Zeitabschnitte > 1180-1450





 

1. Westfalen nach dem Sturz
Heinrichs des Löwen

 
 
 
Zwischen 1181 und 1450 bildeten sich eine ganze Reihe von Phänomenen aus, die Westfalen bis hin zur Industrialisierung, also bis an die Schwelle zum 19. Jahrhundert, prägten. In erster Linie ist hier an die Entstehung der flächenhaften Territorien, die Entwicklung des Städtewesens und den Ausbau der ständischen Gesellschaft zu denken.

Das Jahr 1180 bedeutete zwar keine Wende, wohl aber einen markanten Punkt in der Geschichte Westfalens. Auf dem Reichstag von Gelnhausen wurden Heinrich dem Löwen (reg. 1142-1180) alle Reichslehen und seine Herzogtümer, nämlich Bayern und Sachsen, abgesprochen. Letzteres umfasste auch das heutige Westfalen. In beiden Fällen vergab Kaiser Friedrich I. Barbarossa (reg. 1155-1190) die Herzogtümer nicht wieder en bloc, sondern teilte sie. So wurde das Herzogtum für die Teile Sachsens, die zu den Diözesen Köln und Paderborn gehörten, als "ducatus Westfaliae et Angariae“, also als Herzogtum Westfalen und Engern, dem Erzbischof von Köln übertragen, während der Askanier Bernhard von Anhalt das Dukat über die Bistümer Münster, Minden und Osnabrück erhielt. Anders als der Erzbischof von Köln, der diesen Rechtstitel als Hebel ansetzte und so - unter anderem über das herzogliche Befestigungsrecht - seine Position im südlichen Westfalen im Zuge des späten 12. Jahrhunderts ausbauen konnte, gelang es dem Askanier nie, seine rechtlichen Ansprüche in Westfalen durchzusetzen. So ging der Begriff Sachsen auf seinen engeren Herrschaftsbereich über.

Das spätmittelalterliche Westfalen blieb nach dem Sturz Heinrichs des Löwen ein reichsfernes Gebiet. Nur selten schalteten sich die deutschen Kaiser und Könige in die westfälischen Belange ein, nur Kaiser Karl IV. (reg. 1355-1378) hielt sich 1377 für kurze Zeit in Westfalen auf.
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Kopfreliquiar Friedrich Barbarossas aus Cappenberg, um 1155


Karl Heinemeyer über  "Den Prozeß Heinrichs des Löwen"


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Ruine der Kaiserpfalz Gelnhausen


Gelnhäuser Urkunde, 13.04.1180
 
 
 

2. Die Stunde der Kirchenfürsten

 
 
 
Heinrich der Löwe hatte seine Macht im hiesigen Raume stark auf Kosten der Kirchenfürsten wie der Grafen und Edelleute ausgebaut. Auf seiner Seite standen in Westfalen Edelherr Bernhard II. von der Lippe und Graf Simon von Tecklenburg, beide aktive und potente Unruhefaktoren, die gleichzeitig ihre eigenen Positionen auszubauen suchten. Indem nun Heinrich der Löwe als politischer Faktor ausfiel, brach die Stunde der Kirchenfürsten an. Der Edelherr von Lippe wie der Graf von Tecklenburg fanden sich auf der Verliererseite und mussten sich nun mit ihren territorialpolitischen Gegnern, vor allem den Bischöfen von Osnabrück und Paderborn, die auf der siegreichen Seite standen, arrangieren. Diese geistlichen Personen waren auch weltliche Machthaber, man spricht von geistlichen Fürsten. Die großen westfälischen Bistümer schafften es in dieser Zeit der Schwäche ihrer Gegner es, sich nach und nach noch von anderen hemmenden Kräften freizumachen. Zum einen waren dies die so genannten Stiftvögte. Der Vogt war ein Weltlicher, der geistliche Einrichtungen in weltlichen Angelegenheiten vertrat, vor allem vor Gericht, und deren Güter verwaltete. Diese Stellvertreterschaft nutzten viele Adlige, um die Ressourcen der Bistümer und Klöster für ihre eigenen Interessen zu nutzen. Durch Kauf, Tausch oder Verpfändung brachten nun die Bischöfe die Vogtei wieder in ihre eigenen Hände. Zum anderen gelang es ihnen, sich von Ansprüchen des Herzogtums freizumachen.
 
 
 

3. Formen und Wege herrschaftlicher Konzentration

 
 
 
Begriffe wie Territorium, Staat und Landesherrschaft sind für das Mittelalter nur mit Vorbehalt anwendbar. In einem komplexen Wandlungsprozess entstehen im 12. und 13. Jahrhundert Herrschaftsgebilde unterschiedlicher Natur. Die Konkurrenten um die Herrschaft versuchten seit dem 12. Jahrhundert, möglichst viele Rechte in ihre Hand zu bekommen: Vogteien, Eigenbesitz, Lehen, Gericht oder Zoll. Sie erwarben diese Rechte über Verpfändungen und Kauf oder okkupierten sie einfach. Man errichtete Burgen, gründete Städte und baute bestehende Siedlungen aus. Indem man regionale Konkurrenten mit List und Gewalt verdrängte, die gesammelten Rechtstitel bündelte und effektiv durchsetzte, entstanden die Landesherrschaften oder Territorien. Dieser Prozess verlief keineswegs gradlinig und selten friedlich. Immer wieder kam es zu Streitigkeiten und militärischen Auseinandersetzungen, genannt sei nur die Schlacht auf dem Wülferichskamp zwischen dem Erzbischof von Köln und dem Bischof von Paderborn 1254.
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Diözesangrenzen in Nordwestdeutschland
 
 

3.1 Das Spiel der Kräfte im 13. Jahrhundert

 
 
 
In Westfalen waren die größten Territorien, die sich im Laufe des 12. und 13. Jahrhunderts ausbildeten, in der Hand der Bischöfe: des Erzbischofs von Köln, der Bischöfe von Münster, Paderborn, Minden und Osnabrück. Daneben gab es noch kleinere Territorien der Abteien von Corvey, Helmarshausen und Herford, denen jeweils Abt oder Äbtissin als Landesherr vorstanden. Gegenüber den großen Herrschaften spielten weltliche Grafschaften wie Mark, Arnsberg, Tecklenburg und Ravensberg nur eine Nebenrolle. Zunächst blieb der Erzbischof von Köln die dominierende Kraft. Seit der Regierung von Erzbischof Philipp von Heinsberg (reg. 1167-1191) und nochmals besonders machtvoll unter Engelbert I. von Berg (reg. 1216-1225) griff Köln weit nach Ost- und Nordwestfalen aus. Erst die verlorene Schlacht von Worringen 1288 setzt diesem Prozess ein Ende. Nach der Schlacht verlor der Erzbischof von Köln seine Vorrangstellung in Westfalen wie am Niederrhein. Zwar gelang dem Herzogtum Westfalen, wie der weltliche Herrschaftsbereich des Kölner Erzbischofs im Süden Westfalens genannt wird, mit dem Kauf der Grafschaft Arnsberg 1368 noch eine wichtige Abrundung ihres Gebietes, doch war die dynamische Phase der Ausbreitung seit Worringen beendet.


3.2 Auf dem Weg zum Flächenstaat

Die verlorene Schlacht bei Worringen bremste aber nicht nur die Ambitionen des Kölner Erzbischofs, sie markiert auch den Übergang zu einem neuen System staatlicher Organisation. Bis zum Ende des 13. Jahrhunderts gab es eine noch Vielzahl von größeren und kleineren dynastischen Herrschaften unterschiedlichen Zuschnitts und unterschiedlicher Reichweite. Je peripherer und uninteressanter die Regionen waren, desto leichter konnten sich in abgelegenen Räumen kleinere Grafen und Edelherren wie die von Everstein, Schwalenberg, Sternberg, Spiegelberg oder Gemen halten.

Nun begann die letzte Phase, die Reduktion auf wenige, relativ große Territorien. Sie ist geprägt durch das Nebeneinander mehr oder minder selbstständiger, gleich geordneter und ähnlich organisierter Herrschaftsgebilde. Mit dieser Verdichtung der Territorien, die oft ungeplant und zufällig verlief, entstand die politische Karte des spätmittelalterlichen Westfalen.

Allerdings dürfen die Flächenfärbungen auf modernen Karten nicht darüber hinwegtäuschen, dass die mittelalterliche Realität stets die Gemengelage unterschiedlichster Rechte und Ansprüche blieb. Auch dieser Weg war kurvenreich und von Gewalt geprägt. Von der Schlacht auf dem Haler Feld bei Osnabrück zwischen dem Bischof von Osnabrück und dem Grafen von der Mark 1308, dem Feldzug des Bischofs von Münster gegen den Grafen von der Mark 1322, der Fehde der Grafen von der Mark, von Arnsberg, Waldeck und der Edelherren von der Lippe gegen den Erzbischof von Köln 1344 über die Tecklenburger Fehde in den 1370er Jahren, die Eversteinsche Fehde im frühen 15. Jahrhundert bis hin zur Soester Fehde zwischen der Stadt Soest, dem Herzog von Kleve-Mark und dem Erzbischof von Köln spannt sich eine endlose Kette regionaler Grenzkriege, wechselnder Bündnisse und unterschiedlicher Machtkonstellationen. Dabei blieben die geistlichen Fürsten auf lange Sicht Sieger. Zwei Drittel Westfalens gehörten um 1500 zu ihren Territorien. Nirgendwo im spätmittelalterlichen Reich hatten die geistlichen Herrschaften ein solches Gewicht wie in Westfalen.
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Gütererwerbungen des Erzbischofs Philipp von Heinsberg in Westfalen 1167-1191


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Feature "Ereignis des Monats": Wolfgang Bockhorst über die  Ermordung Erzbischofs Engelbert von Köln 1225


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Die westfälischen Territorien um 1340
 
 

3.3 Innerer Ausbau und Werden der Länder

 
 
 
Die im Kartenbild sichtbare Verteilung der Territorien hatte aber noch andere Folgen. Im Zuge des 14. Jahrhunderts gewannen die mittelalterlichen Territorien innere Festigkeit. Sie wurden vom Hof des Landesherrn aus regiert und waren in regionale Ämter, flächenhaft umschriebene Verwaltungsbezirke, die von Amtleuten verwaltet wurden, organisiert. Herrschaft wurde von nun an durch Verwaltung ausgeübt. Allerdings war die mittelalterliche Verwaltungspraxis in hohem Maße von Improvisation und Geldknappheit geprägt. Sehr früh, schon im 13. Jahrhundert, organisierten sich nun Teile der Beherrschten, um ihre Interessen gegenüber dem Landesherrn zu wahren. War es zunächst der Adel, die so genannte Ritterschaft, so gaben im 15. Jahrhundert die Städte den Ton an. Sie bildeten - in den geistlichen Territorien kamen noch die adligen Domkapitel hinzu - die so genannten Landstände. Seit dem 14. Jahrhundert scheint sich in diesen Territorien, gerade von den Landständen befördert, auch eine Art Landesbewusstsein ausgebildet zu haben. Die Landstände artikulierten territoriales Sonderbewusstsein und setzten das Prinzip der Unteilbarkeit der Landesherrschaft durch.
 
 
 

3.4 Die Hausmachtpolitik Erzbischof Dietrichs von Moers

 
 
 
In der ersten Hälfte des 15. Jahrhundert steht die politische Entwicklung vor allem unter dem Zeichen der vom Kölner Erzbischof Dietrich von Moers getragenen Politik. Es gelang ihm, in Personalunion das Bistum Paderborn zu übernehmen, dessen Verschmelzung mit dem Erzbistum Köln er nun aktiv gegen das Kirchenrecht und das Paderborner Domkapitel betrieb. Zum gleichen Zeitpunkt regierten seine Brüder auf den Bischofsstühlen in Osnabrück und Münster. So befanden sich die größten und wichtigsten Territorien Westfalens in der Hand von Brüdern, die unter der Federführung Dietrichs eng zusammenarbeiteten. Doch hatte diese gewaltige Machtfülle in Händen der Moerser einen großen Makel. Kirchenfürsten wurden vom Domkapitel gewählt und hatten keine legitime Söhne. So waren sie nicht in der Lage, die Herrschaft effektiv über den Tod des Amtsinhabers hinaus in den Händen der Familie zu halten. Zwar versuchte Dietrich von Moers, die Weichen so zu stellen, damit andere Familienangehörige folgen konnten, doch machte ihm seine eigene Politik einen Strich durch die Rechnung.

Als sich im Streit mit Dietrich, ihrem Stadtherrn, die Stadt Soest einfach einen neuen Stadtherrn suchte und seinen territorialpolitischen Gegner, den Herzog von Kleve-Mark, huldigte, brach die Soester Fehde (1444-1449) aus. Die Fehde wurde mit großem Aufwand und Söldnerheeren aus ganz Nordwestdeutschland, aber auch aus Sachsen und Böhmen ausgetragen. Dietrich von Moers konnte die Stadt nicht einnehmen und führte mit den großen Schulden für die Bezahlung der Heere das Erzstift in den finanziellen Ruin. Auch gelang es ihm nicht, die Nachfolge seiner Brüder in den anderen Bistümern in seinem Sinne zu gestalten. So verschwand binnen kürzester Zeit die Machtballung des Hauses Moers. Auch erwiesen sich die Eigengewichte und das Selbstverständnis der Territorien als zu groß, um sie miteinander zu verschmelzen und verschwinden zu lassen.

Nach dem desaströsen Ende der Soester Fehde verliert das Erzstift Köln seinen entscheidenden Einfluss auf die westfälische Geschichte. Mit der Soester Fehde beginnt dagegen bereits der Reigen von großen kriegerischen Auseinandersetzungen, in denen es nicht mehr um Westfalen selbst, sondern um die Hegemonie in Nordwestdeutschland geht. Damit kündigt sich eine neue Zeit an.
 
 
 

4. Ausgestaltung der ständischen Gesellschaft

 
 
 
Der Hauptteil der mittelalterlichen Bevölkerung Westfalens lebte auf dem Lande. Im Zuge des Spätmittelalters veränderte sich die Gesellschaft gewaltig, und zwar auf allen Ebenen. Der niedere Adel entstand in Westfalen aus verschiedenen sozialen Gruppen. Eine wichtige Rolle spielte dabei die unfreie Dienstmannschaft, daneben bildeten kleinere Adlige und Freie das Personalreservoir. Der Niederadel stellte die militärischen Funktionsträger wie die wichtigsten Verwaltungsleute der Territorien.

Durch die Auflösung der traditionellen Grundherrschaft veränderte sich die Bedeutung der Eigenhörigkeit, also der Unfreiheit der ländlichen Bevölkerung. An die Stelle alter Dienstpflichten, die aus der Hörigkeit resultierten, traten Natural- und zunehmend Geldabgaben. Gerade im späteren 14. Jahrhundert fiel es den Grundherren sogar schwer, Bauern zu finden, die ihre Güter bewirtschaften wollen. Auch die ländliche Bevölkerung war sozial weit gefächert, der Bogen spannte sich vom reichen Großbauern bis hin zum armen Kötter und zur Magd.
Im Zuge des 14. Jahrhunderts lassen sich in einer ganzen Reihe von Orten, meist Städten, Juden nachweisen, die sogar beginnen, größere und bedeutendere Ansiedlungen mit eigenen Synagogen und Friedhöfen einzurichten. Diese Entwicklung endete abrupt in der Pestkatastrophe 1350, in der auch die westfälischen Juden umgebracht wurden. In den nächsten beiden Jahrzehnten sind keine Juden mehr in Westfalen nachzuweisen.
H.-W. Peine / C. Kneppe über die  Geschichte des Desenbergs bei Warburg

Computeranimation der  Burg Desenberg


   
Bauern und Adlige, 1430 / 1425
 
 
 

5. Die ersten Städte in Westfalen

 
 
 
Zum dynamischsten Faktor im spätmittelalterlichen Westfalen wurden die Städte. Seit der Karolingerzeit hatten sich aus verschiedenen Wurzeln mehrere frühstädtische Gebilde, oft alte Bischofsitze oder Klosterorte, entwickelt. Ab wann man wirklich von einer Stadt sprechen kann, hängt davon ab, wie man Stadt definiert. Heute benutzt die Forschung ein ganzes Bündel von Kriterien. Als wichtige Elemente städtischen Charakters gelten Siedlungsverdichtung, rechtliche Absonderung aus dem Umland durch ein besonderes Stadtrecht, Ummauerung (Stadtmauer), Ausbildung eigener Institutionen (Rat, Stadtgericht) und bestimmte zentralörtliche Funktionen (etwa Markt, Herrschaftssitz, Gerichtssitz).

Die frühstädtischen Gebilde wandelten sich in unserem Raum in einer ersten Phase des Städtewesens bis 1180 zu Städten. In Westfalen bildete sich eines der wichtigsten mittelalterlichen Stadtrechte, das Soester Stadtrecht, aus. Es wurde nicht nur für etwa 60 westfälische Städte (darunter Medebach, Lippstadt, Rüthen, Korbach und Siegen) Vorbild, sondern stand auch bei der Gründung Lübecks Pate. Viele der ältesten Städte Westfalens wurden in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts ummauert. Im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts war in diesen alten Städten die Ratsverfassung voll ausgebildet. Sicher waren Dortmund, Soest, Paderborn, Höxter, Münster, Minden und (das heute niedersächsische) Osnabrück um 1181 Städte.
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Modell "Soest um das Jahr 1000" / Marktburg im heutigen Stadtbild (Luftbild)
 
 

5.1 Die große Zeit der Stadtwerdung

 
 
 
Zwischen 1180 und 1350 entwickelte sich das westfälische Städtewesen sprunghaft weiter.
  • In einer ersten Phase von 1180 bis 1240 bildeten sich weitere ältere, noch nicht städtische Siedlungen zu Vollstädten aus. Daneben entstanden nun planmäßig neue Siedlungen. Oft waren es die jeweiligen Stadtherren, die sich zum Ausbau ihrer Machtposition des Instruments der Stadtgründung bedienten. Die Stadt konnte sowohl als profitable wirtschaftliche Investition, die über Abgaben und Zölle Gewinn bringen konnte, als auch als strategische Großfestung fungieren. Waren im früheren 12. Jahrhundert Kloster-, Stiftsgründungen und Burgenbau zentrale Mittel des Herrschaftsausbaus, so wurden es nun die Städte. Bis 1240 stieg die Zahl der westfälischen Städte von sieben auf 37. Allerdings waren keineswegs alle Gründungsversuche erfolgreich, viele scheiterten und wurden, wenn die Bevölkerung aufgab und abzog, zu so genannten Wüstungen (etwa Stoppelberg und Blankenrode).
  • In der zweiten Phase von 1240 bis 1290 entstanden 31 Orte, die man als Klein- oder Zwergstädte bezeichnen kann. Da der Raum Westfalens nun gut erschlossen, die erfolgsträchtigen Standorte schon besetzt und die ökonomischen Ressourcen der Zeit nicht unbegrenzt waren, konnten diese Stadtgründungen nicht mehr so stark aufsteigen wie ihre Vorgänger, doch immerhin wurden sie in der Regel zu voll entwickelten Kleinstädte. Nach 1290 entstanden dann nur noch Siedlungen, die nur mehr eingeschränkte Stadtrechte genossen, schwächer befestigt waren und nur noch eingeschränkt sich selbst verwalteten. Man spricht hier von so genannten Minderstädten. Sicher hat der demografische Einbruch durch die seit 1350 auch in Westfalen immer wieder durchziehenden Seuchen seinen Anteil an dieser Entwicklung gehabt.
  • 1350 beginnt ein neuer Abschnitt der Städtegeschichte, der weit über unseren Zeitraum hinweg sogar bis 1803 geht. In ihm werden hauptsächlich Industriesiedlungen angelegt, die durch Spezialisierung und Fachpersonal bestimmte, bisher nicht genutzte Ressourcen erschließen sollen.
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Huldigung an den Kölner Erzbischof / Großes Stadtsiegel von Soest, 1236


Informationen für den Schulunterricht zur  Archäologie und zur  Entwicklung der Stadt Soest


Stadtgründungen in Westfalen zwischen ...
   
1180-1240 1240-1290

   
1290-1350 1350-1520
 
 

5.2 Das westfälische Städtenetz

 
 
 

Im Zuge des Spätmittelalters entstand so ein Netz von funktional unterschiedlichen Städten, die Westfalen je nach naturräumlichen Gegebenheiten in unterschiedlicher Dichte überzogen. Sie waren aufeinander bezogen, ergänzten sich und konkurrierten miteinander. Über die Städte und ihre unterschiedlichen Märkte liefen Handel und Gewerbeabsatz, hier bildeten sich die Schnittstellen, die die regionale Wirtschaft mit dem großräumigen Handel des Hanseraumes verbanden. Die Städte wurden zu Stätten der Kommunikation, und so verwundert es nicht, dass auch der Adel von seinen Burgen im Zuge des Spätmittelalters immer mehr in die Stadt strömte; Residenzen und adlige Stadthäuser entstanden.



5.3 Emanzipation und städtisches Selbstbewusstsein

Parallel zur Entstehung neuer Städte und der Verdichtung des Städtenetzes wandelte sich die innere Verfasstheit. Die sich ausbildenden städtischen Selbstverwaltungsorgane suchten sich bald Autonomie vom Stadtherrn zu verschaffen. In den ältesten westfälischen Städten, etwa Soest, Münster, Paderborn und Dortmund, spielte dabei das so genannte Patriziat eine wichtige Rolle. Entstanden aus Freien aus dem Umland, der Ministerialität des Stadtherrn und der Kaufmannschaft bildete es eine bald vermögende Elite. Unter Führung des Patriziats gelang es vielen Städten, den Zugriff des eigentlichen Stadtherrn zu lockern oder ganz abzuschütteln. In Soest zerstörten die Bürger sogar die erzbischöfliche Pfalz. Sich ihrer eigenen Stärke bewusst, begannen westfälische Städte früh, sich überregional zusammen- und so genannte Städtebünde abzuschließen (Ladbergen 1246, Werne 1253). Die Stadt, die als Herrschaftsmittel des Stadtherrn gefördert worden war, wurde so zur Konkurrenz.

Das Patriziat versuchte in den großen Städten, sich die Herrschaft in der Stadt zu reservieren, indem es den Zugang zum Rat beschränkte und sich die Bürgermeisterposten vorbehielt. Über die einzelne Stadt hinaus bildete das Patriziat Heiratskreise und schuf so eine selbstbewusste Gruppe mit vielen Kontakten. Doch war die soziale Dynamik zu groß, als dass es unbestritten seine Position halten konnte. Die soziale Bandbreite in der Stadt war groß und reichte vom reichen Patrizier über den Handwerker mit Bürgerrecht bis hin zum Handlanger, der kein Bürgerrecht besaß.

Um sich gegen den Stadtherrn durchzusetzen, standen die ökonomischen und sozialen Gruppierungen innerhalb der Stadt hinter dem Patriziat und akzeptierten dessen Führung. Nachdem sie aber schrittweise den Stadtherrn aus dem Stadtregiment verdrängt hatten, begannen sich innerstädtische Gruppen um die Teilhabe an der Macht zu streiten. Die maßgebliche Macht des Patriziats im Stadtregiment wurde im Zuge dieser innerstädtischen Differenzierungsprozesse in der Regel von anderen sozialen Gruppen durchbrochen. Hierbei war es von Stadt zu Stadt unterschiedlich, wann, wie und mit welchem Ergebnis dies geschah. Die dabei gefundenen, zu Normen geronnenen Lösungen wirkten weit über Westfalen hinaus.
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Gesamtübersicht über die drei großen westfälischen Rechtskreise


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Westfälische Städtebünde des 13. Jhs.


 Bündnis von Münster und Osnabrück ("Ladbergener Städtebund"), 1246


 Bündnis von Münster, Dortmund, Soest und Lippstadt ("Werner Städtebund"), 1253


Cornelia Kneppe über die  Landwehren im Fürstbistum Münster


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Soest: Die Stadtmauer am Kattenturm


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"Anklage vor dem Stadtrichter" - Soester Nequambuch, 14. Jh.
 
 
 

6. Wirtschaft

 
 
 
Die dem Ausbau des westfälischen Städtewesens im 12. und 13. Jahrhundert bildete sich die Arbeitsteilung zwischen Stadt und Land immer stärker heraus. Das Land versorgte die Stadt mit Nahrungsmitteln und Bevölkerung, die Stadt den ländlichen Bereich mit Handwerksprodukten und überregional gehandelten Gütern. Der zentrale Umschlagplatz für Waren des alltäglichen Bedarfs wurde der städtische Markt.

Der Ostseehandel, der sich im Zuge der Ostsiedlung seit dem 12. Jahrhundert immer stärker entwickelte, wertete Westfalen auf. Es wurde zu einem wichtigen Transitgebiet zwischen dem prosperierenden Rheinland und der Ostseeregion. Die Sage vom "Rattenfänger von Hameln" konserviert über Jahrhunderte das Bewusstsein davon, dass Westfalen eines der wichtigen Rekrutierungsfelder für die Ostsiedlung war. Die sauerländischen Eisenerzgebiete und die reichen Holzvorkommen förderten die Ausbildung des Eisengewerbes (Marsberg, Iserlohn, Altena, Lüdenscheid) und der Exportgewerbe in Städten wie Soest und Dortmund, aber auch kleineren Städten. Weitere wichtige Sektoren waren das Leinengewerbe und die Salzproduktion (Sassendorf, Werl, Salzuflen). Beide spielten eine wichtige Rolle für den großräumigen wirtschaftlichen Austausch im Ostseehandel und im sich ausbildenden hansischen Wirtschaftsraum. Viele westfälische Familien traten als Angehörige hansischer Führungsschichten in Westfalen wie in den Ostseestädten hervor.
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Organisation der Hanse
 
 
 

7. Die spätmittelalterliche Kirche

 
 
 
Mit der dynamischen Entwicklung der Gesellschaft wandelte sich auch die Kirche. Das Pfarrsystem geht zu großen Teilen auf die Karolingerzeit zurück. Mit der Zunahme der Bevölkerung mussten nun neue Pfarren gegründet werden. Prämonstratenserklöster wurden gegründet, um die Seelsorge im ländlichen Raum zu verbessern. In den Städten entstand ein Milieu, dessen Bedürfnissen sich seit dem 13. Jahrhundert neue Organisationen, die Bettelorden (Franziskaner, Dominikaner, Augustiner-Eremiten), widmeten.

Das Leben in den westfälischen Klöstern und Stiften lief weiter, manche wurden zu exklusiven Adelseinrichtungen wie die Domkapitel. Die gestiegene Religiosität des Spätmittelalters führte auch in Westfalen zur Einrichtung von Häusern der Brüder vom gemeinsamen Leben und der Beginen wie zum Aufblühen kleiner und regionaler Wallfahrten.



Materialien für den Schulunterricht: Volker Jacob über das  Mittelalterliche Klosterleben
 
 
 

8. Literatur

8.1 Allgemeine Geschichte

Lexikon des Mittelalters. Studienausgabe. 9 Bde. Stuttgart [u.a.] 1999 (auch als CD-ROM-Ausgabe verfügbar).
Dieses Standardwerk der internationalen Mediävistik mit reicher Bibliografie enthält neben vielen Stichwörtern allgemeinen Interesses auch viele Artikel zu Westfalen, einzelnen Territorien, Städten, Persönlichkeiten und einer Vielzahl von Sachbegriffen.

Angenendt, Arnold
Grundformen der Frömmigkeit im Mittelalter. Enzyklopädie deutscher Geschichte, Bd. 68. München 2003.

Borgolte, Michael
Die mittelalterliche Kirche. Enzyklopädie deutscher Geschichte, Bd. 17. 2. Aufl. München 2004.

Ennen, Edith / Janssen, Walter
Deutsche Agrargeschichte. Vom Neolithikum bis zur Schwelle des Industriezeitalters. Wissenschaftliche Paperbacks, Bd. 12. Wiesbaden 1979.

Hechberger, Werner
Adel, Ministerialität und Rittertum im Mittelalter. Enzyklopädie deutscher Geschichte, Bd. 72. München 2004.

Moraw, Peter
Von offener Verfassung zu gestalteter Verdichtung. Das Reich im späten Mittelalter 1250 bis 1490. Frankfurt a. M. [u.a.] 1989.

Paravicini, Werner
Die ritterlich-höfische Kultur des Mittelalters. Enzyklopädie deutscher Geschichte, Bd. 32. 2. Aufl. München 1999.

Pitz, Ernst
Wirtschafts- und Sozialgeschichte Deutschlands im Mittelalter. Wissenschaftliche Paperbacks, Bd. 15. Wiesbaden 1979.

Rösener, Werner
Bauern im Mittelalter. München 1985.

Rösener, Werner
Agrarwirtschaft, Agrarverfassung und ländliche Gesellschaft im Mittelalter. Enzyklopädie deutscher Geschichte, Bd. 13. München 1992.

Schubert, Ernst
Einführung in die Grundprobleme der deutschen Geschichte im Spätmittelalter. Grundprobleme der deutschen Geschichte. Darmstadt 1992.

Schubert, Ernst
Fürstliche Herrschaft und Territorium im späten Mittelalter. Enzyklopädie deutscher Geschichte, Bd. 35. München 1996.
 
 
 

8.2 Westfälische Geschichte / Quellen

Ficker, Julius (Hg.)
Die Münsterischen Chroniken des Mittelalters. Die Geschichtsquellen des Bisthums Münster, Bd. 1. Münster 1851.
Die münsterischen Chroniken spiegeln die Entwicklung des wichtigsten geistlichen Fürstentums in Westfalen.

Helmert-Corvey, Theodor (Hg.)
Rechtsbuch der Stadt Herford. Vollständige Faksimile-Ausgabe im Original-Format der illuminierten Handschrift aus dem 14. Jahrhundert. Kommentarband. Edition und Übersetzung von Wolfgang Fedders und Ulrich Weber. Bielefeld 1989.
Eine der wichtigen Quellen der westfälischen Stadtrechtsgeschichte mit bedeutenden Miniaturen im farbigen Vollfaksimile, begleitet von einem umfangreichen Kommentarband.

Kemkes, Hugo / Theuerkauf, Gerhard / Wolf, Manfred (Hg.)
Die Lehnregister der Bischöfe von Münster bis 1379. Mit einer Karte von Leopold Schütte. Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen, Reihe 28: Westfälische Lehnbücher, Bd. 2. Münster 1995.
Ebenfalls zu den neuen Formen des Geschäftsgutes, deren Aufkommen den Ausbau der Territorien begleiten, gehören die systematischen Zusammenstellungen der Lehen. Zu den prominentesten Zeugnissen dieser Art gehören die münsterischen Lehnsbücher.

Mersiowsky, Mark
Die Anfänge territorialer Rechnungslegung im deutschen Nordwesten. Spätmittelalterliche Rechnungen, Verwaltungspraxis, Hof und Territorium. Residenzenforschung, Bd. 9. Stuttgart 2000.
Zusammenstellung aller Rechnungen der westfälischen Territorien und des Adels in diesem Raum und ausführliche Darstellung der mittelalterlichen Verwaltungspraxis.

Schleidgen, Wolf-Rüdiger (Bearb.)
Kleve-Mark Urkunden 1223-1368. Regesten des Bestandes Kleve-Mark Urkunden im Nordrhein-Westfälischen Hauptstaatsarchiv in Düsseldorf. Veröffentlichungen der Staatlichen Archive des Landes Nordrhein-Westfalen, Reihe C: Quellen und Forschungen, Bd. 13. Siegburg 1983.
Kleve-Mark Urkunden 1369-1394. Regesten des Bestandes Kleve-Mark Urkunden im Nordrhein-Westfälischen Hauptstaatsarchiv in Düsseldorf. Veröffentlichungen der Staatlichen Archive des Landes Nordrhein-Westfalen, Reihe C: Quellen und Forschungen, Bd. 23. Siegburg 1986.
Die beiden Bände enthalten knappe Zusammenfassungen aller Urkunden aus dem wichtigen Urkundenbestand Kleve Mark und geben damit einen Überblick über die Urkundenbestände eines wichtigen weltlichen Territoriums in Westfalen und am Niederrhein.

Sundergeld, Karl (Hg.)



Das älteste lippische Schatzregister aus dem Ende des 14. Jahrhunderts für die Kirchspiele Detmold, Heiligenkirchen, Meinberg und Cappel. Eingeleitet v. Erich Kittel. In: Mitteilungen aus der lippischen Geschichte und Landeskunde, Bd. 23, 1954, S. 38-51.
Neben Urkunden sind andere Formen des Geschäftsschriftgutes wichtige Zeugnisse des Ausbaus der Landesherrschaft und der Verwaltung. Zu den ältesten Dokumenten dieser Art gehört das älteste lippische Schatzregister, ein Steuerverzeichnis, das hier ediert und kommentiert wird.

Wehlt, Hans-Peter (Bearb.)
Lippische Regesten (Neue Folge). Lemgo 1989-1997. Lippische Geschichtsquellen, Bd. 17.
Die lippischen Regesten erfassen Schritt für Schritt Urkunden und ergänzende Quellen der lippischen Geschichte für das gesamte Spätmittelalter.

Westfälisches Urkundenbuch, Bde 1-11. Münster 1847-2000. Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen.
Das Westfälische Urkundenbuch, das noch nicht abgeschlossen ist, bietet Editionen der meist lateinischen urkundlichen Quellen zur westfälischen Geschichte bis ins frühe 14. Jahrhundert, leider ohne diplomatische Kritik. Eine Neubearbeitung der älteren Bände ist in Vorbereitung.

Zschaeck, Fritz (Hg.)
Levold von Northof: Die Chronik der Grafen von der Mark. MGH SS rer. Germ. N. S. 6. Berlin 1929.
Die (lateinische) märkische Chronik des Levold von Northof ist eine der wichtigsten erzählenden Quelle zur westfälischen Geschichte. Als Darstellung eines "Praktikers" gibt sie tiefe Einblicke in den Ausbau der Territorien. Eine Digitalisierung im Rahmen der MGH digital - http://www.dmgh.de - wird vorbereitet. Im Internet-Portal ist die von J. S. Seibertz herausgegebene  Fassung in der Übersetzung und Umarbeitung von Ulrich Verne (1538) verfügbar.
 
 
 

8.3 Westfälische Geschichte / Literatur

Berghaus, Peter / Kessemeier, Siegfried (Hg.)
Köln Westfalen 1180-1980. Landesgeschichte zwischen Rhein und Weser, 2 Bde. [Katalog der Ausstellung des Westfälischen Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte Münster, Köln/Münster 1981]. Münster 1981.
Wichtiger Ausstellungskatalog mit Aufsätzen sowohl zu den einzelnen Epochen wie einzelnen Territorien der westfälischen Geschichte, zahlreichen Exponatbeschreibungen und Abbildungen.

Beßelmann, Karl-Ferdinand
Stätten des Heils. Westfälische Wallfahrtsorte des Mittelalters. Schriftenreihe zur religiösen Kultur, Bd. 6. Münster 1998.
Materialreiche Dissertation zu den verschiedenen Ausformungen des Wallfahrtswesens in Westfalen.

Bockhorst, Wolfgang
Westfalen. Ein Gang durch die Geschichte. Duisburg 1991.
Anschauliches, an ein größeres Publikum gerichtetes Werk.

Gleba, Gudrun
Reformpraxis und materielle Kultur. Westfälische Frauenklöster im späten Mittelalter. Historische Studien, Bd. 462. Husum 2000.
Umfangreiche, doch leider nicht fehlerfreie Arbeit.

Görner, Regina
Raubritter. Untersuchungen zur Lage des spätmittelalterlichen Niederadels, besonders im südlichen Westfalen. Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen, Reihe 18: Geschichtliche Arbeiten zur westfälischen Landesforschung, Band 22. Münster 1987.

Günther, Ralf [J.]
Der Arnsberger Wald im Mittelalter. Forstgeschichte als Verfassungsgeschichte. Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen, Reihe 22: Westfälische Arbeiten zur Geschichtlichen Landesforschung, Bd. 20. Münster 1994.

Haase, Carl
Die Entstehung der westfälischen Städte (Vorarbeiten zum geschichtlichen Handatlas von Westfalen). Veröffentlichungen des Provinzialinstituts für westfälische Landes- und Volksforschung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, Reihe I: Heft. 11. Aufl. Münster 1984.
Das Standardwerk zum westfälischen Städtewesen.

Heimann, Heinz-Dieter / in Verbindung mit Wilfried Ehbrecht und Gerhard Köhn
Die Welt der Bürger. Politik, Gesellschaft und Kultur im spätmittelalterlichen Soest. Geschichte der Stadt, Bd. 2. Soester Beiträge, Bd. 53. Soest 1996.
Beispiel einer modernen Stadtgeschichte mit einer Vielzahl von Beiträgen für eine der wichtigsten Städte des westfälischen Mittelalters.

Hengst, Karl (Hg.)
Westfälisches Klosterbuch. Lexikon der vor 1815 errichteten Stifte und Klöster von ihrer Gründung bis zur Aufhebung. Teil 1: Ahlen-Mülheim (Münster 1992); Teil 2: Münster-Zwillbrock (Münster 1994); Teil 3: Institutionen und Spiritualität (Münster 2003). Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen, Reihe 44: Quellen und Forschungen zur Kirchen- und Religionsgeschichte, Bd. 2.
Die ersten beiden Teile sind ein Nachschlagewerk über die Klöster und Stifte in Westfalen, die für die politische, wirtschaftliche und religiöse Entwicklung des Spätmittelalters so wichtig waren. Der 3. Teil gibt darüber hinaus Überblicksdarstellungen zu einzelnen Orden und Phänomenen.

Jeserich, Kurt G. A. / Pohl, Hans / Unruh, Georg Christoph von (Hg.)
Deutsche Verwaltungsgeschichte, Bd. 1: Vom Spätmittelalter bis zum Ende des Reiches. Stuttgart 1983.
Monumentales Standardwerk mit allgemeinen und regionalen Artikeln.

Kohl, Wilhelm (Hg.)
Westfälische Geschichte, Bd. 1: Von den Anfängen bis zum Ende des alten Reichs. Düsseldorf 1983.
Wissenschaftliches Handbuch der Westfälischen Geschichte mit umfangreichen Quellen- und Literaturangaben. Darin für unseren Zeitraum wichtig: Klaus Scholz: Das Spätmittelalter, S. 403-468; Manfred Balzer: Grundzüge der Siedlungsgeschichte (800-1800), S. 231-273; Peter Berghaus: Abriß der westfälischen Münzgeschichte, S. 805-823.

Kohl, Wilhelm
Kleine Westfälische Geschichte. Düsseldorf. Patmos 1994.
Anschauliches, an ein größeres Publikum gerichtetes Werk.

Kosche, Rosemarie
Studien zur Geschichte der Juden zwischen Rhein und Weser im Mittelalter. Forschungen zur Geschichte der Juden, Abt. A: Abhandlungen, Bd. 15. Hannover 2002.
Gründliche Darstellung der jüdischen Geschichte in Westfalen mit vielen Karten.

Land im Mittelpunkt der Mächte. Die Herzogtümer Jülich. Kleve. Berg. 3. Aufl. Kleve 1985.
Wichtiger Ausstellungskatalog mit verschiedenen Aufsätzen, zahlreichen Exponatbeschreibungen und Abbildungen, die nicht nur den Niederrhein, sondern durch die Vereinigung der Territorien auch Mark und Ravensberg betreffen.

Mersiowsky, Mark
Spätmittelalterliches Leben auf einer westfälischen Wasserburg: Burg Lüdinghausen 1450/51. In: Geschichtsblätter des Kreises Coesfeld 18 (1993), S. 25-63.
Volltext als PDF-Dokument (2 MB)
Fallstudie zu Alltag und Wirtschaft auf einer spätmittelalterlichen Adelsburg auf der Basis einer außergewöhnlich guten Überlieferung.

Rösener, Werner
Agrarwirtschaft, Agrarverfassung und ländliche Gesellschaft im Mittelalter. Enzyklopädie deutscher Geschichte, Bd. 13. München 1992.
Gute Orientierung mit Information über den aktuellen Forschungsstand.

Rothert, Hermann
Das Mittelalter. Westfälische Geschichte, Bd. 1. Gütersloh 1949.
Sehr faktenreiches und daher wertvolles, wenn auch im Einzelnen überholtes Überblickswerk.

Schirmeister, Olaf (Hg.)
Fromme Frauen und Ordensmänner. Klöster und Stifte im heiligen Herford. Herforder Forschungen, Bd. 10 / Religion in der Geschichte, Bd. 3. Bielefeld 2000.
Instruktive Studien zu den verschiedenen Facetten geistlichen Lebens in einer wichtigen westfälischen Stadt des Spätmittelalters.

Schubert, Ernst (Hg.)
Politik, Verfassung, Wirtschaft vom 9. bis zum ausgehenden 15.
Jahrhundert. Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, Bd. XXXVI / Geschichte Niedersachsens, begründet von Hans Patze, Bd. 2,1. Hannover 1997.
Diese ausgezeichnete, gut lesbare Darstellung für den angrenzenden Raum Niedersachsen lohnt als Musterbeispiel einer modernen Landesgeschichte mit vielen Hinweisen auf die Verfassungsgeschichte.

Schulze, Hans Kurt Schulze
Grundstrukturen der Verfassung im Mittelalter, Bd. 1: Stammesverband, Gefolgschaft, Lehnswesen, Grundherrschaft. 3. Aufl. Stuttgart [u.a.] 1995; Bd. 2: Familie, Sippe und Geschlecht, Haus und Hof, Dorf und Mark, Burg, Pfalz und Königshof, Stadt. 2. Aufl. Stuttgart [u.a.]
1992; Bd. 3: Kaiser und Reich. Stuttgart 1998.
Anschauliches Studienbuch.

Vergessene Zeiten. Mittelalter im Ruhrgebiet. Ausstellungskatalog, 2 Bde. Essen 1990.
Wichtiger Ausstellungskatalog mit verschiedenen Aufsätzen, zahlreichen Exponatbeschreibungen und Abbildungen.

Westfälischer Städteatlas. Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen, 36. Lieferungen 1-3, hg. v. Heinz Stoob; Lieferungen 4-7, hg. v. Wilfried Ehbrecht; Lieferungen 1-2, Dortmund 1975, 1981 Lieferungen 3-7, Altenbeken 1990-2001.
Der Städteatlas bietet die Edition des so genannten Urkatasters, der ersten exakten Vermessung der Städte und ihrer Grundstücke, eine Umlandkarte, eine moderne Stadtkarte und einen umfassenden Kommentar zur Geschichte der jeweiligen Stadt mit Umsetzung der Forschungsergebnisse ins Kartenbild (Wachstumsschichtenkarte). Bisher sind 55 Städte Westfalens bearbeitet (http://www.uni-muenster.de/Staedtegeschichte).
 
 
 
Stand des Haupttextes: 2004.