Arminius - Varus > 3. Personen der Zeit
Inhalt
Inhaltsverzeichnis Arminius-Varus
3. Personen der Zeit
3.1 Verzeichnis der Personen
3.2 Varus
3.3 Arminius
3.4 Augustus
3.5 Tiberius
3.6 Drusus
3.7 Germanicus
3.8 Marbod
3. Personen der Zeit
3.1 Verzeichnis der Personen
3.2 Varus
3.3 Arminius
3.4 Augustus
3.5 Tiberius
3.6 Drusus
3.7 Germanicus
3.8 Marbod
Im Folgenden sollen die wichtigsten Personen, die im Zusammenhang mit der Varusschlacht stehen, in Kurzbiografien vorgestellt werden. Neben den direkten Gegnern, dem Statthalter Publius Quinctilius Varus und dem abtrünnigen Truppenführer Arminius sind dies Augustus, sein Stiefsohn Drusus und dessen Bruder Tiberius. Das Geschehen des Jahres 9 n. Chr. kann nicht isoliert betrachtet werden, sondern erfährt erst durch die Einbettung in die augusteische Germanienpolitik ihre historische Bedeutung. Die Ausdehnung des Römischen Reichs auf das rechtsrheinische Gebiet gehörte zu den wichtigsten außenpolitischen Unternehmungen des Augustus. Ohne die erfolgreichen militärischen Offensiven des Oberbefehlshabers Drusus und seines Amtsnachfolgers Tiberius wären die Volksstämme zwischen Rhein, Lippe, Ems, Weser und Elbe wohl niemals mit den Römern so intensiv in den Kontakt und den Konflikt gekommen.
In diesem Konflikt ist auch die Person des Marbod von Interesse. Der ehemals romanisierte "Klientelkönig" des Augustus wurde durch den Aufbau eines eigenständigen Herrschaftsbereich östlich der Elbe letztendlich als Bedrohung für das vermeintlich unterworfene und befriedete "Germania Magna" eingestuft. Die gescheiterte Militäroffensive gegen das Markomannenreich ließ ihn jedoch nicht zum Gegner der Römer werden, vielmehr blieb er auch in den Unruhen nach 9 n. Chr. dem Friedensvertrag mit Augustus treu. Germanicus' Rachefeldzüge beschließen die Ereignisse, die durch den Überfall auf den Heereszug des Varus in Gang gesetzt wurden. Seine verlustreichen Militäroffensiven besiegeln nach kurzer Zeit den Expansionswillen des Prinzeps Tiberius in Germanien.
In diesem Konflikt ist auch die Person des Marbod von Interesse. Der ehemals romanisierte "Klientelkönig" des Augustus wurde durch den Aufbau eines eigenständigen Herrschaftsbereich östlich der Elbe letztendlich als Bedrohung für das vermeintlich unterworfene und befriedete "Germania Magna" eingestuft. Die gescheiterte Militäroffensive gegen das Markomannenreich ließ ihn jedoch nicht zum Gegner der Römer werden, vielmehr blieb er auch in den Unruhen nach 9 n. Chr. dem Friedensvertrag mit Augustus treu. Germanicus' Rachefeldzüge beschließen die Ereignisse, die durch den Überfall auf den Heereszug des Varus in Gang gesetzt wurden. Seine verlustreichen Militäroffensiven besiegeln nach kurzer Zeit den Expansionswillen des Prinzeps Tiberius in Germanien.
Varus
Publius Quin(c)tilius Varus
47/46 v. Chr. - Teutoburger Wald 9 n. Chr. (Suizid)
unter Augustus zum römischen Statthalter (Legatus Augusti pro praetore) am Rhein ernannt
Die Familie des Publius Quinctilius Varus zählte zu den ältesten Geschlechtern Roms. Einer Legende nach gehörte sie zum Uradel von Alba Longa, der Nachbarstadt Roms, und soll wie die Familie der Iulier unter dem sagenhaften König Tullius Hostilius nach Rom übergesiedelt sein. Aus der späten Republik ist Sextus Quinctilius Varus, der Vater des Publius Quinctilius Varus, bekannt, der auf Seiten der Republikaner in den Bürgerkriegen kämpfte und nach der Niederlage gegen Octavius bei Philippi 42 v. Chr. den Freitod wählte.
Publius Quinctilius Varus, der beim Tod seines Vaters erst vier Jahre alt war, wurde vermutlich in der Familie eines Verwandten erzogen. Hier könnte er in engen Kontakt zu den berühmten Dichtern Vergil und Horaz gekommen sein. Wie viele vornehme Römer schlug Varus eine Laufbahn im römischen Staatsdienst ein und brachte es bereits als junger Beamter zu hochrangigen Positionen. So begleitete er als "Quaestor Augusti" in den Jahren 22-19 v. Chr den Prinzeps auf dessen Reise in den östlichen Teil des Imperiums, die mit der Übergabe der unter Marcus Licinius Crassus und Marcus Antonius an die Parther verlorenen römischen Feldzeichen endete. Auch an den Alpenfeldzügen im Jahr 15 v. Chr. nahm Varus vermutlich in führender Position teil. Die jüngst revidierte Lesung der Ritzinschrift auf einer Bleischeibe aus dem römischen Kastell in Dangstetten am Hochrhein weist auf eine Verbindung von Varus als "Legatus legionis" der 19. Legion hin. Diese Truppeneinheit war im Rahmen des Feldzuges zeitweilig im genannten Lager stationiert und ging später in der Varusschlacht mit ihm unter.
Im Jahr 13 v. Chr. bekleidete Varus gemeinsam mit Tiberius (Stiefsohn und Amtsnachfolger des Augustus) das Konsulat, das offiziell höchste Amt im römischen Staat. Die beiden Konsuln beschlossen in jenem Jahr den Bau der Ara Pacis, des augusteischen Friedensaltars in Rom. Danach legte er zunächst eine fünfjährige Ämterpause ein. Varus konnte seine Herkunft und Ausbildung also für eine steile Karriere nutzen, die ihn in die höchsten Staatskreise führte. Seine Ehen bezeugen ebenfalls eine enge Verbindung zum Herrscherhaus. Er heiratete in erster Ehe die Tochter von Marcus Vipsanius Agrippa, dem Freund, Kampfgefährten und Schwiegersohn des Augustus. Nach ihrem Tod heiratete er um 7 v. Chr. Claudia Pulchra, eine Großnichte des Augustus.
8/7 v. Chr. war er als Statthalter der römischen Provinz Africa proconsularis tätig. Aus der Zeit der Verwaltung dieser wohlhabenden und prestigeträchtigen Provinz liegen Münzen aus den Städten Achulla und Hadrumetum vor, die das einzige überlieferte Porträt des Varus zeigen. Von 7/6-4 v. Chr. übernahm er die Verwaltung der Provinz Syria mit dem Oberbefehl über die dort stationierten vier Legionen. Syria lag an der Grenzregion zum Partherreich und war eingebettet in ein System von Königreichen, deren Herrscher den Römern loyal ergeben waren. Varus hatte somit neben der Provinzadministration und militärischen Sicherung auch als Diplomat des Augustus die Vorgänge in diesen Klientelreichen zu überwachen. Als im Klientelreich Judäa Unruhen im Zuge der Nachfolgeregelung des 4 v. Chr. verstorbenen Königs Herodes d. Gr. ausbrachen, griff Varus mit seinen Soldaten ein. Nach der Niederschlagung des Aufstandes ließ er angeblich 2000 Aufständische ans Kreuz schlagen.
Über den weiteren Lebenslauf des Varus nach der Statthalterschaft in Syria liegen keine Quellen vor. Erst gegen 6/7 n. Chr. tritt er als "Legatus Augusti pro praetore", als Statthalter mit Befehlsgewalt, in Gallien und Germanien wieder in Erscheinung. Nach dem abgebrochenen Angriff auf das Markomannenreich und König Marbod verließ Tiberius Germanien, um einen Aufstand in Pannonien niederzuschlagen. Varus übernahm den Oberbefehl über die verbliebenen Rheinlegionen. Zu seinen Aufgaben gehörte neben der militärischen Sicherung auch die Einführung des römischen Rechts- und Steuersystems im befriedeten rechtsrheinischen Gebiet. Auf größere Widerstände in der Bevölkerung Germaniens zu treffen, wurde nicht erwartet. Der Aufbau eines römischen Verwaltungssystems, der Ausbau der Infrastruktur und die Gründung von zivilen Handelssiedlungen sowie der Abbau des Rohstoffes Blei verweisen auf eine voranschreitende Provinzialisierung des Gebietes zwischen Rhein und Elbe. Im Herbst des Jahres 9 n. Chr. wurde der Heereszug des Varus, der sich im Wesergebiet aufgehalten hatte, von einer Truppe verbündeter germanischer Stämme unter der Führung des Cheruskers Arminius in eine Falle gelockt und ausgelöscht. Drei Legionen, die 17., 18. und 19. mit drei Reiter- und sechs Infanterieeinheiten sowie ein Wagentross mit Zivilpersonen gingen verloren. Als besondere Schmach fielen auch die nahezu kultisch verehrten Feldzeichen der Legionen den Angreifern in die Hände. Varus beging angesichts der katastrophalen Niederlage Selbstmord durch den Sturz in das eigene Schwert.
Die antiken Quellen, und in Anlehnung daran auch ein Teil der modernen Forschung, werfen dem Statthalter Varus vor, seine Erfahrungen aus den Provinzen Africa und Syria auf das ihm völlig unbekannte Germanien ungeachtet der vorherrschenden Verhältnisse übertragen zu haben. Ihm werden übereilte Entscheidungen, arrogantes Auftreten und selbstgefällige Eingriffe in stammesinterne Angelegenheiten ohne Kenntnis der jeweiligen Sachlage bzw. der Hintergründe zur Last gelegt.
Die Beurteilung der Person des Varus durch die antiken Schriftsteller fällt durchweg negativ aus. Sein Zeitgenosse Velleius Paterculus beschreibt Varus etwa zwei Jahrzehnte nach der Niederlage in Germanien als geldgierigen Statthalter, der sich während seines Amtes in Syria persönlich bereichert hatte. Er hielt Varus für einen eher schwächlichen Müßiggänger und unschlüssigen Feldherrn. Bei den Historiografen, die sich ab dem 2. Jh. mit Varus befassten, trifft ein schwächlich und unschlüssig agierender römischer Feldherr mit grausamer Gesinnung und sorg- sowie ahnungslosem Verhalten ohne Fingerspitzengefühl auf seine germanischen Gegner. Bei der Beurteilung dieser Überlieferungen muss jedoch der große zeitliche Abstand zu den Ereignissen sowie die unterschiedliche Intention der Autoren berücksichtigt werden, die recht oft weit über das bloße Nacherzählen historischer Begebenheiten hinausreicht. Da die politische und gesellschaftliche Bedeutung der Familie der Quinctilier bald nach dem Tod des Varus schwindet, war es leicht, ihm im nachhinein ungehindert die Hauptschuld an dem militärischen Desaster zuzuschreiben, das zur Aufgabe der augusteischen Germanienpolitik beitrug. Ohne diese Funktion als "Sündenbock" der Auflehnung germanischer Stämme gegen die römische Herrschaft wäre die Kritik an der verlustreichen Expansionspolitik im Norden des Reiches direkt auf Augustus zurückgefallen. Eine Herabwürdigung der Leistung und des Auftretens des Varus war ebenso ein dankbares Stilmittel, um den Ruhm anderer Befehlshaber aufzuwerten oder mit dem "moralischen Zeigefinger" einen Gegensatz zwischen dem tapferen germanischen Krieger, allen voran Arminius, und dem dekadent-verweichlichten Römer Varus aufzubauen.
Die Ursachen für die Gründe des Scheiterns der Provinzialisierung Germaniens, dessen deutlichstes Vorzeichen die militärische Erhebung unter Arminius gegen den amtierenden Abgesandten des Augustus darstellt, liegen sicher nicht allein in der Person oder dem Verhalten des Publius Quinctilius Varus begründet. Mögen vielleicht Unzulänglichkeiten in der Erfahrung des Statthalters für seine Aufgaben in Germanien vorhanden gewesen sein, zeigt sich Varus insgesamt aufgrund seiner Vita aber als durchaus erfahrener Militär und Provinzverwalter, weshalb ihn Augustus auch mit dieser Aufgabe betraut haben dürfte. Im Jahr 9 n. Chr. kann damit wohl nicht nur dem Statthalter Varus, sondern auch Augustus eine an Überheblichkeit grenzende Sorglosigkeit im Bezug auf die Grundstimmung innerhalb der Stammesverbände Germaniens attestiert werden. Als Arminius begann, die unruhigen germanischen Verbände anzuführen und zielgerichtet zusammenzuhalten, kam ihm diese Sorglosigkeit vor ernsthafter Gegenwehr überaus gelegen. Offenbar hat es Arminius perfekt verstanden, seine Kenntnisse der römischen Lebensart und Denkweise absolut passend für seine Interessen einzusetzen, um weder bei seinen Anhängern als Klient der Römer zu gelten, noch die Arglosigkeit des Varus ihm und seinen Absichten gegenüber zu erschüttern.
Publius Quinctilius Varus, der beim Tod seines Vaters erst vier Jahre alt war, wurde vermutlich in der Familie eines Verwandten erzogen. Hier könnte er in engen Kontakt zu den berühmten Dichtern Vergil und Horaz gekommen sein. Wie viele vornehme Römer schlug Varus eine Laufbahn im römischen Staatsdienst ein und brachte es bereits als junger Beamter zu hochrangigen Positionen. So begleitete er als "Quaestor Augusti" in den Jahren 22-19 v. Chr den Prinzeps auf dessen Reise in den östlichen Teil des Imperiums, die mit der Übergabe der unter Marcus Licinius Crassus und Marcus Antonius an die Parther verlorenen römischen Feldzeichen endete. Auch an den Alpenfeldzügen im Jahr 15 v. Chr. nahm Varus vermutlich in führender Position teil. Die jüngst revidierte Lesung der Ritzinschrift auf einer Bleischeibe aus dem römischen Kastell in Dangstetten am Hochrhein weist auf eine Verbindung von Varus als "Legatus legionis" der 19. Legion hin. Diese Truppeneinheit war im Rahmen des Feldzuges zeitweilig im genannten Lager stationiert und ging später in der Varusschlacht mit ihm unter.
Im Jahr 13 v. Chr. bekleidete Varus gemeinsam mit Tiberius (Stiefsohn und Amtsnachfolger des Augustus) das Konsulat, das offiziell höchste Amt im römischen Staat. Die beiden Konsuln beschlossen in jenem Jahr den Bau der Ara Pacis, des augusteischen Friedensaltars in Rom. Danach legte er zunächst eine fünfjährige Ämterpause ein. Varus konnte seine Herkunft und Ausbildung also für eine steile Karriere nutzen, die ihn in die höchsten Staatskreise führte. Seine Ehen bezeugen ebenfalls eine enge Verbindung zum Herrscherhaus. Er heiratete in erster Ehe die Tochter von Marcus Vipsanius Agrippa, dem Freund, Kampfgefährten und Schwiegersohn des Augustus. Nach ihrem Tod heiratete er um 7 v. Chr. Claudia Pulchra, eine Großnichte des Augustus.
8/7 v. Chr. war er als Statthalter der römischen Provinz Africa proconsularis tätig. Aus der Zeit der Verwaltung dieser wohlhabenden und prestigeträchtigen Provinz liegen Münzen aus den Städten Achulla und Hadrumetum vor, die das einzige überlieferte Porträt des Varus zeigen. Von 7/6-4 v. Chr. übernahm er die Verwaltung der Provinz Syria mit dem Oberbefehl über die dort stationierten vier Legionen. Syria lag an der Grenzregion zum Partherreich und war eingebettet in ein System von Königreichen, deren Herrscher den Römern loyal ergeben waren. Varus hatte somit neben der Provinzadministration und militärischen Sicherung auch als Diplomat des Augustus die Vorgänge in diesen Klientelreichen zu überwachen. Als im Klientelreich Judäa Unruhen im Zuge der Nachfolgeregelung des 4 v. Chr. verstorbenen Königs Herodes d. Gr. ausbrachen, griff Varus mit seinen Soldaten ein. Nach der Niederschlagung des Aufstandes ließ er angeblich 2000 Aufständische ans Kreuz schlagen.
Über den weiteren Lebenslauf des Varus nach der Statthalterschaft in Syria liegen keine Quellen vor. Erst gegen 6/7 n. Chr. tritt er als "Legatus Augusti pro praetore", als Statthalter mit Befehlsgewalt, in Gallien und Germanien wieder in Erscheinung. Nach dem abgebrochenen Angriff auf das Markomannenreich und König Marbod verließ Tiberius Germanien, um einen Aufstand in Pannonien niederzuschlagen. Varus übernahm den Oberbefehl über die verbliebenen Rheinlegionen. Zu seinen Aufgaben gehörte neben der militärischen Sicherung auch die Einführung des römischen Rechts- und Steuersystems im befriedeten rechtsrheinischen Gebiet. Auf größere Widerstände in der Bevölkerung Germaniens zu treffen, wurde nicht erwartet. Der Aufbau eines römischen Verwaltungssystems, der Ausbau der Infrastruktur und die Gründung von zivilen Handelssiedlungen sowie der Abbau des Rohstoffes Blei verweisen auf eine voranschreitende Provinzialisierung des Gebietes zwischen Rhein und Elbe. Im Herbst des Jahres 9 n. Chr. wurde der Heereszug des Varus, der sich im Wesergebiet aufgehalten hatte, von einer Truppe verbündeter germanischer Stämme unter der Führung des Cheruskers Arminius in eine Falle gelockt und ausgelöscht. Drei Legionen, die 17., 18. und 19. mit drei Reiter- und sechs Infanterieeinheiten sowie ein Wagentross mit Zivilpersonen gingen verloren. Als besondere Schmach fielen auch die nahezu kultisch verehrten Feldzeichen der Legionen den Angreifern in die Hände. Varus beging angesichts der katastrophalen Niederlage Selbstmord durch den Sturz in das eigene Schwert.
Die antiken Quellen, und in Anlehnung daran auch ein Teil der modernen Forschung, werfen dem Statthalter Varus vor, seine Erfahrungen aus den Provinzen Africa und Syria auf das ihm völlig unbekannte Germanien ungeachtet der vorherrschenden Verhältnisse übertragen zu haben. Ihm werden übereilte Entscheidungen, arrogantes Auftreten und selbstgefällige Eingriffe in stammesinterne Angelegenheiten ohne Kenntnis der jeweiligen Sachlage bzw. der Hintergründe zur Last gelegt.
Die Beurteilung der Person des Varus durch die antiken Schriftsteller fällt durchweg negativ aus. Sein Zeitgenosse Velleius Paterculus beschreibt Varus etwa zwei Jahrzehnte nach der Niederlage in Germanien als geldgierigen Statthalter, der sich während seines Amtes in Syria persönlich bereichert hatte. Er hielt Varus für einen eher schwächlichen Müßiggänger und unschlüssigen Feldherrn. Bei den Historiografen, die sich ab dem 2. Jh. mit Varus befassten, trifft ein schwächlich und unschlüssig agierender römischer Feldherr mit grausamer Gesinnung und sorg- sowie ahnungslosem Verhalten ohne Fingerspitzengefühl auf seine germanischen Gegner. Bei der Beurteilung dieser Überlieferungen muss jedoch der große zeitliche Abstand zu den Ereignissen sowie die unterschiedliche Intention der Autoren berücksichtigt werden, die recht oft weit über das bloße Nacherzählen historischer Begebenheiten hinausreicht. Da die politische und gesellschaftliche Bedeutung der Familie der Quinctilier bald nach dem Tod des Varus schwindet, war es leicht, ihm im nachhinein ungehindert die Hauptschuld an dem militärischen Desaster zuzuschreiben, das zur Aufgabe der augusteischen Germanienpolitik beitrug. Ohne diese Funktion als "Sündenbock" der Auflehnung germanischer Stämme gegen die römische Herrschaft wäre die Kritik an der verlustreichen Expansionspolitik im Norden des Reiches direkt auf Augustus zurückgefallen. Eine Herabwürdigung der Leistung und des Auftretens des Varus war ebenso ein dankbares Stilmittel, um den Ruhm anderer Befehlshaber aufzuwerten oder mit dem "moralischen Zeigefinger" einen Gegensatz zwischen dem tapferen germanischen Krieger, allen voran Arminius, und dem dekadent-verweichlichten Römer Varus aufzubauen.
Die Ursachen für die Gründe des Scheiterns der Provinzialisierung Germaniens, dessen deutlichstes Vorzeichen die militärische Erhebung unter Arminius gegen den amtierenden Abgesandten des Augustus darstellt, liegen sicher nicht allein in der Person oder dem Verhalten des Publius Quinctilius Varus begründet. Mögen vielleicht Unzulänglichkeiten in der Erfahrung des Statthalters für seine Aufgaben in Germanien vorhanden gewesen sein, zeigt sich Varus insgesamt aufgrund seiner Vita aber als durchaus erfahrener Militär und Provinzverwalter, weshalb ihn Augustus auch mit dieser Aufgabe betraut haben dürfte. Im Jahr 9 n. Chr. kann damit wohl nicht nur dem Statthalter Varus, sondern auch Augustus eine an Überheblichkeit grenzende Sorglosigkeit im Bezug auf die Grundstimmung innerhalb der Stammesverbände Germaniens attestiert werden. Als Arminius begann, die unruhigen germanischen Verbände anzuführen und zielgerichtet zusammenzuhalten, kam ihm diese Sorglosigkeit vor ernsthafter Gegenwehr überaus gelegen. Offenbar hat es Arminius perfekt verstanden, seine Kenntnisse der römischen Lebensart und Denkweise absolut passend für seine Interessen einzusetzen, um weder bei seinen Anhängern als Klient der Römer zu gelten, noch die Arglosigkeit des Varus ihm und seinen Absichten gegenüber zu erschüttern.
Arminius
18/17 v. Chr. - 19/21 n. Chr. (ermordet)
Sohn des Fürsten Segimer vom germanischen Stamm der Cherusker
Die Überlieferungslage zu den Lebensdaten und einzelnen Aspekten der Person des Arminius ist sehr dünn. Sie ist zudem ausschließlich durch römische Autoren geprägt, da die Germanen keine Schriftkultur besaßen.
Arminius entstammte einer der führenden Familien seines Stammes. Sein Vater Segimer stand wie sein Onkel Inguiomer auf der Seite der Römer und führte die prorömische Partei unter den Cheruskern an. Arminius, der vielleicht eine gewisse Zeit in Rom gelebt hat, diente (wie auch sein Bruder Flavus) im römischen Heer als Führer germanischer Verbände, wobei er gewiss tiefe Einblicke in das römische Militärwesen sammeln konnte. In dieser Zeit wurde ihm das römische Bürgerrecht und der Rang eines Ritters verliehen und er erlernte die lateinische Sprache. Augustus, der die Expansion des römischen Reiches mithilfe der Kombination von militärischer Gewalt und politischer Kooperation erreichen wollte, betrieb diese Art der Romanisierung künftiger Führungsgenerationen außerrömischer Herrscherfamilien, um so vielleicht aus Gegnern zukünftige Klientelherrscher der Römer zu machen.
Wahrscheinlich war Arminius in den Jahren 6-7 n. Chr. mit seinem Verband an der Niederschlagung des Pannonischen Aufstandes unter Tiberius beteiligt. Danach kehrte er wohl in das Stammesgebiet der Cherusker zurück, wo innerhalb der Führungsschicht Auseinandersetzungen über das künftige Verhältnis zu Rom stattfanden. Arminius dürfte sich in dieser Zeit wohl zum Wortführer des antirömischen Familienparts aufgeschwungen haben. Diese Haltung führte später zu einer Gegnerschaft mit dem prorömischen Segestes, der ebenfalls ein führender Mann im Stamm der Cherusker war. Zu einem offenen Konflikt mit Segestes führte die Hochzeit des Arminius mit Thusnelda, der Tochter des Segestes, der dieser Verbindung nicht zugestimmt hatte. Die schwangere Thusnelda wurde von ihrem Vater später an Germanicus ausgeliefert, wodurch auch Thumelicus, der Sohn des Arminius, im römischen Exil aufwuchs.
Während der Statthalterschaft des Publius Quinctilius Varus leitete Arminius heimlich den Aufstand gegen die römische Besatzung in die Wege. Den Quellen zufolge herrschte in den unterworfenen germanischen Stämmen eine unterschwellige Ablehnung der römischen Kultur zugunsten der eigenen Traditionen und ein Unwille, sich der fremden Gesetzgebung und Steuerforderung zu unterstellen. Nicht zuletzt dürfte das wiederholte Eingreifen römischer Feldherren in Stammesfehden für Feindseligkeiten gesorgt haben. Arminius Angriffsplan auf den römischen Statthalter fand in den Stämmen der Cherusker, der Brukterer, Chatten, Chauken und Marser Zustimmung. Durch häufige Aufenthalte im römischen Lager dürfte er Varus, der ihn durch sein römisches Bürgerecht, seinen Rang als römischer Ritter sowie die Vertrautheit mit römischer Lebensart und der lateinische Sprache als Verbündeten nicht infrage gestellt haben wird, in einer vermeintlichen Sicherheit gewogen haben.
9 n. Chr. führte Arminius den durch eine bewusste Fehlmeldung über Unruhen alarmierten Statthalter mit seinem Heereszug in eine Falle. In den Vorbereitungen zeigte er sich als geschickt planender Feldherr. Einerseits gelang es ihm, Kämpfer aus verschiedenen germanischen Stämme unter seinem Oberbefehl zu einer Armee zusammenzubringen, andererseits hatte er Örtlichkeit und Taktik des Übergriffs speziell gegen die Vorteile der Ausrüstung und Kampftaktik der römischen Militärmacht ausgerichtet. In einem mehrtägigen Kampf, der in die römische Geschichte als "clades Variana" einging, erreichte Arminius das Ungeahnte: Drei römische Legionen mit drei Reitereinheiten und sechs Kohorten, insgesamt 15.000 bis 20.000 schwerbewaffnete Soldaten wurden vernichtend geschlagen. Trotz dieser überraschenden und gravierenden Niederlage für die Militärmacht Rom schaffte Arminius es nur kurzfristig, die Römer an die Rheingrenze zurückzudrängen. Vielmehr erneuerte er dadurch den römischen-germanischen Konflikt. Unter dem Kommando des Tiberius wurde die Rheinarmee zusätzlich auf acht Legionen aufgestockt und verheerende Vorstöße gegen germanisches Siedlungsgebiet unternommen. Da Arminius diese Auseinandersetzungen mit den Römern sicherlich erwartet hatte, versuchte er in der Folge mit dem Markomannenkönig Marbod, dem er zuvor das abgetrennte Haupt des Varus geschickt hatte, ein größeres Militärbündnis zu schließen. Marbod, der einen Friedensvertrag mit Augustus geschlossen hatte, verweigerte das Angebot.
Nachdem Augustus im Jahre 13 n. Chr. den Oberbefehl über die Rheinlegionen an Germanicus übergeben hatte, versuchte dieser zwischen 14 n. Chr. und 16 n. Chr. mit großem Heeresaufgebot vergeblich, die Germanen militärisch wieder in die Knie zu zwingen. Zwar stieß Germanicus bis weit in das rechtsrheinische Gebiet vor, aber es gelang Arminius sich in mehreren Auseinandersetzungen mit dem römischen Heer (bei Idistaviso und am sogenannten Angrivarierwall) durch taktisches Vorgehen zu behaupten. Eine zweite militärische Katastrophe vom Ausmaß der Varusschlacht bahnte sich an, als der Heerführer Aulus Caecina nach einer Offensive mit Germanicus im Stammgebiet der Cherusker mit vier Legionen in einen Hinterhalt des Arminius geriet. Allerdings verhinderten vorschnelle Angriffe der germanischen Verbände Arminius den Sieg. Trotz der militärischen Erfolge des Germanicus, der zwei verlorene Feldzeichen der Varusarmee sicherstellen und einige abtrünnige Stämme wie etwa die Chauken und Chatten wieder unterwerfen konnte, überwogen nach kurzer Zeit die Verluste an Soldaten und Material durch die Auseinandersetzungen mit den Germanen. Hinzu kamen herbe Verluste durch Unwetter bei Flottenmanövern. Im Jahr 17 n. Chr. wurde Germanicus nach Rom zurückbeordert und der eher vorsichtig agierende Tiberius, der mittlerweile in die Nachfolge des Augustus getreten war, stellte weitere Expansionsbestrebungen in die rechtsrheinischen Gebiete ein.
Die germanische Koalition unter der Führung des Arminius setzte sich über die Jahre aus Angehörigen vieler Stämme zusammen: Neben Cheruskern sind Brukterer, Usipeter, Chatten, Chattuarier, Tubanten, Angrivarier, Mattiaker und Lander vertreten. Dennoch hatte Arminius weder eine nationale Erhebung der Germanen, die sich nicht als "Volk der Germanen", noch als Nation verstanden, oder die Schaffung eines eigenen Großkönigreich vor Augen. Sein Aufstand gegen die Römer mag zuerst auf die Stärkung seiner Machtposition innerhalb der führenden Familie der Cherusker abgezielt haben. Seine Gegnerschaft zu den Vertretern der prorömischen Partei, angeführt wohl durch Segestes, oder die Treue seines Bruders Flavus zum römischen Militär zeigt an, dass die führende Familie der Cherusker aufgrund ihrer Haltung gegenüber der römischen Besatzung tief gespalten war. Unter den Römern hätte Arminius wohl eine dem privilegierten Segestes untergeordnete Position beziehen müssen. Eventuell kann ihm eine Tendenz zu einer monarchischen Herrschaft auch über die Stammesgrenzen hinaus zugeschrieben werden. Dazu kam ihm als Oberbefehlshaber über Truppen aus den Nachbarstämmen der Kampf gegen einen gemeinsam definierten Feind sehr entgegen. Die Vertreibung der Römer aus Germanien war möglicherweise nicht - oder zu Beginn der Auseinandersetzungen noch nicht - sein Ziel. Trotz auf militärische Einrichtungen in Germanien ausgerichtete Angriffe nach der Niederlage des Varus, erfolgte kein Angriff auf die Rheingrenze. Auch agierte Arminius weiterhin ausschließlich im eigenen und unmittelbar benachbarten Stammesgebiet und überließ Militäroffensiven eher der Armee des Germanicus. Ein "Befreier Germaniens", wie Tacitus ihn in der Rückschau nennt, war Arminius damit wohl nicht. Allerdings hat er durch die Varusschlacht Ereignisse in Gang gebracht, die letztendlich in die Aufgabe der Befriedung und Provinzialisierung Germaniens unter Tiberius mündeten. Nach dem Abzug der Römer verfielen die Cherusker unter Arminius wieder in Auseinandersetzungen mit anderen Stammesverbänden, vielleicht mit den ehemals verbündeten Stämmen, die während der Rachefeldzüge des Germanicus abermals die Seiten gewechselt hatten. Auch eine wachsende Rivalität mit dem Markomannenkönig Marbod und ein siegreicher Feldzug gegen ihn sind überliefert. Nach Ausweis des Tacitus wurde Arminius letztendlich sein Machtstreben zum Verhängnis, als er im Jahr 19 n. Chr. (oder 21 n. Chr.), von seinen Verwandten ermordet wurde.
Arminius entstammte einer der führenden Familien seines Stammes. Sein Vater Segimer stand wie sein Onkel Inguiomer auf der Seite der Römer und führte die prorömische Partei unter den Cheruskern an. Arminius, der vielleicht eine gewisse Zeit in Rom gelebt hat, diente (wie auch sein Bruder Flavus) im römischen Heer als Führer germanischer Verbände, wobei er gewiss tiefe Einblicke in das römische Militärwesen sammeln konnte. In dieser Zeit wurde ihm das römische Bürgerrecht und der Rang eines Ritters verliehen und er erlernte die lateinische Sprache. Augustus, der die Expansion des römischen Reiches mithilfe der Kombination von militärischer Gewalt und politischer Kooperation erreichen wollte, betrieb diese Art der Romanisierung künftiger Führungsgenerationen außerrömischer Herrscherfamilien, um so vielleicht aus Gegnern zukünftige Klientelherrscher der Römer zu machen.
Wahrscheinlich war Arminius in den Jahren 6-7 n. Chr. mit seinem Verband an der Niederschlagung des Pannonischen Aufstandes unter Tiberius beteiligt. Danach kehrte er wohl in das Stammesgebiet der Cherusker zurück, wo innerhalb der Führungsschicht Auseinandersetzungen über das künftige Verhältnis zu Rom stattfanden. Arminius dürfte sich in dieser Zeit wohl zum Wortführer des antirömischen Familienparts aufgeschwungen haben. Diese Haltung führte später zu einer Gegnerschaft mit dem prorömischen Segestes, der ebenfalls ein führender Mann im Stamm der Cherusker war. Zu einem offenen Konflikt mit Segestes führte die Hochzeit des Arminius mit Thusnelda, der Tochter des Segestes, der dieser Verbindung nicht zugestimmt hatte. Die schwangere Thusnelda wurde von ihrem Vater später an Germanicus ausgeliefert, wodurch auch Thumelicus, der Sohn des Arminius, im römischen Exil aufwuchs.
Während der Statthalterschaft des Publius Quinctilius Varus leitete Arminius heimlich den Aufstand gegen die römische Besatzung in die Wege. Den Quellen zufolge herrschte in den unterworfenen germanischen Stämmen eine unterschwellige Ablehnung der römischen Kultur zugunsten der eigenen Traditionen und ein Unwille, sich der fremden Gesetzgebung und Steuerforderung zu unterstellen. Nicht zuletzt dürfte das wiederholte Eingreifen römischer Feldherren in Stammesfehden für Feindseligkeiten gesorgt haben. Arminius Angriffsplan auf den römischen Statthalter fand in den Stämmen der Cherusker, der Brukterer, Chatten, Chauken und Marser Zustimmung. Durch häufige Aufenthalte im römischen Lager dürfte er Varus, der ihn durch sein römisches Bürgerecht, seinen Rang als römischer Ritter sowie die Vertrautheit mit römischer Lebensart und der lateinische Sprache als Verbündeten nicht infrage gestellt haben wird, in einer vermeintlichen Sicherheit gewogen haben.
9 n. Chr. führte Arminius den durch eine bewusste Fehlmeldung über Unruhen alarmierten Statthalter mit seinem Heereszug in eine Falle. In den Vorbereitungen zeigte er sich als geschickt planender Feldherr. Einerseits gelang es ihm, Kämpfer aus verschiedenen germanischen Stämme unter seinem Oberbefehl zu einer Armee zusammenzubringen, andererseits hatte er Örtlichkeit und Taktik des Übergriffs speziell gegen die Vorteile der Ausrüstung und Kampftaktik der römischen Militärmacht ausgerichtet. In einem mehrtägigen Kampf, der in die römische Geschichte als "clades Variana" einging, erreichte Arminius das Ungeahnte: Drei römische Legionen mit drei Reitereinheiten und sechs Kohorten, insgesamt 15.000 bis 20.000 schwerbewaffnete Soldaten wurden vernichtend geschlagen. Trotz dieser überraschenden und gravierenden Niederlage für die Militärmacht Rom schaffte Arminius es nur kurzfristig, die Römer an die Rheingrenze zurückzudrängen. Vielmehr erneuerte er dadurch den römischen-germanischen Konflikt. Unter dem Kommando des Tiberius wurde die Rheinarmee zusätzlich auf acht Legionen aufgestockt und verheerende Vorstöße gegen germanisches Siedlungsgebiet unternommen. Da Arminius diese Auseinandersetzungen mit den Römern sicherlich erwartet hatte, versuchte er in der Folge mit dem Markomannenkönig Marbod, dem er zuvor das abgetrennte Haupt des Varus geschickt hatte, ein größeres Militärbündnis zu schließen. Marbod, der einen Friedensvertrag mit Augustus geschlossen hatte, verweigerte das Angebot.
Nachdem Augustus im Jahre 13 n. Chr. den Oberbefehl über die Rheinlegionen an Germanicus übergeben hatte, versuchte dieser zwischen 14 n. Chr. und 16 n. Chr. mit großem Heeresaufgebot vergeblich, die Germanen militärisch wieder in die Knie zu zwingen. Zwar stieß Germanicus bis weit in das rechtsrheinische Gebiet vor, aber es gelang Arminius sich in mehreren Auseinandersetzungen mit dem römischen Heer (bei Idistaviso und am sogenannten Angrivarierwall) durch taktisches Vorgehen zu behaupten. Eine zweite militärische Katastrophe vom Ausmaß der Varusschlacht bahnte sich an, als der Heerführer Aulus Caecina nach einer Offensive mit Germanicus im Stammgebiet der Cherusker mit vier Legionen in einen Hinterhalt des Arminius geriet. Allerdings verhinderten vorschnelle Angriffe der germanischen Verbände Arminius den Sieg. Trotz der militärischen Erfolge des Germanicus, der zwei verlorene Feldzeichen der Varusarmee sicherstellen und einige abtrünnige Stämme wie etwa die Chauken und Chatten wieder unterwerfen konnte, überwogen nach kurzer Zeit die Verluste an Soldaten und Material durch die Auseinandersetzungen mit den Germanen. Hinzu kamen herbe Verluste durch Unwetter bei Flottenmanövern. Im Jahr 17 n. Chr. wurde Germanicus nach Rom zurückbeordert und der eher vorsichtig agierende Tiberius, der mittlerweile in die Nachfolge des Augustus getreten war, stellte weitere Expansionsbestrebungen in die rechtsrheinischen Gebiete ein.
Die germanische Koalition unter der Führung des Arminius setzte sich über die Jahre aus Angehörigen vieler Stämme zusammen: Neben Cheruskern sind Brukterer, Usipeter, Chatten, Chattuarier, Tubanten, Angrivarier, Mattiaker und Lander vertreten. Dennoch hatte Arminius weder eine nationale Erhebung der Germanen, die sich nicht als "Volk der Germanen", noch als Nation verstanden, oder die Schaffung eines eigenen Großkönigreich vor Augen. Sein Aufstand gegen die Römer mag zuerst auf die Stärkung seiner Machtposition innerhalb der führenden Familie der Cherusker abgezielt haben. Seine Gegnerschaft zu den Vertretern der prorömischen Partei, angeführt wohl durch Segestes, oder die Treue seines Bruders Flavus zum römischen Militär zeigt an, dass die führende Familie der Cherusker aufgrund ihrer Haltung gegenüber der römischen Besatzung tief gespalten war. Unter den Römern hätte Arminius wohl eine dem privilegierten Segestes untergeordnete Position beziehen müssen. Eventuell kann ihm eine Tendenz zu einer monarchischen Herrschaft auch über die Stammesgrenzen hinaus zugeschrieben werden. Dazu kam ihm als Oberbefehlshaber über Truppen aus den Nachbarstämmen der Kampf gegen einen gemeinsam definierten Feind sehr entgegen. Die Vertreibung der Römer aus Germanien war möglicherweise nicht - oder zu Beginn der Auseinandersetzungen noch nicht - sein Ziel. Trotz auf militärische Einrichtungen in Germanien ausgerichtete Angriffe nach der Niederlage des Varus, erfolgte kein Angriff auf die Rheingrenze. Auch agierte Arminius weiterhin ausschließlich im eigenen und unmittelbar benachbarten Stammesgebiet und überließ Militäroffensiven eher der Armee des Germanicus. Ein "Befreier Germaniens", wie Tacitus ihn in der Rückschau nennt, war Arminius damit wohl nicht. Allerdings hat er durch die Varusschlacht Ereignisse in Gang gebracht, die letztendlich in die Aufgabe der Befriedung und Provinzialisierung Germaniens unter Tiberius mündeten. Nach dem Abzug der Römer verfielen die Cherusker unter Arminius wieder in Auseinandersetzungen mit anderen Stammesverbänden, vielleicht mit den ehemals verbündeten Stämmen, die während der Rachefeldzüge des Germanicus abermals die Seiten gewechselt hatten. Auch eine wachsende Rivalität mit dem Markomannenkönig Marbod und ein siegreicher Feldzug gegen ihn sind überliefert. Nach Ausweis des Tacitus wurde Arminius letztendlich sein Machtstreben zum Verhängnis, als er im Jahr 19 n. Chr. (oder 21 n. Chr.), von seinen Verwandten ermordet wurde.
Augustus
urspr. Gaius Octavi(an)us, ab 27 v. Chr. "Augustus"
Rom [?] 23.09.63 v. Chr. - Nola bei Neapel 19.08.14 n. Chr.
Sohn des Gaius Octavius und der Atia, Nichte des Iulius Caesar
Ab 31 v. Chr. Alleinherrscher, Regierungszeit von 27 v. Chr. - 14 n. Chr.
Nach der Ermordung des Caius Iulius Caesar im Jahr 44 v. Chr. wurde Italien von Unruhen erschüttert. Der Freund und Feldherr Marcus Antonius ächtete die Anführer des Anschlags auf den Diktator, Marcus Iunius Brutus und Caius Cassius Longinus, die aus Italien flohen. Caesar hatte seinen Großneffen Octavius per Testament adoptiert und zu seinem Erben bestimmt. Dieser hatte zunächst mit Marcus Antonius zu kämpfen, der sich als Anführer der Anhänger Caesars verstand. Durch sein Erbe dazu verpflichtet, zahlte Octavius gegen den Widerstand des Marcus Antonius die von Caesar testamentarisch festgelegten Legate an die Veteranen des Diktators aus, mit denen er darauf ein eigenes Heer zusammenstellte. Mit diesem stellte er sich zunächst auf die Seite der Republikaner gegen Marcus Antonius und besiegte ihn bei Mutina. Als der Senat sich weigerte, Octavius ein Konsulat zuzugestehen, scheute er nicht davor zurück, sich mithilfe seines Veteranenheeres das Amt im Jahr 43 v. Chr. zu erzwingen. Trotz ihrer Rivalität zueinander schufen Marcus Antonius und Octavius, der sich somit von den Republikanern entfernte, gemeinsam mit Marcus Aemilius Lepidus in jenem Jahr ein Triumvirat (das zweite in der römischen Geschichte), das jedem der drei Mitglieder die außergewöhnliche diktatorische Gewalt zusicherte. Diese nutzten die Triumvirn, um politische Gegner zu beseitigen und sich an ihren Vermögen zu bereichern.
Im Jahr 42 v. Chr. gingen Marcus Antonius und Octavius gegen die Caesarmörder vor, die sich im Osten des Reiches eine neue Machtbasis geschaffen hatten. Bei Philippi kam es zur Entscheidungsschlacht, die für die Republikaner verloren ging. Auf dem Schlachtfeld beging auch Sextus Quinctilius Varus, der Vater des Publius Quinctilius Varus, Selbstmord. Die Triumvirn teilten ihren Machtbereich. Octavius erhielt Italien und die westlichen Provinzen (zunächst allerdings ohne die Gallia comata), Marcus Antonius den Osten des Reiches (und die Gallia comata) und Lepidus Nordafrika zugeteilt. Während Octavius seine Macht durch die Besetzung höchster Ämter mit ergebenen Politikern stärkte, begann Marcus Antonius, dessen Rivalität zu Octavius in der Folgezeit erneut entflammte, eine schicksalhafte Affäre mit der Ptolemäerkönigin Kleopatra VII. Diese nutzte Octavius, um einen Skandal zu verursachen, als bekannt wurde, dass Marcus Antonius dem Ptolemäischen Königshaus weite Teile des römischen Reiches testamentarisch versprochen hatte. Der Senat enthob Marcus Antonius aller Ämter und erklärte der ägyptischen Königin den Krieg. Zum Anführer des Feldzug gegen das staatsfeindlich eingestufte Paar ließ sich Octavius selbst erheben. 31. v. Chr. besiegte er gemeinsam mit seinem Freund und Vertrauten, Marcus Vipsanius Agrippa, seine Kontrahenten in der Seeschlacht bei Actium. Marcus Antonius und Kleopatra, denen die Flucht gelungen war, verübten Selbstmord. Nach außen gerierte sich Octavius als Wiederhersteller der Republik, als er 27 v. Chr. sein außerordentliches Imperium nach dem Ende der Bürgerkriege an den Senat zurückerstattete und den Ehrentitel Augustus ("der Erhabene") annahm. In der Realität stellte er jedoch die Weichen für eine dauerhafte Umwandlung des Staatswesens in ein monarchisches System. Der Senat übertrug ihm seinerseits die Befehlsgewalt über die Provinzen (imperium proconsulare), die an den Randbereichen des Römischen Reiches besonders gefährdet oder noch nicht vollständig befriedet worden waren. Die Verwaltung dieser fortan als "kaiserliche Provinzen" deklarierten Reichsteile oblag Augustus selbst oder seinen Legaten, zu denen Publius Quinctilius Varus später gehörte. Damit bündelte sich in den unruhigen Provinzen durch die dort stationierten Legionen aber auch die Militärmacht Roms in den Händen des Prinzeps. In den folgenden Jahren bis 23 v. Chr. beanspruchte Augustus einen der zwei jährlichen Konsulate stets für sich und ließ sich anschließend eine unbegrenzte tribunizische Gewalt verleihen. Damit kam er in die Vorzüge eines Volkstribuns, ein Amt, das ein erhebliches politisches Gegengewicht zum Senat mit sich brachte. Durch die umfassende Machfülle, die Octavius Augustus erlangte, schuf er die Grundlage für ein neues politisches System, das Prinzipat, dessen erster Vertreter er wurde. Seine Regentschaft begründete das iulisch-claudische Kaiserhaus.
Obwohl seine Regierungszeit als eine Zeit inneren Friedens und kultureller Blüte wahrgenommen wird („Pax Augusta“), gingen die Kriegshandlungen in den kaiserlichen Provinzen weiter. Dennoch war Augustus darauf bedacht, sich als Friedenherrscher darzustellen. Der Akt der Schließung der Tore des Ianus-Quirinius-Tempels in Rom, ein Zeichen, dass das römische Reich sich nirgendwo mehr im Kriegszustand befand, wurde erstmals nach Jahrhunderten im Jahr 29 v. Chr. vollzogen. Allerdings gleich mehrfach, da Augustus bereits 26 v. Chr. auf der Iberischen Halbinsel gegen die kantabrischen Bergvölker wieder zu Felde zog. Der Verzicht, das Partherreich als Vergeltung der in der Vergangenheit mehrmals gescheiterten römischen Feldzüge anzugreifen und die friedliche Wiedererlangung der dort verlorenen römischen Feldzeichen auf der Orientreise, auf der auch Varus zugegen war, wurden mit allen Mitteln der Zurschaustellung gefeiert. Varus und Tiberius beschlossen während ihres Konsulats im Jahr 13 v. Chr. den Bau der Ara Pacis, dem bis heute sichtbaren Monumentes der augusteischen Friedenspolitik. Im Jahr der Einweihung des Altars stürzte Augustus’ Stiefsohn Drusus nach einem Feldzug in Germanien von seinem Pferd und erlag seinen Verletzungen. Diese Feldzüge ließen sich jedoch mit der Ideologie des Friedens vereinbaren und durch Tiberius sogar fortführen.
Unterstellt man Augustus einen Weltherrschaftsgedanken, so war er wohl am ehesten von Sicherung und Grenzbefriedung geprägt. Eine Ausdehnung des Reiches stand damit nicht im Widerspruch, was letztlich dazu führte, dass er tatsächlich größere Gebiete eroberte als jemals ein Römer vor ihm. Die Feldzüge in Spanien schlossen die Lücke der römischen Herrschaft im nördlichen Teil der Halbinsel. Bereits im Jahr 15 v. Chr. unterwarfen die Stiefsöhne des Augustus, Drusus und Tiberius, die in den Alpen lebenden Völker und erweiterten so das Reichsgebiet um die Alpen und ihr nördliches Vorfeld. Das italische Kernland gewann so eine neue "Pufferzone" hinzu. Seine offensive Außenpolitik diente aber nicht ausschließlich der Expansion des römischen Reiches. Die Feldzüge in Germanien könnten ebenfalls als Grenzbefriedung des Rheinvorlandes, in das immer wieder Einfälle germanischer Stämme zu verzeichnen waren, begonnen haben. Die Niederlage des Statthalters Marcus Lollius dürfte Augustus dieses Sicherheitsproblem deutlich vor Augen geführt haben. Bereits seit dem 2. Jh. v. Chr. war das Verhältnis Roms zu den Völkern im Norden nicht zuletzt auch immer besonders emotionsbeladen, wie das lange im römischen Geschichtsbewusstsein vorhandene Bild des "furor teutonicus" zeigt: Die römische Armee hatte im 2. Jh. v. Chr. eine vernichtende Niederlagen auf römischen Reichsgebiet erlitten, bevor sie die umherziehenden Stämme der Kimbern und Teutonen besiegen konnte. Augustus könnte sich jedoch vorschnell aufgrund der Erfolge seiner Stiefsöhne bei der Befriedung der germanischen Stämme zu einer "Landnahme" und Provinzialisierung des rechtsrheinischen Gebietes bis zur Elbe entschieden haben. Nach der Niederlage des Varus und dem damit verbundenen Verlust eines großen Teiles der Rheinarmee scheint Augustus, der sich zutiefst betroffen zeigte, seine Expansionspläne im Bezug auf Germanien nicht verändert zu haben. Noch in seinem Tatenbericht, den "Res Gestae", der zumindest vor seinem Tod noch von ihm aktualisiert worden ist, gibt der Prinzeps die Elbe als nordöstliche Grenze des von ihm befriedeten Gebietes an, während in Germanien bereits wieder gekämpft wurde.
Ein zentrales Problem für Augustus war die Frage seiner eigenen Nachfolgeregelung. Da er mit seiner Frau Livia keine leiblichen Söhne hatte, führte sein Bemühen um den Fortbestand seiner dynastischen Linie zu einer Auswahl möglicher Kandidaten, die nicht vom Glück begünstigt war: Marcellus, der Neffe des Augustus, starb 23 v. Chr.; Agrippa, der Schwiegersohn und langjährige militärische Weggefährte des Augustus, überlebte das Jahr 12 v. Chr. nicht; Drusus, der jüngere Bruder des Tiberius, starb im Jahr 9 v. Chr. bei einem Unfall; Caius und Lucius Caesar, die Enkel des Augustus, starben 2 n. Chr. - bzw. 4 n. Chr. Zuletzt verblieb nur sein Stiefsohn Tiberius, der aus dem patrizischen Geschlecht der Claudier stammte und sich für Augustus mit militärischen Erfolgen auszeichnet hatte. Tiberius seinerseits musste aber im Zuge seiner eignen Adoption, die ihn zum designierten Nachfolger werden ließ, den Sohn seines verstorbenen Bruders Drusus adoptieren. Germanicus entstammte zugleich dem iulischen und dem claudischen Familienzweig, was ihn in den Überlegungen zur Nachfolge in den Augen des Augustus qualifizierte. Die Übergabe der Macht von Tiberius an Germanicus kam jedoch nicht mehr zustande, da dieser bereits vor Tiberius im Jahr 19 n. Chr. verstarb.
In der langjährigen Herrschaft des Augustus erlangte das römische Reich eine größere territoriale Ausdehnung als jemals zuvor. Obwohl er letztlich das Ende der römischen Republik markiert, wurde sein Wirken als besondere Epoche des Wohlstandes und des inneren Friedens – gemessen an der vorangehenden Zeit der Bürgerkriege – von Dichtern und Literaten postuliert. In der Tat hat Augustus aber mehr Kriege geführt als je ein römischer Machthaber vor ihm. Dennoch brachte das "Goldene Zeitalter" des Augustus, wie seine Regierungszeit schon bald bezeichnet wurde, einen Aufschwung in der Literatur, den bildenden Künsten, des Bauwesens und auf dem Markt der Kleinkunst mit sich. Nicht zuletzt deshalb, weil Augustus die Möglichkeiten der Selbstdarstellung und die Verbreitung seiner Ideologie durch diese Kunstgattungen raffiniert zum Erhalt seiner eigenen Machtstellung nutzte.
Im Jahr 42 v. Chr. gingen Marcus Antonius und Octavius gegen die Caesarmörder vor, die sich im Osten des Reiches eine neue Machtbasis geschaffen hatten. Bei Philippi kam es zur Entscheidungsschlacht, die für die Republikaner verloren ging. Auf dem Schlachtfeld beging auch Sextus Quinctilius Varus, der Vater des Publius Quinctilius Varus, Selbstmord. Die Triumvirn teilten ihren Machtbereich. Octavius erhielt Italien und die westlichen Provinzen (zunächst allerdings ohne die Gallia comata), Marcus Antonius den Osten des Reiches (und die Gallia comata) und Lepidus Nordafrika zugeteilt. Während Octavius seine Macht durch die Besetzung höchster Ämter mit ergebenen Politikern stärkte, begann Marcus Antonius, dessen Rivalität zu Octavius in der Folgezeit erneut entflammte, eine schicksalhafte Affäre mit der Ptolemäerkönigin Kleopatra VII. Diese nutzte Octavius, um einen Skandal zu verursachen, als bekannt wurde, dass Marcus Antonius dem Ptolemäischen Königshaus weite Teile des römischen Reiches testamentarisch versprochen hatte. Der Senat enthob Marcus Antonius aller Ämter und erklärte der ägyptischen Königin den Krieg. Zum Anführer des Feldzug gegen das staatsfeindlich eingestufte Paar ließ sich Octavius selbst erheben. 31. v. Chr. besiegte er gemeinsam mit seinem Freund und Vertrauten, Marcus Vipsanius Agrippa, seine Kontrahenten in der Seeschlacht bei Actium. Marcus Antonius und Kleopatra, denen die Flucht gelungen war, verübten Selbstmord. Nach außen gerierte sich Octavius als Wiederhersteller der Republik, als er 27 v. Chr. sein außerordentliches Imperium nach dem Ende der Bürgerkriege an den Senat zurückerstattete und den Ehrentitel Augustus ("der Erhabene") annahm. In der Realität stellte er jedoch die Weichen für eine dauerhafte Umwandlung des Staatswesens in ein monarchisches System. Der Senat übertrug ihm seinerseits die Befehlsgewalt über die Provinzen (imperium proconsulare), die an den Randbereichen des Römischen Reiches besonders gefährdet oder noch nicht vollständig befriedet worden waren. Die Verwaltung dieser fortan als "kaiserliche Provinzen" deklarierten Reichsteile oblag Augustus selbst oder seinen Legaten, zu denen Publius Quinctilius Varus später gehörte. Damit bündelte sich in den unruhigen Provinzen durch die dort stationierten Legionen aber auch die Militärmacht Roms in den Händen des Prinzeps. In den folgenden Jahren bis 23 v. Chr. beanspruchte Augustus einen der zwei jährlichen Konsulate stets für sich und ließ sich anschließend eine unbegrenzte tribunizische Gewalt verleihen. Damit kam er in die Vorzüge eines Volkstribuns, ein Amt, das ein erhebliches politisches Gegengewicht zum Senat mit sich brachte. Durch die umfassende Machfülle, die Octavius Augustus erlangte, schuf er die Grundlage für ein neues politisches System, das Prinzipat, dessen erster Vertreter er wurde. Seine Regentschaft begründete das iulisch-claudische Kaiserhaus.
Obwohl seine Regierungszeit als eine Zeit inneren Friedens und kultureller Blüte wahrgenommen wird („Pax Augusta“), gingen die Kriegshandlungen in den kaiserlichen Provinzen weiter. Dennoch war Augustus darauf bedacht, sich als Friedenherrscher darzustellen. Der Akt der Schließung der Tore des Ianus-Quirinius-Tempels in Rom, ein Zeichen, dass das römische Reich sich nirgendwo mehr im Kriegszustand befand, wurde erstmals nach Jahrhunderten im Jahr 29 v. Chr. vollzogen. Allerdings gleich mehrfach, da Augustus bereits 26 v. Chr. auf der Iberischen Halbinsel gegen die kantabrischen Bergvölker wieder zu Felde zog. Der Verzicht, das Partherreich als Vergeltung der in der Vergangenheit mehrmals gescheiterten römischen Feldzüge anzugreifen und die friedliche Wiedererlangung der dort verlorenen römischen Feldzeichen auf der Orientreise, auf der auch Varus zugegen war, wurden mit allen Mitteln der Zurschaustellung gefeiert. Varus und Tiberius beschlossen während ihres Konsulats im Jahr 13 v. Chr. den Bau der Ara Pacis, dem bis heute sichtbaren Monumentes der augusteischen Friedenspolitik. Im Jahr der Einweihung des Altars stürzte Augustus’ Stiefsohn Drusus nach einem Feldzug in Germanien von seinem Pferd und erlag seinen Verletzungen. Diese Feldzüge ließen sich jedoch mit der Ideologie des Friedens vereinbaren und durch Tiberius sogar fortführen.
Unterstellt man Augustus einen Weltherrschaftsgedanken, so war er wohl am ehesten von Sicherung und Grenzbefriedung geprägt. Eine Ausdehnung des Reiches stand damit nicht im Widerspruch, was letztlich dazu führte, dass er tatsächlich größere Gebiete eroberte als jemals ein Römer vor ihm. Die Feldzüge in Spanien schlossen die Lücke der römischen Herrschaft im nördlichen Teil der Halbinsel. Bereits im Jahr 15 v. Chr. unterwarfen die Stiefsöhne des Augustus, Drusus und Tiberius, die in den Alpen lebenden Völker und erweiterten so das Reichsgebiet um die Alpen und ihr nördliches Vorfeld. Das italische Kernland gewann so eine neue "Pufferzone" hinzu. Seine offensive Außenpolitik diente aber nicht ausschließlich der Expansion des römischen Reiches. Die Feldzüge in Germanien könnten ebenfalls als Grenzbefriedung des Rheinvorlandes, in das immer wieder Einfälle germanischer Stämme zu verzeichnen waren, begonnen haben. Die Niederlage des Statthalters Marcus Lollius dürfte Augustus dieses Sicherheitsproblem deutlich vor Augen geführt haben. Bereits seit dem 2. Jh. v. Chr. war das Verhältnis Roms zu den Völkern im Norden nicht zuletzt auch immer besonders emotionsbeladen, wie das lange im römischen Geschichtsbewusstsein vorhandene Bild des "furor teutonicus" zeigt: Die römische Armee hatte im 2. Jh. v. Chr. eine vernichtende Niederlagen auf römischen Reichsgebiet erlitten, bevor sie die umherziehenden Stämme der Kimbern und Teutonen besiegen konnte. Augustus könnte sich jedoch vorschnell aufgrund der Erfolge seiner Stiefsöhne bei der Befriedung der germanischen Stämme zu einer "Landnahme" und Provinzialisierung des rechtsrheinischen Gebietes bis zur Elbe entschieden haben. Nach der Niederlage des Varus und dem damit verbundenen Verlust eines großen Teiles der Rheinarmee scheint Augustus, der sich zutiefst betroffen zeigte, seine Expansionspläne im Bezug auf Germanien nicht verändert zu haben. Noch in seinem Tatenbericht, den "Res Gestae", der zumindest vor seinem Tod noch von ihm aktualisiert worden ist, gibt der Prinzeps die Elbe als nordöstliche Grenze des von ihm befriedeten Gebietes an, während in Germanien bereits wieder gekämpft wurde.
Ein zentrales Problem für Augustus war die Frage seiner eigenen Nachfolgeregelung. Da er mit seiner Frau Livia keine leiblichen Söhne hatte, führte sein Bemühen um den Fortbestand seiner dynastischen Linie zu einer Auswahl möglicher Kandidaten, die nicht vom Glück begünstigt war: Marcellus, der Neffe des Augustus, starb 23 v. Chr.; Agrippa, der Schwiegersohn und langjährige militärische Weggefährte des Augustus, überlebte das Jahr 12 v. Chr. nicht; Drusus, der jüngere Bruder des Tiberius, starb im Jahr 9 v. Chr. bei einem Unfall; Caius und Lucius Caesar, die Enkel des Augustus, starben 2 n. Chr. - bzw. 4 n. Chr. Zuletzt verblieb nur sein Stiefsohn Tiberius, der aus dem patrizischen Geschlecht der Claudier stammte und sich für Augustus mit militärischen Erfolgen auszeichnet hatte. Tiberius seinerseits musste aber im Zuge seiner eignen Adoption, die ihn zum designierten Nachfolger werden ließ, den Sohn seines verstorbenen Bruders Drusus adoptieren. Germanicus entstammte zugleich dem iulischen und dem claudischen Familienzweig, was ihn in den Überlegungen zur Nachfolge in den Augen des Augustus qualifizierte. Die Übergabe der Macht von Tiberius an Germanicus kam jedoch nicht mehr zustande, da dieser bereits vor Tiberius im Jahr 19 n. Chr. verstarb.
In der langjährigen Herrschaft des Augustus erlangte das römische Reich eine größere territoriale Ausdehnung als jemals zuvor. Obwohl er letztlich das Ende der römischen Republik markiert, wurde sein Wirken als besondere Epoche des Wohlstandes und des inneren Friedens – gemessen an der vorangehenden Zeit der Bürgerkriege – von Dichtern und Literaten postuliert. In der Tat hat Augustus aber mehr Kriege geführt als je ein römischer Machthaber vor ihm. Dennoch brachte das "Goldene Zeitalter" des Augustus, wie seine Regierungszeit schon bald bezeichnet wurde, einen Aufschwung in der Literatur, den bildenden Künsten, des Bauwesens und auf dem Markt der Kleinkunst mit sich. Nicht zuletzt deshalb, weil Augustus die Möglichkeiten der Selbstdarstellung und die Verbreitung seiner Ideologie durch diese Kunstgattungen raffiniert zum Erhalt seiner eigenen Machtstellung nutzte.
Tiberius
Tiberius Iulius Caesar Augustus (vor der Adoption durch Augustus 4 n. Chr.: Tiberius Claudius Nero)
Rom 16.11.42 v. Chr.- Misenum 16.03.37 n. Chr.,
Sohn des Tiberius Claudius Nero und der Livia Drusilla, ab 38 v. Chr. Stiefsohn des Augustus
Regierungszeit 14. n. Chr. - 37 n. Chr.
Tiberius setzte als Adoptivsohn und Nachfolger des Augustus den Herrschaftsanspruch der iulisch-claudischen Dynastie fort. Allerdings stellte er nicht unbedingt einen Wunschkandidaten bei der Nachfolgeregelung des Augustus dar, da beide Männer offenbar nur wenig Sympathie füreinander empfanden. Nicht zuletzt seine militärischen Erfolge in verschiedenen Teilen des römischen Reiches haben mit dazu beigetragen, dass er 14 n. Chr. an die Macht gelangte.
Tiberius Claudius Nero war noch keine vier Jahre alt, als seine Mutter Livia Drusilla im Jahr 38 von seinem Vater Tiberius Claudius Nero geschieden wurde, um Caius Octavius (Augustus) zu heiraten. Gemeinsam mit seinem Bruder Drusus wuchs Tiberius im Hause seines Stiefvaters auf, wo er nicht nur eine standesgemäße römische und griechische Bildung erhielt, sondern auch ungewöhnlich früh in das politische Leben an der Seite seines mächtigen Stiefvaters Augustus eingeführt wurde. Erste militärische Erfahrungen machte Tiberius während der Feldzüge des Augustus gegen Aufstände in der nur unzulänglich befriedeten Bergregion im Norden der Iberischen Halbinsel in den Jahren 26 – 24 v. Chr. Seine politische Laufbahn begann bereits im Alter von etwa 19 Jahren, als er um 23 v. Chr. in den Senat aufgenommen und mit dem Amt des Quaestor betraut wurde. 20 v. Chr. befand sich Tiberius im Zuge der Orientreise des Augustus in Armenien, um den romfreundlichen Tigranes III. auf den Thron zu heben und das Grenzkönigreich zum Herrschaftsgebiet der Parther damit für die Römer zu öffnen.
Im Jahr 16 v. Chr. weilte er im Rang eines Praetor zusammen mit Augustus in Gallien, um die Neuordnung der Provinz Gallia comata vorzubereiten. Im folgenden Jahr leitete Tiberius den Vorstoß der mehrere Legionen starken Gallienarmee im Alpenfeldzug, durch den das Gebiet der Zentralalpen und des nördlichen Alpenvorlandes in das römische Reich eingegliedert wurde. Sein Bruder Drusus leitete einen weiteren Heeresteil, der von Norditalien in den Alpenraum vordrang. Gemeinsam mit seinem Schwager Publius Quinctilius Varus amtierte Tiberius im Jahr 13 v. Chr. als Konsuln. Auf ihre Initiative hin wurde der Bau der bekannten Ara Pacis in Rom beschlossen. Als 9 v. Chr. sein Bruder Drusus bei einem Reitunfall während seiner Feldzüge zur Eroberung des rechtsrheinischen Gebietes ums Leben kam, übernahm Tiberius den Oberbefehl in Germanien. Sein Vorgehen umfasste neben Militäroffensiven auch diplomatische Konfliktlösungen wie etwa die Umsiedelung mehrerer tausend Germanen aus den Stämmen der Sugambrer und Sueben in linksrheinisches Gebiet, um Territorialstreitigkeiten zu verhindern und stärkere Kontrolle über diese mächtigen aber unruhigen Stämme zu bekommen.
Trotz seiner umfassenden politischen und militärischen Ausbildung stand Tiberius in der Zuneigung des Augustus hinter seinem Bruder Drusus zurück. Als der Prinzeps nach dem Tod des Drusus begann, sein Augenmerk in der Frage der Nachfolgeregelung stärker auf seine Enkel Caius und Lucius Caesar, die Söhne seiner leiblichen Tochter Iulia, zu richten, zog sich der verschmähte Tiberius aus allen Ämtern und Pflichten zurück. Die Jahre 6 v. Chr. - 2 n. Chr. verbrachte er im freiwilligen Exil auf Rhodos. Allerdings verstarben die beiden Erbfavoriten des Augustus noch recht jung und unmittelbar hintereinander (Lucius 2. n. Chr., Caius 4 n. Chr.), sodass Tiberius schließlich am 26. Juni 4 n. Chr. von Augustus offiziell adoptiert und in die Nachfolge eingesetzt wurde. Als Bedingung dieser Regelung musste Tiberius jedoch Germanicus, den Sohn seines Bruders Drusus, adoptieren und ihn zum designierten Nachfolger bestimmen.
Tiberius übernahm erneut den Oberbefehl in Germanien, das von neuen Unruhen (immensum bellum) erschüttert worden war und zog im folgenden Jahr von Gallien aus bis ins Mündungsgebiet des Rheins, wobei in seiner Armee auch der Historiker Velleius Paterculus im Rang eines Präfekten der Reiterei Dienst tat. Er erreichte die Weser und ließ die römische Armee an der Lippe in einem neuangelegten Lager (vermutlich das Militärlager bei Anreppen) überwintern, von wo aus er im folgenden Jahr auch weiter elbaufwärts zog. Seine Feldzüge verliefen offenbar erfolgreich und stellten die Ruhe in Germanien wieder her.
Im Jahr 6 n. Chr. rüstete Tiberius im Auftrag des Augustus gegen Marbod, den König des germanischen Stammes der Markomannen. Zu dem großangelegten Angriff auf das Markomannenreich wurden zwölf Legionen mit Hilfstruppen aufgestellt, was die Hälfte des gesamten römischen Militärpotentials zu dieser Zeit darstellte. Das Unternehmen musste abgebrochen werden, noch ehe es begonnen hatte, da im gleichen Jahr in Pannonien und damit gefährlich nahe an der Grenze zu Italien ein Aufstand ausbrach. Unverzüglich wurde Tiberius dorthin entsendet. Mit Marbod schloss Tiberius einen Friedensvertrag und erklärte den Angriff für beendet.
In den Jahren 6-9 n. Chr. wurde der Aufstand mit großen militärischen Mühen niedergeworfen. Als im Jahr 9 n. Chr. die Nachricht vom Sieg des Tiberius in Rom eintraf, wurde sie vom gleichzeitigen Verlust der drei Legionen unter Varus in Germanien überschattet. Tiberius verzichtete deshalb vorerst auf seinen Triumph nach der siegreichen Heimkehr aus Pannonien und zog als neuer Oberbefehlshaber über die Rheinarmee ab 10 n. Chr. wieder ins Gefecht. Der Umfang seiner Militäraktionen in Germanien und ihr Erfolg ist nicht eindeutig zu bestimmen, da die Aussagen der antiken Autoren verhalten bleiben. Tiberius scheint eher in den Gebieten unmittelbar am Rhein aktiv gewesen zu sein und keine ernsthaften Auseinandersetzungen gehabt zu haben. Gleichwohl überliefern die Schriftquellen Verwüstungen des Siedlungsgebiet durch das römische Heer. Erst zu Beginn des Jahres 12 n. Chr. kehrte Tiberius nach Rom zurück und hielt den verschobenen Triumph für die Niederschlagung des Pannonischen Aufstands ab. Den Oberbefehl über die Rheinlegionen überließ er seinem Neffen und Adoptivsohn Germanicus, der bis 16 n. Chr. weitere Feldzüge im rechtsrheinischen Gebiet übernahm.
Als Augustus am 19.08.14 n. Chr. starb, war Tiberius bereits 55 Jahre alt. Direkt nach seinem Herrschaftsantritt kam es zu einer Meuterei der in Pannonien und Germanien stationierten Legionen. Während sein Sohn Drusus die Lage in Pannonien ohne größere Komplikationen beruhigen konnte, hatte Germanicus erheblich größere Schwierigkeiten mit der Rheinarmee, die anstelle des Tiberius ihn zum Nachfolger des Augustus akklamieren wollte. Obwohl Germanicus dies ablehnte, waren Spannungen mit Tiberius vorprogrammiert. Im Jahr 16 n. Chr. zeigten die Bilanz der Rachefeldzüge des Germanicus trotz des Einsatzes massiver Truppenverbände nur mäßigen Erfolg, zugleich aber hohe Verluste auf römischer Seite. Mit Nachhaltigkeit beorderte Tiberius seinen Adoptivsohn, der durch seinen militärischen Einsatz enorme Beliebtheit erlangt hatte, zurück nach Rom und in den eigenen Schatten. Germanicus hatte vornehme Geiseln, wie die mit dem Sohn und Erben des Arminius hochschwangere Thusnelda und zwei der verlorenen Feldzeichen vorzuweisen. Damit konnte die Militäroffensive in Germanien als Erfolg verbucht und Germanicus in einem Triumphzug durch Rom gesandt werden, der darüber hinwegtäuschte, dass der Widerstand gegen eine römische Okkupation bis zur Elbe letztendlich nicht mehr gebrochen werden konnte. Wohl in Hinblick auf seine eigenen Erfahrungen und der Tatsache, dass sich der Konflikt mit den abtrünnigen germanischen Stämmen als langwierig und verlustträchtig herauszustellen begann, verzichtete Tiberius auf weitere Offensiven im rechtsrheinischen Gebiet und ging zu einer defensiven germanischen Grenzpolitik über.
Bis zu seinem Tod am 16.03.37 n. Chr. galt das Hauptaugenmerk des Tiberius dem Bewahren des Erreichten, was er durch Verbesserung der Reichsverwaltung, in der erfolgreiche Statthalter eine Provinz über mehrere Jahre hinweg verwalteten, oder eine solide Haushaltspolitik, die ausschweifenden Luxus verbot, erreichte. Seine Versuche, dem Senat wieder größere Entscheidungsgewalt zu gewähren, scheiterten in den Rangkämpfen der Senatoren. Ab der Mitte seiner Regierungszeit nahm eine Welle von Hochverratsprozessen ihren Lauf, die weniger durch Tiberius selbst als durch machtpolitisch motivierte Denunziationen innerhalb der Senatorenreihen aufgeworfen worden war. Auch die Familie des Publius Quinctilius Varus ging in dieser Prozesswelle unter. Als Nachfolger setzte Tiberius wenige Jahre vor seinem Tod den Sohn des Germanicus, Caius Iulius Caesar ("Caligula") ein. Dabei überging er seinen eigenen Enkel Tiberius Iulius Caesar Nero (Tiberius Gemellus).
In den Überlieferungen antiker Historiografen wie Cassius Dio, Sueton und Tacitus fällt das Urteil über Tiberius eher negativ aus. Ihren Aussagen zufolge, handelte es sich bei ihm um einen depressiven und tyrannischen Herrscher. In der neueren Forschung ist zunehmend der Versuch gemacht worden, dieses Bild angesichts der Vita des Tiberius zu korrigieren. Von der ihm attestierten Lethargie kann in der Zeit vor dem Regierungsantritt angesichts seiner militärischen Missionen nicht die Rede sein. Nach seinem Regierungsantritt dürfte seine zurückhaltende und defensive Politik und seine Sparsamkeit in Bezug auf prunkvolle Selbstdarstellung und verschwenderische Darbietungen ausschlaggebend die Darstellung als antriebslosen Herrscher in den antiken - jedoch nicht zeitgenössischen - Quellen geprägt haben. Die Hochverratsprozesse am Ende seiner Regierungszeit, die vermutlich nicht ausschließlich von Tiberius angestrebt wurden, haben sich sicherlich in der Rückschau der Historiografen als tyrannische Machtdemonstration eingeprägt. In der modernen Geschichtsforschung werden die Leistungen des Tiberius trotz der negativen Quellenlage durchaus stärker in Hinblick auf seine beachtlichen militärischen Erfolge für Rom und seine überlegte Verwaltungspolitik gewürdigt.
Tiberius Claudius Nero war noch keine vier Jahre alt, als seine Mutter Livia Drusilla im Jahr 38 von seinem Vater Tiberius Claudius Nero geschieden wurde, um Caius Octavius (Augustus) zu heiraten. Gemeinsam mit seinem Bruder Drusus wuchs Tiberius im Hause seines Stiefvaters auf, wo er nicht nur eine standesgemäße römische und griechische Bildung erhielt, sondern auch ungewöhnlich früh in das politische Leben an der Seite seines mächtigen Stiefvaters Augustus eingeführt wurde. Erste militärische Erfahrungen machte Tiberius während der Feldzüge des Augustus gegen Aufstände in der nur unzulänglich befriedeten Bergregion im Norden der Iberischen Halbinsel in den Jahren 26 – 24 v. Chr. Seine politische Laufbahn begann bereits im Alter von etwa 19 Jahren, als er um 23 v. Chr. in den Senat aufgenommen und mit dem Amt des Quaestor betraut wurde. 20 v. Chr. befand sich Tiberius im Zuge der Orientreise des Augustus in Armenien, um den romfreundlichen Tigranes III. auf den Thron zu heben und das Grenzkönigreich zum Herrschaftsgebiet der Parther damit für die Römer zu öffnen.
Im Jahr 16 v. Chr. weilte er im Rang eines Praetor zusammen mit Augustus in Gallien, um die Neuordnung der Provinz Gallia comata vorzubereiten. Im folgenden Jahr leitete Tiberius den Vorstoß der mehrere Legionen starken Gallienarmee im Alpenfeldzug, durch den das Gebiet der Zentralalpen und des nördlichen Alpenvorlandes in das römische Reich eingegliedert wurde. Sein Bruder Drusus leitete einen weiteren Heeresteil, der von Norditalien in den Alpenraum vordrang. Gemeinsam mit seinem Schwager Publius Quinctilius Varus amtierte Tiberius im Jahr 13 v. Chr. als Konsuln. Auf ihre Initiative hin wurde der Bau der bekannten Ara Pacis in Rom beschlossen. Als 9 v. Chr. sein Bruder Drusus bei einem Reitunfall während seiner Feldzüge zur Eroberung des rechtsrheinischen Gebietes ums Leben kam, übernahm Tiberius den Oberbefehl in Germanien. Sein Vorgehen umfasste neben Militäroffensiven auch diplomatische Konfliktlösungen wie etwa die Umsiedelung mehrerer tausend Germanen aus den Stämmen der Sugambrer und Sueben in linksrheinisches Gebiet, um Territorialstreitigkeiten zu verhindern und stärkere Kontrolle über diese mächtigen aber unruhigen Stämme zu bekommen.
Trotz seiner umfassenden politischen und militärischen Ausbildung stand Tiberius in der Zuneigung des Augustus hinter seinem Bruder Drusus zurück. Als der Prinzeps nach dem Tod des Drusus begann, sein Augenmerk in der Frage der Nachfolgeregelung stärker auf seine Enkel Caius und Lucius Caesar, die Söhne seiner leiblichen Tochter Iulia, zu richten, zog sich der verschmähte Tiberius aus allen Ämtern und Pflichten zurück. Die Jahre 6 v. Chr. - 2 n. Chr. verbrachte er im freiwilligen Exil auf Rhodos. Allerdings verstarben die beiden Erbfavoriten des Augustus noch recht jung und unmittelbar hintereinander (Lucius 2. n. Chr., Caius 4 n. Chr.), sodass Tiberius schließlich am 26. Juni 4 n. Chr. von Augustus offiziell adoptiert und in die Nachfolge eingesetzt wurde. Als Bedingung dieser Regelung musste Tiberius jedoch Germanicus, den Sohn seines Bruders Drusus, adoptieren und ihn zum designierten Nachfolger bestimmen.
Tiberius übernahm erneut den Oberbefehl in Germanien, das von neuen Unruhen (immensum bellum) erschüttert worden war und zog im folgenden Jahr von Gallien aus bis ins Mündungsgebiet des Rheins, wobei in seiner Armee auch der Historiker Velleius Paterculus im Rang eines Präfekten der Reiterei Dienst tat. Er erreichte die Weser und ließ die römische Armee an der Lippe in einem neuangelegten Lager (vermutlich das Militärlager bei Anreppen) überwintern, von wo aus er im folgenden Jahr auch weiter elbaufwärts zog. Seine Feldzüge verliefen offenbar erfolgreich und stellten die Ruhe in Germanien wieder her.
Im Jahr 6 n. Chr. rüstete Tiberius im Auftrag des Augustus gegen Marbod, den König des germanischen Stammes der Markomannen. Zu dem großangelegten Angriff auf das Markomannenreich wurden zwölf Legionen mit Hilfstruppen aufgestellt, was die Hälfte des gesamten römischen Militärpotentials zu dieser Zeit darstellte. Das Unternehmen musste abgebrochen werden, noch ehe es begonnen hatte, da im gleichen Jahr in Pannonien und damit gefährlich nahe an der Grenze zu Italien ein Aufstand ausbrach. Unverzüglich wurde Tiberius dorthin entsendet. Mit Marbod schloss Tiberius einen Friedensvertrag und erklärte den Angriff für beendet.
In den Jahren 6-9 n. Chr. wurde der Aufstand mit großen militärischen Mühen niedergeworfen. Als im Jahr 9 n. Chr. die Nachricht vom Sieg des Tiberius in Rom eintraf, wurde sie vom gleichzeitigen Verlust der drei Legionen unter Varus in Germanien überschattet. Tiberius verzichtete deshalb vorerst auf seinen Triumph nach der siegreichen Heimkehr aus Pannonien und zog als neuer Oberbefehlshaber über die Rheinarmee ab 10 n. Chr. wieder ins Gefecht. Der Umfang seiner Militäraktionen in Germanien und ihr Erfolg ist nicht eindeutig zu bestimmen, da die Aussagen der antiken Autoren verhalten bleiben. Tiberius scheint eher in den Gebieten unmittelbar am Rhein aktiv gewesen zu sein und keine ernsthaften Auseinandersetzungen gehabt zu haben. Gleichwohl überliefern die Schriftquellen Verwüstungen des Siedlungsgebiet durch das römische Heer. Erst zu Beginn des Jahres 12 n. Chr. kehrte Tiberius nach Rom zurück und hielt den verschobenen Triumph für die Niederschlagung des Pannonischen Aufstands ab. Den Oberbefehl über die Rheinlegionen überließ er seinem Neffen und Adoptivsohn Germanicus, der bis 16 n. Chr. weitere Feldzüge im rechtsrheinischen Gebiet übernahm.
Als Augustus am 19.08.14 n. Chr. starb, war Tiberius bereits 55 Jahre alt. Direkt nach seinem Herrschaftsantritt kam es zu einer Meuterei der in Pannonien und Germanien stationierten Legionen. Während sein Sohn Drusus die Lage in Pannonien ohne größere Komplikationen beruhigen konnte, hatte Germanicus erheblich größere Schwierigkeiten mit der Rheinarmee, die anstelle des Tiberius ihn zum Nachfolger des Augustus akklamieren wollte. Obwohl Germanicus dies ablehnte, waren Spannungen mit Tiberius vorprogrammiert. Im Jahr 16 n. Chr. zeigten die Bilanz der Rachefeldzüge des Germanicus trotz des Einsatzes massiver Truppenverbände nur mäßigen Erfolg, zugleich aber hohe Verluste auf römischer Seite. Mit Nachhaltigkeit beorderte Tiberius seinen Adoptivsohn, der durch seinen militärischen Einsatz enorme Beliebtheit erlangt hatte, zurück nach Rom und in den eigenen Schatten. Germanicus hatte vornehme Geiseln, wie die mit dem Sohn und Erben des Arminius hochschwangere Thusnelda und zwei der verlorenen Feldzeichen vorzuweisen. Damit konnte die Militäroffensive in Germanien als Erfolg verbucht und Germanicus in einem Triumphzug durch Rom gesandt werden, der darüber hinwegtäuschte, dass der Widerstand gegen eine römische Okkupation bis zur Elbe letztendlich nicht mehr gebrochen werden konnte. Wohl in Hinblick auf seine eigenen Erfahrungen und der Tatsache, dass sich der Konflikt mit den abtrünnigen germanischen Stämmen als langwierig und verlustträchtig herauszustellen begann, verzichtete Tiberius auf weitere Offensiven im rechtsrheinischen Gebiet und ging zu einer defensiven germanischen Grenzpolitik über.
Bis zu seinem Tod am 16.03.37 n. Chr. galt das Hauptaugenmerk des Tiberius dem Bewahren des Erreichten, was er durch Verbesserung der Reichsverwaltung, in der erfolgreiche Statthalter eine Provinz über mehrere Jahre hinweg verwalteten, oder eine solide Haushaltspolitik, die ausschweifenden Luxus verbot, erreichte. Seine Versuche, dem Senat wieder größere Entscheidungsgewalt zu gewähren, scheiterten in den Rangkämpfen der Senatoren. Ab der Mitte seiner Regierungszeit nahm eine Welle von Hochverratsprozessen ihren Lauf, die weniger durch Tiberius selbst als durch machtpolitisch motivierte Denunziationen innerhalb der Senatorenreihen aufgeworfen worden war. Auch die Familie des Publius Quinctilius Varus ging in dieser Prozesswelle unter. Als Nachfolger setzte Tiberius wenige Jahre vor seinem Tod den Sohn des Germanicus, Caius Iulius Caesar ("Caligula") ein. Dabei überging er seinen eigenen Enkel Tiberius Iulius Caesar Nero (Tiberius Gemellus).
In den Überlieferungen antiker Historiografen wie Cassius Dio, Sueton und Tacitus fällt das Urteil über Tiberius eher negativ aus. Ihren Aussagen zufolge, handelte es sich bei ihm um einen depressiven und tyrannischen Herrscher. In der neueren Forschung ist zunehmend der Versuch gemacht worden, dieses Bild angesichts der Vita des Tiberius zu korrigieren. Von der ihm attestierten Lethargie kann in der Zeit vor dem Regierungsantritt angesichts seiner militärischen Missionen nicht die Rede sein. Nach seinem Regierungsantritt dürfte seine zurückhaltende und defensive Politik und seine Sparsamkeit in Bezug auf prunkvolle Selbstdarstellung und verschwenderische Darbietungen ausschlaggebend die Darstellung als antriebslosen Herrscher in den antiken - jedoch nicht zeitgenössischen - Quellen geprägt haben. Die Hochverratsprozesse am Ende seiner Regierungszeit, die vermutlich nicht ausschließlich von Tiberius angestrebt wurden, haben sich sicherlich in der Rückschau der Historiografen als tyrannische Machtdemonstration eingeprägt. In der modernen Geschichtsforschung werden die Leistungen des Tiberius trotz der negativen Quellenlage durchaus stärker in Hinblick auf seine beachtlichen militärischen Erfolge für Rom und seine überlegte Verwaltungspolitik gewürdigt.
Drusus
Nero Claudius Drusus, posthum Verleihung des vererbbaren Ehrentitels "Germanicus"
11.04.38 v. Chr. - September 9 v. Chr.
Bruder des Tiberius, Stiefsohn des Augustus
römischer Feldherr
Nero Claudius Drusus wuchs ebenso wie sein Bruder Tiberius nach der Hochzeit seiner Mutter Livia Drusilla mit Caius Octavius (Augustus) im unmittelbaren Umfeld des Prinzeps auf. Er begann wie sein älterer Bruder schon in jungen Jahren eine politische und militärische Karriere. Im Jahr 15 v. Chr. war Drusus im Alpenfeldzug Befehlshaber über die Italienarmee, die über den Brennerpass in das Alpenvorland geführt wurde. Ab 13 v. Chr. amtierte Drusus als Statthalter der gallischen Provinzen und Oberbefehlshaber der Rheinlegionen.
Die folgenden Jahre bis 9 v. Chr. verbrachte Drusus mit Feldzügen gegen die germanischen Stämme im rechtsrheinischen Gebiet. Der erste Feldzug im Spätsommer des Jahres 12 v. Chr. richtete sich gegen den südlich der Lippe siedelnden Stamm der Sugambrer. Dabei stieß Drusus bis zur Nordseeküste vor und ließ zur Erleichterung zukünftiger Flottenoperationen einen Kanal vom Rhein zum Meer anlegen (fossa Drusiana). Mit einer großen Flottenexpedition gelangte Drusus von Rhein und Nordsee aus über die Ems in das Gebiet der Chauken an der unteren Weser. Das folgende Jahr verbrachte Drusus mit Kämpfen gegen die Stämme der Chauken, Brukterer, Usipeter und Tenkterer, der eine große Offensive über die Lippe hinaus in das Gebiet der Cherusker an der Weser folgte. Auf dem durch Versorgungsprobleme nötigen Rückmarsch gerieten die römischen Truppen mehrfach in Bedrängnis. Neben der Anlage von Militärlagern am Rhein, wie etwa die in späteren Militäroffensiven unter Tiberius und Germanicus wichtigen Basislager Mogontiacum (Mainz) und Vetera (bei Xanten), berichten die Quellen über den Bau von Truppenlagern im Inneren Germaniens. Eines davon kann mit dem um 11 v. Chr. angelegte Lager in Bergkamen-Oberaden und einer kleineren Versorgungsstation an der Lippe in Beckinghausen identifiziert werden. Ein weiterer Militärstützpunkt bei Hedemünden an der Werra wird durch Münzfunde in die Frühphase der Okkupation unter Drusus datiert. Das Kriegsjahr 10 v. Chr. taucht insgesamt in den Quellen nur wenig auf, vermutlich gelangen Drusus jedoch siegreiche Offensiven gegen den Stamm der Chatten. Im Jahr 9 v. Chr. zog Drusus von Mogontiacum (Mainz) aus durch die Stammesgebiete der Chatten, Sueben und Markomannen, wobei es zu schweren Gefechten kam. Es gelang ihm jedoch bis an die Elbe vorzudringen. Auf dem Rückmarsch stürzte Drusus vom Pferd und erlag später seinen schweren Verletzungen.
Aufgrund seiner erfolgreichen Feldzüge in Germanien, die den Beginn der Okkupation und Provinzialisierung der "Germania Magna" zwischen Rhein und Elbe ermöglichten, wurde ihm postum der Ehrenname Germanicus verliehen, der auch auf seine Söhne Nero Claudius Germanicus und Tiberius Claudius Nero Germanicus, dem späteren Kaiser Claudius, überging.
Die Feldzüge des Drusus erzielten neben der Unterwerfung verschiedener germanischer Stämme auch eine Differenzierung des Wissens über die Topografie und die Stämme Germaniens. Pionierarbeit leistete er ebenso im Aufbau der für die Truppenversorgung und Militäroffensiven in späterer Zeit wichtigen Flotte. Seine Feldzüge zeigten zudem auf, welchen Nutzen die schiffbaren Flüsse zur Kontrolle und Sicherung mit sich brachten. Die Anlage von befestigten Militärlagern an der Lippe und an der Werra stehen am Anfang der Erschließung der wichtigsten Einfallrouten: Von Vetera (bei Xanten) über die Lippe in das Weser/Ems-Gebiet und von Mogontiacum (Mainz) über die Werra und Weser bis zum Elbraum.
Von seinen beiden Stiefsöhnen stand Drusus höher in der Gunst des Augustus und mag für eine Nachfolge vorgesehen gewesen sein. Allerdings vereitelte sein früher Unfalltod diesen Plan, sorgte aber dafür, dass sein Bruder und Amtsnachfolger Tiberius in Germanien nachhaltigen militärischen Ruhm erlangen konnte.
Die folgenden Jahre bis 9 v. Chr. verbrachte Drusus mit Feldzügen gegen die germanischen Stämme im rechtsrheinischen Gebiet. Der erste Feldzug im Spätsommer des Jahres 12 v. Chr. richtete sich gegen den südlich der Lippe siedelnden Stamm der Sugambrer. Dabei stieß Drusus bis zur Nordseeküste vor und ließ zur Erleichterung zukünftiger Flottenoperationen einen Kanal vom Rhein zum Meer anlegen (fossa Drusiana). Mit einer großen Flottenexpedition gelangte Drusus von Rhein und Nordsee aus über die Ems in das Gebiet der Chauken an der unteren Weser. Das folgende Jahr verbrachte Drusus mit Kämpfen gegen die Stämme der Chauken, Brukterer, Usipeter und Tenkterer, der eine große Offensive über die Lippe hinaus in das Gebiet der Cherusker an der Weser folgte. Auf dem durch Versorgungsprobleme nötigen Rückmarsch gerieten die römischen Truppen mehrfach in Bedrängnis. Neben der Anlage von Militärlagern am Rhein, wie etwa die in späteren Militäroffensiven unter Tiberius und Germanicus wichtigen Basislager Mogontiacum (Mainz) und Vetera (bei Xanten), berichten die Quellen über den Bau von Truppenlagern im Inneren Germaniens. Eines davon kann mit dem um 11 v. Chr. angelegte Lager in Bergkamen-Oberaden und einer kleineren Versorgungsstation an der Lippe in Beckinghausen identifiziert werden. Ein weiterer Militärstützpunkt bei Hedemünden an der Werra wird durch Münzfunde in die Frühphase der Okkupation unter Drusus datiert. Das Kriegsjahr 10 v. Chr. taucht insgesamt in den Quellen nur wenig auf, vermutlich gelangen Drusus jedoch siegreiche Offensiven gegen den Stamm der Chatten. Im Jahr 9 v. Chr. zog Drusus von Mogontiacum (Mainz) aus durch die Stammesgebiete der Chatten, Sueben und Markomannen, wobei es zu schweren Gefechten kam. Es gelang ihm jedoch bis an die Elbe vorzudringen. Auf dem Rückmarsch stürzte Drusus vom Pferd und erlag später seinen schweren Verletzungen.
Aufgrund seiner erfolgreichen Feldzüge in Germanien, die den Beginn der Okkupation und Provinzialisierung der "Germania Magna" zwischen Rhein und Elbe ermöglichten, wurde ihm postum der Ehrenname Germanicus verliehen, der auch auf seine Söhne Nero Claudius Germanicus und Tiberius Claudius Nero Germanicus, dem späteren Kaiser Claudius, überging.
Die Feldzüge des Drusus erzielten neben der Unterwerfung verschiedener germanischer Stämme auch eine Differenzierung des Wissens über die Topografie und die Stämme Germaniens. Pionierarbeit leistete er ebenso im Aufbau der für die Truppenversorgung und Militäroffensiven in späterer Zeit wichtigen Flotte. Seine Feldzüge zeigten zudem auf, welchen Nutzen die schiffbaren Flüsse zur Kontrolle und Sicherung mit sich brachten. Die Anlage von befestigten Militärlagern an der Lippe und an der Werra stehen am Anfang der Erschließung der wichtigsten Einfallrouten: Von Vetera (bei Xanten) über die Lippe in das Weser/Ems-Gebiet und von Mogontiacum (Mainz) über die Werra und Weser bis zum Elbraum.
Von seinen beiden Stiefsöhnen stand Drusus höher in der Gunst des Augustus und mag für eine Nachfolge vorgesehen gewesen sein. Allerdings vereitelte sein früher Unfalltod diesen Plan, sorgte aber dafür, dass sein Bruder und Amtsnachfolger Tiberius in Germanien nachhaltigen militärischen Ruhm erlangen konnte.
Germanicus
Nero Claudius Germanicus
Rom 24.05.15 v. Chr. - Daphne bei Antiochia (Syrien) 10.10.19 n. Chr.
Sohn des Drusus, Neffe des Tiberius, 4. n. Chr. durch Augustus erzwungene Adoption durch Tiberius (Adoptivname: Germanicus Iulius Caesar),
römischer Feldherr
Nero Claudius Germanicus war der Sohn des Drusus und trug seit seiner Geburt den Ehrentitel, den sein Vater postum für seinen Einsatz in Germanien erhalten hatte. Dass dieser Titel sich in seinem Lebenslauf wie ein bedeutendes Vorzeichen ausnimmt, hat seinen Ursprung in der Nachfolgepolitik des Augustus. Als der Prinzeps 4 n. Chr. eher aus Mangel geeigneter Kandidaten als aus Überzeugung seinen Stiefsohn Tiberius zum Nachfolger bestimmte, zwang er ihn, seinen Neffen Germanicus zu adoptieren und in die Nachfolge zu stellen. Germanicus geriet damit bereits in jungen Jahre in die Verantwortung, sich politisch, vor allem aber militärisch neben seinem erfahrenen Stiefvater behaupten zu müssen.
Ins militärische Rampenlicht trat Germanicus bereits 6/7 n. Chr., als er seinen Stiefvater bei der Niederschlagung des Aufstandes in Pannonien unterstützte. In den Wirren nach der Varusschlacht war er abermals an der Seite des Tiberius und half ihm bei der Sicherung der Rheingrenze. Nach einer kurzen Unterbrechung zur Ausführung seines ersten Konsulats im Jahr 12 n. Chr., übernahm Germanicus im folgenden Jahr den Oberbefehl am Rhein. Als Augustus 14. n. Chr. verstarb, vereitelte Germanicus eine Meuterei der Rheinlegionen, die ihn zum Nachfolger ausrufen wollten, und wies damit die Herrscherwürde von sich.
In den Jahren von 14 n. Chr. bis 16 n. Chr. startete Germanicus Feldzüge gegen die abtrünnigen germanischen Stämme, um das rechtsrheinische Gebiet wieder für Rom zu öffnen und nicht zuletzt auch die Schmach der Niederlage des Varus zu tilgen. Trotz des Einsatzes massiver Truppenverbände (acht Legionen, was einem Drittel der römischen Streitkräfte entsprach), gelang ihm dabei jedoch auf lange Sicht kein nachhaltiger Erfolg. Obwohl sie zur Befriedung einiger Stämme und der Erlangung von zwei der unter Varus verlorenen Legionsfeldzeichen sowie der Geiselnahme der schwangeren Arminiusgattin Thusnelda führten, wurden seine Militäroffensiven zu Land und zu Wasser von germanischen Hinterhalten und Naturkatastrophen überschattet, die enorme Verluste forderten. Im Jahr 15 n. Chr. ist der Besuch der Schauplätze der Varusschlacht durch Germanicus bezeugt. Hier ließ er die Gebeine der Gefallenen zusammentragen und bestatten. Ohne der Bitte des Tiberius nachzukommen, die Kämpfe in Germanien zu beenden, stieß Germanicus 16 n. Chr. bis zur Weser in das Stammesgebiet des Arminius vor und besiegte die verbündeten Truppen der Germanen unter der Führung des Cheruskers beim nicht lokalisierten Ort Idistaviso und kurz darauf am sogenannten Angrivarierwall, einer Grenzanlage zwischen den Stammesgebieten der Cherusker und Angrivarier. Diese Siege, die jedoch keinen Waffenstillstand in Germanien bedeuteten, hatten aber keine Auswirkungen auf den Entschluss des Tiberius, die offensive Expansionspolitik gegen die germanischen Stämme, die von Germanicus vehement verfolgt wurde, nicht weiterzuführen.
Im Jahr 16 n. Chr. zog er Germanicus aus dem Norden des Reiches ab und verfolgte im weiteren eine defensive Außenpolitik, die den Rückzug hinter den Rhein als Reichsgrenze vorsah. Germanicus erhielt 17 n. Chr. einen Triumph in Rom für seine Militäraktionen in Germanien und wurde noch im selben Jahr als Befehlshaber in den Osten des römischen Reiches geschickt, wo er 19 n. Chr. erkrankte und starb.
Ins militärische Rampenlicht trat Germanicus bereits 6/7 n. Chr., als er seinen Stiefvater bei der Niederschlagung des Aufstandes in Pannonien unterstützte. In den Wirren nach der Varusschlacht war er abermals an der Seite des Tiberius und half ihm bei der Sicherung der Rheingrenze. Nach einer kurzen Unterbrechung zur Ausführung seines ersten Konsulats im Jahr 12 n. Chr., übernahm Germanicus im folgenden Jahr den Oberbefehl am Rhein. Als Augustus 14. n. Chr. verstarb, vereitelte Germanicus eine Meuterei der Rheinlegionen, die ihn zum Nachfolger ausrufen wollten, und wies damit die Herrscherwürde von sich.
In den Jahren von 14 n. Chr. bis 16 n. Chr. startete Germanicus Feldzüge gegen die abtrünnigen germanischen Stämme, um das rechtsrheinische Gebiet wieder für Rom zu öffnen und nicht zuletzt auch die Schmach der Niederlage des Varus zu tilgen. Trotz des Einsatzes massiver Truppenverbände (acht Legionen, was einem Drittel der römischen Streitkräfte entsprach), gelang ihm dabei jedoch auf lange Sicht kein nachhaltiger Erfolg. Obwohl sie zur Befriedung einiger Stämme und der Erlangung von zwei der unter Varus verlorenen Legionsfeldzeichen sowie der Geiselnahme der schwangeren Arminiusgattin Thusnelda führten, wurden seine Militäroffensiven zu Land und zu Wasser von germanischen Hinterhalten und Naturkatastrophen überschattet, die enorme Verluste forderten. Im Jahr 15 n. Chr. ist der Besuch der Schauplätze der Varusschlacht durch Germanicus bezeugt. Hier ließ er die Gebeine der Gefallenen zusammentragen und bestatten. Ohne der Bitte des Tiberius nachzukommen, die Kämpfe in Germanien zu beenden, stieß Germanicus 16 n. Chr. bis zur Weser in das Stammesgebiet des Arminius vor und besiegte die verbündeten Truppen der Germanen unter der Führung des Cheruskers beim nicht lokalisierten Ort Idistaviso und kurz darauf am sogenannten Angrivarierwall, einer Grenzanlage zwischen den Stammesgebieten der Cherusker und Angrivarier. Diese Siege, die jedoch keinen Waffenstillstand in Germanien bedeuteten, hatten aber keine Auswirkungen auf den Entschluss des Tiberius, die offensive Expansionspolitik gegen die germanischen Stämme, die von Germanicus vehement verfolgt wurde, nicht weiterzuführen.
Im Jahr 16 n. Chr. zog er Germanicus aus dem Norden des Reiches ab und verfolgte im weiteren eine defensive Außenpolitik, die den Rückzug hinter den Rhein als Reichsgrenze vorsah. Germanicus erhielt 17 n. Chr. einen Triumph in Rom für seine Militäraktionen in Germanien und wurde noch im selben Jahr als Befehlshaber in den Osten des römischen Reiches geschickt, wo er 19 n. Chr. erkrankte und starb.
Marbod
lat. Maroboduus
um 30 v. Chr. - Ravenna 37 n. Chr.
ab 8 v. Chr. König der Markomannen
Auch in Bezug auf Marbod ist daran zu erinnern, dass von den Germanen keine schriftlichen Hinterlassenschaften auf uns gekommen sind. Die Kenntnisse über ihn stammen aus den Angaben der römischen Autoren. Da Marbod in seiner Regierungszeit als Anführer der Markomannen von Augustus als Bedrohung eingestuft und ein großangelegter Zangenangriff um 6 n. Chr. abgebrochen und notgedrungen ein Friedenvertrag ausgehandelt werden musste, dürften die Überlieferungen tendenziell überspitzt sein. Deshalb ist es sehr schwierig, den Realitätsgehalt einzelner Angaben, z. B. zu seinen politischen Absichten oder auch zu seinen Truppenstärken, zu überprüfen.
Bei den Markomannen handelt es sich ursprünglich um einen suebischen Volksstamm, der im Maingebiet siedelte. Nach ihrer Niederlage gegen Drusus und ihrer Unterwerfung durch Tiberius, wanderten die Markomannen in Richtung des heutigen Böhmen ab. Tiberius hatte begonnen, die benachbarten suebischen Volksstämme zur Umsiedelung auf die linke Rheinseite zu zwingen und ihre Macht damit zu schwächen. Um diesem Schicksal zu entgehen, zogen sich die Markomannen freiwillig hinter die Elbe zurück. Dadurch blieben sie ein großer Machtfaktor unter den germanischen Stämmen, das Siedlungsgebiet des Stammes verschob sich aber über die zur Zeit der Provinzialisierungsbestrebung Roms definierten Nordostgrenze, der Elbe, aus dem römischen Macht- und Zugriffsbereich.
Marbod, der einer vornehmen Familie der Markomannen entstammte, hatte einen Gutteil seiner Jugend in Rom verbracht, wobei die eigentlichen Gründe für diesen Aufenthalt nicht völlig klar sind. Somit war Marbod ähnlich wie Arminius mit der römischen Kultur und der Sprache vertraut. Nach der Rückreise zu seinem Stamm, die er ungehindert gegen 8 v. Chr. antreten durfte, hatten die Markomannen bereits vor Tiberius kapituliert. In dieser Situation gelang es Marbod sich als König an die Spitze seines Stammes zu stellen. Da Marbod von den Römern nicht als verbündeter Herrscher anerkannt wurde, dürfte seine Machtergreifung nicht von der römischen Besatzung initiiert worden sein. Im Gebiet des heutigen Böhmen und nördlichen Mähren erschloss Marbod ein neues Siedlungsgebiet und führte unter Assimilierung der Reste des dort zuvor siedelnden Stammes der Boier die Markomannen ungehindert zu neuer Stärke. Als es zu Beginn des 1. Jhs. in Germanien zu Unruhen (immensum bellum) kam, gewährte Marbod aufständischen Truppen während der Offensive des Tiberius Asyl. Diese Parteiergreifung gegen die römische Besatzung machte ihn zur Zielscheibe. Aufgrund seiner wohl beachtlichen militärischen Stärke wurde Marbod von den Römern bald als ernstzunehmender Bedrohungsfaktor im Vorfeld der Grenze ihres rechtsrheinischen Machtbereichs angesehen.
Wie hoch Augustus die Gefahr durch die Markomannen unter Marbod einschätzte, zeigt der großangelegte Angriffsplan im Jahr 6 n. Chr., der unter Leitung des Tiberius durchgeführt werden sollte. Mit einer Kampfstärke von insgesamt zwölf Legionen sollten Tiberius, dessen Truppen in Carnuntum überwinterten, von Pannonien aus über die Donau und Caius Sentius Saturninus vom Rhein her über die Elbe das Stammgebiet der Markomannen in die Zange nehmen. Die Großoffensive scheiterte jedoch, als zur gleichen Zeit der Pannonische Aufstand ausbrach. Tiberius sah sich gezwungen mit Marbod einen Friedensvertrag zu schließen, in dem die Römer den status quo und den Königstitel von Marbod anerkannten. Wie bedeutsam die Position Marbods bei den germanischen Stämmen eingeschätzt wurde, zeigt eindrücklich die Überlieferung, dass Arminius nach der Varusschlacht den abgetrennten Kopf des römischen Legaten an Marbod schickte. Arminius wollte so den Weg für ein größeres germanisches Bündnis gegen Rom ebnen. Marbod schlug dieses Ansinnen - wohl nicht zuletzt, um seine Truppen nicht Arminius unterzuordnen - aus und schickte den Kopf nach Rom an Augustus.
In den folgenden Jahren verhielt sich Marbod in den Rachefeldzügen, die unter Germanicus nach der Niederlage in der Varusschlacht folgten, neutral. Nach dem Abzug der Römer verstärke sich der Konflikt zwischen Marbod und Arminius um die Vorherrschaft bei den Elbgermanen. Im Jahr 17 n. Chr. trafen sich die Heere der beiden Anführer zum offenen Schlagabtausch. Teile der Truppen des Marbod liefen zu Arminius über, der Marbod zwar besiegen, aber nicht bezwingen konnte. Marbod zog sich in sein Stammland zurück und wurde vermutlich faktisch als Verlierer betrachtet. Um 18 n. Chr. begann Catualda, ein markomannischer Adliger eine Verschwörung gegen den König zu schmieden und konnte Marbod schließlich stürzen. Ein Hilfegesuch an Rom blieb unbeantwortet, der neue Prinzeps Tiberius verweigerte ihm jede Unterstützung im Kampf um die Macht. Allerdings gewährte er Marbod Asyl auf italischen Boden. In seinem Zwangsexil in Ravenna starb er im Jahr 37 n. Chr.
Bei den Markomannen handelt es sich ursprünglich um einen suebischen Volksstamm, der im Maingebiet siedelte. Nach ihrer Niederlage gegen Drusus und ihrer Unterwerfung durch Tiberius, wanderten die Markomannen in Richtung des heutigen Böhmen ab. Tiberius hatte begonnen, die benachbarten suebischen Volksstämme zur Umsiedelung auf die linke Rheinseite zu zwingen und ihre Macht damit zu schwächen. Um diesem Schicksal zu entgehen, zogen sich die Markomannen freiwillig hinter die Elbe zurück. Dadurch blieben sie ein großer Machtfaktor unter den germanischen Stämmen, das Siedlungsgebiet des Stammes verschob sich aber über die zur Zeit der Provinzialisierungsbestrebung Roms definierten Nordostgrenze, der Elbe, aus dem römischen Macht- und Zugriffsbereich.
Marbod, der einer vornehmen Familie der Markomannen entstammte, hatte einen Gutteil seiner Jugend in Rom verbracht, wobei die eigentlichen Gründe für diesen Aufenthalt nicht völlig klar sind. Somit war Marbod ähnlich wie Arminius mit der römischen Kultur und der Sprache vertraut. Nach der Rückreise zu seinem Stamm, die er ungehindert gegen 8 v. Chr. antreten durfte, hatten die Markomannen bereits vor Tiberius kapituliert. In dieser Situation gelang es Marbod sich als König an die Spitze seines Stammes zu stellen. Da Marbod von den Römern nicht als verbündeter Herrscher anerkannt wurde, dürfte seine Machtergreifung nicht von der römischen Besatzung initiiert worden sein. Im Gebiet des heutigen Böhmen und nördlichen Mähren erschloss Marbod ein neues Siedlungsgebiet und führte unter Assimilierung der Reste des dort zuvor siedelnden Stammes der Boier die Markomannen ungehindert zu neuer Stärke. Als es zu Beginn des 1. Jhs. in Germanien zu Unruhen (immensum bellum) kam, gewährte Marbod aufständischen Truppen während der Offensive des Tiberius Asyl. Diese Parteiergreifung gegen die römische Besatzung machte ihn zur Zielscheibe. Aufgrund seiner wohl beachtlichen militärischen Stärke wurde Marbod von den Römern bald als ernstzunehmender Bedrohungsfaktor im Vorfeld der Grenze ihres rechtsrheinischen Machtbereichs angesehen.
Wie hoch Augustus die Gefahr durch die Markomannen unter Marbod einschätzte, zeigt der großangelegte Angriffsplan im Jahr 6 n. Chr., der unter Leitung des Tiberius durchgeführt werden sollte. Mit einer Kampfstärke von insgesamt zwölf Legionen sollten Tiberius, dessen Truppen in Carnuntum überwinterten, von Pannonien aus über die Donau und Caius Sentius Saturninus vom Rhein her über die Elbe das Stammgebiet der Markomannen in die Zange nehmen. Die Großoffensive scheiterte jedoch, als zur gleichen Zeit der Pannonische Aufstand ausbrach. Tiberius sah sich gezwungen mit Marbod einen Friedensvertrag zu schließen, in dem die Römer den status quo und den Königstitel von Marbod anerkannten. Wie bedeutsam die Position Marbods bei den germanischen Stämmen eingeschätzt wurde, zeigt eindrücklich die Überlieferung, dass Arminius nach der Varusschlacht den abgetrennten Kopf des römischen Legaten an Marbod schickte. Arminius wollte so den Weg für ein größeres germanisches Bündnis gegen Rom ebnen. Marbod schlug dieses Ansinnen - wohl nicht zuletzt, um seine Truppen nicht Arminius unterzuordnen - aus und schickte den Kopf nach Rom an Augustus.
In den folgenden Jahren verhielt sich Marbod in den Rachefeldzügen, die unter Germanicus nach der Niederlage in der Varusschlacht folgten, neutral. Nach dem Abzug der Römer verstärke sich der Konflikt zwischen Marbod und Arminius um die Vorherrschaft bei den Elbgermanen. Im Jahr 17 n. Chr. trafen sich die Heere der beiden Anführer zum offenen Schlagabtausch. Teile der Truppen des Marbod liefen zu Arminius über, der Marbod zwar besiegen, aber nicht bezwingen konnte. Marbod zog sich in sein Stammland zurück und wurde vermutlich faktisch als Verlierer betrachtet. Um 18 n. Chr. begann Catualda, ein markomannischer Adliger eine Verschwörung gegen den König zu schmieden und konnte Marbod schließlich stürzen. Ein Hilfegesuch an Rom blieb unbeantwortet, der neue Prinzeps Tiberius verweigerte ihm jede Unterstützung im Kampf um die Macht. Allerdings gewährte er Marbod Asyl auf italischen Boden. In seinem Zwangsexil in Ravenna starb er im Jahr 37 n. Chr.