Männer mit Gasmasken im Schützengraben, ein Verwundeter im Lazarett, Solda-ten in einem zerstörten Dorf, ein gefallener Kamerad auf dem Feld, ein stolzer Pilot im Flieger – die Fotografien der Ausstellung „Front 14/18“ führen nah an das Kriegsgeschehen. Für den eigentlich verblüffenden Effekt aber sorgt eine Spezialbrille. Sie eröffnet dreidimensionale Räume, bezieht so den Betrachter scheinbar in das Kriegsgeschehen vor 100 Jahren ein.
Die stereoskopischen Aufnahmen der beiden Frontsoldaten Karl Bußhoff und Otto Mötje sind ein echter Schatz. Sie stammen aus zwei westfälischen Privatsammlungen, die das Bildarchiv des LWL-Medienzentrums für Westfalen bewahrt und 100 Jahre nach Kriegsausbruch jetzt erstmals öffentlich gezeigt.
Die Henrichshütte ist für die Präsentation in mehrfacher Hinsicht ein authentischer Ort: Bereits während des Ersten Weltkrieges wurde hier für die Rüstung produziert. Gezeigt werden die Bilder in der „Möllerung“, einer unterirdischen Lagerstätte für Rohstoffe. Sie diente im Zweiten Weltkrieg als Luftschutzraum. Der seltener Bildbestand und der außergewöhnliche Ort machen die Ausstellung zu einem intensiven Erlebnis.
Durch ihren privaten Charakter vermitteln die Fotografien unverstellte Einsichten in den Alltag des Stellungskrieges, wie man sie bisher sehr selten gesehen hat.
So gehören neben Aufnahmen aus dem Schützengraben, dem Lazarett und zerstörten Dörfern auch ganz private Einsichten in den Alltag an der Front wie das Motiv zweier Soldaten auf dem "Donnerbalken" zum gezeigten Bestand.
Eine der großen Herausforderungen im Projekt war die Arbeit mit den 100 Jahre alten Glasnegativen und -dias aus der Zeit des Ersten Weltkrieges.
Die sensiblen fotografischen Emulsionen waren teils verblichen, bröselten von den Glasplatten ab oder waren seinerzeit schon fehlerhaft belichtet und verarbeitet worden.
Ziel war es, einen fotografischen Zustand wiederher-zustellen, der die Bildmotive so zeigt, wie sie vor 100 Jahren unter optimalen Bedingungen als Schwarz-Weiß-Fotografien ausgesehen haben müssen.
Vor 100 Jahren sahen sich Menschen die stereoskopischen Aufnahmen mit speziellen Stereobetrachtern an – ein Erlebnis immer nur für eine Person.
Damit mehrere Betrachter gleichzeitig die 3D-Bilder sehen können, werden die Aufnahmen in der Ausstellung als sogenannte "Anaglyphen" präsentiert - sich überlagernde, rot-blau eingefärbte Bilder. Jeder Besucher erhält eine Spezialbrille mit entsprechend eingefärbten Folien und sieht damit dreidimensional.
Filme
Hier geht es zu unserem Film zur Ausstellung auf Youtube.
Link zum englisch-sprachigen Filmbeitrag von BFBS für "Forces TV".
Nach Hattingen schickt das LWL-Museumsamt eine Auswahl der Fotografien in den kommenden zwei Jahren auf die Reise. Zu den 13 Stationen gehören neben Städten in Westfalen-Lippe und im Rheinland auch das „Memorial Museum Passchendaele 1917“ im belgischen Zonnebeke und das Royal Engineers Museum im britischen Gillingham.
Stationen:
16.11.2014 - 25.01.2015: Grafschafter Museum im Moerser Schloss
01.02.2015 - 29.03.2015: Wilhelm-Fabry-Museum, Hilden
05.04.2015 - 31.05.2015: Museum Wendener Hütte
12.05.2015 - 15.11.2015: Royal Engineers Museum, Gillingham, GB
07.06.2015 - 02.08.2015: Museum für Kunst und Kulturgeschichte, Dortmund
09.08.2015 - 27.09.2015: Museum Haus Hövener, Brilon
04.10.2015 - 29.11.2015: Institut für Stadtgeschichte, Recklinghausen
06.12.2015 - 31.01.2016: Gustav-Lübcke-Museum, Hamm
07.02.2016 - 03.04.2016: Stadtmuseum Münster
10.04.2016 - 08.08.2016: Memorial Museum Passchendaele 1917, Zonnebeke, B
14.08.2016 - 09.10.2016: Baumberger Sandstein Museum, Havixbeck
16.10.2016 - 11.12.2016: Museum Burg Ramsdorf, Velen
18.12.2016 - 12.02.2017: Stadtmuseum Gütersloh
Buch zur Ausstellung
Ein ausstellungsbegleitender Bildband mit über 350 Abbildungen, gedruckt im aufwändigen Duoton-Verfahren, ergänzt und vertieft den Ausstellungsbesuch:
Volker Jakob, Stephan Sagurna:
Front 14/18. Der Erste Weltkrieg in 3D
240 Seiten, ca. 360 Abb., Gebunden, 28 x 26 cm.
ISBN: 978-3-944327-18-1. Preis: 24,80 Euro
Das gesamte Projekt wird gefördert von der LWL-Kulturstiftung
Begleitprogramm
Filmabende
Beginn jeweils 19 Uhr
9.12.2015
Clara Immerwahr (DT/AT 2014, 89 Min.)
Erzählt wird die Lebensgeschichte der ersten promovierten deutschen Chemikerin (1870–1915) – und die Geschichte einer unglücklichen Liebe. Nach Umwegen finden Clara und der Chemiker Fritz Haber zusammen. Er will das Ernährungsproblem lösen und arbeitet an der Stickstoff-Fixierung – gleichermaßen Grundlage für Kunstdünger und Sprengstoff ...
6.1.2016 (Doppelfilmabend)
Der verrückte Professor (USA 1963, 103 Min.)
Der exzentrische, ungeschickte und ziemlich unansehnliche Chemieprofessor Julius Kelp wird weder von seinen Studenten noch von seinen Kollegen ernst genommen ...
Das Labor des Grauens (GB 1974, 92 Min.) FSK 16
Der Biologe Dr. Nolter ist am College Pflanzenspezialist und widmet sich Forschungen, bei denen er einigen seiner Studenten Operationen unterzieht, um Kreuzungen der DNA zwischen pflanzlichem und menschlichem Leben zu erzeugen ...
10.2.2016 (Doppelfilmabend)
Chemie und Liebe (DT 1948, 98 Min.)
Die Ernährung der Menschen ist nach dem Krieg ein unmittelbar drängendes Problem. Der Chemiker Dr. Alland hat eine sensationelle Erfindung gemacht hat: Er kann das pflanzliche Ausgangsmaterial – Gras oder Moos – auf direktem Wege in Butter verwandeln, ohne dabei Kühe zu benötigen ...
Das blaue Palais, Teil 5 – Der Gigant (DT 1976, 90 Min.)
Der Chemiker Enrico Polazzo will einen neuen Werkstoff, einen synthetischen Stahl, entwickeln. Um seine Forschungen fortsetzen zu können, lässt er sich von einem multinationalen Konzern engagieren, der jedoch zwielichtige Ziele verfolgt...
9.3.2016 (Doppelfilmabend)
Medicine Man – Die letzten Tage von Eden (USA 1992, 102 Min.)
Sechs Jahre lang schon lebt der Wissenschaftler Dr. Robert Campbell (Sean Connery) bei einem Indianerstamm im tropischen Regenwald. Dort hat er eine Pflanze entdeckt, mit deren Extrakt man krebskranke Menschen heilen kann. Die genaue Formel hat er jedoch verloren.
The Fountain (USA 2006, 93 Min.)
In spektakulären Bildern erzählt D. Aronofsky eine epische, sich über tausend Jahre erstreckende Geschichte. Entstanden ist dabei eine ehrgeizige Mischung aus Science Fiction, Historienfilm und Drama
23.3.2016 (Doppelfilmabend)
Hauptsache die Chemie stimmt (USA 2014, 91 Min.)
Vorstadt-Apotheker Sam Rockwell lernt durch eine gefährliche Liaison mit Femme Fatale Olivia Wilde so manche Drogen-induzierte Lektion in Sachen aufregendes Leben.
The Substance – Albert Hoffmanns LSD (CH 2011, 89 Min.)
Martin Wirz porträtiert in dieser Dokumentation den Weg der Psychodroge LSD (Lysergsäurediethylamid) von der Entdeckung durch den Chemiker Albert Hofmann bis zu seiner populären Beliebtheit als Partydroge.
3.4.2016 11 und 15 Uhr
Finissage mit dem Kindertheater „Das geheime Labor“ der Umweltbühne Chemnitz. Eintritt frei