlichungen umfasst mehr als hundert Titel. "Mit seinen Arbeiten hat Wilhelm Winkelmann der westfälischen Landesgeschichte entscheidende Impulse gegeben. Seine Ausgrabungen haben wichtige Fragen zum Leben im frühmittelalterlichen Westfalen beantwortet", würdigt LWL-Chefarchäologin Dr. Gabriele Isenberg das Lebenswerk von Wilhelm Winkelmann.

Mit 67 Jahren beendete der Jubilar seine aktive Grabungstätigkeit, doch ein Leben ohne Archäologie ist für ihn nicht vorstellbar. So begleitet er noch heute die wissenschaftliche Aufarbeitung seiner beiden wichtigsten Grabungen in Münster und Paderborn. Das Westfälische Museum für Archäologie - Amt für Bodendenkmalpflege des LWL wird in Kürze den ersten Band der Paderborner Ausgrabung vorstellen.

Die umfassenden Leistungen von Wilhelm Winkelmann fanden Anerkennung: 1973 zeichnete ihn die Stadt Paderborn mit ihrem Kulturpreis aus, die Landesregierung Nordrhein-Westfalen würdigte die langjährigen Verdienste 1975 mit der Verleihung des Professorentitels und 1999 mit dem Verdienstkreuz des Landes Nordrhein-Westfalen; 1996 ernannte ihn die LWL-Altertumskommission zu ihrem Ehrenmitglied. An seinem 90. Geburtstag laden das LWL-Museum für Archäologie und die LWL-Altertumskommission alte Freunde, Bekannte und seine ehemaligen Mitarbeiter zu einem Umtrunk in das Museum ein, um dem Jubilar gemeinsam zu gratulieren.

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Pressekontakt:
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Dr. Yasmine Freigang, Telefon: 0251/5907-267
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