LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Mitteilung vom 02.04.14

Presse-Infos | Soziales

Gelsenkirchen. Spannende Firmen in Serie

LWL-Messe der Integrationsunternehmen 2014 in Münster

Bewertung:

Guten Tag, liebe Kolleginnen und Kollegen,

in Westfalen-Lippe sorgen rund 150 Integrationsunternehmen für Inklusion im Arbeitsleben. Menschen mit und ohne Behinderung arbeiten in den Firmen zusammen, die sich auf dem freien Markt beweisen müssen. Und die Arbeitsplätze für die Menschen mit Behinderung sind im Schnitt mit 7.100 Euro pro Jahr deutlich kostengünstiger als die Plätze in den Werkstätten für Menschen mit Behinderung (14.500 Euro pro Jahr).

Bei der LWL-Messe der Integrationsunternehmen am 9. April 2014 in der Halle Münsterland in Münster präsentieren sich rund 90 dieser Firmen, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) bei ihrer Arbeit unterstützt. Bis zur Messe veröffentlichen wir regelmäßig Porträts dieser Unternehmen.


AWO Service in Gelsenkirchen:
Service und Qualität müssen stimmen
Gelsenkirchen (lwl).
In der Kantine des Musiktheaters Gelsenkirchen arbeiten elf Menschen, fünf davon haben eine Behinderung. Gemeinsam haben die Mitarbeiter der AWO Service GmbH einen Treffpunkt für die Gäste geschaffen, der immer beliebter wird.

Eine Balletttänzerin mit zwei verschiedenfarbigen Hosenbeinen bestellt einen Joghurt mit Müsli, ein Bühnentechniker Pasta mit Rucola und Walnüssen, ein Mittfünfziger mit tiefblauem Jackett ein Schnitzel. ¿Mit Reis, nicht mit Pommes, bitte.¿ Hochbetrieb in der Kantine des Musiktheaters Gelsenkirchen. Thomas Kölsche füllt die Teller und gibt sie seiner Kollegin im Service. Er lächelt über die Glastheke hinweg, bis der erste Ansturm vorbei ist. Anschließend geht der 42-Jährige durch die Seitentür in einen kleinen, warmen Nebenraum. Er lässt Wasser über Teller laufen, sortiert sie in die Gastronomie-Spülmaschine ein, startet das Gerät. Kurze Zeit später Aufräumen in der Küche: Hier sortiert der Gelsenkirchener, der als Kleinkind einen Schlaganfall erlitt und seitdem eine schwere Behinderung hat, die sauberen Kellen zurück an die Wand.

Hohe Qualität zu guten Preisen
Thomas Kölsche arbeitet für die AWO Service GmbH, die die Kantine des Musiktheaters mitten in Gelsenkirchen betreibt. Fünf Menschen mit und sechs ohne Behinderung sind in dem Integrationsunternehmen beschäftigt, das im Jahr 2012 gegründet wurde. Die Kantine hat von 8.30 Uhr bis 23 Uhr geöffnet und gibt neben vielen kleinen Speisen mittlerweile 80 bis 100 Hauptmahlzeiten pro Tag heraus. ¿Wir haben mit 40 Mahlzeiten angefangen, die Steigerung war von Anfang an geplant¿, sagt Carsten Wiegand. Der Betriebsleiter hatte einen ambitionierten Auftrag, als er im Juni 2012 in das Unternehmen einstieg. ¿Wir sollten einen Treffpunkt für die Mitarbeiter des Musiktheaters schaffen und hohe Qualität zu guten Preisen anbieten.¿

Das hat funktioniert: Die Mitarbeiterinnen bleiben nach dem Essen manchmal auch länger bei einem Kaffee zusammen sitzen. Sie unterhalten sich, es wird viel gelacht. Finanziell rentiert sich das Projekt, weil zur Kantinenführung auch das so genannte Vorderhaus dazukommt ¿ direkt hinter der Glasfassade, an der der Innenstadt zugewandten Seite, liegt die Gastronomie, die die Besucher bei den Aufführungen nutzen. ¿Wir finanzieren die Kantine damit quer¿, sagt Wiegand, der auch auf den Minderleistungsausgleich und die Zahlungen für den erhöhten Betreuungsaufwand angewiesen ist, die der LWL finanziert.

Das Ziel: Gewinn erwirtschaften
Zudem haben die ¿Aktion Mensch¿, die Stiftung Wohlfahrtspflege und das NRW-Sozialministerium Zuschüsse für die Einrichtung der Kantine gezahlt. ¿Dennoch verstehen wir uns als Wirtschaftsbetrieb. Deshalb ist es unser Ziel, im zweiten Geschäftsjahr auch den Umsatz zu steigern.¿ Der Hotelkaufmann, der in Küche und Service gelernt hat, bleibt aber realistisch. Viele Firmenrestaurants lassen sich nur wegen der Zuschüsse der Arbeitgeber überhaupt rentabel betreiben. Egal wo, die Qualität steht für Wiegand im Vordergrund. Kartoffelpüree wird frisch zubereitet und kommt nicht aus der Tüte, die Schnitzel werden direkt in der Küche paniert. ¿Wir wollen, soweit das geht, wie bei Muttern kochen¿, sagt Carsten Wiegand mit einem Lachen. ¿Die Gäste finden das super. Stimmt¿s?¿, ruft er zu einem Tisch hinüber, an dem sämtliche Theaterleute einstimmig nicken.

Zahlen als Leidenschaft
Schnell wird er wieder ernst. ¿Es ist tatsächlich so. Nur über gutes Essen und Freundlichkeit schafft man es, die Menschen anzulocken und auch zu halten.¿ Wie gut das läuft, kann Frederike Notthoff jeden Tag sehen. Die Bürokauffrau, die wegen ihrer körperlichen Einschränkungen nicht allzu schwer tragen kann, liest jeden Tag die Kasse aus und trägt die Daten in Tabellen ein. Die 21-Jährige arbeitet der Buchhaltungsabteilung zu. ¿Das ist so ein bisschen meine Leidenschaft¿, sagt sie, während sie am Computer eine Zahlenkolonne herunterscrollt.

Frederike Notthoff und ihre Kollegen kamen über ganz reguläre Bewerbungen zur AWO Service GmbH, zum Teil wurden sie auch vom Integrationscenter der Agentur für Arbeit vermittelt. ¿Wir haben uns die Interessenten sehr genau angeschaut¿, erzählt Carsten Wiegand. ¿Mir kam es vor allem darauf an, Menschen zu gewinnen, die sich mit der Dienstleistung hier identifizieren können. Gastronomische Vorbildung hatten einige, das war aber nicht unbedingt ausschlaggebend.¿ Die Mitarbeiter sind zwischen 23 und 52 Jahren alt. ¿Auch das war eine bewusste Entscheidung, um möglichst große Vielfalt zu haben und damit auch auf breit gefächerte Erfahrungswelten zurückgreifen zu können.¿ Bei der Einarbeitung half der Integrationsfachdienst Gelsenkirchen, der vom LWL finanziert wird.
Die gute Arbeit hat den Ruf der Kantine schon so weit gefestigt, dass immer mehr Menschen auch aus anderen Büros in der Gegend mittags zum Essen kommen. Bis zu einem bestimmten Maße ist dieser Zulauf gut zu bewältigen, sagt Carsten Wiegand. ¿Unsere Hauptaufgabe ist aber die Bewirtung der Theatermitarbeiter.¿ Zudem hat die Kantine die Belieferung und den Betrieb eines weiteren Firmenrestaurants übernommen: das der Emscher Lippe Energie GmbH, die schräg gegenüber ihren Sitz hat. ¿Auch dort haben wir drei weitere Mitarbeiter mit Behinderung beschäftigt¿, sagt Carsten Wiegand. ¿Wir wachsen also weiter.¿


Hintergrund Integrationsunternehmen
In Westfalen-Lippe gibt es zurzeit rund 150 Integrationsunternehmen oder -abteilungen in größeren Firmen aus Industrie, Handel und Gewerbe, in denen rund 1450 Menschen mit Behinderung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt arbeiten. Die Betriebe, die in der Regel zwischen 25 und 50 Prozent Mitarbeiter mit Handicaps beschäftigen, sind rechtlich und wirtschaftlich selbstständig. Sie müssen sich wie jedes andere Unternehmen am freien Markt behaupten. Der LWL unterstützt diese Firmen mit Mitteln aus der Ausgleichsausgabe, die Unternehmen leisten müssen, die nicht mindestens fünf Prozent ihrer Arbeitsplätze mit schwerbehinderten Mitarbeitern besetzen. Die Integrationsunternehmen bekommen Zuschüsse zu Investitionen, betrieblichem Mehraufwand, Betreuung und Lohnkosten. An der Finanzierung beteiligen sich auch die Bundesagentur für Arbeit und das Land Nordrhein-Westfalen über das Programm "Integration unternehmen!". Die Arbeitsplätze sind im Schnitt mit 7.100 Euro pro Jahr deutlich kostengünstiger als die Plätze in den Werkstätten für Menschen mit Behinderung (14.500 Euro pro Jahr).

Fakten zur Messe
LWL-Messe der Integrationsunternehmen
Arbeit, Qualität, Inklusion
Halle Münsterland in Münster
9. April von 9 bis 17 Uhr geöffnet.
Der Eintritt zur Messe ist kostenlos.

Der LWL hat ein Internetportal zu sämtlichen Integrationsunternehmen in Westfalen-Lippe produziert. Auf den Seiten unter: http://www.integrationsunternehmen-westfalen.lwl.org finden Interessierte Unternehmensporträts, Interviews, Hintergrundtexte, Datenbanken und alle weitere Informationen zum Thema. Hier gibt es auch Informationen zur Messe. Außerdem hält der LWL die Öffentlichkeit über den Facebook-Account http://www.facebook.com/iu.westfalen auf dem Laufenden. Zudem ist in den App-Stores von Apple und Android eine App zur Messe erschienen.

ACHTUNG: Zu diesem Unternehmen finden Sie auch einen neuen LWL-Film unter folgendem Link:
http://www.lwl.org/LWL/Der_LWL/PR/tv_audioservice/Filme_Soziales/integrationsunternehmen_awo_service



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



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48143 Münster
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Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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