Tagung am 11./12. November 2011
LWL-Industriemuseum Zeche Zollern, Dortmund
Die Industriekultur ist ein Alleinstellungsmerkmal für ganz Nordrhein-Westfalen. Ihre Stärken liegen in der authentischen Substanz sowie in ihren Themen und Angeboten für Kultur, Bildung und Tourismus eines bis heute vitalen Industrielandes. Wo soll sie sich künftig in der Vielfalt der kulturellen Angebote verorten? Wie kann sie ihre Kompetenzen bündeln und allgemein zugänglich machen? Wo liegen ihre Zukunftspotentiale als Bildungsorte für eine postindustrielle Gesellschaft? Darüber diskutieren Vertreter der Industriekultur mit Vertretern aus den Bereichen Politik, Kultur, Bildung, Wissenschaft und Touristik auf der Tagung „Industriekultur 2020. Positionen und Visionen für Nordrhein-Westfalen“ am 11. und 12. November 2011 im LWL-Industriemuseum in Dortmund.
Die Tagung ist ausgebucht.
Dass die Industriekultur ein Alleinstellungsmerkmal für das gesamte Bundesland ist, haben die beiden Landschaftverbände bereits 1979 und 1984 mit der Gründung ihrer dezentralen Industriemuseen zum Ausdruck gebracht. Acht der 14 Standorte befinden sich außerhalb des Ruhrgebiets, das in den 1990er-Jahren mit der IBA Emscher Park wichtige Impulse setzte. Mit erheblicher Unterstützung der Landesregierung entstand eine weltweit einmalige industriekulturelle Landschaft von Museen, von Erinnerungsstätten der Industriearbeit, Symbolen des Strukturwandels und Spielstätten für die Kultur der Gegenwart. Sie agieren in unterschiedlicher Trägerschaft und in regionalen, überregionalen und internationalen Netzwerken, in denen kommunale Verbände wie der Regionalverband Ruhrgebiet (RVR), Stiftungen und engagierte Bürgerinnen und Bürger vor Ort die industriekulturellen Zeugnisse der regionalen Geschichte und Identität bewahren und weiter entwickeln.
Veranstalter der Tagung sind das Land NRW, die Landschaftsverbände (LVR, LWL), der Regionalverband Ruhr (RVR) und die Stadt Dortmund, Partner und Sponsoren die Stadt Essen, das Netzwerk WasserEisenLand e.V., die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, TICCIH (The International Committee for the Conservation of the Industrial Heritage) und die LWL-Kulturstiftung.
Vier Leitfragen stehen am 11. November 2011 im Mittelpunkt: Welche Rolle kommt der Industriekultur in Zukunft zu, über ihre Bedeutung für die Identitäten von Teilregionen wie dem Ruhrgebiet hinaus, als ein Alleinstellungsmerkmal eines Kernlandes der Industrie? Welche Funktion kann die Industriekultur im Spannungsfeld ökonomischer Interessen und kultureller Belange für die Entwicklung der Kommunen und einzelner Regionen im Prozess des Strukturwandels einnehmen? Wie kann die Vielfalt dieser industriekulturellen Landschaft in ihrer ganzen Bandbreite vom Weltkulturerbe bis zum bürgerschaftlichen Netzwerk nachhaltig gesichert und konsolidiert werden? Wo verortet sich Industriekultur im Konzert der kulturellen Angebote, im Spannungsfeld von Event- und Erinnerungskultur, wo liegen dabei Zukunft und Rolle der klassischen Industriemuseen? Diese Fragen werden aus je zwei komplementären Positionen heraus beleuchtet.
In den Sektionen am 12. November 2011 öffnet sich die Industriekultur dem interdisziplinären Dialog mit Denkmalpflege und Kunst, Wissenschaft und Schule, um ihre Zukunftspotentiale auszuloten. Architektur und Technik der Industriekultur werden immer faszinieren. Das Thema „Arbeit“ bleibt auch dann aktuell, wenn – im Westen – die Industriearbeit abnimmt; es wird komplexer und globaler. Nun gilt es, den Schritt von der Bewahrung der industriellen Erinnerungskultur zur Teilnahme an der Gestaltung der postindustriellen Gegenwart und Zukunft in Angriff zu nehmen. Die Sektionen beschäftigen sich mit dem Industriedenkmal als Ressource und Potential, mit den Industriemuseen als Lern- und Bildungsorten in einer durch kulturelle Vielfalt geprägten postindustriellen Gesellschaft, schließlich mit den für die Industriekultur charakteristischen regionalen und internationalen Netzwerken, mit der Frage nach nachhaltigen Trägerstrukturen. Leitfragen nach kritischer Bilanz und anschlussfähiger Weiterentwicklung bilden den roten Faden.
„Industriekultur 2020“ richtet sich an die kulturpolitischen Akteure in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus, an Vertreter und Vertreterinnen aus der Politik, der Museumsszene, Schulen und anderen Bildungseinrichtungen, an Denkmalpfleger, Städtebauer und Touristiker, Fachwissenschaftler und Studierende sowie an interessierte Laien, Angehörige industriekultureller Initiativen und Geschichtsvereine. Ein zentrales Ergebnis der Tagung wird die Verabschiedung einer gemeinsamen Erklärung über die künftige Entwicklung der Industriekultur in NRW.
Lesen Sie hier die erarbeitete Charta Industriekultur NRW 2020