EREIGNIS

JAHR1941   Suche
MONATNovember
TITELNiedermarsberg - Beginn der Ermordung von Kindern im Rahmen der "Euthanasie"


INFORMATIONAb 1940 gerieten die westfälischen Provinzialheilanstalten in den Strudel des Massenmordes an psychisch kranken und geistig behinderten Menschen, der von den Nationalsozialisten unter dem Deckmantel "Euthanasie" (griech., "Schöner Tod") ins Werk gesetzt wurde. Im Rahmen der Kinder-"Euthanasie" entstanden im St. Johannes-Stift in Niedermarsberg und - im November 1941 - in der Provinzialheilanstalt Dortmund-Aplerbeck "Kinderfachabteilungen", in denen schätzungsweise mehr als 200 Kinder mit überdosierten Medikamentengaben umgebracht wurden. 59 jüdische Patienten wurden im September 1940 aus den Provinzial und anderen Heilanstalten - siehe das Beispiel von Reinhard Beyth in Bethel - verschleppt und vergast. Im Zuge der "Aktion T4", der Vergasung von etwa 70.000 Patienten aus deutschen Heil- und Pflegeanstalten, wurden zwischen Juni und August wurden insgesamt 2.890 Patienten aus westfälischen Provinzialheilanstalten nach Hessen verlegt, von denen 1.334 in der Gaskammer von Hadamar den Tod fanden.

Im August 1941 verfügte Hitler - nicht zuletzt aufgrund des öffentlichen Protestes des Bischofs von Münster, Clemens August Graf von Galen - die Einstellung der "Aktion T4“. Das Morden ging aber im geheimen weiter. Vor dem Hintergrund der "dezentralen Euthanasie" wurden im Jahre 1943 noch einmal 2.846 Patienten aus den westfälischen Provinzialheilanstalten verschleppt, von denen der größte Teil ums Leben kam.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs stand auch die westfälische Anstaltspsychiatrie vor einer Katastrophe: Tausende der ihrer Obhut anvertrauten Kranken heimtückisch ermordet, ein Großteil des Anstaltsraums zweckentfremdet, das System psychiatrischer Versorgung zusammengebrochen, die Profession der Psychiater hoffnungslos diskreditiert.


SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Zeit3.9   1900-1949
Ort1   Provinzialverband / LWL
1.7.6   Marsberg, Stadt
Sachgebiet4.5   Kriminalität
6.8.15   Säuglinge, Kinder, Jugendliche
8.5   Medizinische Versorgung, Ärztin/Arzt
AUFRUFE GESAMT5410
AUFRUFE IM MONAT790