LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Mitteilung vom 16.12.10

Presse-Infos | Kultur

Weihnachtskarte von 1898 im Volkskundearchiv

LWL-Volkskundler bekamen nach Aufruf fast 2500 Weihnachtskarten

Bewertung:

Westfalen (lwl). Die Volkskundliche Kommission für Westfalen beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat in den letzten fünf Jahren besonders viele Weihnachtskarten bekommen. Denn die LWL-Volkskundler hatten die Menschen in Westfalen gebeten, ihre privaten Weihnachtskartensammlungen dem LWL-Archiv zur Verfügung zu stellen. Fast 2500 Weihnachtskarten ¿ die älteste aus dem Jahr 1898 ¿ kamen so ins Archiv der LWL-Kommission.

¿Bei unserem Aufruf haben wir nicht damit gerechnet, wie viele Karten uns erreichen und welche Schätze die Sammlungen bergen würden¿, staunt Christiane Cantauw, Geschäftsführerin der Volkskundlichen Kommission für Westfalen. Besonders freut sie sich über die Karte aus dem Jahr 1898. ¿Damals mussten sich Bild und Mitteilung noch eine Kartenseite teilen. Die andere Seite der Karte war sämtlich für die Anschrift reserviert¿, erklärt Cantauw.

Nachdem im ausgehenden 19. Jahrhundert die Postkarte zugelassen worden war, erfuhr die bürgerliche Sitte der Weihnachtspost einen merklichen Aufschwung. ¿Vor allem das Aufkommen der Bildpostkarte in den 1880er Jahren machte dieses Medium attraktiv, konnte man doch vieles weitaus besser mit einem stimmungsvollen Bild zum Ausdruck bringen. Für den Text blieb freilich nicht mehr allzu viel Raum, was aber bestimmt nicht alle Kartenschreiber bedauerten¿, schmunzelt Cantauw. Für die ¿herzlichsten Weihnachtswünsche¿, die Clara 1898 an den lieben Emil senden wollte, reichte der Platz auf der Karte jedenfalls voll und ganz aus.

Die eingesandten Karten sorgten dafür, dass die Volkskundler sich von einigen Vermutungen trennen mussten: ¿Wir hatten angenommen, dass christliche Motive in der heutigen Zeit auf dem Rückzug sind. Das lässt sich aber nicht belegen. Auch das Motiv einer einzelnen Kerze auf einem Tannenzweig, das in den 1970er Jahren vermehrt aufkam, wird nach wie vor gekauft. Hier zeigt sich, dass die christlich geprägte Symbolwelt, die Jesus Christus als das Licht der Welt bezeichnet, auch in der heutigen Zeit durchaus noch präsent ist.¿

Neben den traditionellen Motiven und Symbolen wie Krippe, Stern oder Christbaum gibt es aber auch Motive, die mancher einer nicht auf einer Weihnachtskarte vermuten würde wie Soldaten, Kanonen, Gewehre und ähnliches, was der christlichen Weihnachtsbotschaft direkt widerspricht. ¿Mir persönlich läuft es bei solchen Kartenmotiven kalt den Rücken herunter, wenngleich man sich natürlich vor Augen halten muss, dass die Schreiber dieser Karten das Weihnachtsfest auch lieber friedlich im Kreise ihrer Familien verbracht hätten¿, so Cantauw zu den Weihnachtskarten aus den Weltkriegen.

Weihnachtskarten sind stets auch ein Spiegel ihrer Zeit: Diddl-Mäuse oder Uli-Stein-Weihnachts-Cartoons lassen sich ebenso leicht einem bestimmten Jahrzehnt zuordnen wie der in den Farben des Deutschen Reiches gehaltene Weihnachtsbaum. ¿Bei den Motiven auf den Weihnachtskarten spielen die Gesetze des Marktes eine wichtige Rolle. Hergestellt wird das, was dem Zeitgeist zu entsprechen scheint und sich verkaufen lässt. Das gilt hierzulande ebenso wie in Marokko oder China, wie die Weihnachtskarte einer chinesischen Familie, die sich ebenfalls im Volkskundearchiv befindet, eindrucksvoll belegt: Die tiefere Bedeutung von in Gold geprägten Löwen vor einem roten Tor wäre hierzulande wohl schwer vermittelbar¿, vermutet Cantauw.

Bei allem Bemühen um die Auswahl des richtigen Motivs geht es vor allem darum, dass überhaupt geschrieben wird. Die Schreiber wollen Kontakt halten, sich in Erinnerung bringen oder eine Beziehung bestätigen ¿ mit einer Weihnachtskarte können unterschiedliche Ziele verfolgt werden.

Hintergrund:
Mehr über das Thema Weihnachtskarten, berichtet das Buch ¿Mein Weihnachten II. Weitere 100 erlebte Geschichten¿. Hier findet sich neben Weihnachtsgeschichten aus über 100 Jahren auch ein Beitrag von Sebastian Kloth und Christiane Cantauw zum Thema Weihnachtskarten.



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



LWL-Einrichtung:
LWL-Kommission Alltagskulturforschung für Westfalen
Scharnhorststr. 100
48151 Münster
Karte und Routenplaner



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


Der LWL auf Facebook:
https://www.facebook.com/LWL2.0






Ihr Kommentar




zur Druckansicht dieser Seite

zu den aktuellen Presse-Infos