Gesandte 1645/49 > Wolff von Todenwarth








Wolff von Todenwarth,
Johann Jacob


(Speyer 28.08.1585 - Regensburg 25.03.1657)

Gesandter des Landgrafen von Hessen-Darmstadt und der Stadt Regensburg in Münster und Osnabrück, 1645-1649




Sohn des Leonard Wolff zur Todenwarth (1549-1606), Advokat und Prokurator am Reichskammergericht in Speyer, und seiner ersten Frau Anna Bien aus einer Speyrer Ratsfamilie. Benannt nach dem festen Hof Todenwarth bei Schmalkalden, der ihm 1623 mit seinen Brüdern, dem hessisch-darmstädtischen Kanzler Anton und dem kaiserlichen Obristen Christian Marsilius Wolff, als Adelsname anerkannt wurde. Seit 1603 Rechtsstudium an der Universität Altdorf, dann in Marburg und Jena. Heiratet 1607 zunächst heimlich die Nürnberger Patriziertochter Ursula Ayrer. Von sechs Kindern aus erster Ehe hat ihn nur eine Tochter überlebt; zwei Söhne sind 1634/1639 als kaiserliche Offiziere im Felde umgekommen. Zweite Frau wird 1615 die Regensburgerin Barbara Wittmann. In dritter Ehe 1653 mit seiner verwitweten Schwägerin Susanne Wittmann geb. Schildlin verheiratet.

Als Johann Jacob Wolff aus Nürnberg wird er 1612 Syndikus der Stadt Regensburg, die ihm 1616 zugleich das Stadtschreiberamt überträgt. Wiederholt in Geschäften der Stadt an den Kaiserhof entsandt, übernimmt er in der Folgezeit auch Aufträge für die Landgrafen von Hessen-Darmstadt. Im Krieg Verbindungsmann zwischen den lutherischen Darmstädtern und Wien, wo er u.a. die Verhandlungen über die geforderte Restitution säkularisierter Kirchengüter führt, wird er 1623 zum landgräflichen, 1628 auch zum kaiserlichen Rat ernannt; schon vorher führt er den Titel eines kaiserlichen Pfalzgrafen. Im Sommer 1633 wird er auf einer Reise von Nürnberg nach Regensburg bei Lauf von den Schweden gefangengenommen und bleibt mehrere Monate als feindlicher Agent in Mainz inhaftiert, was Kaiser Ferdinand II. mit einem Schmerzensgeld von 20.000 Talern honoriert, dessen Zahlung allerdings den Darmstädtern übertragen wird; letztlich bescheidenes Ergebnis ist die zeitweilige Verpfändung von hessischen Gütern und Einkünften in Petterweil, Kleeberg und Groß-Umstadt. 1635 ist er als Vertreter Hessen-Darmstadts am Friedensschluß von Prag beteiligt und muß sich deshalb in einer Flugschrift als ein in evanglischen Schafkleidern verkappter reißender Wolf beschimpfen lassen, der auf der Warte des Todes Wache hält. Die enge Beziehung zum Darmstädter Hof wird vom Sturz seines noch kurz zuvor zum Reichsfreiherrn ernannten Kanzler-Bruders 1639 nicht berührt.

Zusammen mit dem Gießener Vizekanzler Dr. Justus Sinolt gen. Schütz am 18.03.1645 als hessen-darmstädtischer Gesandter zu den Friedensverhandlungen abgefertigt, trifft er am 28.03.1645 in Osnabrück ein. Seit Anfang 1646 zugleich Vertreter der Reichsstadt Regensburg, kommt er im Februar 1646 erstmals nach Münster und ist mit kurzen Unterbrechungen bis April 1649 abwechselnd hier und in Osnabrück tätig.

1649/1650 nimmt Wolff am Exekutionskonvent in Nürnberg, 1653/54 als Vertreter der Stadt Regensburg, die ihn zum Geheimen Konsulenten bestellt hat, am dortigen Reichstag teil. Im November 1655 ist er letztmals als hessischer Gesandter am kaiserlichen Hoflager in Wien belegt. Er stirbt 1657 in Regensburg und wird dort am 31. März auf dem St. Peterskirchhof bestattet. Die Leichenrede des Regensburger Predigers Matthäus Schmoll wird beim Universitätsdrucker Hampel in Gießen gedruckt. Das bereits 1652 für die zweite Frau errichtete Epitaph ist wohl nicht erhalten.



Literatur

Cools IV, S. 35; Theatrum Europaeum VI, S. 396 (Abb.); Aubry (Abb.); Moncornet Nr, 33 (Abb.); Pacificatores 1697 Nr. 96 (Abb.); Matthias Schmoll, Christl. Leich-Vermahnung..., 1657 (mit Darstellung auf dem Totenbett, Stich von G. C. Eimert nach Johann Sandrart, UB Marburg); Meiern IV Nr. 37; Walther, S. 70-71 (durch Verwechslung mit dem Bruder Anton irreführende Angaben); Zedler 44, S. 829; Albrecht Chr. Kayser, Leben des Herrn Johann Jacob Wolff von und zu Todtenwart, Regensburg 1789 (mit 35 Anlagen aus dem damals im reichsstädtischen Archiv verwahrten Nachlaß); ADB 44, S. 58-59; Hermann Knodt, Der hessische Kanzler Dr. Anton Wolff von Todtenwart, in: Kirchliches Jahrbuch Darmstadt 1965/1966 (mit Geschichte der Familie, auch sep.); Eckhart G. Franz, Familienarchiv Wolff von Todenwarth (Repertorien des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt 20), 1984.

Eckhart G. Franz


Quelle: H. Duchhardt / G. Dethlefs / H. Queckenstedt, "...zu einem stets währenden Gedächtnis", Die Friedenssäle in Münster und Osnabrück und ihre Gesandtenporträts", (=Osnabrücker Kulturdenkmäler, Bd. 8), Bramsche 1998, S. 284f.

Ein  Kooperationsprojekt des Internet-Portals "Westfälische Geschichte" mit dem  LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster (Kupferstiche), und dem  Rasch Verlag, Bramsche (Texte)
 
Porträt des Johann Jacob Wolff von Todenwarth (Speyer 28.08.1585 - Regensburg 25.03.1657), Gesandter des Landgrafen von Hessen-Darmstadt und der Stadt Regensburg in Münster und Osnabrück, 1645-1649


Devise


SPERANDVM ET FERENDVM.

Man muß hoffen und erdulden.



Kartusche


IOAN. IACOB. WOLFF. À TODENWARTT. Celsissimi Principis et Domini D. GE0RGII Landgravii Hassiæ-Darmstad: ut et laudatiss: Reipub: Ratisponensis Consiliarius, et ad Tractatus Pacis Generalis Legatus.




Wappenbeschreibung


Das Wappen ist redend und zeigt in Gold einen schwarzen, springenden Wolf. Auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken steht der Wolf wachsend.









Kupferstich von Cornelis Galle nach Anselm van Hulle, 1649, aus: Pacificatores Orbis Christiani, Rotterdam 1697, Blatt 96, 30,2 x 19,2 cm (Blatt, beschnitten)
Münster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Inv.Nr. C-18240 LM
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