LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Mitteilung vom 08.12.08

Presse-Infos | Soziales

LWL-Themenvorschlag: LWL-Integrationsamt hilft

Ann-Kathrin Busse arbeitet als Hauswirtschafterin im Familienzentrum

Bewertung:

Nieheim (lwl). Die 22-jährige Ann-Kathrin Busse hat das Down-Syndrom ¿ meist ist Menschen mit dieser Behinderung ein normaler Berufsweg verschlossen. Ann-Kathrins Job aber ist vollkommen normal: Sie arbeitet als Hauswirtschafterin in einem Familienzentrum, auch dank des LWL.

Kindergeschrei, trampelnde Füße, ein Roller knallt auf den Boden ¿ mittendrin steht Ann-Kathrin Busse und deckt konzentriert den Tisch. Sie stellt Becher neben Schüsseln, gießt aus großen Fla-schen Apfelsaft und Wasser hinein. Als die Kinder angerannt kommen, lacht sie und verschwindet direkt im nächsten Raum. ¿Ich muss noch die Handtücher waschen¿, sagt sie und stopft einen Haufen blauer Frotteetücher in die Waschmaschine.

Ann-Kathrin Busse arbeitet im Familienzentrum St. Nikolaus in Nieheim (Kreis Höxter). Sie hilft 30 Stunden in der Woche bei den hauswirtschaftlichen Aufgaben, kümmert sich um die Wäsche, die Geschirrspülmaschine, spitzt für die Kinder die Malstifte an und schneidet Papier fürs Basteln. Für einen gesunden Menschen ist das ein ganz normaler Job. Die 22-Jährige aber hat das Down-Syndrom und dennoch die Stelle bekommen. Möglich wird dieser reguläre Arbeitsplatz durch das so genannte ¿Trägerübergreifende Persönliche Budget¿ (siehe unten), das der LWL seit Anfang 2008 einsetzen kann, um den sonst oft vorgezeichneten Weg in eine Werkstatt für behinderte Menschen zu vermeiden ¿ immerhin arbeiten dort fast 100 Prozent der Menschen mit Down-Syndrom.

Neben den positiven Folgen für die junge Frau hat das Ganze auch eine finanzielle Komponente: Der LWL müsste bei einer Werkstattunterbringung ungefähr das Doppelte von dem zahlen, was er nun mit Mitteln des LWL-Integrationsamtes und der LWL-Behindertenhilfe leistet. Damit Ann-Kathrin Busse heute in der Kindertageseinrichtung des Familienzentrums arbeiten kann, musste vieles zusammenkommen. Das Engagement der Eltern spielte eine große Rolle, die das Mädchen von frühester Kindheit an förderten.

¿Ann-Kathrin hat einen Montessori- und danach den städtischen Kindergarten besucht, anschließend sowohl eine integrative Grundschule als auch die Hauptschule¿, berichtet ihre Mutter Rita Busse, deren Schwester ebenfalls eine geistige Behinderung hat und schon seit mehr als 40 Jahren in einem Altenheim in der Wäscherei arbeitet.

¿Am Beispiel meiner Schwester haben wir gesehen, dass auch Menschen mit Behinderung den Weg in die Arbeitswelt finden können. Deswegen haben wir dafür gesorgt, dass Ann-Kathrin vielfältige Praktika im hauswirtschaftlichen Bereich machen konnte¿, erzählt Rita Busse. ¿Sie sollte lernen, wie man arbeitet und was Arbeit bedeutet, ohne die Lust daran zu verlieren.¿ Zur Kita in Nieheim kam die junge Frau schon 2005, im Rahmen einer berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme, die die Agentur für Arbeit bezahlte. Nach 18 Monaten musste sie aufhören. Die Gemeinde konnte die Stelle nicht finanzieren.

¿Wir hatten schon Angst, dass wir sie verlieren¿, erklärt Kita-Leiterin Klaudia Freye. Man einigte sich zunächst darauf, dass Ann-Kathrin Busse, die in einer eigenen Wohnung im Haus der Eltern lebt und jeden Morgen mit dem Bus zur Arbeit fährt, ein unbezahltes Praktikum fortführen durfte.

Mittlerweile arbeitet Ann-Kathrin seit drei Jahren in Nieheim. Eine Selbstverständlichkeit ist das auch aus Sicht der Kita nicht, wie Klaudia Freye betont. Sie verschweigt auch nicht, dass es anfangs Bedenken gab. ¿Wir fragten uns, wie die Eltern wohl reagieren, wenn ihre Kinder mit Ann-Kathrin zusammen sind. Und waren uns nicht so klar darüber, wie weit wir sie als Mitarbeiterin behandeln können, ohne sie damit zu überfordern.¿ Die Sorgen waren in der Anfangszeit begründet ¿ es war zum Beispiel nicht einfach, die Zusammenarbeit eindeutig zu definieren.

Die Kita holte sich Hilfe. Eine Ergotherapeutin begleitete Ann-Kathrin bei der Arbeit und ging einzelne Arbeitsschritte wieder und wieder mit ihr durch. Manches war für die junge Frau auch zu schwierig. Ann-Kathrin Busse braucht klare Anweisungen und Gewöhnung an ihre Aufgaben. ¿Seitdem wir das wissen, klappt alles hervorragend. Vor allem können wir uns voll und ganz auf Ann-Kathrin verlassen¿, sagt Klaudia Freye. ¿Und wenn sie mal nicht da ist, merken wir das sofort. Sie nimmt uns Arbeit ab, sie sorgt für gute Stimmung. Wir möchten sie nicht mehr hergeben.¿

Hintergrund:
Das LWL-Integrationsamt unterstützt schwerbehinderte Menschen dabei, einen Job auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt antreten zu können. Das Integrationsamt berät Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer genauso wie die Unternehmen, bei denen diese beschäftigt sind. Dabei steht oft auch die Finanzierung von behinderungsgerechten Arbeits- und Ausbildungsplätzen im Mittelpunkt. Zudem erhalten die schwerbehinderten Menschen zum Beispiel technische Hilfen oder arbeitsbegleitende Fortbildungen. Das Persönliche Budget ermöglicht es den schwerbehinderten Menschen, selbst zu entscheiden, wann, wo, wie und von wem sie Teilhabe- oder Rehabilitationsleistungen in Anspruch nehmen. Mit Geldbeträgen oder ersatzweise Gutscheinen können sie ihren individuellen Hilfebedarf optimal abdecken.

Mehr Infos: http://www.lwl-integrationsamt.de



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


Der LWL auf Facebook:
https://www.facebook.com/LWL2.0






Ihr Kommentar




zur Druckansicht dieser Seite

zu den aktuellen Presse-Infos