Gesandte 1645/49 > Servien








Servien,
Abel


(Grenoble 1593 - Meudon 12.02.1659)

Gesandter des französischen Königs in Münster und Osnabrück, 1644-1646, 1647-[1648]




Als Sohn des Antoine Servien, Procureur Général der Stände der Dauphiné, entstammt er dem Beamtenadel. Servien heiratet um 1640 Augustine Le Roux († 1652), die junge Witwe eines Grafen d'Onzain, mit der er mehrere Kinder hat.

Servien absolviert ein juristisches Studium. 1616 wird er Procureur Général am Parlament seiner Vaterstadt, 1617 in Rouen Mitglied der Notablenversammlung, 1618 Staatsrat und geht 1624 von Rouen nach Paris, wo er vom Staatsminister Kardinal Richelieu gefördert wird, der ihn ab 1628 im diplomatischen Dienst einsetzt, seit 1630 als außerordentlicher Gesandter in Italien. Er erwirbt sich große Verdienst um die Beendigung des mantuanischen Erbfolgekrieges, unterschreibt 1631 den Frieden von Cherasco zwischen Ludwig XIII. und Kaiser Ferdinand II. und erreicht mit Marschall Toyras die Abtretung der Festung Pinerolo als Alpenübergang. 1636 fällt Servien bei Richelieu in Ungnade.

Nach Richelieus Tod Vertrauter des neuen Staatsministers Kardinal Mazarin, wird er neben dem Grafen d'Avaux als Gesandter nach Den Haag deputiert, um diesen beim Abschluß eines neuen Bündnisvertrages mit den Niederlanden (1.März 1644) zu kontrollieren. Das Verhältnis der beiden Diplomaten ist stets stark gespannt; sie tragen ihren Disput sogar öffentlich in gedruckten Streitschriften aus. Am 05.04.1644 trifft er mit seiner Frau in Münster ein, wo er an der Neubrückenstraße gegenüber der Martinikirche wohnt, wird aber auch in Osnabrück eingesetzt, wo er sich von März bis Mai 1645 und ab dem 16.04.1646 aufhält. Um die Spanisch-Niederländischen Verhandlungen zu hintertreiben, reist er am 29.12.1646 von Münster nach Den Haag, von wo er erst am 09.08.1647 zurückkehrt. Die Niederländer warten jedoch nicht die Aussöhnung zwischen Frankreich und Spanien ab, sondern unterzeichnen am 30.01.1648 ihren Vertrag mit Spanien. Nach der Abberufung der Gesandten Orléans-Longueville (Januar 1648) und d'Avaux (April 1648) alleiniger Vertreter Frankreichs, führt Servien im Spätsommer 1648 die Verhandlungen in Osnabrück und unterschreibt am 24.10.1648 die Verträge.

1645 Staatsrat, 1649 Minister, wird er 1651 Trésorier, dann Kanzler des Ordens vom Hl. Geist und zwei Jahre später gemeinsam mit Fouquet Oberintendant der Finanzen. Seit 1634 ist er Mitglied der Académie Francaise. Sein Grab findet er in der Kirche von Ardilliers bei Saumur.



Literatur

Cools I, S. 15-16; Waesberghen Nr. 4 (Abb.); Pacis Antesignani (Münster), fol. 7 (mit farbigem Wappen); Bignon Nr. 8 (Abb.); Theatrum Europaeum VI, S. 290 (Abb.); Aubry (Abb.); Kalender (Abb.); Moncornet Nr. 3 (Abb.); Pacificatores 1697, Nr. 47 (Abb.); Meiern I, S. 195, 360ff., III, S. 8, IV, S. 32, 698; Walther, S. 14-15, 604; Bildnisse 1824, Nr. 19 (Abb.); Michaud 39, S. 149-150; Striedinger, Nr. 14; Tekotte, S. 55; Poelhekke, S. 571 (Register); Lahrkamp, Akten, S. 398; NBG 43, Sp. 814-817; Katalog Gripsholm Nr. 781; Katalog Frieden, S. 102-103, 140-141 (Abb.); Dethlefs/Ordelheide Nr. 223 (Abb.); vgl. auch S. 129.

Gerd Dethlefs


Quelle: H. Duchhardt / G. Dethlefs / H. Queckenstedt, "...zu einem stets währenden Gedächtnis", Die Friedenssäle in Münster und Osnabrück und ihre Gesandtenporträts", (=Osnabrücker Kulturdenkmäler, Bd. 8), Bramsche 1998, S. 212f.

Ein  Kooperationsprojekt des Internet-Portals "Westfälische Geschichte" mit dem  LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster (Kupferstiche), und dem  Rasch Verlag, Bramsche (Texte)
 
Porträt des Abel Servien (Grenoble 1593 - Meudon 12.02.1659), Gesandter des französischen Königs in Münster und Osnabrück, 1644-1646, 1647-[1648]


Devise


HI IN CIURRIBUS ET HI IN EQUIS NOS AUTEM IN NOMINE DNI DEI NOSTRI INVOCABIMUS

Jene verlassen sich auf Wagen und Rosse, wir aber rufen an den Namen des Herrn unseres Gottes (nach Psalm 20, 8).



Kartusche


Abel Servien Comes de la Roche des Aubiers, Consiliarius Regis in omnibus Consiliis, et Regis Christianissimi Legatus extraordinarius in Germania, et ad Generalis Pacis Tractatus Monasterii Plenipotentiarius.




Wappenbeschreibung


Der Schild ist gespalten und vorn geteilt, darin oben in Blau ein Löwenrumpf, aus der Teilung wachsend, unten in Blau drei [hier silbern eingefalzte] goldene Schrägrechtsbalken. Die hintere Hälfte ist von Silber und Schwarz geständert. Auf dem Schild, der rechts von einem Löwen, links von einem hermelingemusterten Windspiel gehalten wird, ruht eine Krone mit sieben Perlen.








Kupferstich von Paulus Pontius nach Anselm van Hulle, 1648, aus: Pacificatores Orbis Christiani, Rotterdam 1697, Blatt 28, 31,0 x 20,1 cm (Blatt, beschnitten)
Münster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Inv.Nr. C-18234 LM
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