27.6. bis 18.10.2009
Die Ausstellung würdigt gleich drei Jubiläen der jüngeren Geschichte: Im Wintersemester 1908/09 dürfen Frauen erstmals in Preußen regulär studieren. Zehn Jahre später erhalten sie das aktive und passive Wahlrecht und üben es 1919 erstmals aus. 1949 schreibt das Grundgesetz die Gleichberechtigung beider Geschlechter fest.
Damit erfolgen bedeutsame Weichenstellungen im Verhältnis von Frauen und Männern. Doch tatsächlich ist der Weg von Frauen in politische Ämter und akademische Positionen beschwerlich und hürdenreich. Die Ausstellung zeichnet am Beispiel Westfalens über 60 Jahre den langen Weg von Frauen in Amt und Würden nach. Im Mittelpunkt stehen 26 Bürgerinnen, deren Lebenswege modellhaft den langsamen Wandel von Mentalitäten und Möglichkeiten nachzeichnen.
Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem LWL-Institut für Regionalgeschichte und dem LWL-Museumsamt für Westfalen und tourt anschließend durch NRW (Termine s.u.).
Preußen gehört in Europa zu den Schlusslichtern, als Frauen 1908 das Recht zum akademischen Studium erhalten. Nun stehen ihnen theoretisch alle Laufbahnen offen. Unabhängig von Ehemann oder Familie können sie aus eigener Kraft gehobenen Lebensstandard, gesellschaftliche Anerkennung und Persönlichkeitsentwicklung erreichen. Doch bis weit in die Nachkriegszeit ist der Weg von Frauen in öffentliche Ämter, Wirtschaft und freie Berufe beengt durch rechtliche Einschränkungen, gesellschaftliches Frauenbild und finanzielle Hürden. Es braucht drei Generationen, bis man um 1980 von annähernd gleichen Rechten für Frauen und Männer sprechen kann.
Individuelle Schicksalsschläge können jederzeit eine akademische Ausbildung beenden. Die politischen Zäsuren der ersten Jahrhunderthälfte führen jedoch zum massenhaften Studienabbruch junger Frauen unabhängig von ihrer Befähigung. Hyperinflation (1923) und Weltwirtschaftskrise (1932) entziehen vielen Familien die finanzielle Grundlage. Vor allem junge Frauen müssen beruflich umsatteln. Im Mittelpunkt der familiären Förderung steht die Unterstützung des Ehemannes oder Sohnes. Ähnliche Entwicklungen bringt der Zweite Weltkrieg. Flucht und Vertreibung durchkreuzen die Lebenspläne zahlloser junger Frauen trotz erfolgreicher Studienverläufe. Beim Neuanfang haben Schaffung einer neuen Existenz
und Familiengründung Vorrang.
Das Frauenstudium stellt die traditionellen Leitbilder von Männern und Frauen in Frage. Konservative begegnen der akademisch gebildeten Frau zunächst mit Skepsis, schätzen sie aber bald als Partnerin auf Augenhöhe. Ehen zwischen der "studierten Tochter aus gutem Hause" und dem bereits etablierten Akademiker kommen in Mode. Die examinierte Ehefrau stützt die beruflichen Ziele des Mannes, repräsentiert souverän, fördert die Bildung der Kinder und engagiert sich ehrenamtlich.
Das neue Leitbild setzt sich im Bürgertum seit den späten 1920ern durch. Ehe und Mutterschaft sind für die meisten Studentinnen vorrangiges Lebensziel. Die akademische Qualifikation dient vielen nur als Faustpfand für Notlagen. Die Vereinbarkeit von Ehe und Beruf bleibt ein Zukunftsthema.
Der Weg zum akademischem Beruf ist steinig. Finanzieller Rückhalt, hervorragende Leistungen und Netzwerke sind sind lange unabdingbare Voraussetzungen für den Einstieg. Die frühen Akademikerinnen entstammen gutsituierten Familien, fast immer ist der Vater selbst Akademiker. Oft gibt er den Impuls zum Studium. Aber auch Männermangel und wirtschaftlicher Druck führen zu neuen Rollenvorstellungen. Leitbild wird nun die junge Frau, die »standesgemäß« für sich selbst sorgen kann.
Dieser Weg steht seit Mitte der 1950er auch Frauen aus anderen Milieus offen. Langsam bessern sich Schulangebot und finanzielle Förderung. Die mentalen Hürden aber halten sich lange: Ein Studium der Tochter gilt als verlorene Investition. Besonders schwierig ist die Situation des »katholischen Mädchens vom Lande«. Viele junge Frauen müssen sich ihren Weg gegen ihre Familie
freikämpfen.
Öffnungszeiten
Di - So 10 - 18 Uhr
Ausstellungsführungen
Führungen für Einzelbesucher und kleinere Gurppen jeden Sonntag 14 Uhr (nur Eintritt; Anmeldung nicht erforderlich).
Gruppenführungen auf Anfrage: Tel. 0231 6961-211.
Link zur Pressemitteilung mit Fotos zum Download.
1.11. bis 6.12.2009: Museum Hexenbürgermeisterhaus Lemgo
10.12.2009 bis 31.1.2010: Haus der Kamener Stadtgeschichte
7.2. bis 5.4.2010: Museums Wilnsdorf
11.4. bis 6.6.2010: Museum Burg Vischering Lüdinghausen
13.6. bis 1.8.2010: Stadtmuseum Brakel
8.8. bis 26.9.2010: Museum Forum der Völker Werl
3.10. bis 28.11.2010: Gustav-Lübcke-Museum Hamm
5.12.2010 bis 30.1.2011: Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte
6.2. bis 20.3.2011: Volkshochschule Gelsenkirchen
25.3. bis 21.4.2011: LWL-Gleichstellungsstelle Münster
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