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Mitteilung vom 10.01.13

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Ein Querdenker mit Hassliebe zu Münster

LWL-Literaturkommission gibt Hans Dieter Schwarze Lesebuch heraus

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Münster (lwl). Er war vieles in einem: Schauspieler, Theaterintendant, Regisseur und vor allem Schriftsteller. Auf allen Gebieten war Hans Dieter Schwarze (1926-1994) erfolgreich. Nun erinnert ein Lesebuch der LWL-Literaturkommission für Westfalen an den in Münster geborenen Querdenker, den mit Westfalen und seiner Heimatstadt Münster so etwas wie eine Hassliebe verband.

Schwarzes literarisches Wek begann mit der Lyrik. Sie erschien zunächst, Ende der 1940er, Anfang der 1950er Jahre, in Zeitungen und Zeitschriften, unter anderem in der ¿Zeit¿. Schwarze wurde zu Treffen der ¿Gruppe 47¿ eingeladen und avancierte zum großen Hoffnungsträger der westfälischen Literatur.

Schwarzes frühe Texte sind geprägt von den Themen Krieg, Tod und Vereinsamung. Schwarze war bereits mit 16 Jahren als Flakhelfer einberufen worden. Mit 18 Jahren musste er in russischer Gefangenschaft mit ansehen, wie täglich bis zu 30 seiner Mitgefangenen zu Tode kamen. Im Herbst 1945 wurde er schwerkrank entlassen und kehrte nach Münster zurück. Er wandte sich seiner großen Leidenschaft, dem Theater, zu und wurde am Münsterischen Stadttheater Regieassistent und Schauspieler. Es folgten zahlreiche Engagements, u.a. in Hamburg und München.

Seit den 1960er-Jahren arbeitete Schwarze vermehrt fürs Fernsehen. Er führte bei über 150 Fernsehfilmen Regie. Legendär ist seine Hauptrolle in dem Film "Alle Jahre wieder" (1966) an der Seite von Sabine Sinjen. Von 1968 bis 1973 war Schwarze Intendant des Westfälischen Landestheaters Castrop-Rauxel und vermittelte in dieser Funktion dem Theaterleben im Ruhrgebiet wichtige Impulse.

Nach Jahren der, wie er sagte, "Selbstverleugnung" zog er sich auf seinen in Niederbayern gelegenen "Batzelhof" zurück und intensivierte seine schriftstellerische Arbeit. Es folgten Erzähl- und Lyrikbände, Theaterstücke, ein großer Roman sowie Aphorismen, in denen sich Schwarze spöttisch-sarkastisch und selbstironisch mit Gegenwart und Zeitgeist auseinandersetzte. Seinen Vorbildern Joachim Ringelnatz, Wilhelm Busch, Peter Hille und Annette von Droste-Hülshoff widmete Schwarze eigene Veröffentlichungen. Ebenso seiner Heimatstadt Münster. Es handelt sich dabei jedoch keineswegs um "Wohlfühl-Texte", wie der Herausgeber des Lesebuchs, Walter Gödden, erläutert: "Schwarzes heimatbezogene Lyrik und Prosa sind geprägt von einem hohen künstlerischen Anspruch und einer nie überwundenen Distanz." In dem Erzählband "Geh aus mein Herz" schuf der Autor 1990 ein gleichwohl liebenswürdiges Porträt Münsters seit den 1930er-Jahren.

Die Werkauswahl soll neues Interesse für einen Autor wecken, der eher als Theatermann und Regisseur im Gedächtnis geblieben ist. Ein Versäumnis, wie Gödden meint, denn im Grund seines Herzens sei Schwarze vor allem Schriftsteller gewesen.

Hans Dieter Schwarze Lesebuch
Hg. in Zusammenarbeit mit der LWL-Literaturkommission für Westfalen von Walter Gödden.
Bielefeld: Aisthesis 2013. 165 Seiten.
8,50 Euro. ISBN 978-3-89528-967-5



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



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