In Lage haben die historischen Gebäude und Maschinen der alten Ziegelei den Professor für plastisches Gestalten und seine Studenten von der Fachhochschule Detmold zu dem außergewöhnlichen Projekt angeregt; es ist gleichzeitig ihre Jahresarbeit. Aus rotem Ton modellierten sie Köpfe, wobei sie sich gegenseitig Modell standen. Die Portraitbüsten montierten sie auf kleine klassische Rundsäulen, die aus 6.000 halbrunden Ziegeln gemauert sind. Die notwendigen Formen fertigte die Schreinerei des Ziegeleimuseums nach Entwürfen der Studierenden an. „Im Ringofen haben wir die Ziegel dann im letzten Winter gebrannt“, erklärt Museumsleiter Willi Kulke. Stein für Stein entstand so – wie früher – in Handarbeit. Insgesamt wurden 15 Tonnen Lehm für das Projekt verarbeitet.
Zu einer Säulenreihe aufgestellt, umfassen die Köpfe nun den großen Freihof der Ziegelei. Das Rundprofil der Steine und die Reihung der Säulen entlang des Wegs erinnern an Backsteingotik. Schaut man in die Gesichter, so holen einen Brillen, Piercings und Frisuren der Dargestellten schnell wieder in die Gegenwart zurück.
Der vier Meter hohe, runde Turm entstand aus einzelnen, ebenfalls in Handarbeit gefertigten Steinen. Krümmung und Größe der Steine waren vorgegeben, die Oberflächen konnten frei gestaltet werden; auf der Innenseite sind alle signiert. Lage für Lage wurden die Steine in den vergangenen Wochen zur großen Rundform aufgesetzt und verspannt. Das Prinzip der Trockenmauer und die Drahtverspannung erlauben es, den Turm zu demontieren und wandern zu lassen. Durch eine schmale Wandöffnung hindurch können Besucher den Turm betreten. Die gemauerte Wand des Innenraums wirkt wie von Graffiti-Spuren vieler Besuchergenerationen gezeichnet.
Karl Manfred Rennertz im LWL-Industriemuseum
Karl Manfred Rennertz, der an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Professor Alfonso Hüppi studierte und seit fast 30 Jahren national und international als freier Bildhauer arbeitet, hat seit 2004 eine Professur an der Fachhochschule Detmold. Holz ist das bevorzugte Material seiner künstlerischen Arbeit. Baumstämme und Holzblöcke bearbeitet er mit der Kettensäge und formt sie mit mehr oder weniger tiefen Schnitten zu feingliedrigen wie grobsplittrigen Skulpturen in humaner oder floraler Gestalt. Seine aus dem Material gelösten, oft überlebensgroßen Figuren akzenturiert er durch Farben oder verwandelt und schwärzt sie durch Feuer mit dem Flammerwerfer. Seine Skulpturen erschafft Rennertz in direkter Auseinandersetzung mit dem Material und den Orten, an denen sie entstehen. Sie sind ihm Inspiration, denn jeder hat seine ganz eigene von Geschichte und Kultur geprägte Atmosphäre, die der Künstler reflektiert und auf die er im Werkprozess reagiert. So bewegen sich auch die Arbeiten, die an den Standorten des LWL-Industriemuseums entstehen, im Spannungsfeld zwischen Natur und Technik, Mensch und Industrie, Skulptur und Industriedenkmal. Dirk Zache: „Das ‚Atelier.Industrie’ regt dazu an, sich mit dem künstlerischen Werk wie mit den industriell geformten Orten des Museums auseinanderzusetzen.“
Die drei ersten Stationen des Zyklus „Atelier.Industrie“ sind:
Aktuelles