"Westfalen im Bild" - Texte

Roerkohl, Anne
Das Hermannsdenkmal
Münster, 1992



"Das ist der Teutoburger Wald,
Den Tacitus beschrieben
Das ist der klassische Morast,
Wo Varus steckengeblieben.

Hier schlug ihn der Cheruskerfürst,
Der Hermann, der edle Recke;
Die deutsche Nationalität,
Sie siegte in diesem Drecke. [...]

Gottlob! Der Hermann gewann die Schlacht,
Die Römer wurden vertrieben,
Varus mit seinen Legionen erlag,
Und wir sind Deutsche geblieben! [...]

O Hermann, dir verdanken wir das!
Drum wird dir, wie sich gebühret,
Zu Detmold ein Monument gesetzt;
Hab selber subskribieret."

(Heinrich Heine: Deutschland ein Wintermärchen, 1844)


Einleitung

Ost-Westfalen-Lippe: Weithin sichtbar ragt das Hermannsdenkmal über den Teutoburger Wald ins Land. Es kündet von einer gewaltigen kriegerischen Auseinandersetzung, in der der römische Feldherr Quinctilius Varus mit drei Legionen, dazu sechs Kohorten und weiteren drei Reiterregimentern (ca. 20.000 Soldaten) von germanischen Stämmen unter der Führung des Cheruskerfürsten Arminius in einen Hinterhalt gelockt und vollständig aufgerieben wurden. Die "Hermannsschlacht" um 9 nach Christus - der Sieg über die Fremdherrschaft - galt fortan als der Urmoment deutscher Geschichte. Ob in Theaterstücken (Wieland, Klopstock, Kleist, Grabbe), in Opern (Wagner), in den Liedern der deutschen Turnerbewegung oder in den Spottversen Heinrich Heines - die Verklärung und Bewunderung für den Cheruskerfürsten und seine Taten kannte besonders im 19. Jahrhundert kaum Grenzen. Das wohl imposanteste Zeichen setzte dem "Befreier Germaniens" der Bildhauer Ernst von Bandel mit seinem Hermannsdenkmal auf der Grotenburg im Teutoburger Wald. Daß die historische Kampfstätte vermutlich viel weiter westlich gelegen hatte - neuere archäologische Untersuchungen vermuten sie in der Nähe von Osnabrück - tut dem heutigen Interesse und der Faszination an dem Denkmal keinen Abbruch. Über eine Million Besucher zieht es jährlich zum Hermannsdenkmal.

Sich diesem Denkmal und seiner Geschichte zu nähern, ist kein leichtes Unterfangen. Noch heute, fast 120 Jahre nach seiner Errichtung, löst es höchst widersprüchliche Emotionen aus. Wer sich auf die Geschichte dieses Denkmals einläßt, wird recht deutlich mit den Irrungen und Wirrungen deutscher Nationalgeschichte konfrontiert. Denkmäler sind immer auch ein Spiegelbild ihrer Zeit. Sie reflektieren die politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten einer Epoche. Ihr Symbolgehalt jedoch wird entsprechend der sich verändernden politischen Zeitströmungen transformiert oder uminterpretiert. So überstand das Hermannsdenkmal das Kaiserreich, zwei Weltkriege und den Nationalsozialismus, der das Denkmal als "Ikone germanischen Herrentums" mißbrauchte. Gerade die bis heute anhaltende Vereinnahmung durch rechtsradikale Gruppen und Kreise zwingt zum Nachdenken und zu einer kritischen Sicht über die Vergangenheit - damit ist die Geschichte des Denkmals auch eine Mahnung für die Zukunft.

Das Hermannsdenkmal ist neben der Walhalla bei Regensburg (1830-1842) und der Bavaria in München (1838-1850) das einzige größere deutsche Denkmalprojekt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts von überregionaler Bedeutung. Anders als die übrigen preußischen Kriegermonumente und steinernen Siegeszeichen, die beherrscht waren von militärischen und dynastischen Gedanken, gab es mit dem Denkmal für Arminius den Cheruskerfürsten, ein frühes Monument, das diesen engen Rahmen sprengte und einen im Liberalismus wurzelnden demokratischen Nationalgedanken auch für eine breitere Bevölkerungsschicht vertrat. Mit "dem Hermann" konnten sich Bürger wie Arbeiter - alt und jung - gleichermaßen identifizieren.

Das Hermannsdenkmal repräsentierte von Beginn an keine einheitliche Ideologie:
"Zu gleicher Zeit konnte es als Zeichen chauvinistischen Fremdenhasses und als Aufruf zur Aussöhnung mit Frankreich gedeutet werden. Bandel nannte es ein Mahnmal auf die deutsche Einheit, Maßmann gar ein Mahnmal auf die friedlich vereinte Menschheit. Andere erklärten es zur Waffe im Kulturkampf, wieder andere sahen in ihm ein Fanal des Liberalismus und der demokratischen Bewegung. Erst nach der Reichsgründung und der Kaiserproklamation von 1871 wurden die vielfältigen ideologischen Aussagen des Hermannsdenkmals auf die eines wilhelminischen Siegeszeichens eingeschränkt." [1]

Damit rückte das Hermannsdenkmal automatisch stärker in den Kreis der Nationaldenkmäler der 80er und 90er Jahre des letzten Jahrhunderts, obwohl es ursprünglich einer ganz anderen Sinngebung entsprach.

Auf dem höchsten Punkt der Grotenburg, einem Bergrücken mitten im Teutoburger Wald gelegen, gehört das Denkmal, ebenso wie das Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf der Hohensyburg und das Kaiser-Denkmal an der Porta-Westfalica zum Kreis der Landschaftsdenkmäler. Die Einbettung in die Natur ist bei allen drei Monumenten ein integrierender Bestandteil ihrer Entwürfe gewesen. Bei der Standortwahl bevorzugte man exponierte, strategisch wichtige Orte, an denen sich historische Begebenheiten abgespielt hatten. Gerade Landschaftsdenkmäler entwickelten sich seit der Gründerzeit zu einem beliebten Ausflugsziel für Schulklassen und Vereine oder auch für stadtverdrossene Ausflügler. Sie bekamen geradezu den Charakter von Wallfahrtsstätten. Durch die besondere Verknüpfung von Geschichte und Natur wurden aus Naturausflügen patriotische Bildungsspaziergänge. Man genoß den ungewohnten Blick über die Landschaft und konnte gleichzeitig mit seinem Besuch am Denkmal seinen patriotischen Gefühlen Ausdruck verleihen.


Vorgeschichte

Erste Skizzen Ernst von Bandels stammten bereits aus dem Jahre 1819, als die Erinnerung an die Befreiungskriege noch lebendig war. Die Völkerschlacht bei Leipzig 1813, die das Ende Napoleons besiegelte, wurde nicht nur für ihn zum Symbol einer wiederzuerlangenden nationalen Einheit. Deren mythisierter Anfang stellte die "Schlacht im Teutoburger Wald" dar. Beide Ereignisse fanden sich deshalb auch an den Giebelwänden der Walhalla wieder. Bandel widmete sein ganzes Leben und künstlerisches Wirken der Idee, mit seinem Denkmal ein allgemeingültiges Nationalsymbol zu schaffen, das das Bekenntnis einer freiheitlichen Ordnung nationalen Zuschnitts zum Ausdruck bringen sollte. Monumente wie das Hermannsdenkmal sollten dazu beitragen, eine demokratische Legitimation zu stiften - ein Gedanke, der bereits im Kaiserreich immer mehr in Vergessenheit geriet, indem dort nationalmonarchische, machstaatliche Momente in den Vordergrund rückten.

Nach den Befreiungskriegen gab es ein einiges Deutschland als Staat ebensowenig wie eine deutsche Nation. Die Mitte Europas bestand aus einem bunten Flickenteppich von achtunddreißig souveränen Einzelstaaten, die im Deutschen Bund durch die in Wien 1815 beschlossene Bundesakte verknüpft waren. Preußen und Österreich dominierten in diesem Staatenbund, kontrolliert durch das "System Metternich" des österreichischen Staatskanzlers. Der Bundestag in Frankfurt - eine Art ständiger Gesandtenkongreß - betrachtete es als seine wichtigste Aufgabe, die innere Sicherheit zu bewahren. Seit den "Karlsbader Beschlüssen" von 1819, dem Verbot der Burschenschaften, der "Demagogenverfolgung" und der Einführung der Pressezensur, war Ruhe und Ordnung die erste Bürgerpflicht in Deutschland.

Mit dieser Ruhe und Ordnung war es im Sommer 1830 vorbei. Der Funken der französischen Julirevolution flog von Paris über Brüssel bis nach Warschau. Die seit Jahren unterdrückte liberale und demokratische Opposition meldete sich aufmüpfig zu Wort. Demonstrativ strömten 25.000 Menschen 1832 zum Hambacher Fest. Für das "System Metternich" waren die Unruhen nur ein willkommener Anlaß, die Repression zu verstärken. Bereits 1835 war alles wie ein Spuk vorbei; eine lebhafte, kritisch-kontroverse und aufrührerische Epoche in Deutschland am Ende - von der Obrigkeit brutal abgewürgt. Prominente Vertreter des "Jungen Deutschland", wie Heine, Börne und Gutzkow gingen in die innere Emigration oder flohen ins Ausland. Angesichts dieses Klimas obrigkeitsstaatlicher Repression und Verfolgung wurden für die liberale Opposition gerade Gestalten wie Hermann der Cherusker aber auch die Germania in ihren Emanzipationsbestrebungen gegen die Restauration zu Sinnbildern der angestrebten Freiheit und Einheit der deutschen Nation.

Trotz großer Schwierigkeiten wurde 1838 der Grundstein für das Hermannsdenkmal gelegt und der Sockel auf der Grotenburg errichtet. Bei der Schließung des Grundsteingewölbes am 08.09.1841 stellte M. L. Petri in seiner Rede die besondere Bedeutung des Arminius als Begründer der Völkergemeinschaft gleich- und eigenberechtigter Nationen heraus. Auch
die übrigen "Völker der Erde" wurden seiner Meinung nach
"frei durch den Teutoburger Sieg, der das Weltreich und seine Tyrannei stürzte und der zum ersten Male lehrte, daß auch das Volk dem Volke gegenüber Rechte hat. [...] Das Denkmal wird fragen, ob die Nachfahren neben der Achtung fremder Sitte, fremden Rechts, fremder Freiheit ungekränkt zu bewahren und zu schützen wissen die eigene Sitte, das eigene Recht, die eigene Freiheit." [2]

- eine Frage, die angesichts der rechtsradikalen Polemik rund um das Denkmal bis heute aktuell geblieben ist.

Bis zur Einweihung im August 1875 war noch ein langer Weg. Kaum ein Denkmal in Deutschland mußte so lange auf seine Vollendung warten. Geldmangel und Zerwürfnisse mit dem Detmolder Förderverein, aber vor allem die wechselhaften politischen Ereignisse zwangen Bandel immer wieder, den Bau zu unterbrechen. Seit 1846, wo der Unterbau des Denkmals beendet und mit der Kuppel gekrönt worden war, herrschte an der Baustelle im Teutoburger Wald völliger Stillstand. Gerade in den Revolutionsjahren 1848/49 entsprach das Hermannsdenkmal mit seiner nationalen Sinngebung kaum den politischen Vorstellungen. Bandel versuchte es lange Zeit auf eigene Faust. Zäh und mit ungeheurer Energie hielt er an seinem Lebenswerk fest und arbeitete in Hannover an seinen Plänen und Entwürfen weiter. Unterstützung erhielt er nur von liberaler Seite. Der Jahn-Schüler Hans Ferdinand Maßmann - ein Freund Bandels - verwandte sich ebenso für das Denkmal wie Heinrich Heine, der von Paris aus nicht nur mit vieldeutig ironischen Versen "insistierte", sondern auch Geld für den Weiterbau spendete.

"An der Zukunft des Denkmals zweifelnd und mit der Gegenwart grollend", meldete sich auch "Die Gartenlaube" zu Wort und appellierte "in einer Zeit der politischen und geistigen Windstillen", den Bau doch endlich wieder aufzunehmen. Um dieser Forderung den nötigen Nachdruck zu verleihen, veröffentlichte die Zeitschrift folgendes Gedicht:

"Von diesen Höhen in die Runde
Nach Nord und Süden wollt' er schauen,
Zu sehen, ob Germaniens Gauen
Vereinen sich zu einem Bunde,
Ob mit der Stämme Einheit wohl
Zur Wahrheit wurde ihr Symbol.
Er harrt und harrt; des Thurmes Quadern
Sind längst bemoost - die Arbeit ruht;
Hier, wie am Werk der Einheit, hadern
die Bauherrn mit erhitztem Blut. " [3]

Karl Marx brachte die Sache auf den Punkt, als er 1867 nach seinem Besuch der "Hermanns-Säule-Werkstatt" in Hannover an Friedrich Engels schrieb: "Das Zeug wird ebenso langsam fertig wie Deutschland." [4]

Eine Realisation des Denkmalprojektes war nur über größere Spendenbeiträge möglich. Im November 1862 richtete der Detmolder Förderverein für das Hermannsdenkmal einen entsprechenden Appell an die Bevölkerung. Erste Beiträge trafen nach dem siegreich beendeten Krieg gegen Dänemark Jahre 1864 ein. Erst mit dem Besuch des preußischen Königs im Juni 1869 am Bauplatz im Teutoburger Wald kam wieder Bewegung in das Denkmalprojekt. Neue Impulse brachten der Sieg über Frankreich und die anschließende Reichsgründung 1871. Jetzt bewilligte der Reichstag 10.000 Thaler für den Weiterbau - der Kaiser selbst spendete noch einmal die gleiche Summe. Der größte Betrag von 37.500 Thalern kam jedoch von privater Seite durch Spenden der deutschen Bevölkerung; weitere 1.082 Thaler gab das österreichische Kaiserhaus, die deutschen Fürstenhäuser überwiesen 13.500 Thaler und aus dem Ausland trafen 1.500 Thaler ein. Der Kostenaufwand belief sich insgesamt auf 90.000 Thaler - halbsoviel wie für die Bavaria in München. Im Interesse der "nationalen Sache" hatte Ernst von Bandel von Beginn an auf ein Künstlerhonorar verzichtet.


Die Denkmaleinweihung

Im Herbst 1873 kehrte Bandel an die Baustelle im Teutoburger Wald zurück. Endlich konnte er sein Lebenswerk vollenden. Der mittlerweile 73jährige. Künstler war am Ziel seiner Wünsche. Die Fertigstellung des Denkmals bis zum Sommer 1875 kostete ihn jedoch seine letzten Kräfte. Halb erblindet und von rheumatischen Beschwerden gezeichnet erlebte er im August die Einweihung. Die Ordensverleihung durch Wilhelm I. war eine späte Würdigung seiner Verdienste. Die nachhaltige Anerkennung seines Lebenswerkes blieb ihm jedoch versagt. Er starb ein Jahr nach der Denkmalenthüllung.

Die veränderte politische Situation - Sieg über Frankreich, Reichsgründung führte beim Hermannsdenkmal zu einem Bedeutungswandel. Es stand nicht mehr nur allein für die Befreiung Germaniens von der Römerherrschaft, sondern wurde zum Symbol des Sieges über Frankreich. Und so blickte "der Hermann" zukünftig nicht wie anfangs geplant nach Süden in Richtung Rom, sondern nach Westen zum besiegten Frankreich.

Der gegen Rom siegreiche Arminius wurde zur Symbolfigur im Bismarckschen Kulturkampf. Seit der Reichsgründung befand sich der Staat im Konflikt mit dem römischen Katholizismus. Diese Auseinandersetzungen erreichten zur Zeit der Denkmaleinweihung ihren Höhepunkt. Arminius galt fortan als Symbol des "protestantischen" Kampfes gegen das "neue" Rom, gegen den "Ultramontanismus", der die wiedergewonnene Einheit von innen bedrohte.

Von diesen teilweise doch sehr heftigen innenpolitischen Auseinandersetzungen war bei der Einweihungsfeier kaum etwas zu spüren. Sie war ein Festtag für jeden - für Schulen, Turner- und Sängervereine, die Innungen und Veteranen ebenso wie die Kommunen; die Verbindung von Festgottesdiensten, Vereinsaufmärschen und Schulfeiern war charakteristisch für die großen Feste im Kaiserreich. Auch der Geburtstag des Kaisers und der "Sedanstag", der "Geburtstag" des zweiten deutschen Reiches, wurden auf diese Art und Weise begangen. Die Feier des Heldischen und Nationalen einerseits verband sich mit der Integration des Staatsvolkes andererseits. Turner, Schützen und Sänger sowie die nach 1871 gegründeten Kriegervereine stellten dabei die Massendemonstration eines jeden Nationalfestes sicher. Dies zeigte sich auch bei den Feierlichkeiten um das Hermannsdenkmal.


Das Denkmal

Die ikonographische Einordnung des Hermannsdenkmals ist schwierig, mischen sich hier doch romanische und gotische Stilelemente. Zwei wesentliche Ziele blieben Bandel verwehrt: die Schaffung eines deutschen Nationalstils und die klare politische Aussage über eine großdeutsche Nationalidee. Aus diesem Grund
"... konnte die flügelbehelmte Gestalt des Befreiers in germanischer Tracht auf einer mächtigen Kuppelhalle aus romanischen und gotischen Stilelementen ebenso einer klein-deutsch-preußischen Nationalidee Wilhelm I. wie einem expansiv-völkischen Militarismus von Adolf Hitler und einem streitbaren Protestantismus von Bismarck ebenso wie einer Verherrlichung der Siege von Hindenburg an der Ostfront im Ersten Weltkrieg dienen. " [5]

Zwei Grundprinzipien wurden beim Hermannsdenkmal zum erstenmal verwirklicht, die für viele spätere Nationaldenkmäler maßgebend wurden:
  1. Die Finanzierung durch öffentliche Zeichnungen und Spenden, an denen zum größten Teil die Bevölkerung selbst beteiligt war: Das Volk wurde als Adressat und als Träger des Denkmals angesprochen, gleichzeitig aber auch die Zusammenarbeit mit den Fürsten gesucht.
  2. Die Zeremonien und Feierlichkeiten bei der Grundsteinlegung und Enthüllung, die sich immer mehr zu politischen Nationalfeiern entwickelten.
  3. Bei aller Verschiedenheit in seiner künstlerischen Formgebung ist damit das Hermannsdenkmal zu einem integrierenden Teil in der Entwicklung nationaler Denkmäler im 19. Jahrhundert geworden.


Nur eine "nüchterne Betrachtung des Hermannsdenkmals", wie sie der Historiker Reinhart Koselleck fordert, hilft, "unsere politische Sinnlichkeit vor naiver Überformung zu schützen". Für ihn ist es erstaunlich, "in wie kurzer Zeit eine historische Person transformiert wurde: in eine mythische Repräsentationsfigur zunächst der Kulturnation, dann der Staatsnation, dann der wiederzuerkämpfenden nationalen Macht und schließlich zum Friedensmahnmal". Deswegen ist seine Forderung nur zu unterstützen, daß "der Hermann, in kritischem Abstand dauerhaften Anlaß bieten" möge, "uns unserer Geschichte zu vergewissern, ohne sie ideologisch festschreiben zu müssen." [6]


[1] Gerd Unverfehrt: Armintus als nationale Leitfigur. Anmerkungen zu Entstehung und Wandel eines Reichssymbols, in: Mai, Ekkehard und Waetzhold, Stephan (Hrsg.), Kunstverwaltung, Bau und Denkmalpolitik im Kaiserreich, Berlin 1981, S. 322f.
[2] Zit. nach Thomas Nipperdey: Zum Jubiläum des Hermannsdenkmals, in: Engelbert, Günther (Hrsg.): Ein Jahrhundert Hermannsdenkmal 1875-1975, Detmold 1975, S. 19.
[3] "Die Gartenlaube" (1875), S. 359.
[4] Zit. nach Reinhard Koselleck: Ein Jahrhundert Hermannsdenkmal, in: Lippische Mitteilungen, Band 45, Detmold 1976, S. 305.
[5] Helmut Scharf: Zum Stolze der Nation. Deutsche Denkmäler des 19. Jahrhunderts, Dortmund 1983, S. 49.
[6] Koselleck, a.a.O., S. 306.




Westfalen im Bild, Reihe: Kulturdenkmale in Westfalen, Heft 5