Gesandte 1645/49 > Knuyt








Knuyt,
Johan de


(Middelburg 06.03.1587 - Middelburg 17.12.1654)

Gesandter der Provinz Zeeland in Münster und Osnabrück, 1646-1647




Sohn des Laurents de Knuyt, Licentmeister zu Middelburg, und der Marguerite Lenaerts (oder Rutsaerts), Frau von Reimerswal. Er heiratet 1610 Carolina Tenys van Oud- und Nieuw Vosmeer, die ihm eine Tochter schenkt. Später kauft er vom Haus Oranien die Herrschaft Weelde mit Ravels.

Mitglied des Rates seiner Vaterstadt und 1612 Bürgermeister, wird er 1616 von den Zeeländer Staaten zur Generalitätsrechenkammer in Den Haag deputiert und schließlich Rat des Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien, dem er 1630 bei der Behauptung des Fürstentums Oranien gegen die Franzosen entscheidend hilft, wofür er zum Vorsitzenden der Zeeländer Staaten aufsteigt und eine jährliche Rente von 2000 Gulden ausgesetzt erhält; auch wird er mit vielen wichtigen diplomatischen Missionen betraut, so 1634 mit dem Raadspensionaris Pauw nach Frankreich, um ein Bündnis gegen Spanien zustande zu bringen. Dort wird er als Ritter in den Michaels-Orden aufgenommen.

Als Vorsteher der Zeeländer Ritterschaft in die Generalstaaten der Niederlande entsandt, wird er von der Provinz Zeeland 1643 für die Gesandtschaft nach Münster nominiert, wo er mit seinen Kollegen am 11.01.1646 eintrifft, und auch dort die Interessen des Hauses Oranien vertritt. Im Rufe eines Intriganten, vermag er es, sich gegen den Willen seiner Provinz Zeeland für den Abschluß des Friedens einzusetzen; wohl nicht zu Unrecht wird behauptet, er sei von den Spaniern mit 100.000 Escudos bestochen worden. Es gelingt ihm, den alternden Prinzen Friedrich Heinrich von den Verhandlungen zu überzeugen und dessen militärische Ambitionen zu hintertreiben; zugleich konspiriert er mit dessen Frau, der Prinzessin Amalia von Solms. Von Februar bis April 1646 wirbt er in Den Haag und in Zeeland für die Verhandlungen. Von Juli bis November 1646 verteidigt er in Den Haag erfolgreich deren Ergebnisse und unterschreibt am 07.01.1647 den Vorvertrag mit Spanien. Von den zeeländischen Interessen setzt er immerhin die Schließung der Schelde für südniederländische Handelsschiffe durch. Im Januar 1647 erscheint er unter  Barthold van Gent in Osnabrück, um den mit den Oraniern verbundenen Brandenburger Kurfürsten gegen Schweden zu unterstützen. Von Februar bis August 1647 bemüht er sich in Den Haag um die Zustimmung der Generalstaaten zum Vorvertrag mit Spanien und verhandelt dort erneut von Mitte Oktober bis Ende November wegen der Frage der Katholiken in Nordbrabant. Nach seiner Entlassung als Rat des neuen Statthalters, Prinz Wilhelm II. von Oranien, im Oktober 1647, und auf Drängen seiner Provinz, bemüht er sich um den spanisch-französischen Ausgleich, der nach den gültigen Bündnisverträgen mit Frankreich an den Frieden gekoppelt ist. Gleichwohl unterzeichnet de Knuyt den Vertrag am 30.01.1648. Da die Provinz Zeeland den Vertrag ablehnt, muß Knuyt sich an die Spitze der Protestierenden stellen, um Leib und Gut zu retten ( Contarini). Zeeland verbietet ihm die Rückkehr nach Münster zur Ratifikation, so daß er auf Terborchs Gemälde fehlt, obwohl er neben Pauw das Hauptverdienst am Zustandekommen des Friedens trägt. Erst am 30. Mai stimmt Zeeland widerwillig der Annahme des Vertrags zu.

Im Oktober 1649 verhandelt er im Auftrag der Generalstaaten mit Spanien über Gebietsabtretungen. Kurz vor seinem Tode wird er als Haupt der Zeeländer Stände abgewählt, weil er den Frieden mit Spanien nicht verhindert hat.



Literatur

Cools I, S. 21-22; Waesberghen Nr. 18 (Abb.); Bignon Nr. 28 (Abb.); Theatrum Europaeum VI, S. 467 (Abb.); Aubry (Abb.); Kalender (Abb.); Moncornet Nr. 17 (Abb.); Pacificatores 1697, Nr. 32 (Abb.); Bildnisse 1824, Nr. 29 (Abb.); BWN 10, S. 274-277; Striedinger Nr. 1; Tekotte, S. 53; NNBW 10, S. 714-717; RDV 1, S. 362; Poelhekke, Register; Katalog Gripsholm, Nr. 237; Katalog Frieden, S. 102-103.

Gerd Dethlefs


Quelle: H. Duchhardt / G. Dethlefs / H. Queckenstedt, "...zu einem stets währenden Gedächtnis", Die Friedenssäle in Münster und Osnabrück und ihre Gesandtenporträts", (=Osnabrücker Kulturdenkmäler, Bd. 8), Bramsche 1998, S. 228

Ein  Kooperationsprojekt des Internet-Portals "Westfälische Geschichte" mit dem  LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster (Kupferstiche), und dem  Rasch Verlag, Bramsche (Texte)
 
Porträt des Johan de Knuyt (Middelburg 06.03.1587 - Middelburg 17.12.1654) Gesandter der Provinz Zeeland in Münster und Osnabrück, 1646-1647


Devise


IPSE FACIET.

Er wird es selbst tun.



Kartusche


IOANNES DE KNUYT, Eques Ordinis S.ti Michaëlis, Dominus de veteri novoque Vossmaer: Primus et repræsentans Nobiles in Ordinibus ei Concilio Comitatus Zelandiæ, ac eiusdem Provinciæ in Consessu D.D. Ordinum Generalium Fœderati Bel-gii, Delegatus: Serenissimi Principis Auriaci Consiliarius: dictorumq, Ordinu Generalium in Supremo rei maritime Concilio Deputatus Ordinarius; eorundem LEGATUS per Germania Extraordinarius, et ad Universalis Pacis Tractatus, Monasterii institutos, PLENIPOTENTIARIUS.




Wappenbeschreibung


Der Schild ist geviert mit einem Herzschild; er zeigt in 1 und 4 in Silber [hier Gold] aus dem oberen von zwei erniedrigten Wellenbalken wachsend einen roten Fuchs, in Feld 2 und 3 in Rot ein aufrechtes silbernes Schwert mit goldenem Griff und Parierstange. Im blauen Herzschild steht eine goldene Lilie. Auf dem gekrönten Helm erscheint wachsend der rote Fuchs.
Um den Schild liegt innen ein Lorbeerkranz, außen die Kollane des französischen St.-Michaels-Ordens.








Kupferstich von Paulus Pontius nach Anselm van Hulle, 1648, 37,7 x 28,7 cm (Blatt), 30,8 x 20,2 cm (Platte)
Münster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Inv.Nr. K 65-63 LM
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