"Westfalen im Bild" - Texte

Kösters, Klaus
Soest in der Neuzeit
Münster, 1983



Schwerpunktthemen:
Die Stadtentwicklung von der Soester Fehde bis zur Gegenwart
Sozialgeschichte des frühneuzeitlichen Soest


In der Soester Fehde (1444-1449) sagte sich die Stadt von den Erzbischöfen von Köln los und verband sich mit dem Haus Kleve. Faktisch war Soest nun unabhängig und frei geworden, da der Stadtherr nur unbedeutende Rechte hatte. Die Stadt forcierte nun den Ausbau ihres eigenen Territoriums, die Börde.

War der Ort auch jetzt von seinem alten, kölnisch gebliebenen Hinterland getrennt, so hielt die wirtschaftliche Blüte bis ins 16. Jahrhundert an. Erst nach dem 30jährigen Krieg, als Soest an Preussen kam, begann ein rapider wirtschaftlicher Verfall. Die Stadt entwickelte sich zu einem unbedeutenden Ackerbürgerstädtchen zurück, bis in der Mitte des 19. Jahrhunderts vom Eisenbahnbau neue wirtschaftliche und städtebauliche Impulse ausgingen. Die Stadt wuchs nun über die mittelalterlichen Grenzen hinaus, so daß 1915 ein Architektenwettbewerb zur Stadtentwicklung ausgeschrieben wurde. Die Stadterweiterungen des 20. Jahrhunderts sind jedoch anders verlaufen, als das der damalige preisgekrönte Entwurf vorsah.

In der Soester Bürgerschaft bestand ein ständisch abgehobenes Patriziat, das entscheidenden politischen Einfluß hatte. Im 16. Jahrhundert entwickelte sich eine bürgerliche Honoratiorenschaft, die allmählich den Stadtadel aus seiner führenden Stellung verdrängte. Die Handwerker spielten nie eine politisch bedeutende Rolle und gelangten nicht zu den höchsten Ämtern im Rat.



Westfalen im Bild, Reihe: Stadtentwicklung und städtisches Leben in Westfalen, Heft 3