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8. Zeitleiste



Die Zeitleiste fasst zentrale Ereignisse der römisch-germanischen Geschichte im Umfeld der Varusschlacht wie auch der Rezeption, insbesondere die Erbauung des Hermannsdenkmals, bis heute zusammen.
 
 

113-101 v. Chr.

Kimbern und Teutonen fallen in Norditalien ein. Den Römern werden diese Einfälle in den folgenden Jahrhunderten mit der Furcht vor den aggressiven Kriegern aus dem Norden ("furor teutonicus") in Erinnerung bleiben.
 
 

59 v. Chr.

Gaius Iulius Caesar (100 v. Chr.-44 v. Chr.) wird Konsul.
 
 

58-51 v. Chr.

Caesar erobert Gallien bis zum Rhein. In den Jahren 55 und 53 v. Chr. überschreitet er zweimal diesen wichtigen Grenzfluss.
 
 

57 v.Chr.

Sextus Quinctilius Varus (gest. 453 v. Chr.) amtiert als Praetor
 
 

53 v.Chr.

Caesar überschreitet zum zweiten Mal den Rhein.
 
 

Um 50 v. Chr.

Erstausgabe von Caesars "Commentarii de Bello Gallico".
 
 

49 v. Chr.

Der römische Senat fordert die Auflösung von Caesars Armee. Pompeius (106-48 v. Chr.) wird beauftragt, Italien vor einem Einmarsch Caesars zu verteidigen. Caesar fällt in Italien ein, während Pompeius sich zurückzieht und seine Streitkräfte auf dem Balkan sammelt. Caesar wird zum Dictator ernannt. Sextus Quinctilius Varus amtiert als Quaestor beim Konsul Domitius Ahenobarbus. Nach der Schlacht bei Corfinium wird der Quaestor von Caesar begnadigt.
 
 

um 47/46 v. Chr.

Publius Quinctilius Varus (47/46 v. Chr.-9 n. Chr.), Sohn des Sextus Quinctilius Varus, wird geboren.
 
 

44 v. Chr.

Ermordung des Caius Iulius Caesar. Sein Neffe Caius Octavius tritt das Erbe des Dictator an. Sextus Quinctilius Varus stellt sich an die Seite der Caesarmörder.
 
 

43 v. Chr.

Triumvirat des Marcus Antonius (83-30 v. Chr.), Caius Octavius und Marcus Aemilius Lepidus.
 
 

42 v. Chr.

Sextus Quinctilius Varus lässt sich nach der Niederlage von Philippi gegen Marcus Antonius und Octavius durch einen seiner Freigelassenen erdrosseln.
 
 

39/38 v. Chr.

Der Stamm der Ubier wird unter der Statthalterschaft des Marcus Vipsanius Agrippa (64/63-12 v. Chr.) auf linksrheinisches Gebiet um Köln umgesiedelt.
 
 

ab 33 v. Chr.

Die politische Einheit der beiden Machthaber Marcus Antonius und Octavius zerbricht. Octavius rüstet gegen Marcus Antonius, der sich nach Ägypten zurückgezogen hat.
 
 

31 v. Chr.

Bei der Seeschlacht von Actium besiegt Octavius die Flotte des Marcus Antonius und der ägyptischen Königin Kleopatra VII. (69-30 v. Chr.). Das unterlegene Paar begeht kurz darauf Selbstmord.
 
 

27 v. Chr.

Beginn der Regierungszeit des Kaisers Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.). Octavius erhält den Ehrentitel "Augustus" und eine außerordentliche Befehlsbefugnis über alle noch nicht befriedeten Provinzen (imperium proconsulare) vom Senat verliehen. Beginn der Prinzipatszeit in Rom.
 
 

um 25 v. Chr.

Beginn der Ämterlaufbahn (cursus honorum) des Publius Quintilius Varus (?). Germanen dringen nach Gallien vor, werden von Statthalter Vinicius aber zurückgedrängt.
 
 

22-19 v. Chr.

Publius Quinctilius Varus reist als Quaestor Augusti im Gefolge des Augustus in den Osten des römischen Reiches. Augustus erhält die unter Marcus Licinus Crassus und Marcus Antonius an die Parther verlorenen Legionsfeldzeichen von König Phraates IV. (reg. 38-2 v. Chr.) zurück.
 
 

um 17 v. Chr.

Marcus Lollius Paulinus (gest. 2) wird Statthalter der Provinz Gallia comata (mit der Hauptstadt Lugdunum [Lyon]). Stationierung römischer Truppen, Verbesserung der Wegesysteme, aber auch wiederholte Einfälle der Germanen über den Rhein. Arminius (gest. um 21), Sohn des Segimer aus einer führenden Familie des Stammes der Cherusker, wird geboren. Publius Quinctilius Varus amtiert als Praetor (?).
 
 

16 v. Chr.

Marcus Lollius erleidet eine militärische Niederlage gegen die über den Rhein eingefallenen germanischen Stämme der Sugambrer, Tenkterer und Usipeter (clades Lolliana). Als besonders schmachvoll wird der Verlust des Feldzeichen der 5. Legion an die Sieger empfunden.
 
 

16-13 v. Chr.

Augustus hält sich in Gallien auf. Die Provinz Tres Galliae mit der Hauptstadt Lugdunum wird gebildet und organisiert.
 
 

16/15 v. Chr.

Römische Truppen bis zur Stärke von 5-6 Legionen, ergänzt um Hilfstruppen, werden in Lager am Rhein (Neuss, Dangstetten) verlegt.
 
 

15 v. Chr.

Alpenfeldzug der Adoptivsöhne des Augustus, Drusus (38-9 v. Chr.) und Tiberius (42 v. Chr.-37) von Gallien und Norditalien aus. Die Volksstämme im nördlichen Alpenvorraum werden unterworfen. Vermutlich führt Publius Quinctilius Varus als Legatus legionis die 19. Legion unter dem Oberbefehl des Tiberius.
 
 

13 v. Chr.

Tiberius und Publius Quinctilius Varus amtieren als Konsuln in Rom. Baubeschluss der Ara Pacis, des augusteischen Friedensaltars, auf dem Marsfeld.
 
 

12-8/7 v. Chr.

Unter dem Befehl der Stiefsöhne des Augustus - Drusus und Tiberius - werden Kriegszüge gegen germanische Stämme unternommen, bei denen Drusus bis zur Elbe vorrücken kann.
 
 

12-9 v. Chr.

Drusus unternimmt als Legatus Augusti pro praetore Feldzüge im rechtsrheinischen Germanien. Konflikte mit den Stämmen der Usipeter, Sugambrer, Tenkterer und Chatten. Ihm gelingt es, bis zur Elbe vorzudringen. Mehrere Militärlager, u. a. bei Bergkamen-Oberaden und Beckinghausen (ca. 11 v. Chr.) an der Lippe, werden errichtet. Flottenexpeditionen in das Gebiet der Chauken und der Friesen werden durchgeführt.
 
 

11 v. Chr.

Die römischen Lager in Oberaden und Rödgen werden gegründet.
 
 

9 v. Chr.

Drusus stirbt an den Folgen eines Reitunfalls auf dem Rückzug von der Elbe. Sein Bruder Tiberius lässt die Leiche nach Rom überführen. Die erste Germanenoffensive wird abgeschlossen; Tiberius übernimmt das Kommando. Der Ara Pacis in Rom wird eingeweiht.
 
 

9-7 v. Chr.

Tiberius hält sich in Germanien auf und schließt Verträge mit verschiedenen Stämmen im rechtsrheinischen Gebiet, darunter auch mit dem Stamm der Cherusker. Das Lager Bergkamen-Oberaden (8/7 v. Chr.) wird aufgegeben, während eine Militärstation in Haltern an der Lippe aufgebaut wird. Rund 40.000 Sugambrer und Sueben müssen im Jahre 8 v. Chr. auf linksrheinisches Gebiet übersiedeln. Die Befriedung Germaniens scheint abgeschlossen zu sein.
 
 

8/7 v. Chr

Publius Quinctilius Varus amtiert als Prokonsul in der Provinz Africa. Zu seinen Hauptaufgaben gehören die Rechtsprechung und der Steuereinzug. Die Städte Achulla und Hadrumetum prägen Münzen mit dem Konterfei des Statthalters.
 
 

7 v. Chr.

Triumphzug des Tiberius in Rom. Publius Quinctilius Varus geht eine zweite Ehe mit Claudia Pulchra, der Großnichte des Augustus, ein.
 
 

6-2 v. Chr.

Lucius Domitius Ahenobarbus (gest. 25) unternimmt Kriegszüge in Germanien; er überquert dabei auch die Elbe.
 
 

7/6-5/4 v. Chr.

Publius Quinctilius Varus amtiert als Legatus Augusti pro praetore in der Provinz Syria. Er führt den Oberbefehl über vier stationierte Legionen und fungiert als diplomatischer Vermittler zwischen Augustus und den Herrschern der benachbarten Klientelstaaten. Nach dem Tod des Herodes des Großen (4 v. Chr.) kommt es in dem Klientelstaat Judäa zu Unruhen, die Varus vehement niederschlagen lässt. 2.000 Aufständische werden gekreuzigt. Während der Statthalterschaft des Varus kommt vermutlich Jesus von Nazaret in Bethlehem zur Welt.
 
 

6 v. Chr.

Aus Unzufriedenheit über die Nachfolgeregelung des Augustus, der seine Enkel Caius und Lucius Caesar seinem Adoptivsohn vorzieht, kehrt Tiberius allen Staatspflichten den Rücken und geht freiwillig ins Exil nach Rhodos.
 
 

ab 6 v. Chr.

Lucius Domitius Ahenobarbus hat als Legatus exercitus Germanici den Oberbefehl über die Rheinlegionen. Er dringt auf weiteren Feldzügen bis an die Elbe vor und befestigt ein Moorgebiet zwischen Rhein und Ems mit Dämmen (pontes longi).
 
 

um 4 v. Chr.

Gründung der römischen Zivilsiedlung bei Waldgirmes an der Lahn.
 
 

1/2-3/4 n. Chr.

Marcus Vinicius amtiert als Legatus in Germanien. Unter seiner Statthalterschaft kommt es zu Unruhen in Norden von Germanien (immensum bellum). Der Augustusenkels Lucius Caesar stirbt in Massilia (17 v. Chr.-2).
 
 

1-6 n. Chr.

Unruhen und Aufstände in Germanien.
 
 

4 n. Chr.

Tod des Augustusenkels Caius Caesar in Limyra (Lykien). Neuregelung der Nachfolge und Adoption des Tiberius durch Augustus.
 
 

4-6 n. Chr.

Oberbefehlshaber Tiberius hält sich erneut am Rhein auf. Mehrere Militäroffensiven führen ihn bis an die Elbe. Erneut wird ein Bündnis mit dem Stamm der Cherusker abgeschlossen. Das Militärlager bei Anreppen (ca. 4/5 n. Chr.) wird angelegt - erstmals überwintert eine römische Armee im rechtsrheinischen Gebiet. Groß angelegter Zangenangriff unter Tiberius und Caius Sentius Saturninus gegen das Markomannenreich. Arminius dient möglicherweise als Kommandeur einer Auxiliartruppe unter Tiberius. Die Offensive muss jedoch abgebrochen werden, da es in Pannonien zu Unruhen kommt. Um 6 n. Chr. wird ein Friedensabkommen mit König Marbod (um 30 v. Chr.-37 n. Chr.) geschlossen.
 
 

6-9 n. Chr.

Niederschlagung des Pannonischen Aufstands durch Tiberius. Arminius ist vermutlich Truppenführer in der römischen Armee (bis 7 n. Chr.?). Velleius Paterculus (um 20 v. Chr.-nach 30 n. Chr.) dient im Heer des Tiberius. Pannonien wird römische Provinz. Caius Sentius Saturninus bleibt als Oberbefehlshaber am Rhein stationiert.
 
 

7. n. Chr.

Publius Quinctilius Varus (47/46 v. Chr.-9 n. Chr.) amtiert als Legatus Augusti pro praetore in Gallien und Germanien. Die Maßnahmen zur Provinzialisierung der "Germania Magna" zwischen Rhein und Elbe werden durch Einsetzung des römischen Rechtssystems und der Steuerpflicht intensiviert. Arminius kehrt nach Germanien zurück (?).
 
 

9. n. Chr.

"Saltus teutoburgiensis": Publius Quinctilius Varus gerät mit seiner Armee aus den Legionen 17., 18. und 19., drei Reiter- und sechs Infanterieeinheiten sowie einem Ziviltross in einen Hinterhalt abtrünniger germanischer Stämme unter der Führung des Arminius. Der römische Heereszug wird vollkommen aufgerieben, die Feldzeichen der drei Legionen gehen an die Angreifer verloren, Varus begeht Selbstmord. Die Militärstationen an der Lippe werden aufgegeben. Belagerung des Lippekastells Aliso durch germanische Truppen. Auflassung der Siedlung bei Lahnau-Waldgirmes. Lucius Nonnius Asprenas erreicht mit zwei Legionen die Rheinline.
 
 

9/10 n. Chr.

Dem Lagerpräfekten Lucius Caecidius gelingt mit seinen Soldaten und Zivilisten die Flucht aus Aliso. Tiberius erreicht mit mehreren Legionen den Rhein. Die Rheinarmee wird reorganisiert und auf insgesamt acht Legionen verstärkt.
 
 

10-12 n. Chr.

Militäroffensiven unter dem Oberbefehl des Tiberius finden in den Gebieten unmittelbar rechts des Rheins statt. Der  Grabstein des Marcus Caelius, gefunden vermutlich am Fürstenberg bei Xanten, entsteht. Er ist ein wichtiger archäologischer Beleg für die Varusschlacht.
 
 

12 n. Chr.

Triumphzug des Tiberius für den Sieg in Pannonien in Rom.
 
 

13-16 n. Chr.

Germanicus (15 v. Chr.-19), Neffe und Adoptivsohn des Tiberius, wird Legatus Augusti pro praetore in Gallien und Oberbefehlshaber der Rheinarmee.
 
 

14 n. Chr.

Augustus stirbt am 19.08.14 in Nola. Etwa einen Monat später erfolgt der Regierungsantritt des Tiberius in Rom. Germanicus kann am Rhein eine Meuterei der Truppen verhindern und lehnt eine Akklamation durch die Truppen ab.
 
 

15 n. Chr.

Germanicus unternimmt gemeinsam mit dem Legionslegaten des niedergermanischen Heeres, Aulus Caecina Severus, Feldzüge gegen die Chatten, Brukterer und Cherusker. Hierbei finden sie bei den Brukterern das erste der verlorenen Feldzeichen. Der Cherusker Segestes wird aus der Belagerung des Arminius befreit, dessen schwangere Frau, Thusnelda, gefangen genommen. Germanicus und Caecina suchen den Ort der Niederlage des Varus auf und lassen die Gefallenen in einem Grabtumulus bestatten. Auf dem Rückweg erleiden die Legionen des Caecina in einen Hinterhalt des Arminius erhebliche Verluste. Germanicus verliert einen weiteren Teil seines Heeres durch eine Springflut. Vermutlich werden neue römischer Truppen an der Lippelinie stationiert.
 
 

16 n. Chr.

Germanicus befreit ein belagertes Kastell an der Lippe (Aliso?). Feldzüge führen in die Stammgebiete der Cherusker, Chatten und Marser. Das zweite verlorene Feldzeichen wird bei den Marsern gefunden. Zwei Schlachten gegen Arminius bei Idistaviso und am Angrivarierwall im Bereich der Weser bringen den Cheruskern und ihren Verbündeten erhebliche Verluste bei. Auf dem Rückzug verliert Germanicus erhebliche Teile seines Heeres und der Flotte bei einem Unwetter. Germanicus wird von der Rheinlinie nach Rom berufen, um dort ein Konsulat zu übernehmen. Tiberius stellt damit die römischen Militäroffensiven im rechtsrheinischen Gebiet ein. Germanien wird aufgegeben, das einheitliche Oberkommando über die Rheinlegionen aufgeteilt. Der Aufbau einer befestigten Grenzlinie am Rhein wird in Angriff genommen.
 
 

17 n. Chr.

Germanicus feiert einen Triumph zum Zeichen des Sieges über die germanischen Stämme. In Germanien kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen Arminius und Marbod.
 
 

19 n. Chr.

Germanicus stirbt in Syrien. Das Markomannenreich unter Marbod zerfällt, dieser flieht zu den Römern. Er erhält Exil in Ravenna, wo er 37 stirbt.
 
 

19/21 n. Chr.

Arminius wird von Mitgliedern der führenden Familie der Cherusker ermordet.
 
 

um 30 n. Chr.

Velleius Paterculus (20 v. Chr.-nach 30) vollendet seine "Historia Romana".
 
 

37 n. Chr.

Tiberius stirbt in Misenum am Golf von Neapel. Sein Nachfolger wird Caius Iulius Caesar ("Caligula", 12-41), der Sohn des Germanicus.
 
 

40/41 n. Chr.

Unter der Regierung des Claudius (10 v. Chr.-54), Bruder des Germanicus, kann Publius Gabinius Secundus, der Befehlshaber der niedergermanischen Armee, von den Chauken das letzte der in der Varusschlacht verlorenen Feldzeichen zurückgewinnen.
 
 

41-54 n. Chr.

Claudius (10 v. Chr.-54 n. Chr.), jüngerer Bruder des Germanicus, wird römischer Kaiser.
 
 

um 85 n. Chr.

Die Provinzen Germania Inferior und Germania Superior werden errichtet.
 
 

um 98

Der römische Schriftsteller Publius Cornelius Tacitus (um 55-116/120) verfasst die ethnografische Schrift
"Germania". Darin beschreibt er aus einem dezidiert römischen Blickwinkel die Germanen als eine eigenständig lebende, homogene, ebenso einfache wie wilde Volksgruppe, deren Siedlungsgebiet von östlich des Rheins/nördlich der Donau bis weit in den Norden/Osten reicht. Die Charakteristik der Germanen, die Tacitus entwirft, wird bis in das 19. Jh. hinein immer wieder aufgegriffen und dient als Folie nationaler oder germanophiler Überlegenheitsvorstellungen.
 
 

ab 112

Tacitus beginnt mit der Publikation der "Annalen".
 
 

um 120 n. Chr. (?)

Lucius Annaeus Florus (2. Jh.) publiziert seine "Epitoma de Tito Livio bellorum omnium annorum DCC libri duo".
 
 

um 120 n. Chr.

Caius Suetonius Tranquillus verfasst seine "De vita Caesarum".
 
 

nach 229 n. Chr.

Der römische Senator, Konsul und Geschichtsschreiber Cassius Dio (um 155-um 235) vollendet seine "Historia Romana". Sie wird im 11./12. Jh. von den byzantinischen Gelehrten Ioannes Xiphilinos und Ioannes Zonaras zusammengefasst und erscheint 1489 erstmals in einer lateinischen Übersetzung.
 
 

Mitte 12. Jh.

In seiner "Chronik oder Geschichte der zwei Reiche" ("Chronica sive Historia de duabus civitatibus") erwähnt Bischof Otto von Freising (um 1112-1158) die Varusschlacht:
"Ea tempestate cum tribus legionibus Varus Romano more superbe et avare erga subditos se gerens a Germanis deletus est. Quam militis Romani cladem in tantum egre tulisse fertur Augustus, ut sepissime caput parieti collideret ac per vim doloris diceret: 'Qunitili Vare, redde legiones'. Gravissimum et atrocissimum hoc Romanorum et Germanorum bellum et post Affricanum maximum tribus annis cum XV legionibus gestum scribit Suetonius. Unde notari potest, quanti roboris predicta gens Germanorum fuerit, quae in summa auctoritate Romani imperii tantam stragem Romani militis dederit. Tradunt Augustenses hanc cedem ibi factam ostenduntque in argumentum collem ex ossibus mortuorum conpactum, quem in vulgari Perleich, eo quod legio ibi perierit, usque hodie vocant vicumque ex nomine Vari appellatum monstrant." (III, S. 140).
 
 

1420er Jahre

Die "Germania" des Tacitus wird vom italienischen Humanisten und päpstlichen Sekretär Gianfrancesco Poggio Bracciolini (1380-1459) im Kloster Hersfeld (in Fulda?) entdeckt; er benutzte das Konstanzer Konzil (1414-1418), um in deutschen Bibliotheken nach lateinischen Schriften zu suchen. 1425 berichtet Bracciolini zum ersten Mal von seinem Fund. Erst 1455 gelingt es, den "Codex Aesinas" ("Codex Hersfeldensis"), der auch eine karolingische Abschrift der "Germania" enthält, unter ungeklärten Umständen nach Rom zu bringen. Die Germania spielt in der Folgezeit eine entscheidende Rolle für die Selbststilisierung der Deutschen als Nachfahren der Germanen.
 
 

1470

Der Traktat zur römischen Kriegsgeschichte ("Epitome") von Lucius Annaeus Florus wird in Paris aufgefunden.
 
 

1471

Die "Germania", in der Tacitus den kriegerischen und wilden Charakter der "Germanen" hervorhebt, wird auf dem Regensburger Reichstag vom päpstlichen Gesandten Giovanni Antonio Campano (1429-1477) dazu benutzt, Stimmung für einen Kampf gegen das vordringende Osmanische Reich zu machen.
 
 

1472

Die "Germania" des Publius Cornelius Tacitus erscheint im Druck erstmals in Bologna, kurz darauf in Venedig. Die erste deutsche Ausgabe wird im folgenden Jahr in Nürnberg publiziert und von den Humanisten breit rezipiert.
 
 

1489

Die "Historia Romana" des Cassius Dio erscheint, nachdem sie bereits im 11./12. Jh. von den byzantinischen Gelehrten Ioannes Xiphilinos und Ioannes Zonaras zusammengefasst worden war, erstmals in einer lateinischen Übersetzung.
 
 

1505/1507

Eine mittelalterliche Abschrift der "Annalen" des Publius Cornelius Tacitus wird im Kloster Corvey bei Höxter von Mönchen entdeckt, aber bereits 1508/1509 entwendet und nach Rom gebracht. Sie befindet sich heute in der Biblioteca Medicea Laurentiana in Florenz.
 
 

1515

Eine Abschrift der "Historia Romana" des Velleius Paterculus wird vom elsässischen Humanisten Beatus Rhenanus (eigentlich Beat Bild, 1485-1547) im Kloster Murbach im Elsass gefunden. Das Original ist heute verschollen. Im gleichen Jahr erscheint durch Förderung von Giovanni de Medici (1475-1521), ab 1513 Papst Leo X., in Rom die vollständige Ausgabe der "Annalen" von Tacitus, wodurch Arminius ein erstes persönliches Profil erhält.
 
 

1519/1520

Beatus Rhenanus veröffentlicht 1519 als erster die "Germania" als Gesamttext, die in der Folgezeit als Basis eines neuen deutschen Patriotismus dient. Im folgenden Jahr publiziert er in Basel die "Historia Romana" von Paterculus, für die die erste bekannte bildliche Darstellung der Varusschlacht gefertigt wird.
 
 

1520

Ulrich von Hutten (1488-1523), Humanist in Diensten des Erzbischofs von Mainz, verfasst im Stil der Totengespräche den  Arminius dialogus Huttenicus, quo homo patriae amantissimus, Germanorum laudem celebravit, der 1529 in Hagenau publiziert wird. Der ebenso tugendhafte wie selbstlose und größte Heerführer der Antike Arminius wird zum Vorkämpfer der deutschen Freiheit stilisiert und gegen das Papsttum und Frankreich gerichtet. Hutten begründet den Arminius-Mythos. Die erste deutsche Übersetzung erscheint erst 1814.
 
 

1524/34

In seiner "Bayrischen Chronik" konstruiert Johannes Turmair, genannt Aventinus (1477-1534), in deutscher Sprache den Arminius-Mythos. Arminius, der die Stämme vereint und gegen die verruchten Römer kämpft, wird von ihm dabei zu "Erman, Hertzog auß Braunschweig" eingedeutscht.
 
 

1530

Der Reformator Martin Luther (1483-1546) übersetzt in seiner Schrift "Der 82. Psalm ausgelegt" den Namen 'Arminius' mit 'Hermann':
"Herrmann, den die Lateiner übel verkehren und Arminius nennen, heißt ein Heermann, ein Herzog im Krieg, der zum Heer und Streit tüchtig ist, um die Seinen zu retten und vornean zu gehen, sein Leib und Leben drüber zu wagen."
 
 

1535

In Mainz erscheint die deutsche Übersetzung der "Annalen" des Tacitus. Der Humanist und Theologe Georg Spalatin (1484-1545), Vertrauter Luthers, nimmt sich in seiner in Wittenberg erschienen Schrift "Von dem thewern Deudschen Fürsten Arminio" aus protestantisch-obrigkeitlicher Perspektive des Arminius-Stoffs an, kritisiert u. a. die harte Behandlung der römischen Gefangenen und den Charakter des Aufstands.
 
 

1539

Der westfälische, aus Lippstadt stammende Humanist Johannes Cincinnius (Johannes Kruyshaer, um 1485-1555), Archivar und Bibliothekar der Benediktinerabtei Werden, veröffentlicht die Schrift
 VAn der niderlage drijer Legionen vn(d) meren Römische(n) krijgßfolcks / mit jrem Capitaneo Quintilio Varo / by tyden der gebort Christi / vnd Julio Cesare / vnd Octauiano Augusto / gescheit in Westphalen / tuschen den wateren der Emesen vnd der Lippen / by den Retborge vnd jn der Delbruggen - die erste Darstellung der Varusschlacht in niederdeutscher Sprache. Seine These, dass die Schlacht zwischen Rietberg und Delbrück an der oberen Ems stattgefunden habe, ist der Anfang des "Suchmythos Varusschlacht", der Forscher und Laien bis heute beschäftigt. Seine Verortung stützt er auf einen Tacitus unterstellten Schreibfehler ("Reutoborgischer Forst" bei Rietberg statt "saltus teutoburgiensis").
 
 

1543

Burkard Waldis (um 1490-1556), Fabeldichter und Dramatiker, erstellt in seinem in Nürnberg erschienenen Heft "Ursprung und Herkommen der zwölf ersten alten Könige und Fürsten Deutscher Nation" eine Ahnengenealogie, die Arminius zum Vorfahren des Kaisertums im Heiligen Römischen Reich deutscher Nationen werden lässt.
 
 

1548

Die "Römische Geschichte" des Cassius Dio wird in Paris erstmals vollständig publiziert.
 
 

1616

Der Osning, ein Mittelgebirgszug in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, wird von dem Geografen und Historiker Philipp Clüver (1580-1622) in seiner Schrift "Germaniae antiquae libri tres" (Leiden 1616) mit dem "teutoburgiensis saltu", den Tacitus als Ort der Varusschlacht nennt, gleichgesetzt und als "Teutoburger Wald" bezeichnet. Diese Gleichsetzung, die in der Forschung weiterhin umstritten ist, setzt sich im 18. Jahrhundert allgemein durch, befördert durch die "Monumenta Paderbornensia" (Paderborn 1669) von  Fürstbischof Ferdinand von Fürstenberg (1626-1683).
 
 

1640

Johann Heinrich Hagelgans (1606-1658), Professor für Rhetorik am Coburger Gymnasium, würdigt auf dem Hintergrund des Dreißigjährigen Kriegs, der auch militärische Besatzungen zur Folge hatte, Arminius als einen "hurtigen Beschützer Teutscher Freiheit" ( Deß thewren Fürsten und Beschürmers Teutscher Freiheit Arminii glorwürdige Thaten, Nürnberg 1640)
 
 

1642

Georges de Scudéry (1601-1667) bringt die Ereignisse um die Varusschlacht als Tragikkomödie auf die Pariser Theaterbühne ("Arminius ou les frères ennemis") und macht ihn mit dieser Liebesgeschichte in Frankreich populär. Die Figur des Arminius wird in der Folgezeit zum Gegenstand zahlreicher Dramen und Opern.
 
 

1669

Fürstbischhof Ferdinand von Fürstenberg gibt seine "Monumenta Paderborniensa" heraus. Durch sie erfährt der "Teutoburger Wald" Clüvers seine Verbreitung.
 
 

1686

Pieter Bernagie 1656-1699):  Arminius, Beschermer der Duytsche Vryheid, Amsterdam 1686
 
 

1689/1690

Der schlesische Jurist und Protestant Daniel Casper von Lohenstein (1635-1683) bezeichnet in seinem unvollendet gebliebenen, rund 3.000 Seiten umfassenden Monumentalwerk  Grossmüthiger Feldherr Arminius oder Herrman, als tapfferer Beschirmer der deutschen Freyheit, posthum 1689/1690 in Leipzig erschienen, den Habsburger-Kaiser Leopold I. nach dem Entsatz Wiens 1683 als "zweiten Arminius". Auf dem Hintergrund der politisch wie sprachlich-kulturellen Dominanz Frankreichs kann die Öffentlichkeit aus dem vielgestaltigen Werk, das nicht nur als Liebes- und Abenteuerroman, sondern auch als Geschichts- und Erziehungsbuch fungiert und von der Öffentlichkeit z. T. begeistert aufgenommen wird, neue germanisch-deutsche Überlegenheitsvorstellungen beziehen. Lohenstein votiert zugleich für die Libertät der deutschen Territorien und deren Einigkeit bei äußerer Bedrohung.
 
 

1714

Johan James Heidegger (1659-1749):  Arminius, London 1714
 
 

seit Mitte 18. Jh.

Im Zuge eines nationalen wie auch bürgerlichen Selbstfindungsprozesses werden die Ereignisse um die Varusschlacht durch Werke und Dramen von Johann Elias Schlegel (1719-1749, 1743: "Hermann. Ein Trauerspiel"), Johann Christoph Gottsched (1700-1766, 1753:  Hermann, oder das Befreyte Deutschland) Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803, 1769:
 "Hermanns Schlacht. Ein Bardiet für die Schaubühne", 1784: "Hermann und die Fürsten. Ein Bardiet für die Schaubühne", 1787: "Hermanns Tod. Ein Bardiet für die Schaubühne") und Justus Möser (1720-1794) zu einem Germanen-Mythos und Nationalepos emporgehoben. Auch in den bildenden Künste wird das Thema der Schlacht und ihrer Protagonisten z. B. durch den Kasseler Hofmaler und Akademieprofessor Johann Heinrich Tischbein d. Ä. (1722-1789), wiederholt aufgegriffen.
 
 

1768

Cornelius von Ayrenhoff ruft alle "patriotischen Fürsten Deutschlands" dazu auf, "Irmannssäulen" zu errichten
 
 

04.10.1782

Klopstock, der von Landgraf Friedrich Ludwig von Hessen-Homburg zur Mitarbeit an einem Hermannsdenkmal ermuntert worden ist, schlägt eine Pyramide bzw. einen Obelisken als Erinnerungsmal vor. Der Fürst ändert die Konzeption im folgenden Jahr in eine Säule, die in Windfeld, südlich der Grotenburg, entstehen soll. 1794 wird das Projekt aufgegeben.
 
 

1789

Mit dem Sturm auf die Bastille in Paris beginnt die Französische Revolution.
 
 

1792

Beginn der französischen Revolutionskriege gegen Preußen und Österreich, in deren Zuge weite Teile der Niederlande und des linken Rheinlandes unter französische Herrschaft gelangen. Durch die Besatzung bekommt der Mythos "Varusschlacht" im Zuge eines gegen Frankreich gerichteten Nationalismus eine neue politische Dimension.
 
 

1799

Staatsstreich des Napoleon Bonaparte (1769-1821).
 
 

1800

Ernst von Bandel, der Wegbereiter und Architekt des Hermannsdenkmals, wird am 17.05.1800 im preußischen Ansbach geboren. Sein Vater, Georg Karl Friedrich Ritter (seit dem 13.06.1813) von Bandel, geboren 1746 in Stettin als Sohn eines preußischen Justizrats, verstorben 1818 in Nürnberg, stand in preußischen Diensten, war jedoch wegen des über Preußen hinaus bekannt gewordenen Urteils gegen den Müller Arnold in Ungnade gefallen und, nach seiner Rehabilitierung, nach Ansbach versetzt worden. Seine Mutter, Rosina Babette Johanna Schultheis, war 1782 in Ansbach als Tochter eines ehemaligen Dieners in der Hofküche geboren worden und hatte Bandel 1797 geheiratet; sie stirbt 1838 in Stuttgart.
 
 

1805/1806

Französische Truppen besiegen in der Schlacht von Austerlitz Österreich und im Jahr darauf Russland und Preußen, das seine Neutralitätspolitik (seit 1795) aufgegeben hat. Einige Fürsten, darunter der bayerische König, verbünden sich im Rheinbund gegen Österreich und Preußen. Nach einem Ultimatum Napoleons legt Kaiser Franz II. (1768-1835) am 06.08. die  Reichskrone nieder, was die Auflösung des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nationen bedeutet. Berlin wird von französischen Truppen besetzt.
 
 

1807/1808

Mit dem  Friedensschluss von Tilsit (1807) verliert Preußen sämtliche Gebiete westlich der Elbe. Heinrich von Kleist (1777-1811) verfasst 1808 sein Drama
"Die Hermannschlacht" (PDF, 451 KB), in dem zeitgenössische Bezüge hergestellt werden - Hermann (die Deutschen) siegt über Varus (die Franzosen). Angesichts der Besetzung Deutschlands, der politischen Uneinigkeit und seiner eigenen Erfahrungen in französischer Haft, ruft Kleist unterschwellig zum Widerstand, zum rücksichtslosen Volkskrieg gegen Frankreich auf. Das Drama wird erst 1860 uraufgeführt. - Der Baumeister Wilhelm Tappe (1769-1823) stellt in der Publikation "Handbuch für die Freunde der verschönerten Natur" seine Pläne für ein Hermannsdenkmal vor: ein Turm auf einem Felsen mit einem Standbild des Cheruskerfürsten als Bekrönung, der seinen Fuß auf einen römischen Adler gestellt hat.
 
 

1813/1814

Durch den Sieg in der "Völkerschlacht von Leipzig" durch die Armeen Preußens und Russlands (1813) bricht die Herrschaft Napoleons in Deutschland zusammen. Der Rheinbund wird aufgelöst. Der Arminius-Mythos wird zum Symbol für die Einigung der deutschen Nation, die beim Wiener Kongress jedoch nicht erreicht wird. Bereits zu dieser Zeit entstehen Denkmalsentwürfe, neben dem lippischen Landbaumeister Wilhelm Tappe u. a. auch von dem Berliner Architekten und Maler Karl Friedrich Schinkel (1781-1841), der einen Arminius zu Pferde, der mit der Lanze einen römischen Legionär niederstößt, entwarf.
 
 

1815

Der  Deutsche Bund wird gegründet.
 
 

1816

Bandel zieht nach München, um dort Forstmann zu werden. Dort erhält er Zugang zu Künstlerkreisen und beschließt, im Atelier des Architekten Karl von Fischer (1782-1820) zu arbeiten.
 
 

1819/1820

Ernst von Bandel entwirft unter dem Eindruck der zurückliegenden Befreiungskriege ein Arminius-Denkmal. Als Sockel des Denkmals, dass er am vermuteten Schlachtort, dem Teutoburger Wald errichten möchte, sieht er ein "ciclopisches Felswerk" vor. Nach dem frühen Tod seines Lehrer von Fischer 1820 gibt er seine Architekturstudien auf nimmt er Zeichen- und Malunterricht, später nimmt er das Studium der Bildhauerei in der Werkstatt von Johann Nepomuk von Haller (1792–1826) auf.
 
 

19.12.1827

Bandel heiratet am 19.12.1827 Dorothea Caroline von Kohlhagen (Königsberg i. Fr. 06.10.1802-Blasewitz 04.04.1894), mit der er sich im Oktober 1825 verlobt hat. Nach Bandels Italienreise (1825-1827) beziehen sie, trotz mehrfacher Zurückweisung durch König Ludwig I. (1786-1868), eine Wohnung in München.
 
 

1830

Bandel fertigt ein erstes kleines Modell für sein Hermannsdenkmal.
 
 

1834

Nach Differenzen mit dem König verlässt Bandel München und zieht im Sommer nach Berlin. Da es ihm nicht gelingt, sich dort zu etablieren, zieht er nach Hannover, wo er mit größeren Arbeiten für die Innenausstattung des Leineschlosses und der Schlosskirche beschäftigt ist.
 
 

1835/1836

Der Detmolder Dichter Christian Dietrich Grabbe (1801-1836) verfasst sein Drama  "Die Hermannschlacht". Es wird posthum 1838 publiziert, aber erst 1934 auf der Freilichtbühne Nettelstedt uraufgeführt. Das Stück wird im Nationalsozialismus mythologisch aufgeladen, das Führertum idealisiert.
 
 

1837/1838

Ernst von Bandel, der 1834 von München nach Hannover umgezogen war und im dortigen Leineschloss eine Werkstatt eröffnet hatte, sondiert im September im Detmolder Raum den Ort, an dem das geplante Hermannsdenkmal entstehen soll. Wenngleich ihm auch die Externsteine als geeignet erscheinen, präferiert er den Quadersandsteinberg Grotenburg bei Detmold ("Teutberg"), der Fernsicht und vermuteten "Schlachtort" verbinden soll - ausschlaggebend war indes die Forderung des Fürsten Leopold zu Lippe, der seine Unterstützung des Denkmalprojekts von der Wahl der Grotenburg abhängig macht. Im selben Jahr wird der organisatorische Rahmen für die Errichtung des Hermannsdenkmals geschaffen. Ein Verein soll Schriftverkehr und Finanzverwaltung übernehmen. Auch in anderen Städten Deutschlands sammeln Vereine Geld für den Bau des Hermannsdenkmals. Fürst Leopold stellt im November 1837 unter Bedingungen das Baugrundstück zur Verfügung. Im folgenden Monat zieht Bandel mit seiner Familie nach Detmold. Der lippische Hofbaumeister Brune opponiert - erfoglos - gegen das Vorhaben mit einem eigenen Vorschlag (Turm als touristische Attraktion).
 
 

1838/1839

Im Januar wird das neue Denkmalmodell im Leineschloss ausgestellt, das nun einen Sockelunterbau aufweist. Am 09.07.1838, morgens um 5 Uhr, wird der Unterbau des Denkmals begonnen, ohne auf die weitere Kritik und Forderungen nach einer Ausschreibung einzugehen. Kurz darauf unternimmt Bandel während der Winterpause eine längere Italienreise, von der er im April nach Detmold zurückkehrt. Heftige Auseinandersetzungen um den Kostenrahmen des Projekts und Konkurrenzentwürfe, etwa der Vorschlag von Karl Friedrich Schinkel und Christian Daniel Rauch (1777-1857) von März 1839 gefährden im Umfeld das Projekt. Ihr Hermann sollte nicht auf einem Unterbau, sondern einem großen Felsen ruhen und im Unterschied zu Bandels Arminius, der den siegreichen Herrscher thematisiert, einen defensiven Charakter - mit einem gesenkten Schwert - haben.
 
 

1840

Erst Anfang 1840 (10.01.) steht der endgültige Entwurf für den Unterbau fest. Während verschiedener Reisen nach München und Italien in den 1830/40er Jahren erhielt von Bandel wichtige Impulse für Veränderungen am Denkmalsentwurf. Auf Intervention des bayerischen Königs Ludwig I. (1786-1868, reg. 1825-1848), einer der Finanziers des Projekts, verzichtet Bandel auf den Felsunterbau und plant eine massive Kuppel mit Galerie ein. Auch der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm (1795-1861, reg. 1840-1858/1861) bringt sich mit Vorschlägen in die Diskussion ein. In den USA wird ebenfalls ein Hermannsdenkmal geplant.
 
 

1841

Im Frühjahr stellt Fürst Leopold Ernst von Bandel das Palais (heute Hochschule für Musik Detmold) als Wohnsitz zur Verfügung. Der Grundstein für das Hermannsdenkmal auf der Grotenburg bei Detmold wird am 08.09.1841 gelegt; diese war 1840 wegen befürchteter politischer Kundgebungen abgesagt worden. Zwar herrschen noch national moderate Reden vor, das Denkmal soll ein Symbol von Einheit und Freiheit werden, doch es gibt bereits gegen Frankreich gerichtete Töne.
 
 

17.06.1846

Nach achtjähriger Bauzeit ist der 27,30 m hohe Unterbau des Hermannsdenkmals, der "ganz ohne Mörtel mit dichtschließenden Fugen" (Bandel) hergestellt wurde, vollendet. Hoch verschuldet und von Querelen mit dem Denkmalsverein zermürbt, übersiedelt von Bandel am 06.10.1846 nach Hannover. Nachdem die Kuppel mit einer Zinkplatte bedeckt wurde, ruhen die Arbeiten für 16 Jahre.
 
 

1848

Im Zuge der Märzrevolution tritt in Frankfurt am Main das erste gesamtdeutsche Parlament mit dem Ziel zusammen, aus dem Deutschen Bund ein gesamtdeutsches Reich zu schaffen und eine Reichsverfassung zu erarbeiten. Durch die Weigerung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861, reg. 1840-1858/61), die Kaiserkrone entgegenzunehmen, scheitert die Revolution. Infolge der veränderten politischen Lage, der politischen Restauration und der kleindeutschen Einigung stagniert das Interesse am Hermannsdenkmal.
 
 

1852

Bandel hält sich in Detmold auf, um mit Fürst Leopold III. zur Lippe (1821-1875) über den Fortgang des Denkmalbaus zu sprechen.
 
 

1856-1873

Besucher können das halb fertige Hermannsdenkmal besichtigen. Die für den Bau gefertigten Modell können im eigens erbauten Hermannssaal auf dem Hof des Gymnasiums Leopoldinum in Detmold bestaunt werden.
 
 

18.10.1860

Die "Hermannsschlacht" von Heinrich von Kleist (1777-1811) am 18.10.1860 im Stadttheater Breslau uraufgeführt. Das Drama wird v. a. im Nationalsozialismus politisch vereinnahmt.
 
 

1861

Anfang des Jahres ist Bandels Verhältnis zum Detmolder Denkmalsverein endgültig zerrüttet. Die Statik seiner Konstruktion wird vom hannoverschen Architekten- und Ingenieurverein bestätigt.
 
 

1862-1866

Unterstützt vom Hannoverschen Denkmalsverein, nimmt von Bandel die Arbeit an der Arminiusstatue auf. In einer eigens eingerichteten Werkstatt vor den Toren Hannovers, neben der Hannoverschen Eisengießerei, entstehen in den Jahren aus Einzelplatten der Kopf mit dem Helm (1864), der rechte Arm mit Schwert, der linke Arm und die beiden Füße (bis zur Wade). Hier entstehen bis zur Schließung der Werkstatt am 23.09.1873 alle Teile der Statue. 1865 stellt Bandel die fertigen Teile mehrfach aus. Der für Preußen positive Ausgang des Deutschen Kriegs 1866 gibt dem Denkmal nicht nur in finanzieller Hinsicht neuen Auftrieb. Anhänger der kleindeutschen Lösung sehen im Hermann den Vorkämpfer für eine kleindeutsche Reichsgründung, während jene der großdeutschen Lösung, also unter Einschluss von Österreich, im Denkmal ein Symbol des preußischen Machtanspruchs sehen.
 
 

14.06.1869

Der preußische König Wilhelm I. (1797-1888, reg. 1858/61-1888) besucht am 14.06.1869 Bandel in seiner Hannoveraner Werkstatt und spendet 2.000 Taler für die Fertigstellung des Denkmals.
 
 

1870/1871

Durch den Deutsch-Französischen Krieg verliert Frankreich das Gebiet Elsass-Lothringen. Die Beziehungen zwischen Frankreich und Preußen bleiben trotz eines Friedensschlusses gespannt. Reichskanzler Otto von Bismarck (1815-1898) nutzt die seit Kriegsbeginn zunehmend stärker werdende deutsche Nationalbewegung zur Reichseinigung und der Schaffung des Deutschen Reiches. Am 18.01.1871 wird Wilhelm I. Deutscher Kaiser. Noch vor der Fertigstellung des Hermannsdenkmals wird Bandel am 09.08.1871 zum Ehrenbürger von Detmold ernannt. Am 04.09.1871 wird auch am Hermannsdenkmal eine Sedanfeier abgehalten - jährlich, bis zum Ersten Weltkrieg. Der Reichstag bewilligt 10.000 Taler für den Weiterbau des Denkmals. Das Denkmal wird als Symbol des Sieges über Frankreich und die unter Führung Preußens hergestellte Einheit Deutschlands aufgeladen.
 
 

1872

Mit seiner Familie kehrt Bandel nach Detmold zurück.
 
 

1873

Im Juli und August werden die fertigen Figurteile von Hannover nach Detmold gebracht. Mit der Eisenbahn geht es dann weiter nach Schieder bzw. Bergheim. Die letzte Strecke wird mit Pferdefuhrwerken bewältigt.
 
 

1874

Nachdem der Detmolder Denkmalsverein neu konstituiert worden ist und nun beide, der Detmolder und der Hannoveraner, kooperieren, schreiten die Arbeiten voran. Im Frühjahr wird das Holzgerüst aufgestellt, um das innere Eisengerüst, das die Statue trägt, zu montieren. Daraufhin beginnt die Umkleidung mit den einzelnen Figurenteilen. Kaiser Wilhelm I. spendet 9.000 Taler. Im selben Jahr wird dessen Porträtrelief vollendet.
 
 

16.08.1875

Das Hermannsdenkmal des Bildhauers und Architekten Ernst von Bandel wird am Sonntag, dem 15.08., im Beisein Kaiser Wilhelms I. eingeweiht. Wilhelm war am 15.08.1875 mit dem Hofzug von Goslar über Pyrmont in Schieder angekommen, da Detmold über keinen Bahnhof verfügte, und mit der Kutsche über Horn in die Landeshauptstadt gefahren.

Die Einweihung bildet den Höhepunkt der mehrtägigen Feiern. Nach Schätzungen sollen rund 30.000 dem Ereignis beigewohnt haben. Im Frühjahr waren die im Vorjahr begonnenen Arbeiten fortgesetzt, am 01.05. ist das 7 m lange und 11 Zentner schwere Schwert montiert worden. In goldenen Buchstaben ist darauf zu lesen: "Deutsche Einigkeit meine Stärke. Meine Stärke Deutschlands Macht". Der Gestus mit dem erhobenen Schwert wie auch die verschiedenen Inschriften werden als Machtdemonstration der Einheit und militärische Warnung des saturierten Reichs an äußere Feinde verstanden. Im Juni war das rund 90.000 Taler teure Standbild vollendet. Bandel erhält von Wilhelm eine jährliche Ehrenpension von 4.000 Mark und wird von verschiedenen Seiten mit Ehren überhäuft (u. a. Preußischer Kronenorden III. Klasse, Fürstlich Lippisches Ehrenkreuz I. Klasse, Komturkreuz des Herzoglich Sachsen-Ernestinischen Hausordens). Das über 30 t schwere und 53,46 m hohe Denkmal - davon der Unterbau: 26,89 m, das Standbild bis zur Schwertspitze: 26,57 m - erfährt im Lauf der Zeit unterschiedliche Interpretationen, vom nationalistisch-antifranzösischen Symbol zum heutigen Friedensdenkmal. Begonnen als Symbol der Einheit der deutschen Nation wird es nun unter politisch veränderten Verhältnissen im Deutschen Reich zum Symbol des antifranzösischen Patriotismus. Arminius/Hermann tritt als Nationalheld jedoch in den Hintergrund. In den folgenden Jahren entwickelt sich das Denkmal zu einem Tourismusmagnet der Region. Im Herbst verlässt Bandel Detmold und richtet sich in Hannover erneut ein Atelier ein. Im Winter beginnt er damit, seine Lebenserinnerungen aufzuschreiben.
 
 

25.09.1876

Bandel, der "Alte vom Berg", stirbt. Im Frühjahr waren seine Frau und er zur vierten Italienreise aufgebrochen, die durch eine Dotation Kaiser Wilhelms I. und des Reichskanzlers Otto von Bismarck (1815-1898) möglich geworden war. Auf der Rückreise erkrankte er auf Gut Neudegg bei Donauwörth und stirbt. Am 28.09.1876 trifft der Leichnam in Hannover ein und wird auf dem Stadtfriedhof Engesohde bestattet. Das Grab des Hannoveraner Ehrenbürgers, das sein eigenes Marmorrelief "Die Auferstehung" ziert, ist noch heute erhalten.
 
 

1885

Der Althistoriker Theodor Mommsen (1817-1903) verortet die Varusschlacht durch Münzfunde im Gebiet des Kalkrieser Berges am nördlichen Ausläufer des Wiehengebirges. Die Theorie kann sich angesichts einer Fülle weiterer Verortungstheorien nicht durchsetzen.
 
 

1895-1896

Bereits 20 Jahre nach der Fertigstellung des Hermannsdenkmals werden Reparaturarbeiten notwendig.
 
 

25.09.1897

In New Ulm im US-Bundesstaat Minnesota wird das nach den Plänen des Architekten Julius Berndt (1832-1916) in den Jahren 1888-1897 erbaute
Hermann Monument eingeweiht. Der Ort wurde gewählt, weil er sich am "tapfersten" gegen die Indianer gewehrt habe. Das rund 31 m hohe Denkmal (Unterbau: etwa 20 m) ist von den Logen der Hermannssöhne in Auftrag gegeben worden, die die kulturelle und soziale Förderung deutscher Auswanderer zum Ziel haben. 1881 war der Bauantrag bei der National-Convention in Chicago gestellt worden. Die meisten Bundesstaaten trugen zur Finanzierung des rund 40.000 Dollar teuren Denkmals bei.
 
 

19./20. Jh.

Im Zuge der nachhaltigen Popularisierung des Germanenmythos, dessen Bestandteil die Varusschlacht ist, entwickeln Joseph Arthur Comte de Gobineau (1816-1882) und Houston Stewart Chamberlain (1855-1927) die Rassentheorien von der überlegenen Rasse der Arier.
 
 

1909

Feier des 1.900-jährigen Jubiläums der Varusschlacht am Hermannsdenkmal bei Detmold vom 14.08.-22.08. Im Mittelpunkt des folkloristischen Festakts über 10 Tage steht nicht so sehr die Person des Arminius, sondern die patriotische Begeisterung an der Kultur der Germanen. Nicht nur In Detmold wird ein  Festumzug veranstaltet, sondern auch bei deutschen Einwanderern in  Los Angeles. In der Bank am Fuße des Denkmals wird ein "Erinnerungszeichen" für Bandel angebracht, das aus Spenden finanziert wurde.
 
 

1914-1918

Erster Weltkrieg
 
 

1919

Gründung der   Weimarer Republik. Die demokratischen Parteien geraten unter Druck, als die Anhänger des verlorenen Kaiserreiches die sog. Dolchstoßlegende in Umlauf bringen, die den Demokraten die Schuld an der Niederlage, den territorialen Verlusten des Deutschen Reiches durch die Alliierten und den hohen Reparationsauflagen zuschieben. Der Mythos um Arminius und die "Befreiungsschlacht" erhält neuen Auftrieb in der Hoffnung auf ein neues national gebundenes Deutschland als unabhängige Übermacht in Europa.
 
 

1925

50-jähriges Jubiläum der Einweihung des Hermannsdenkmals (01.08.-20.08.). 120.000 Athleten aus allen Teilen der Republik treffen sich im Zuge des von der Deutschen Turnerschaft ins Leben gerufenen "Hermannslauf" am Monument. Angesichts der politischen Wirren innerhalb der jungen Weimarer Republik, der militärischen Niederlage 1918, der politischen Zerrissenheit und der Auswirkungen der Wirtschaftskrise, dient die Veranstaltung im Sinne eines überzogen propagierten Germanismus der patriotischen Rückbesinnung auf die starken Vorfahren der Deutschen Nation. Das Denkmal erscheint als Symbol und Ausgangspunkt der Antidemokraten auf ihrem Kreuzzug gegen die Republik und die Sieger von 1918.
 
 

1933

Anfang 1933 werden Hermann und das Hermannsdenkmal in den Mittelpunkt der nationalsozialistischen Wahlkampfstrategie in Lippe gestellt, die Wahl selbst zur zweiten Schlacht im Teutoburger Wald stilisiert. Die NSDAP wird zur stärksten Partei in Lippe. Im Reich beendet die "Machtergreifung" der Nationalsozialisten unter Adolf Hitler (1889-1945), der das Denkmal 1926 besuchte, die Weimarer Republik; sie ist das Scharnier des diktatorischen Regimes. Die Überfrachtung des germanistischen Ahnenkults durch einen aggressiven Nationalismus gipfelt in den rassistischen Ausschreitungen und Massenmord der kommenden Jahre. Die archäologische Forschung auf dem Sektor der Ur- und Frühgeschichte wird ausgebaut, jedoch der nationalsozialistischen Ideologie einer "Hochkultur deutscher Vorfahren" unterworfen, deren Kriegsrecht nicht zuletzt mit der Varusschlacht historische Züge aufweist. Trotz aller Aufladung bleibt das Hermannsdenkmal am Rande der praktischen NS-Symbolik, denn als Denkmal des 19. Jhs. wird die Einstufung zur "Nationalen Wallfahrtsstätte" abgelehnt. Das NS-Interesse ist mehr auf die germanische Expansion als die heimatliche Verteidigung gerichtet. Als 1944 die ersten alliierten Truppen die Reichsgrenze überschritten, wurde nicht der durchaus geeignete Varus-Stoff, sondern die preußische Militärgeschichte (Befreiungskriege) verwendet, um eine Mobilisierung zu erreichen.
 
 

1935

An der Allee zum Hermannsdenkmal wird ein Bandel-Denkmal der Stadt Detmold aufgestellt, das 1976 restauriert und bei der Bandel-Hütte neu aufgestellt wird.
 
 

1938

Heinrich Himmler versucht über die "Forschungsgemeinschaft Ahnenerbe e. V." vergeblich, den "Codex Aesinas" ("Codex Hersfeldensis"), der neben Schriften von Tacitus auch eine karolingische Abschrift der "Germania" enthält, anzukaufen; man hielt sie für die älteste erhaltene Abschrift der "Germania". Seit 1994 befindet sich die Handschrift in der Biblioteca Nazionale Centrale di Roma.
 
 

1939-1945

Zweiter Weltkrieg. Durch rund 300 Einschüsse wird das Denkmal in den letzten Kriegstagen 1945 schwer beschädigt. Kurz nach Kriegsende wird ein Teil des Waldes abgeholzt und von den Alliierten eine Funkstation errichtet.
 
 

Sommer 1950

Vom 06.07.1950 bis 20.08.1950 finden in Lippe die Festwochen zum 75. Jubiläum des Hermannsdenkmals statt. Angesichts des früheren Chauvinismus und des verlorenen Kriegs hält sich die politische Aufladung der Feier, die eher den Charakter einer Leistungsschau des in Nordrhein-Westfalen aufgegangenen Landes Lippe hat, in engen Grenzen.
 
 

ab 1950

Durch die rassistische Ideologie des Dritten Reiches negativ belastet, kommt die wissenschaftliche Erforschung der Germanen in ihrem kulturellen und historischen Kontext erst ab der Mitte des 20. Jh. allmählich wieder in Gang. Auf der Basis der kritischen Auseinandersetzung mit den historischen Quellen und der archäologisch fassbaren Indizien etabliert sich auch das Geschichtsereignis der Varusschlacht als Forschungsthema. Weiterhin beliebt bleibt die Suche nach dem Schlachtort, die von der Forschung, lokalen Geschichtsvereinen und Hobby-Archäologen vorangetrieben wird.
 
 

1952

Im Sommer wird das durch Kriegseinwirkungen beschädigte Schwert des Hermannsdenkmals durch die Berliner Firma "Turm-Linde" restauriert.
 
 

1962/1963

Weitere Restaurierung von Teilen des Hermannsdenkmals durch die Berliner Firma.
 
 

1966

Der Archäologe Harald von Petrikovits (1911-) fasst die inzwischen 700 Verortungstheorien der Suche nach dem Schlachtort in vier regionale Gruppen zusammen.
 
 

1987/1988

Nachdem in Kalkriese bei Osnabrück durch den britischen Offizier und Hobbyarchäologen Tony Clunn (1946-) nach Hinweisen des Kreisarchäologen Wolfgang Schlüter (1937-) Münzen und Militaria entdeckt wurden, werden in den Folgejahren intensive systematische archäologische Untersuchungen durchgeführt. Die Theorie des in diesem Bereich verorteten Schlachtorts, die Theodor Mommsen 1885 aufgestellt hatte, wird neu belebt. Bis 2006 werden rund 5.000 archäologische Gegenstände geborgen, darunter 1990 die Gesichtsmaske eines römischen Reiterhelms sowie Reste einer Wallanlage, 1994 Menschen- und Tierknochen aus Knochengruben und 2000/2001 ein vollständiges Maultierskelett an der Wallanlage. Ein Teil der Forschung sieht hier den Ort der Varusschlacht.
 
 

2000

"Museum und Park Kalkriese" bei Osnabrück wird eröffnet.
 
 

2009

Im Rahmen des Jubiläums zum 2000. Jahr nach der Varusschlacht wird mit diversen lokalen und überregionalen Aktivitäten in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen diesem besonderen historischen Ereignis und seiner wechselhaften Rezeption im Laufe der Geschichte seit dem 15./16. Jh. gedacht. Auch in den USA, am Standort des Denkmals in Neu-Ulm, findet im September ein Weekend Festival statt, darunter der "Romans March on New Ulm". Zahlreiche Medienbeiträge und neuen Publikationen widmen sich dem Ereignis. Im Mittelpunkt stehen die Ausstellungen des Kooperationsprojekts "Imperium, Konflikt, Mythos", die an drei Orten - Haltern am See, Kalkriese und Detmold - veranstaltet werden.