Gesandte 1645/49 > Salvius








Salvius,
Johann Adler


(Strängnäs 1590 - Stockholm 24.08.1652)

Bevollmächtigter der Schwedischen Königin in Münster und Osnabrück, 1643-1650




Sohn des Peder Hansson († vor 1607), Stadtschreiber in Strängnäs, und der Anna Persdotter. 1609 an der Universität Uppsala immatrikuliert, studiert er bei Johannes Messenius Politik und Jura. Er begleitet 1612 Magnus von Wernstedt, den Sohn des Landeshauptmanns in Uppsala, auf dessen Bildungsreise. In den folgenden Jahren studiert er Medizin und Jurisprudenz in Rostock, Helmstedt, Marburg, Straßburg und Montpellier und wird am 05.12.1619 in Valence zum Doktor beider Rechte promoviert. 1620 heiratet er in Stockholm Margareta Pedersdotter Skuthe (1560-1657), die reiche Witwe des aus Deutschland eingewanderten Kaufmanns Lorentz Hartmann und Tochter des Bürgermeisters von Linköping, Peder Eriksson, und der Karin Olofsdotter. Die Ehe bleibt kinderlos, nur ein außerehelicher Sohn ist bekannt. Salvius verfügt über zahlreiche Güter auch außerhalb Schwedens und ist Geldgeber der schwedischen Krone.

Organisiert 1621 im Dienst des Königs im neugegründeten Göteborg Bebauung, Verwaltung und Rechtsprechung und wird Assessor am Hofgericht. 1622 tritt er an der Seite des Reichsrats Gabriel Gustavsson Oxenstierna seine erste diplomatische Mission an den dänischen Hof und zum Kurfürsten von Sachsen an. Weitere Missionen führen ihn 1624 nach Hamburg und 1625 nach Holland. Seit 1624 Staatssekretär, formuliert er eine Reihe bedeutender außenpolitischer Schriftstücke, so 1630 das Kriegsmanifest gegen den Kaiser und 1634 die Proposition über die Vormundschaftsregierung für Königin  Christina. 1625 folgt er Gustav Adolf als Sekretär und als Subdelegierter des Reichskanzlers Axel Oxenstierna in den Polen-Feldzug; dabei gerät er kurzzeitig in kosakische Gefangenschaft. 1629 mit dem Namen Adler geadelt, trägt er den Ständen die Proposition des König zur deutschen Politik vor. Er führt die Vorverhandlungen über die schwedische Teilnahme am Lübecker Kongreß, zu dem Schweden schließlich nicht zugelassen wird. Er gehört zur Kommission, die 1629/1630 mit dem französischen Botschafter Charnacé über französische Subsidien verhandelt. 1630 folgt Salvius dem König nach Deutschland und führt Verhandlungen mit Christian IV. und den norddeutschen Fürsten und Städten, die am 23.06.1631 zu einem Vertrag mit dem Bremer Erzbischof führen. Als sich nach dem schwedischen Sieg bei Breitenfeld immer mehr Protestanten unter schwedischen Schutz stellen, ordnet er das Kontributionssystem für die Bedürfnisse der schwedischen Kriegsführung neu. 1633 nach Schweden zurückbeordert, erhält er 1634 als Hofkanzler und Geheimer Rat bedeutenden Einfluß auf die Regierung.

1636 führt er nach der Abreise des Kanzlers Oxenstierna zusammen mit dem schwedischen Generallegaten für Deutschland, Reichsrat Sten Bielke d.Ä., erste Friedensverhandlungen und wird schwedischer Resident in Hamburg. Nach Bielkes Tod 1638 ist er alleiniger Legat Schwedens in Deutschland. Er schließt die schwedisch-französischen Verträge von 1638 und 1641 und ebenso den Präliminarvertrag mit dem kaiserlichen Gesandten von Lützau am 15.12.1641 in Hamburg. Er verwaltet die französischen Subsidienzahlungen an Schweden. Als Legat der schwedischen Königin trifft er am 17.11.1643 (alten Stils) mit einem Gefolge von 22 Personen in Osnabrück ein. Bürger in Waffen empfangen ihn vor der Stadt, der Rat begrüßt ihn unter Salut von drei Geschützen vor dem Tor. Wie alle Gesandten erhält er Wein und Hafer als Ehrengeschenk. Vom Prinzipalgesandten Graf  Johan Oxenstierna trennen ihn außer persönlichen Differenzen, die sich vor allem an Standesfragen entzünden, unterschiedliche politische Auffassungen: Salvius bemüht sich gemäß dem Auftrag der Königin um einen baldigen Friedensschluß, während Oxenstierna die Vorstellungen seines Vaters vertritt, möglichst umfangreiche Zugewinne für Schweden zu erzielen. Aufgrund seiner großen politischen Erfahrung und seines Geschicks im Umgang mit dem diplomatischen Apparat spielt Salvius die bedeutendere Rolle bei den Verhandlungen und ist einer der einflußreichsten Diplomaten des Kongresses. Ihm sind vor allem die Übereinkunft mit Brandenburg über Pommern und ein großer Einfluß auf die Gestaltung der inneren Verhältnisse des Reiches zuzuschreiben. Er unterzeichnet neben Oxenstierna am 24. Oktober in Münster den Osnabrücker Teilfrieden. Der wiederholt gegen Salvius vorgebrachte Vorwurf der Bestechlichkeit muß in Hinsicht auf die bei allen Gesandtschaften gängige Praxis von "Verehrungszahlungen" gesehen werden, die die Regierung teilweise von der Alimentierung ihrer Gesandten entlastete.

Gegen den Widerstand der hochadligen Ratsherren ernennt ihn Christina 1648 zum Reichsrat. Als er nach der Ratifizierung des Friedens 1650 nach Schweden zurückkehrt, wird er mit dem Namen Örneholm in den freiherrlichen Stand erhoben. 1651 führt er in Lübeck Verhandlungen über den Frieden mit Polen und über das Bündnis mit Frankreich. Während der Heimreise nach Schweden erkrankt er und stirbt 1652. Er ist in der Storkyrka in Stockholm beigesetzt, wo ein prächtiges Epitaph an ihn erinnert.



Literatur

Cools II, S. 14; Waesberghen Nr. 2 (Abb.); Pacis Antesignani (Münster), fol. 14 (mit farbigem Wappen); Theatrum Europaeum VI, S. 403 (Abb.); Bignon Nr. 13 (Abb.); Aubry (Abb.): Kalender (Abb.); Pacificatores 1697, Nr. 51 (Abb.); Meiern IV Schema Nr. 17; Walther, S. 19-24, 562-565; Zedler 33, Sp. 1268-1270; Bildnisse 1824, S. 11-12 Nr. 23 (Abb.); Odhner, S. 115-116; Runge, S. 163-164, 166-167, 168; Striedinger Nr. 24 (Münster) Nr. 17 (Osnabrück); SBL 1, S. 143-156; Svenska män och kvinnor, Bd. 1, Stockholm 1942, S. 17-18; Sune Lundgren: Johan Adler Salvius. Problem kring freden, krigsekonomien och maktkampen, Phil. Diss. Lund 1945; Katalog Gripsholm Nr. 712, Nr. 980; Bosbach, S. 5, 23, 81, 128, 214; Dethlefs/Ordelheide, Nr. 221 (Abb.); Dickmann 61992, S. 197-198; vgl. auch Abb. S. 108 und S. 128.

Doris Gerstl


Quelle: H. Duchhardt / G. Dethlefs / H. Queckenstedt, "...zu einem stets währenden Gedächtnis", Die Friedenssäle in Münster und Osnabrück und ihre Gesandtenporträts", (=Osnabrücker Kulturdenkmäler, Bd. 8), Bramsche 1998, S. 216f.

Ein  Kooperationsprojekt des Internet-Portals "Westfälische Geschichte" mit dem  LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster (Kupferstiche), und dem  Rasch Verlag, Bramsche (Texte)
 
Porträt des Johann Adler Salvius (Strängnäs 1590 - Stockholm 24.08.1652), Bevollmächtigter der Schwedischen Königin in Münster und Osnabrück, 1643-1650


Devise


NON EST DISSENSIONIS DEVS SED PACIS.

Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens (nach 1. Korinther 14, 33: non enim est dissensionis Deus sed pacis).



Kartusche


IOANNES ADLER SALVIVS S:æ Regiæ
Maiest:tis Sueciæ Consiliarius Intimus, Cancellarius Aulicus, Hæreditarius in Adelsburg, Alatzineii, Offwerbÿ, Tulingen, etc: diictæ Maiest:tis ad Tractatus Pacis Universalis Osnabrugæ Legatus Plenipotentiarius.




Wappenbeschreibung


In Silber [hier Blau mit grünem Boden] ein widersehender, golden gekrönter schwarzer Adler mit offenem Flug. Auf dem [hier gekrönten] Helm mit schwarz-silbernen Decken steht wachsend der widersehende, golden gekrönte Adler.








Kupferstich von Pieter de Jode nach Anselm van Hulle, 1648, aus: Pacificatores Orbis Christiani, Rotterdam 1697, Blatt 51, 30,7 x 19,8 cm (Blatt, beschnitten)
Münster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Inv.Nr. C-18232 LM
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