Gesandte 1645/49 > Wesenbeck








Wesenbeck,
Matthäus d. J.


(Bremen 11.08.1600 - Bremen 24.04.1659)

Gesandter des Kurfürsten von Brandenburg in Osnabrück, 1645-[1648]




Sein Großvater Matthäus Wesenbeck (1531-1586) verläßt wegen seines reformierten Glaubens Antwerpen und ist von 1556 bis 1586 Professor der Rechte in Jena und Wittenberg; er wird 1575 durch Kaiser Maximilian II. (1564-1576) restituiert. Seine Eltern sind Anastasius Wesenbeck (1569-1606) und Margarethe, Tochter des Eltermeisters Johann Schnedermann in Bremen. Im Frühjahr 1622 beginnt Wesenbeck ein Jurastudium in Marburg, Frankfurt/Oder, Wittenberg und Altdorf; 1627 erwirbt er das Licentiat beider Rechte. Heiratet 1629 in erster Ehe Magdalena, Tochter des dänischen und kurbrandenburgischen Rats Joachim Huebner († 1630) und in zweiter Ehe Martha Maria († 1686), Tochter des Cyriacus Herdesianus, brandenburgischer Rat und Professor der Rechte in Frankfurt/Oder. Sie haben acht Kinder, von denen vier Söhne und eine Tochter den Vater überleben.

Seine berufliche Laufbahn im kurbrandenburgischen Dienst beginnt 1630 als Rat in der neumärkischen Regierung des Kurfürsten Georg Wilhelm (1595-1640), hier wird er 1634 Advocatus Fisci. 1639 wird er in die Kriegskanzlei nach Berlin berufen und als Kriegs-, Hof- und Kammergerichtsrat in Cölln bestallt. Seine diplomatische Karriere beginnt auf dem Reichstag in Regensburg 1640/1641, wo er die Stimme für die pommerschen Besitzungen im Fürstenrat hält. 1643-1645 vertritt er den Kurfürsten auf dem Reichsdeputationstag in Frankfurt/Main. 1645 wird er Mitglied der "Fruchtbringenden Gesellschaft" mit dem Beinamen "Der Fähige".

Im September 1645 wird er anstelle des im August an einem Schlaganfall erkrankten brandenburgischen Gesandten Dr. Peter Fritze nach Osnabrück zu den Friedensverhandlungen gesandt. Er gilt auf dem Kongreß als vehementer Vertreter einer Gleichstellung des reformierten Glaubens. Er unterschreibt das Friedensinstrument am 24.10.1648 für Pommern-Stettin und Brandenburg-Kulmbach sowie für die Wetterauische Grafenbank.

Von April 1649 bis Ende 1650 nimmt er an den Exekutionsverhandlungen in Nürnberg teil, ohne hier gegen die schwedischen Ziele bezüglich Hinterpommerns erfolgreich Widerstand leisten zu können. Dennoch bestallt ihn der Kurfürst Anfang 1651 zum Kanzler des Fürstentums Minden. Die Erfahrung der benachteiligten Behandlung der bürgerlichen Gesandten vor allem durch die kaiserlichen Vertreter während des Kongresses veranlaßt ihn, sich am 05.05.1651 durch Kaiser Ferdinand III. den (niederländischen) Adel seines Großvaters bestätigen zu lassen. In den Jahren 1653 bis 1657 übernimmt er zahlreiche Missionen für das Haus Brandenburg, vor allem auf den Kreistagen; u.a. führt ihn der Weg zurück nach Osnabrück. Ab 1656 ist er auch außerhalb des Reiches diplomatisch tätig, so bei Verhandlungen mit Schweden und Polen, zudem wird er bei Gesprächen mit Dänemark in Berlin hinzugezogen. Seit September 1655 ist er Wirklicher Geheimer Rat in Cölln. Am 24.09.1659 stirbt er in Bremen an einem Schlaganfall und wird in der Liebfrauenkirche beigesetzt.

Wesenbecks Porträt, das wie das Johann Leubers durch den neben dem Kopf angebrachten Titel von den übrigen Bildern im Osnabrücker Friedenssaal abweicht, läßt die Vermutung nicht abwegig erscheinen, daß die beiden außergewöhnlich qualitätvollen Bildnisse eigenhändige Werke van Hulles sind und vielleicht (wie in Münster das Porträt  Biörenklous) von den Gesandten selbst geschenkt wurden, während ursprünglich nur Bilder der Prinzipalgesandten vorgesehen waren.



Literatur

Cools II, S. 19; Aubry (Abb.); Kalender (Abb.); Theatrum Europaeum VI, S. 389 (Abb.); Pacificatores 1697 Nr. 68; Meiern IV Schema Nr. 24; Iselin 4, S. 868; Zedler 55, S. 769; Bildnisse 1827 Nr. 32 (Abb.); ADB 42, 1897, S. 758-761; Striedinger Nr. 10; Katalog Gripsholm Nr. 723; Dethlefs/Ordelheide Nr. 230 (Abb.); Fruchtbringende Gesellschaft Bd. 3, S. 519-520; Dickmann, S. 370; Duchhardt/Jakobi, S. 26-27.

Karl Georg Kaster


Quelle: H. Duchhardt / G. Dethlefs / H. Queckenstedt, "...zu einem stets währenden Gedächtnis", Die Friedenssäle in Münster und Osnabrück und ihre Gesandtenporträts", (=Osnabrücker Kulturdenkmäler, Bd. 8), Bramsche 1998, S. 250f.

Ein  Kooperationsprojekt des Internet-Portals "Westfälische Geschichte" mit dem  LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster (Kupferstiche), und dem  Rasch Verlag, Bramsche (Texte)
 
Porträt des Matthäus Wesenbeck d.J. (Bremen 11.08.1600 - Bremen 24.04.1659), Gesandter des Kurfürsten von Brandenburg in Osnabrück, 1645-[1648]


Devise


EXPEDIT FIRMARE ANIMUM CONSTANTIBVS EXEMPLIS.

Es ist nützlich, den Geist durch standhafte Vorbilder zu festigen.



Kartusche


MATTHÆUS, Matthæi Iuris Cons.tis Sen. è filio nepos, WESENBECIUS Iunior. Serenissimi Electoris Brandenburgici Consiliarius intimus eiusdémq, ad Pacis Universalis Tractatus in Westphalia Legatus. ætat. 48.




Wappenbeschreibung


In Blau ein silberner Balken begleitet oben von drei silbernen Kugeln nebeneinander, unten von drei (2:1) Lilien. Auf dem Helm eine silberne Lilie [hier über einer Kugel], inmitten eines blauen Fluges. [Das Wappen ist hier ganz farblos wiedergegeben.]








Kupferstich von Pieter de Baillu nach Anselm vanHulle, 1648, aus: Pacificatores Orbis Christiani, Rotterdam 1697, Blatt 28, 29,8 x 19,8 cm (Blatt, beschnitten)
Münster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Inv.Nr. C-18239 LM
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