Gesandte 1645/49 > Nassau-Hadamar








Nassau-Hadamar,
Johann Ludwig von


(Dillenburg 06./12.08.1590 -
Hadamar 06./10.03.1653)

Kaiserlicher Gesandter in Münster,
1643-1648




Jüngster Sohn des Grafen Johann VI. (1536-1606) von Nassau-Dillenburg und dessen dritter Gemahlin, Johannette von Sayn-Wittgenstein (1561-1622). Nach vorzüglicher Ausbildung auf der Grafenschule in Dillenburg, der Akademie in Herborn und den Universitäten in Heidelberg, Sedan und Genf in den Jahren 1602 bis 1605 hält er sich an den Königshöfen von Frankreich und England auf und unternimmt Bildungsreisen durch Deutschland, Ungarn und Holland. Am 26.08.1617 heiratet er Ursula (1598-1638), die Tochter des Grafen Simon VI. von Lippe-Detmold; aus der Ehe gehen 9 Söhne und 3 Töchter hervor.

Nach dem Tod seines Vaters 1606 und der Aufteilung der Grafschaft Nassau unter drei Brüder erhält er laut Erbvertrag vom 8. April das Hadamarer Land und Anteile an Altweilen, Lamberg, Kirchberg und der Esterau. 1609 findet man ihn am Hof des Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel (1572-1627). 1612, nach der Teilnahme an der Krönung von Kaiser Matthias in Frankfurt, begleitet er seinen Jugendfreund Friedrich V. von der Pfalz (1596-1632) auf dessen Brautfahrt nach England. 1614 nimmt er am Feldzug der Niederländer gegen die spanischen Truppen unter General Spinola teil. In der Folgezeit widmet er sich dem Ausbau seines kleinen Territoriums: Von 1614 bis 1617 dauert der Bau seiner Residenz, des Schlosses in Hadamar; 1617 erläßt er eine Gerichts-, Landes- und Polizeiordnung. Sein Besitz wird ab 1619 stark von den Kriegszügen betroffen. Um die drohende Konfiszierung seines Landes und das seiner Brüder, der Grafen Casimir von Nassau-Dietz (1573-1632) und Ludwig Heinrich von Nassau-Dillenburg (1594-1662), nach dem Restitutionsedikt abzuwenden, wird er nach Wien an den Kaiserhof geschickt. Seine Verhandlungen sind erfolgreich, weil er vom reformierten Glauben zum Katholizismus übertritt. Er führt daraufhin in seinem Land mit Hilfe von Jesuiten die Gegenreformation durch. 1636 fällt ihm gemeinsam mit seinem Vetter Johann dem Jüngeren von Nassau-Siegen († 1679) der Besitz seiner protestantischen nassauischen Vettern walramischer Linie zu, die wegen ihrer Verbindung mit den Schweden enteignet werden.

Mit seiner Konversion beginnt eine steile Karriere in kaiserlichen Diensten. Er wird Mitglied des Reichshofrates, 1638 ernennt ihn  Ferdinand III. zum ersten Minister und schickt ihn als Generalbevollmächtigten mit  Johann Krane zu Friedenssondierungen nach Köln. Damit empfiehlt er sich als kaiserlicher Gesandter für die Friedensverhandlungen.

Am 30.07.1643 trifft er - ausgezeichnet mit dem Orden vom Goldenen Vlies - in Münster ein. Er wohnt am Domplatz 6/7, der alten Dompropstei. Hier finden sich am 24.10.1648  Graf Servien und  Volmar ein, um den französischen Friedensvertrag zu unterzeichnen. Seine diplomatische Tätigkeit ist für ihn finanziell fast ruinös. Für seine Repräsentationsaufwendungen soll er monatlich 1.000 Gulden erhalten, hat aber bereits in den ersten zwei Jahren 130.000 Gulden aus eigenem Vermögen zuschießen müssen. Er unterhält eine der größten Gesandtschaften. Allein 10 Personen sind in seiner Küche beschäftigt, darunter ein "Hühnerfänger", der die Gesandtschaft mit Fasanen und Rebhühnern versorgt. Er muß zur Finanzierung Teile seines Tafelsilbers und die Landschaft Esterau verkaufen. Bei Abschluß des Kongresses hat er so viele Schulden, daß er erst nach Klärung seiner Verbindlichkeiten als einer der letzten von Münster abreisen kann.

Aufgrund seiner Verdienste wird er später von Ferdinand III. reich belohnt: 1650 wird ihm die erbliche Fürstenwürde zuerkannt, und er erhält 150.000 Gulden als Entschädigung für seine Aufwendungen beim Kongreß. Er stirbt nach längerer Krankheit am 10.03.1653 in Hadamar.

Seine Bildnisse in Münster und Osnabrück unterscheiden sich in Physiognomie, Haaransatz und Bart so auffällig, daß man auch hier wie beim Münsteraner Bildnis des  Hugo Friedrich von Eltz von einer Verwechslung der Vorlagen (mit einem Porträt von  Trauttmansdorff?) durch den Kopisten ausgehen muß. Ungewöhnlich ist beim Osnabrücker Bild, das in der Physiognomie dem (seitenverkehrten) Stich van Hulles entspricht, die Befestigung des Ordens im Knopfloch.



Literatur

Cools I, S. 10; Waesberghen Nr. 13; Theatrum Europaeum VI, S. 246 (Abb.); Pacis Antesignani (Münster), fol. 3 (mit farbigem Wappen); Bignon Nr. 4 (Abb.); Aubry (Abb.); Kalender (Abb.); Pacificatores 1697 Nr. 40 (Abb.); Meiern IV Schema Nr. 10; Walther, S. 7-8; Zedler 12, S. 94-95; ADB 14, S. 258-260; Bildnisse 1824, S. 5 Nr. 7 (Abb.); Pieper, S. 130, 149; Hövel, S. 162, 180; Striedinger Nr. 7 (Münster) Nr. 20 (Osnabrück); Tekotte, S. 54; Katalog Gripsholm Nr. 256, 716; Dickmann, S. 203-204; Lahrkamp, Schauplatz, S. 307, 312; BWDG 2, Sp. 1989-1994; Bosbach, S. 77-80, 88-90, 198-199; Dethlefs/Ordelheide Nr. 225; Duchhardt/Jakobi, S. 22.

Bärbel Rasch-Overberg


Quelle: H. Duchhardt / G. Dethlefs / H. Queckenstedt, "...zu einem stets währenden Gedächtnis", Die Friedenssäle in Münster und Osnabrück und ihre Gesandtenporträts", (=Osnabrücker Kulturdenkmäler, Bd. 8), Bramsche 1998, S. 194f.

Ein  Kooperationsprojekt des Internet-Portals "Westfälische Geschichte" mit dem  LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster (Kupferstiche), und dem  Rasch Verlag, Bramsche (Texte)
 
Porträt des Johann Ludwig von Nassau-Hadamar (Dillenburg 06./12.08.1590 - Hadamar 06./10.03.1653), Kaiserlicher Gesandter in Münster, 1643-1648


Devise


DULCE ET DECORUM EST PRO CHRISTO ET PATRIA MORI

Es ist süß und ehrenvoll für Christus und das Vaterland zu sterben. (Hexameter nach Horaz Oden III, 2, 13: Dulce et decorum est, pro patria mori)



Kartusche


Johannes Ludovicus Comes de Nassau, Catzenellnbogen, Vianden et Dietz etc. Dominus de Beÿlstein, Eques Aurei Velleris, S.æ Cæs.æ Maiest.is Consiliarius intimus, Camerarius, atq, ad Tractatus Pacis universalis eiusdem Maiest:tis nomine Legatus Plenipotentiarius.




Wappenbeschreibung


Im gevierten Schild zeigt das 1.Feld in Blau, mit goldenen Schindeln bestreut, einen goldenen gekrönten Löwen (Nassau), im 2. Feld steht in Gold ein roter, blau gekrönter Löwe (Katzenellenbogen), im 3. Feld in Rot (hier Grün) ein silberner Balken (Vianden), im 4. Feld in Rot übereinander zwei schreitende goldene Löwen (Dietz). Um den Schild zieht sich die Ordenskette des Goldenen Vlieses; auf dem Schild ruht die Grafenkrone.








Kupferstich von Pieter de Jode nach Anselm van Hulle, um 1648, 41,6 x 30,1 cm (Blatt), 30,7 x 19,9 cm (Platte)
Münster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Inv.Nr. K 65-71 LM
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