LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Mitteilung vom 15.08.01

Presse-Infos | Der LWL

Den Wurmfraß bekämpfen
Krankenpfleger aus Warstein arbeitete für einen Tag im Museum

Bewertung:

Warstein/Münster (lwl) - Vorsichtig heben Armin Mues und Beate Holtmann die kleinen Sandsäckchen vom Seidenpapier hoch und betrachten die dahinterliegende Graphik aus dem 18. Jahrhundert: Hier können Sie gut erkennen, was Klebestreifen anrichten können", erklärt die Graphik-Restauratorin aus dem Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Münster und zeigt auf das dunkelbraune Natronband, das das Blatt an einer gerissenen Stelle zusammenhält. Armin Mues beugt sich über das Bild und beobachtet wie Beate Holtmann das Band mit heißem Wasserdampf Millimeter für Millimeter bearbeitet und anhebt. Zurück bleibt ein dunkelbrauner Streifen. Das ist Arbeit, die sehr viel Fingerspitzengefühl benötigt", ist Mues beeindruckt.

Für einen Tag tauschte er seinen Arbeitsplatz als Krankenpfleger im Erziehungsdienst im Westfälischen Pflege- und Förderzentrum Warstein mit dem eines Restaurators im Museum. Ich sammle leidenschaftlich gerne alte Dinge und Bücher haben es mir besonders angetan", erklärt der Warsteiner Krankenpfleger. Deshalb lag ihm viel
daran, zu sehen, wie altes Papier professionell aufgearbeitet werden kann. Sein Arbeitgeber, der LWL, ermöglichte dem Krankenpfleger seinen Wunsch.

Im Rahmen des LWL-Projektes "Arbeitsplatztausch" erlebten bereits mehrere Mitarbeiter am praktischen Beispiel die Vielfältigkeit des Kommunalverbandes. So begleitete eine Mitarbeiterin aus der Datenzentrale des LWL Vorbereitungen einer Ausstellung im Westfälischen Museum für Naturkunde und ein
LWL-Elektrohandwerksmeister schaute den Hausmeistern der LWL-Schul- und Internatsverwaltung Bochum über die Schulter.

Im Westfälischen Landesmuseum führen die beiden Graphik-Restauratorinnen Marianne Parsch und Beate Holtmann Krankenpfleger Armin Mues durch ihre Werkstatt: Neben großen Archivschränken, Pappschneidern und Pressen stehen die Arbeitstische, auf denen sie die kostbaren Blätter begutachten und restaurieren. Sieben bis acht Ausstellungen betreuen die Restauratorinnen neben den Sammlungen des Museums pro Jahr. Das heißt, sie beurteilen, ob ein Graphikblatt aus konservatorischen und restauratorischen Gründen ausstellbar ist, restaurieren die Ausstellungsstücke und kontrollieren bei Leihgaben genau, ob die ankommenden oder zu versendenden Blätter in einwandfreiem Zustand sind.

Das hier sieht aus wie Wurmfraß", Mues zeigt auf die winzigen Löcher im gezeichneten Porträt eines eines Adligen. Ja, richtig", stimmt Marianne Parsch zu "Das Blatt hat in der Nähe von Holz gelegen und wurde vom Wurm mit angeknabbert". Die beiden Fachfrauen zeigen Mues weitere Problemfälle aus ihrer aktuellen Arbeit: Ausgefranste Ränder, am Rahmen festgeklebte Zeichnungen oder überspanntes Pergaminpapier. Wir restaurieren nicht jedes Detail, man darf den Blättern auch ansehen, dass sie alt sind", erklärt Beate Holtmann. Zum Abschluss des Werkstattbesuchs holt sich Mues bei den beiden Fachfrauen Rat. Soll er eine Urkunde seiner Großmutter laminieren? Die Restauratorinnen raten dringend davon ab. Ansonsten müsse er sie bald in die Werkstatt geben.

Nach einem Abstecher in den Skulpturenbereich des Landesmuseums hätte der Warsteiner Krankenpfleger nach weiteren Erklärungen der Fachfrauen am liebsten auch noch das Depot im Keller des Museums besichtigt. Doch der Arbeitstag der anderen Art verging schnell. Die Restauratorinnen haben hier eine enorme Menge und sehr vielfältige Arbeit zu bewerkstelligen", resümiert Krankenpfleger Mues. Für ihn fällt das Fazit sehr positiv aus: Es war ein spannender Tag für mich. Ich werde demnächst bestimmt mit anderen Augen durchs Museum gehen."
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Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Telefon 0251 / 591-235
presse@lwl.org




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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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