Gesandte 1645/49 > Heider








Heider,
Valentin


(Lindau 25.03.1605 - Lindau 28.11.1664)

Abgesandter der Städte Lindau, Kempten, Eßlingen, Hall, Nördlingen, Weißenburg und Leutkirch in Osnabrück, 1645-[1649]




Sohn des Doktor Daniel Heider (1572-1647), Ratskonsulent in Lindau, und der Elisabeth Funk von Senftenau († wahrscheinlich 1635). Besuch der Lateinschule in Kempten, danach Studium in Straßburg und Tübingen; 1627 in Altdorf zum Doktor beider Rechte promoviert. Bildungsreisen nach Italien, Frankreich, Belgien und Wien. Heiratet 1632 (oder 1633) in erste Ehe Margarethe Pfister, geb. Kreidemann († 1645), 1647 in zweiter Ehe Margarethe Elisabeth (1629- 1671), Tochter seines Kollegen, des Lübecker Gesandten und Arztes  David Gloxin. Aus erster Ehe gehen elf Kinder hervor, die aber bis auf zwei jung versterben; der zweiten Ehe entspringen acht Kinder.

1634 wird Heider Syndikus seiner Vaterstadt und fast zu gleicher Zeit auch württembergischer Hofrat. 1635 geht er als Lindauer Gesandter an den ungarischen Hof. Fast ununterbrochen tritt er als Vertreter Lindaus und anderer Reichsstädte auf den Kreistagen in Nürnberg und Regensburg auf.

Etwa 1645 beginnt seine Tätigkeit, die ihn aus dem Rahmen der städtischen Bedeutung heraus zu einer wichtigen Persönlichkeit für den gesamten deutschen Protestantismus erhebt. Seither vertritt er die Interessen der Reichsstädte Lindau, Kempten, Eßlingen, Hall, Nördlingen, Weißenburg, Leutkirch und anderer Städte und damit der protestantischen Sache bei den Friedensverhandlungen in Osnabrück und Nürnberg. Die Reichsstadt Lindau anerkennt mehrmals seine großen Verdienste, etwa durch die Schenkung des Gutes "Lärche". Für seine Verdienste auf dem Westfälischen Friedenskongreß ehren ihn die schwäbischen Reichsstädte 1651 mit einer goldenen Ehrenmünze nebst Halskette.

Von 1649 bis 1652 weilt er in Nürnberg beim Exekutionskongreß, seit 1649 ist er auch als württembergischer Gesandter tätig. Nach Lindau zurückgekehrt, lebt er auf Gut "Lärche". 1655 als Schulratspräsident Begründer des Lindauer Kinderfestes. In der evangelischen Stephanskirche in Lindau prachtvolles Epitaph.

Valentin Heider brachte von den Friedensverhandlungen 17 Gesandtenporträts mit, die er seiner Vaterstadt Lindau vermachte; von ihnen sind heute noch 10 im dortigen Stadtmuseum vorhanden, darunter sein eigenes. Man wird davon ausgehen können, daß dieses Bildnis ein eigenhändiges Werk Anselm van Hulles ist. Schrift und Wappen sowie die ihm verliehene goldene Ehrenkette sind später wohl im Auftrag Heiders nachgetragen worden.



Literatur

Cools V, S. 15; Theatrum Europaeum VI, S. 666 (Abb.); Aubry (Abb.); Pacificatores 1697 Nr. 114 (Abb.); Meiern IV Schema Nr. 43; Zedler 12, S. 1141; Jacob Heider, Genealogia Lindaviensis (Handschrift), 17. Jh. (Stadtarchiv Lindau, Hle 86-89); ADB 11, S. 304-305; Karl Kiefer, Die Familie Haider (Hayder, Heider, Heyder) von Heider und von Heyder, Frankfurt a.M. 1911; Tekotte, S. 51; Katalog Gripsholm Nr. 763; Werner Dobras, Lindauer Persönlichkeiten, Neujahrsblatt 26 des Museumsverein Lindau, Lindau 1981, S. 26-28; Peter Eitel, Vater, Retter und Tröster Lindaus. Zum 300. Todestag von Valentin Heider am 28. November, in: Lindauer Zeitung vom 28.11.1964; Dethlefs/Ordelheide S. 187 (Dankmedaille von 1651).

Werner Dobras


Quelle: H. Duchhardt / G. Dethlefs / H. Queckenstedt, "...zu einem stets währenden Gedächtnis", Die Friedenssäle in Münster und Osnabrück und ihre Gesandtenporträts", (=Osnabrücker Kulturdenkmäler, Bd. 8), Bramsche 1998, S. 296f.

Ein  Kooperationsprojekt des Internet-Portals "Westfälische Geschichte" mit dem  LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster (Kupferstiche), und dem  Rasch Verlag, Bramsche (Texte)
 
Porträt des Valentin Heider (Lindau 25.03.1605 - Lindau 28.11.1664), Abgesandter der Städte Lindau, Kempten, Eßlingen, Hall, Nördlingen, Weißenburg und Leutkirch in Osnabrück, 1645-[1649]


Devise


TEMPVS VITÆ TEMPVS PUGNÆ

Zeit des Lebens, Zeit des Kampfes



Kartusche


VALENTINUS HEIDER U.I.D. Liberarum Imperii Civitatum, Esslingæ, Reutlingae, Nordlingæ, Halæ Suevorum Heilbronnæ, Lindaviæ ad Lacum Acronium, Campoduni et Weisseburgi in Noricis ad tractatus Pacis Generalis Legatus.




Wappenbeschreibung


Im goldenen [hier silbernen] Schild ein nach links schreitender Mohr mit silbernem Schurz und Stirnbinde und mit erhobener Lanze, am linken Arm einen Rundschild tragend. Auf dem Helm erscheint der Mohr wachsend, sonst wie im Schild.








Kupferstich von Conrad Woumans nach Anselm van Hulle, 1648, aus: Pacificatores Orbis Christiani, Rotterdam 1697, Blatt 69, 31,4 x 20,1 cm (Blatt, beschnitten)
Münster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Inv.Nr. C-18223 LM
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