Herrscher 1645/49 > Spanien








Spanien,
Philipp IV. von


(Valladolid 08.08.1605 - Madrid 19.09.1665)

König von Spanien (reg. 31.03.1621 - 17.09.1665)




Sohn von Philipp III. von Spanien (1578-1621) und Margarethe von Österreich (1584-1611). Die ausführliche Beschäftigung mit Literatur, Geographie und Sprachen während seiner Ausbildung machen ihn - er selbst gilt als durchschnittlicher Poet und dilettiert als Maler - zu einem engagierten Freund und außergewöhnlichen Förderer vor allem der Dichter und Künstler, deren berühmtester der Hofmaler Diego Velázquez ist. Heiratet 1615 Elisabeth von Bourbon (1602-1644), Tochter von Heinrich IV. von Frankreich und Maria de Medici, sowie 1649 seine Nichte Maria Anna von Österreich (1634-1696), Tochter von Kaiser Ferdinand III. und Maria von Österreich, der Schwester Philipps. Aus den beiden Ehen gehen zwölf Kinder hervor, von denen nur der Infant Baltasar Carlos (1629-1646), die französische Königin Maria Teresa (1638-1683), Margarethe (1651-1673), die Frau Kaiser Leopolds I., und der langersehnte Thronfolger Karl II. (1661-1700) das Kindesalter überleben. Von seinen zahlreichen unehelichen Nachkommen erkennt Philipp nur Don Juan José de Austria (1629-1679), Sohn der Schauspielerin Maria Calderón, an, der nach dem Tod des Vaters auch politisch eine Rolle spielt.

Als Philipp mit 16 Jahren am 11. März 1621 den Thron besteigt, übernimmt bis zu seiner Entlassung 1643 der Günstling Gaspar de Guzmán, Graf von Olivares, die Regierungsgeschäfte. Innenpolitisch bemüht sich Olivares um Konzentration der Staatsmacht, außenpolitisch führt er Spanien in kostspielige Kriege, um dem Land wieder zu seiner früheren führenden Machtposition zu verhelfen: Der Kampf in den Niederlanden - im April 1621 läuft der 12jährige Waffenstillstand aus - wird wieder aufgenommen, Spanien greift als Verbündeter der österreichischen Habsburger in den 30jährigen Krieg ein, und der Konflikt mit Frankreich, der sich in den 20er Jahren bis zum Mantuaner Erbfolgestreit mit der Besetzung der Alpenpässe durch Frankreich zuspitzt, mündet 1635 in offenen Krieg. Nach anfänglichen Erfolgen häufen sich die Rückschläge, daneben bricht Anfang 1640 in Katalonien ein separatistischer Aufstand los, Ende des Jahres proklamiert Portugal die Unabhängigkeit von der spanischen Krone.

Die Unmöglichkeit einer gleichzeitigen Bekämpfung der Niederlande und Frankreichs erkennend, beschließt Philipp IV. im Juli 1644 die umgehende Beendigung der Kriege an allen Fronten. In Münster kann der Prinzipalgesandte Philipps IV.,  Graf von Peñaranda, das oberste spanische Ziel erreichen, durch eine Verständigung mit den nördlichen Niederlanden Frankreich zu isolieren. Im spanisch-niederländischen Separatfrieden vom 30.01.1648 erkennt Spanien die de facto seit langem bestehende Unabhängigkeit der nördlichen Niederlande an, sichert sich aber den Bestand der südlichen Niederlande gegen Frankreich. Es muß allerdings hinnehmen, daß der Kaiser im Friedensvertrag mit Frankreich die Verbindung mit den spanischen Habsburgern aufkündigt.

Während und nach den Verhandlungen in Münster sieht sich Philipp weiterhin mit Erschütterungen seines Reiches konfrontiert: Aufstände erheben sich 1647 in Sizilien und Neapel sowie 1648 in Aragon und Navarra, der Kampf um Portugal weitet sich auf die Kolonien aus, 1652 verliert Spanien im Kampf um die englische Handelsfreiheit Jamaica. Der Krieg mit Frankreich findet erst im Pyrenäenfrieden (07.11.1659) ein Ende, in dem Spanien an Frankreich wichtige Grenzgebiete (Roussillon, Artois, Cerdagne) verliert und in dem Spaniens Abgleiten zu einer europäischen Randmacht, dessen Hauptinteressen in den überseeischen Kolonien liegen, manifest wird.

Philipp stirbt nach 44 Regierungsjahren am 17.09.1665 in Madrid und wird im Pantheon der Könige des Klosters San Lorenzo in El Escorial beigesetzt.

Das Vorbild für das Bild im Friedenssaal von Münster - in Osnabrück fehlt Philipp - ist nicht bekannt. Unter den bekannten Staatsporträts kommt der Physiognomie am nächsten das Kniestück von 1632 (im Kunsthistorischen Museum Wien), wahrscheinlich ein beschnittenes ganzfiguriges Porträt (die Kopie in der Eremitage in Leningrad zeigt den König in ganzer Figur), das Philipp bei seinem Hofmaler Diego Velázquez in Auftrag gegeben und im gleichen Jahr an seine mit Kaiser Ferdinand III. verheiratete Schwester Maria gesandt hat. Von diesem Porträt existieren zahlreiche Kopien und Varianten. Es ist wahrscheinlich, daß ein Bild dieses Typus in der Residenz des Grafen Peñaranda gehangen hat. Die Brustbildnisse des Königs im Prado aus den 1650er Jahren kommen als Vorbild nicht in Frage.



Literatur

Pacificatores 1697 Nr. 2 (Abb.); Bildnisse 1824 Nr. 2 (Abb.); Diccionario de Historia de España, hsrg. v. Germán Bleiberg, Madrid 1968, Bd. II, S. 29-35, John Huxtable Elliott, Imperial Spain 1469-1716, London 31969, S. 346-354; Antonio Domínguez Ortiz, The Golden Age of Spain 1516-1659, London 1971; S. 98-111; Dickmann 31972, S. 259-264; John Lynch, Spain under the Habsburgs Bd. 2, Oxford 21981, S. 74-87; R. A. Stradling, Philip IV and the Government of Spain 1621-1665, Cambridge 1988; J. H. Elliott, Spain and its World 1500-1700, New Haven/ London 1989, S. 120-135.

Angelica Francke


Quelle: H. Duchhardt / G. Dethlefs / H. Queckenstedt, "...zu einem stets währenden Gedächtnis", Die Friedenssäle in Münster und Osnabrück und ihre Gesandtenporträts", (=Osnabrücker Kulturdenkmäler, Bd. 8), Bramsche 1998, S. 176f.

Ein  Kooperationsprojekt des Internet-Portals "Westfälische Geschichte" mit dem  LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster (Kupferstiche), und dem  Rasch Verlag, Bramsche (Texte)
 
Porträt des Philipp IV. von Spanien (Valladolid 08.08.1605 - Madrid 19.09.1665), König von Spanien


Kartusche


PHILIPPUS IV DG HISPANIARUM ET INDIARUM REX CATHOLICUS




Wappenbeschreibung


Der Schild ist geteilt, oben gespalten mit eingebogener Spitze, und belegt mit einem Herzschild. Die vordere Hälfte ist geviert und zeigt in Feld 1 und 4 in Rot einen goldenen [hier silbernen] Zinnenturm mit blauem Tor (Kastilien), in Feld 2 und 3 in Silber einen roten [hier purpurnen], golden gekrönten Löwen (Leon). Die hintere Hälfte ist gespalten, vorn von Rot und Gold [hier von Blau und Silber] sechsmal gespalten (Aragon), hinten schräggeviert, oben und unten im goldenen Feld drei [hier vier] rote Pfähle, auf den Seiten in Silber ein schwarzer Adler (Sizilien). In der eingebogenen silbernen Spitze ein naturfarben beblätterter Granatapfel (Granada). Im silbernen Herzschild stehen innerhalb eines mit sieben goldenen Zinnentürmen belegten roten Bordes in Silber fünf blaue Schildchen kreuzweise, jedes belegt mit fünf schrägkreuzweis gestellten silbernen Scheiben [die Scheiben fehlen hier] (Portugal).
Die untere Schildhälfte ist geviert und gleichfalls mit einem Herzschild belegt. Feld 1: In Rot ein silberner Balken (Österreich), Feld 2: Blau, mit goldenen Lilien bestreut und von einem silbern-rot gestückten Bord eingefaßt (Neuburgund), Feld 3: Von Blau [hier Grün] und Gold sechsmal schrägrechts geteilt und mit rotem [hier blauem] Bord eingefaßt (Altburgund), Feld 4: In Schwarz ein goldener Löwe (Brabant). Der Herzschild ist gespalten, vorn in Gold ein schwarzer Löwe (Flandern), hinten in Silber ein schwarzer Adler (Antwerpen).
Den Schild umgibt die Kollane des Ordens vom Goldenen Vlies; auf dem Schild ruht die spanische Königskrone. Devise: PLVS VLTRA (Noch weiter) zu beiden Seiten des Wappens.








Kupferstich von Cornelis Galle nach Anselm van Hulle, 1648, 36,5 x 26,5 cm (Blatt), 33,7 x 24,7 cm (Platte) / Münster, LWL-Landes- museum für Kunst und Kultur- geschichte, Inv.Nr. K 66-100 LM
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