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Landwehr in Beckum

 
 
 
Eine ähnliche Entwicklung wie in Ahlen ist in Beckum festzustellen, das ebenfalls 1224 unter den Städten und befestigten Orten des Bistums Münster genannt wird. Auch hier wird der Bau der Mauerbefestigung Bischof Gerhard (1261-1272) von der Mark zugeschrieben, dessen Nachfolger Everhard von Diest den Bürgern 1293 das für die militärische Selbstständigkeit der Bürger wichtige Recht verlieh, nicht mehr vor auswärtigen Gogerichten erscheinen zu müssen. In Beckum entstand zwar keine zweite Pfarrkirche, doch gewann St. Stephan seit 1267 an Bedeutung durch die Angliederung eines Kollegiatstiftes.

Das insbesondere im 13. Jh. durch Übersiedlung der Landbevölkerung in die Stadt, Ankauf und Schenkungen an die Geistlichkeit erworbene Stadtfeld wurde mit einer Stadtlandwehr gesichert, die bereits 1371 in ihrer bis weit in das 19. Jh. hinein nachvollziehbaren Linienführung bestanden hat. Noch deutlicher als in Ahlen erschließen sich in Beckum zwei ältere Landwehrverläufe aus historischen Karten des frühen 19. Jhs. Ein ältester Landwehrring, der später nach Süden erweitert wurde, umschloss diejenigen Siedlungen, die die Stadt bis zum Ende des 13. Jhs. in ihren Besitz gebracht hatte, darunter auch die Ortswüstung Lövinghausen gegen den anfangs heftigen Widerstand der Abtei Marienfeld.

Die jüngste Landwehr bestand aus einem doppelten Wall und flankierenden Gräben und führte im Süden auf den Höhen des Höxberges entlang, von denen aus die Lippeniederung weit zu überblicken war. Diese hervorragenden Sichtverhältnisse haben den Bau von zwei Warttürmen begünstigt, die die wichtigen Verkehrswege von Beckum nach Hamm und Soest flankiert haben. Ihre ständige Aufsicht oblag in beiden Fällen Pächterfamilien, die in Kotten bei den Warttürmen wohnten und sich von der Landwirtschaft ernährten. Die übrigen Straßen und Wege, die die Stadt mit ihrem Umfeld verbanden, waren nur durch Schlagbäume gesichert. Ihre Namen sind uns in allen Fällen durch die Urkunden- und Aktenüberlieferung seit dem frühen 15. Jh. bekannt.

Hatte die älteste Landwehr nur das von den Bürgern bewirtschaftete Umland betroffen, so griff die jüngste Landwehr bei weitem darüber hinaus, wie aus dem Einbezug des Isinghofes im Süden des Stadtfeldes deutlich wird. Dieser Hof blieb nicht zuletzt auch wegen der großen Entfernung zur Stadt bestehen und bildete einen Fremdkörper in dem ansonsten nahezu menschenleeren Stadtgebiet. Die Entwicklung der städtischen Feldmark zu einem Stadtgebiet von 2190 ha, das auch nichtstädtischen Besitz umfasste und dem Stadtrecht unterstellte, gehört in Beckum mit einiger Sicherheit in die zweite Hälfte des 14. Jhs., als der Stadt in den Auseinandersetzungen mit den Grafen von Tecklenburg zu Rheda eine wichtige Stellung als bischöflicher Stützpunkt zukam.

Als seit 1845 die Anpachtung, seit 1847 der Kauf einzelner Landwehrabschnitte möglich war, gab die Stadt ihren Einfluss auf diese mittelalterliche Wehranlage auf, deren weitgehende Abtragung damals begonnen hat.
Cornelia Kneppe

Landwehren im Fürstbistum Münster




 
Die älteste Landwehr der Stadt Beckum mit ihren Erweiterungen (14. Jh.)

 
Die Landwehr der Stadt Beckum um 1400

 
Beckum von Südwesten, 1647
 
Literatur
Gesing, M.
Die Soestwarte auf dem Höxberg. Heimatkalender des Kreises Warendorf 1990, S. 30-33.

Mühlen, F.
Der Soestwartturm auf dem Höxberg. Heimatkalender des Kreises Beckum 1958, S. 19-22.


Zusammenfassung aus: Cornelia Kneppe,  Die Stadtlandwehren des östlichen Münsterlandes, Veröffentlichungen der Altertumskommission für Westfalen XIV, Münster 2004, S. 27-51.
 
Die Schlagsituation am ehemaligen Dalmer Baum auf der Südseite der Stadtlandwehr mit Ausblick in die Lippeniederung

 
Die erhaltene Kapelle des Siechenhauses Beckum

 
Die nördliche Stadtlandwehr von Beckum als Doppelgraben im Luftbild erkennbar

 
Die Soestwarte auf dem Höxberg

 
Die Stadtlandwehr auf der Südseite der Stadt Beckum zwischen dem ehemaligen Wittenwegesbaum im Zuge der B 475 und dem Dalmer Schlagbaum

 
Die jüngste Ausbauphase der Stadtlandwehr von Beckum auf der Südseite der Stadt östlich der B 475

 
 
Teilstück der ostwestlich verlaufenden Landwehr zwischen Beckum und Ahlen (westlich des Hofes Butterschlot), die die beiden äußeren Landwehren der Städte verband und dem Schutz der Landstraße diente