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Forschungs-/Tagungsberichte
5. Symposium
Tagungsbericht
Nobilitas litigat. Adelige Streitkultur
5. deutsch-niederländisches Symposium zur Adelsgeschichte, 7.-8. Juni, Lüdinghausen, Burg Vischering
Gunnar Teske
Tagungsbericht (PDF, 136 kB)
Dethlefs, Gerd (Hg.), Adelige Streitkultur. Rhein-Maas. Geschichte, Sprache und Kultur, Bd. 12. Münster: 2023.
Online: https://duepublico2.uni-due.de/receive/duepublico_mods_00079120
Nobilitas litigat. Adelige Streitkultur
5. deutsch-niederländisches Symposium zur Adelsgeschichte, 7.-8. Juni, Lüdinghausen, Burg Vischering
Gunnar Teske
Tagungsbericht (PDF, 136 kB)
Dethlefs, Gerd (Hg.), Adelige Streitkultur. Rhein-Maas. Geschichte, Sprache und Kultur, Bd. 12. Münster: 2023.
Online: https://duepublico2.uni-due.de/receive/duepublico_mods_00079120
Tagungsbericht 4. Symposium 2015
Tagungsbericht 3. Symposium 2013
Tagungsbericht 2. Symposium 2011
Tagungsbericht 1. Symposium 2009
Tagungsbericht 3. Symposium 2013
Tagungsbericht 2. Symposium 2011
Tagungsbericht 1. Symposium 2009
4. Symposium
Tagungsbericht
Burgmänner und Burgmannshäuser. Landesherrlicher Dienst und Selbstbehauptung
4. deutsch-niederländisches Symposium zur Adelsgeschichte, 22.–23.10.2015, Heek-Nienborg
Das vierte Deutsch-Niederländische Symposium zur Adelsgeschichte, das 2015 in Heek-Nienborg stattfand, stand im Zeichen von Burgmannen und Burgmannshäusern. Obwohl das Thema – vor allem in den Niederlanden – mit keinem großen akademischen Interesse rechnen kann, liegt seine Wahl auf der Hand: Die Burgmannskollegien in Deutschland und den Niederlanden bieten nämlich sowohl in den Jahrhunderten vor der Entstehung der deutsch-niederländischen Grenze wie danach ausreichend Stoff für eine vergleichende Betrachtung, und so ist dieses Thema für eine binationale Annäherung besonders gut geeignet. Auf dem Symposium sprachen Forscher aus Deutschland und den Niederlanden über verschiedene Aspekte von Burgmannschaften.
Jens Friedhoff und Annemieke Wielinga boten einen Überblick über den Forschungsstand in Deutschland und den Niederlanden. Friedhoff konzentrierte sich auf die Probleme der Burgmannenforschung in Deutschland. Seit dem Hochmittelalter setzten geistliche und weltliche Fürsten Burgmannen ein, um strategisch wichtige Plätze zu sichern. Die Burgmannschaft entwickelte sich schnell von einem Dienstmannen- zu einem Lehensverband. Burgmannen waren von Herrendiensten freigstellt, sofern sie ihre Pflichten erfüllten. Für die heutigen Forscher ist es jedoch nicht immer klar, wer genau zu den Burgmannen gehörte und welche Rechte als Burgmannsrechte anzusehen sind. Außerdem unterscheiden sich Burgmannsrechte von Ort zu Ort. Sie wurden sowohl an Adelige wie an Nichtadelige, an Männer und Frauen verliehen, und auch Klöster konnten über sie verfügen.
In den Niederlanden gibt es – sowohl in relativer wie absoluter Hinsicht – bisher nur wenige Untersuchungen zur historischen Bedeutung von Burgmannen und ihren Häusern. Burgmannen gab es überall in den Niederlanden, berichtete Wielinga, aber in Overijssel und Gelderland kann man von einer besonderen Konzentration an Burgmannskollegien sprechen. Das Burgmannswesen in den Niederlanden weist in vielerlei Hinsicht Übereinstimmungen mit Deutschland auf. Die Verteidigung der Burg gehörte zu den wichtigsten Pflichten, das Burgmannslehen wurde auf die Dauer erblich, und auch Geistliche und Frauen konnten die Aufgaben von Burgmannen wahrnehmen. In Holland und Seeland war das Burgmannswesen anders strukturiert. Die Burgmannen hatten zwar militärische Aufgaben, aber sie waren ihren Lehnsherren untergeordnet und verfügten über keine große Machtbasis. Vermutlich entwickelte sich das Burgmannswesen in Holland und Seeland nach französischem Vorbild.
Im weiteren Verlauf des zweitägigen Symposiums wurden regionale Fälle vorgestellt, die bestimmte Aspekte des Themas beleuchteten. Dieses Vorgehen machte deutlich, welche Übereinstimmungen und Unterschiede zwischen den Burgmannen bestanden. Die Basis der Burgmannschaft wurde gebildet durch ein wechselseitiges Abhängigkeitsverhältnis zwischen dem Landesherrn und dem Burgmann, wie Frank Keverling Buisman in seinem Vortrag über das Burgmannsrecht in den östlichen Niederlanden deutlich machte. Der Landesherr trug zum Unterhalt des Burgmanns in Form eines Burgmannssitzes bei, und im Gegenzug konnte er die Burgmannen zu Militärdiensten aufrufen – z.B. die Landesgrenzen gerüstet und beritten gegen feindliche Truppen zu verteidigen.
Burgmannen erhielten Einkünfte aus ihren Burglehen. Es war nicht ungebräuchlich, dass diese Güter weiter entfernt von der Burg lagen. Bart Wever stellte seine Untersuchung über die Burmannen von Vollenhove vor. Obwohl diese auf der Burg Vollenhove wohnten, lagen ihre Burglehen vornehmlich auf dem Hondsrug, etwa 50 bis 60 km von der Burg entfernt. Diana Spiekhout wies in ihrem Vortrag über die Burglehen von Goor und Diepenheim darauf hin, dass diese über ganz Twente und darüber hinaus verteilt waren.
Die Einsetzung von Burgmannmannschaften hing zusammen mit territorialen Ansprüchen von Landesherren, stellte Christian Hoffmann fest. Er sprach über Burgmannen in Quakenbrück und Vechta. Mit ähnlichen Formulierungen legte Spiekhout dar, das die Gründung von Burgen in Overijssel ihre Ursache in der Territorialpolitik der Fürstbischöfe von Utrecht hatte. Im Spätmittelalter beanspruchten die Burgmänner jedoch immer mehr Unabhängkeit von ihrem Landesherrn. Bezeichnend für diese Tendenz ist es, dass beinahe überall die Residenzpflicht, die Pflicht auf der Burg zu wohnen, verfiel. Burgmannen durften nun auch außerhalb der Burg wohnen. Jedoch blieben sie verpflichtet, nach Aufruf des Landesherrn innerhalb einer bestimmten Zeit zum Kampf bereit zu stehen. Die Anzahl Burgmannen pro Burg sank dadurch deutlich. Wolfgang Bockhorst wies darauf hin, dass, je später eine Burg gebaut wurde, umso weniger Burgmannen auf ihr residierten. Burgen aus dem 12. und 13. Jahrhunderts wurden noch von 25 bis 30 Burgmannen bewohnt, während die Burgen, die nach 1370 gebaut wurden, überhaupt nicht mehr bewohnt waren.
Diese Entwicklung wirft die Frage auf, wo die Burgmannen denn wohnten. Im Allgemeinen kann gesagt werden, dass Burgmannen ursprünglich für Gewöhnlich auf einer Burg wohnten, aber zunehmend in die Stadt oder das Umland zogen. Groningen bildet da eine bemerkenswerte Ausnahme. In der Stadt gab es keine Burg, aber es wohnten doch Burgmannen in ihr. Paul Noomen nahm das Publikum mit auf eine Spurensuche entlang an (potentiellen) Burgmannshäusern innerhalb und außerhalb der Stadt Groningen. Verschiedene Burgmannshäuser hatten im 12. und 13. Jahrhundert eine strategische Lage und ein militärisches Aussehen. Im 18. Jahrhundert war keine Rede mehr davon, wie aus Gerd Dethlefs Präsentation hervorging. In Quakenbrück zeichneten sich die Burgmannshäuser durch ‚adeligen Stil‘ aus. Die Gebäude hatten geräumige Entrees, viel Platz für Gäste und waren nach adeligen Maßstäben eingerichtet. Das Burgmannskollegium von Quakenbrück führte darüber hinaus ein eigenes Siegel, und Burgmannsfamilien besaßen eigene Bänke in der Kirche.
Natürlich durfte auch das Burgmannskollegium von Nienborg nicht fehlen. Josef Wermet hielt den Abendvortrag, in dessen Mittelpunkt seine Heimatstadt stand. Die Burg von Nienborg galt als die bedeutendste im Land. Die Burg musste Schutz bei Einfällen aus dem Stift Overijssel bieten und wurde gebraucht, um wichtige Straßen zu kontrollieren. Bis ins 15. Jahrhundert hatte die Burg einen strategischen Wert. Danach zogen die Burgmannen ins Umland, um dort in eigenen Häusern zu wohnen. Seit den Napoleonischen Eroberungen wurden die Privilegien der Burgmannen allmählich eingeschränkt, aber das Burgmannskollegium blieb trotzdem bis weit ins 19. Jahrhundert hinein bestehen.
Die Burgmannen von Diepenheim und Goor wurden von mehreren Referenten erwähnt. Diana Spiekhout zeigte mit Hilfe geomorphologischer Karten, dass die meisten Burgen in Overijssel – einschließlich der Burgen in Diepenheim und Goor – in Bachtälern errichtet wurden. Über die Architektur dieser Burgen ist jedoch wenig bekannt. Jan Spoolder berichtete über die Burgmannen in Diepenheim und Goor seit dem 17. Jahrhundert. Sie hatten sich außerhalb der Burg niedergelassen, und die Zugehörigkeit zur Burgmannschaft war somit an die Häuser gebunden, die sie bewohnten. Die militärische Funktion der Burgmannschaft wurde ausgehöhlt. Die Burgmannen blieben aber wichtig als Vorsteher der Stadt und als Landadel. Nach der Franzosenzeit blieben die Burgmannen als Kollationsherren noch einige Zeit bestehen. Gegenwärtig besteht jedoch nur noch das Burgmannskollegium von Diepenheim als Verwalter eines Armenfonds.
Ben Olde Meierink und Dieter Scheler gaben zum Schluss einen kurzen Rückblick. Das Burgmannen bilden bis heute eine Randerscheinung in der Geschichtsschreibung - zu Unrecht nach Olde Meierink und Scheler. Es wird Zeit, dass die historische Bedeutung von Burgmannen einen zentralen Platz in der Erforschung der Geschichte des Adels und des ländlichen Raumes erhalten. Die verschiedenen Fallstudien während des Symposiums bieten mehr als reichlich Gelegenheit zum gegenseitigen Vergleich.
Die Organisatoren können auf ein sehr gelungenes Symposium zurückblicken, das sowohl von deutschen wie niederländischen Gästen gut besucht war. Die Vorträge genügtem dem gewünschten Niveau und die unterschiedlichen Einzelfälle boten einen weiten Blick auf die historische Bedeutung von Burgmannen. Es wurde deutlich, dass noch viel zu erforschen bleibt, wobei auf beide Seiten der deutsch-niederländischen Grenze geblickt werden muss!
Einleitende Bemerkungen zur Schlussdiskussion
Dieter Scheler
Das 4. deutsch-niederländisches Symposium zur Adelsgeschichte hat bewiesen, dass das Thema Burgmannen kein Randthema, sondern ein zentraler Gegenstand der Landes- und Sozialgeschichte diesseits und jenseits der heutigen deutsch – niederländischen Landesgrenze ist. Und obwohl sich die Schwerpunkte der Vorträge insofern unterschieden, als die niederländischen eher intensiv zentrale Fälle von Burgmannschaften interpretierten, die deutschen Vorträge dagegen breiter streuten, vermittelten sie insgesamt den Eindruck, dass es auch im Detail um durchaus vergleichbaren Strukturen ging.
Drei Themenbereiche wurden immer wieder angesprochen: einmal die - nennen wir es einmal so -„klassische Burgmannschaft“, dann das Burgmannenrecht als eigener Rechtskreis und schließlich die lange Dauer der Institution.
Kennzeichen der „klassischen Burgmannschaft“ sind einmal der Zusammenhang Burg, Burggraf und Burgmannschaft, dann der feste Sitz der Burgmannen in oder bei der Burg (Burgmannenhäuser und -höfe), das Burgmannenlehen und das korporative Recht der Burgmannschaft. Der enge Zusammenhang von Burgmannenstatus und Lehen wird auch daran deutlich, dass Burgmannen einem anderen Herren nur in Verbindung mit dem Lehen abgetreten werden konnten. Die Parallelen zur Ministerialität sind so auffällig, dass man sogar versucht sein könnte, den Burgmannenstatus als einen Spezialfall der Ministerialität aufzufassen. Innerhalb dieses Grundmusters variierten die konkreten Beispiele aber erheblich. Das betraf nicht nur die Zahl der Burgmannen auf einer Burg, sondern auch die Art ihrer Korporation (mit und ohne Burggrafen) und ihre soziale Zusammensetzung, die vom Adeligen bis zum Bauern erreichen konnte.
Der zweite immer wieder angesprochene Themenkomplex war das Burgmannenrecht, das nicht nur Bürgern und Schöffen eingeräumt werden konnte, sondern aus politischen Gründen selbst dem Hochadel und Klöstern gewährt wurde. Es bestand auch dann als Privileg fort, als die Burgmannen selbst für die Landesherrschaft entbehrlich geworden und nicht mehr an die Burg gebunden waren; fassbar in der besonderen Rechtsqualität der Burglehen.
Und damit hängt der dritte Themenbereich zusammen: die lange Dauer der Existenz von Burgmannen und Burgmannschaften, die im Extremfall bis in die Gegenwart reicht (Diepenheim in den Niederlanden). - Denn bis zum Ende des Alten Reiches blieb der Burgmannenstatus erhalten. Er reichte in seiner Ausprägung von der Repräsentation der Burgmannen als eigener sozialer Gruppe in der Stadt bis zur handlungsfähigen landständischen Korporation. Und selbst als der Status aufgehoben und das materielle Substrat des Burgmannenstatus verschwunden war, konnten die damit verbundenen Rechte noch lange in Geltung bleiben und ausgeübt werden.
Es dürfte keine Frage sein, dass die Ergebnisse dieser Tagung viel Stoff für die Diskussion liefern können.
Burgmänner und Burgmannshäuser. Landesherrlicher Dienst und Selbstbehauptung
4. deutsch-niederländisches Symposium zur Adelsgeschichte, 22.–23.10.2015, Heek-Nienborg
Das vierte Deutsch-Niederländische Symposium zur Adelsgeschichte, das 2015 in Heek-Nienborg stattfand, stand im Zeichen von Burgmannen und Burgmannshäusern. Obwohl das Thema – vor allem in den Niederlanden – mit keinem großen akademischen Interesse rechnen kann, liegt seine Wahl auf der Hand: Die Burgmannskollegien in Deutschland und den Niederlanden bieten nämlich sowohl in den Jahrhunderten vor der Entstehung der deutsch-niederländischen Grenze wie danach ausreichend Stoff für eine vergleichende Betrachtung, und so ist dieses Thema für eine binationale Annäherung besonders gut geeignet. Auf dem Symposium sprachen Forscher aus Deutschland und den Niederlanden über verschiedene Aspekte von Burgmannschaften.
Jens Friedhoff und Annemieke Wielinga boten einen Überblick über den Forschungsstand in Deutschland und den Niederlanden. Friedhoff konzentrierte sich auf die Probleme der Burgmannenforschung in Deutschland. Seit dem Hochmittelalter setzten geistliche und weltliche Fürsten Burgmannen ein, um strategisch wichtige Plätze zu sichern. Die Burgmannschaft entwickelte sich schnell von einem Dienstmannen- zu einem Lehensverband. Burgmannen waren von Herrendiensten freigstellt, sofern sie ihre Pflichten erfüllten. Für die heutigen Forscher ist es jedoch nicht immer klar, wer genau zu den Burgmannen gehörte und welche Rechte als Burgmannsrechte anzusehen sind. Außerdem unterscheiden sich Burgmannsrechte von Ort zu Ort. Sie wurden sowohl an Adelige wie an Nichtadelige, an Männer und Frauen verliehen, und auch Klöster konnten über sie verfügen.
In den Niederlanden gibt es – sowohl in relativer wie absoluter Hinsicht – bisher nur wenige Untersuchungen zur historischen Bedeutung von Burgmannen und ihren Häusern. Burgmannen gab es überall in den Niederlanden, berichtete Wielinga, aber in Overijssel und Gelderland kann man von einer besonderen Konzentration an Burgmannskollegien sprechen. Das Burgmannswesen in den Niederlanden weist in vielerlei Hinsicht Übereinstimmungen mit Deutschland auf. Die Verteidigung der Burg gehörte zu den wichtigsten Pflichten, das Burgmannslehen wurde auf die Dauer erblich, und auch Geistliche und Frauen konnten die Aufgaben von Burgmannen wahrnehmen. In Holland und Seeland war das Burgmannswesen anders strukturiert. Die Burgmannen hatten zwar militärische Aufgaben, aber sie waren ihren Lehnsherren untergeordnet und verfügten über keine große Machtbasis. Vermutlich entwickelte sich das Burgmannswesen in Holland und Seeland nach französischem Vorbild.
Im weiteren Verlauf des zweitägigen Symposiums wurden regionale Fälle vorgestellt, die bestimmte Aspekte des Themas beleuchteten. Dieses Vorgehen machte deutlich, welche Übereinstimmungen und Unterschiede zwischen den Burgmannen bestanden. Die Basis der Burgmannschaft wurde gebildet durch ein wechselseitiges Abhängigkeitsverhältnis zwischen dem Landesherrn und dem Burgmann, wie Frank Keverling Buisman in seinem Vortrag über das Burgmannsrecht in den östlichen Niederlanden deutlich machte. Der Landesherr trug zum Unterhalt des Burgmanns in Form eines Burgmannssitzes bei, und im Gegenzug konnte er die Burgmannen zu Militärdiensten aufrufen – z.B. die Landesgrenzen gerüstet und beritten gegen feindliche Truppen zu verteidigen.
Burgmannen erhielten Einkünfte aus ihren Burglehen. Es war nicht ungebräuchlich, dass diese Güter weiter entfernt von der Burg lagen. Bart Wever stellte seine Untersuchung über die Burmannen von Vollenhove vor. Obwohl diese auf der Burg Vollenhove wohnten, lagen ihre Burglehen vornehmlich auf dem Hondsrug, etwa 50 bis 60 km von der Burg entfernt. Diana Spiekhout wies in ihrem Vortrag über die Burglehen von Goor und Diepenheim darauf hin, dass diese über ganz Twente und darüber hinaus verteilt waren.
Die Einsetzung von Burgmannmannschaften hing zusammen mit territorialen Ansprüchen von Landesherren, stellte Christian Hoffmann fest. Er sprach über Burgmannen in Quakenbrück und Vechta. Mit ähnlichen Formulierungen legte Spiekhout dar, das die Gründung von Burgen in Overijssel ihre Ursache in der Territorialpolitik der Fürstbischöfe von Utrecht hatte. Im Spätmittelalter beanspruchten die Burgmänner jedoch immer mehr Unabhängkeit von ihrem Landesherrn. Bezeichnend für diese Tendenz ist es, dass beinahe überall die Residenzpflicht, die Pflicht auf der Burg zu wohnen, verfiel. Burgmannen durften nun auch außerhalb der Burg wohnen. Jedoch blieben sie verpflichtet, nach Aufruf des Landesherrn innerhalb einer bestimmten Zeit zum Kampf bereit zu stehen. Die Anzahl Burgmannen pro Burg sank dadurch deutlich. Wolfgang Bockhorst wies darauf hin, dass, je später eine Burg gebaut wurde, umso weniger Burgmannen auf ihr residierten. Burgen aus dem 12. und 13. Jahrhunderts wurden noch von 25 bis 30 Burgmannen bewohnt, während die Burgen, die nach 1370 gebaut wurden, überhaupt nicht mehr bewohnt waren.
Diese Entwicklung wirft die Frage auf, wo die Burgmannen denn wohnten. Im Allgemeinen kann gesagt werden, dass Burgmannen ursprünglich für Gewöhnlich auf einer Burg wohnten, aber zunehmend in die Stadt oder das Umland zogen. Groningen bildet da eine bemerkenswerte Ausnahme. In der Stadt gab es keine Burg, aber es wohnten doch Burgmannen in ihr. Paul Noomen nahm das Publikum mit auf eine Spurensuche entlang an (potentiellen) Burgmannshäusern innerhalb und außerhalb der Stadt Groningen. Verschiedene Burgmannshäuser hatten im 12. und 13. Jahrhundert eine strategische Lage und ein militärisches Aussehen. Im 18. Jahrhundert war keine Rede mehr davon, wie aus Gerd Dethlefs Präsentation hervorging. In Quakenbrück zeichneten sich die Burgmannshäuser durch ‚adeligen Stil‘ aus. Die Gebäude hatten geräumige Entrees, viel Platz für Gäste und waren nach adeligen Maßstäben eingerichtet. Das Burgmannskollegium von Quakenbrück führte darüber hinaus ein eigenes Siegel, und Burgmannsfamilien besaßen eigene Bänke in der Kirche.
Natürlich durfte auch das Burgmannskollegium von Nienborg nicht fehlen. Josef Wermet hielt den Abendvortrag, in dessen Mittelpunkt seine Heimatstadt stand. Die Burg von Nienborg galt als die bedeutendste im Land. Die Burg musste Schutz bei Einfällen aus dem Stift Overijssel bieten und wurde gebraucht, um wichtige Straßen zu kontrollieren. Bis ins 15. Jahrhundert hatte die Burg einen strategischen Wert. Danach zogen die Burgmannen ins Umland, um dort in eigenen Häusern zu wohnen. Seit den Napoleonischen Eroberungen wurden die Privilegien der Burgmannen allmählich eingeschränkt, aber das Burgmannskollegium blieb trotzdem bis weit ins 19. Jahrhundert hinein bestehen.
Die Burgmannen von Diepenheim und Goor wurden von mehreren Referenten erwähnt. Diana Spiekhout zeigte mit Hilfe geomorphologischer Karten, dass die meisten Burgen in Overijssel – einschließlich der Burgen in Diepenheim und Goor – in Bachtälern errichtet wurden. Über die Architektur dieser Burgen ist jedoch wenig bekannt. Jan Spoolder berichtete über die Burgmannen in Diepenheim und Goor seit dem 17. Jahrhundert. Sie hatten sich außerhalb der Burg niedergelassen, und die Zugehörigkeit zur Burgmannschaft war somit an die Häuser gebunden, die sie bewohnten. Die militärische Funktion der Burgmannschaft wurde ausgehöhlt. Die Burgmannen blieben aber wichtig als Vorsteher der Stadt und als Landadel. Nach der Franzosenzeit blieben die Burgmannen als Kollationsherren noch einige Zeit bestehen. Gegenwärtig besteht jedoch nur noch das Burgmannskollegium von Diepenheim als Verwalter eines Armenfonds.
Ben Olde Meierink und Dieter Scheler gaben zum Schluss einen kurzen Rückblick. Das Burgmannen bilden bis heute eine Randerscheinung in der Geschichtsschreibung - zu Unrecht nach Olde Meierink und Scheler. Es wird Zeit, dass die historische Bedeutung von Burgmannen einen zentralen Platz in der Erforschung der Geschichte des Adels und des ländlichen Raumes erhalten. Die verschiedenen Fallstudien während des Symposiums bieten mehr als reichlich Gelegenheit zum gegenseitigen Vergleich.
Die Organisatoren können auf ein sehr gelungenes Symposium zurückblicken, das sowohl von deutschen wie niederländischen Gästen gut besucht war. Die Vorträge genügtem dem gewünschten Niveau und die unterschiedlichen Einzelfälle boten einen weiten Blick auf die historische Bedeutung von Burgmannen. Es wurde deutlich, dass noch viel zu erforschen bleibt, wobei auf beide Seiten der deutsch-niederländischen Grenze geblickt werden muss!
Einleitende Bemerkungen zur Schlussdiskussion
Dieter Scheler
Das 4. deutsch-niederländisches Symposium zur Adelsgeschichte hat bewiesen, dass das Thema Burgmannen kein Randthema, sondern ein zentraler Gegenstand der Landes- und Sozialgeschichte diesseits und jenseits der heutigen deutsch – niederländischen Landesgrenze ist. Und obwohl sich die Schwerpunkte der Vorträge insofern unterschieden, als die niederländischen eher intensiv zentrale Fälle von Burgmannschaften interpretierten, die deutschen Vorträge dagegen breiter streuten, vermittelten sie insgesamt den Eindruck, dass es auch im Detail um durchaus vergleichbaren Strukturen ging.
Drei Themenbereiche wurden immer wieder angesprochen: einmal die - nennen wir es einmal so -„klassische Burgmannschaft“, dann das Burgmannenrecht als eigener Rechtskreis und schließlich die lange Dauer der Institution.
Kennzeichen der „klassischen Burgmannschaft“ sind einmal der Zusammenhang Burg, Burggraf und Burgmannschaft, dann der feste Sitz der Burgmannen in oder bei der Burg (Burgmannenhäuser und -höfe), das Burgmannenlehen und das korporative Recht der Burgmannschaft. Der enge Zusammenhang von Burgmannenstatus und Lehen wird auch daran deutlich, dass Burgmannen einem anderen Herren nur in Verbindung mit dem Lehen abgetreten werden konnten. Die Parallelen zur Ministerialität sind so auffällig, dass man sogar versucht sein könnte, den Burgmannenstatus als einen Spezialfall der Ministerialität aufzufassen. Innerhalb dieses Grundmusters variierten die konkreten Beispiele aber erheblich. Das betraf nicht nur die Zahl der Burgmannen auf einer Burg, sondern auch die Art ihrer Korporation (mit und ohne Burggrafen) und ihre soziale Zusammensetzung, die vom Adeligen bis zum Bauern erreichen konnte.
Der zweite immer wieder angesprochene Themenkomplex war das Burgmannenrecht, das nicht nur Bürgern und Schöffen eingeräumt werden konnte, sondern aus politischen Gründen selbst dem Hochadel und Klöstern gewährt wurde. Es bestand auch dann als Privileg fort, als die Burgmannen selbst für die Landesherrschaft entbehrlich geworden und nicht mehr an die Burg gebunden waren; fassbar in der besonderen Rechtsqualität der Burglehen.
Und damit hängt der dritte Themenbereich zusammen: die lange Dauer der Existenz von Burgmannen und Burgmannschaften, die im Extremfall bis in die Gegenwart reicht (Diepenheim in den Niederlanden). - Denn bis zum Ende des Alten Reiches blieb der Burgmannenstatus erhalten. Er reichte in seiner Ausprägung von der Repräsentation der Burgmannen als eigener sozialer Gruppe in der Stadt bis zur handlungsfähigen landständischen Korporation. Und selbst als der Status aufgehoben und das materielle Substrat des Burgmannenstatus verschwunden war, konnten die damit verbundenen Rechte noch lange in Geltung bleiben und ausgeübt werden.
Es dürfte keine Frage sein, dass die Ergebnisse dieser Tagung viel Stoff für die Diskussion liefern können.
3. Symposium
Tagungsbericht
Adelige über sich selbst. Selbstzeugnisse in nordwestdeutschen und niederländischen Adelsarchiven
3. deutsch-niederländisches Symposium zur Adelsgeschichte, 06.06.2013-07.06.2013
Am Donnerstag, dem 6. Juni, und am Freitag , dem 7. Juni 2013, führte der Deutsch-niederländische Arbeitskreis für Adelsgeschichte, eine Gruppe von Archivaren und Historikern aus Nordwestdeutschland und den Niederlanden, die sich mit Adelsgeschichte befassen, sein drittes Symposium durch, das einer besonderen Quellengruppe, den Selbstzeugnissen, gewidmet war. Darunter wurden Texte verstanden, in denen nach einer Definition von Rudolf Dekker „de auteur spreekt over eigen handelen en gevoelens of over zaken die hem perzoonlijk bezighouden“ (1988) und deren wichtigstes Kriterium nach Benigna von Krusenstjern die „Selbstthematisierung“ des Autors ist (1994). Ort der Veranstaltung war der barocke Festsaal des Erbdrostenhofes in Münster.
Eröffnet wurde das Symposium, zu dem insgesamt 65 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen, durch Frau Dr. Barbara Rüschoff-Thale, Kulturdezernentin des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL), und Herzog Rudolph von Croÿ, den Vorsitzenden der Vereinigten Westfälischen Adelsarchive e.V., die zusammen mit der Werkgroep Adelsgeschiedenis und dem LWL-Archivamt für Westfalen die Tagung organisiert hatten. Umrahmt wurde die Eröffnung durch ein Gamben-Ensemble unter der Leitung von Hermann Hickethier mit Stücken von John Jenkins (1592 – 1678) und Alfonso Ferrabosco (1575 - 1628). Im Anschluss gab Dr. Gunnar Teske, Archivar am LWL-Archivamt für Westfalen, einen kurzen Überblick über das Symposium, das sich in vier Sektionen gliederte: Nach einer Einführung in die Bedeutung von adeligen Selbstzeugnissen sollten zunächst Selbstzeugnisse über Haus und Familie vorgestellt werden, denen in der dritten Sektion Selbstzeugnisse auf Reisen und im Feld gegenübergestellt werden sollten; die letzte Sektion war schließlich für Selbstzeugnisse weiblicher Autoren in 19. und 20. Jahrhundert vorgesehen.
Die erste Arbeitssitzung wurde moderiert durch Drs. Ben Olde Meierink, Mitbegründer des „Bureau voor Bouwhistorie en Architectuurgeschiedenis“ in Utrecht, und Dr. Gunnar Teske. Den Eröffnungsvortrag hielt Dr. Rudolf Dekker, Leiter einer Forschungsgruppe über Selbstzeugnisse am Huizinga Institute, Research School for Cultural History (Amsterdam), und des Center for the Study of Egodocuments and History und damit der beste Kenner der Materie in den Niederlanden. Er stellte die provokante Frage, ob es überhaupt adelige Selbstzeugnisse gebe. Die Ursprünge dieser Gattung lägen nach Jacob Burckhardt in der Renaissance. Die Emanzipation des Bürgertums habe zu einer Zunahme der Selbstbetrachtung geführt, die ihren Niederschlag in Tagebüchern und Autobiographien gefunden habe. Obwohl der historische Kanon berühmter Autoren von Selbstzeugnissen vor allem Personen mit bürgerlichem Hintergrund umfasse, müsse, wie schon das Tagungsprogramm zeige, die skizzierte einseitige Sichtweise erweitert werden, zumal wenn man Randerscheinungen von Selbstzeugnissen wie Eintragungen in Kalendern oder Necrologen berücksichtige. Auch wenn der niederländsiche Adel nicht zu den Trendsettern der Gattung gezählt habe, ist von den drei ältesten bisher bekannten Selbstzeugnissen in den Niederlanden immerhin eines, das „cleijne tractaetken“, das der friesische Adelige Jancko Douwama, ein Gegner Karls V., 1528 im Gefängnis zu seiner Verteidigung niederschrieb, von einem Adeligen verfasst worden; insgesamt wurden von den bisher insgesamt 630 bekannten Selbstzeugnissen in den Niederlanden (cf. www.egodocument.net) nicht weniger als 50 von der zahlenmäßig kleinen Gruppe verfasst worden, die einen gewissen Anspruch auf Nobilität erhoben hätten. Sie zeichneten sich vor allem durch eine enge Bindung an die Familie aus und seien deshalb oft weniger Ausdruck von Individualität als von Familienidentität.
Die Diskussion betonte zum einen den hohen Anteil von adeligen Selbstzeugnissen innerhalb der gesamten Gattung in der Niederlanden und man vermutete, dass der Anteil in Deutschland und Frankreich, wo der Adel eine größere Rolle gespielt habe, noch höher liegen werde. Als Adressaten adeliger Selbstzeugnisse wurden vor allem die Verfasser selbst und ihre Familien ausgemacht; deshalb seien die Aufzeichnungen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts auch selten zu Lebzeiten des Autors veröffentlicht worden. Der Auftrag zu einer Typisierung adeliger Selbstzeugnisse, z.B. als Verteidigungsschriften oder Rechenschaftsberichte, sollte als eine der Aufgaben über dem gesamten Symposium stehen.
Drs. Maarten van Driel, bis 2013 Archivar am Gelders Archief in Arnheim und dort zuständig für die Haus- und Familienarchive, fragte in seinem Beitrag vor allem nach der Bedeutung von Selbstzeugnissen für das Selbstverständnis von Adeligen. Schon die Frage, ob es überhaupt ein kollektives Selbstverständnis des Adels gebe, wie von den Adelsverbänden behauptet, müsse nach Heike Düselder für den Adel insgesamt verneint werden. Am ehesten gelte es innerhalb bestimmter Zeiträumen für bestimmte Untergruppen wie stiftsfähigen Adel, Verbände, Orden, Landstände u.Ä., und es verstärke sich unter dem Eindruck einer faktischen Marginalisierung. Das Selbstverständnis sei abhängig von der Umgebung, der Rolle, der aktuellen Situation und Gruppenzugehörigkeit und könne sich im Laufe eines Lebens auch wandeln. Prägend wirke vor allem die Erziehung, aber auch die Auseinandersetzung mit fremden Gruppen. An Quellen nannte van Driel neben den Selbstzeugnissen im oben genannten Sinne auch Zeugnisse des Personals und des Bürgertums über den Adel, normative Quellen zum standesgemäßen Verhalten, aber im weiteren Sinne auch alle Quellen zu bewussten und unbewussten Lebensäußerungen wie Erziehung, Heirat, Alltagsleben, Rechten, sozialen Kontrollen u.a.m. Hinzu kämen Realien wie Haus und Inventar. Für das Selbstverständnis des heutigen Adels böten sich zusätzlich Interviews an. Abschließend bedauerte van Driel, dass beim Symposium kein Angehöriger des Adels als Referent über das Selbstverständnis seines Standes referiere.
Auf die Frage, wo sich die von ihm genannten Quellen befänden, berichtete der Referent, dass die Adelsarchive in Gelderland, soweit sie noch erhalten seien, in den staatlichen Archiven gerettet worden seien.
Die Sektion zu Selbstzeugnissen über Haus und Familie, moderiert von Drs. Ben Olde Meierink und Dr. Birgit Kehne, Leiterin des Landesarchiv Niedersachsen, Staatsarchiv Osnabrück, wurde eröffnet durch Dr. Bastian Gillner, Referent am Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abt. Rheinland, der seine Dissertation über "Freie Herren - Freie Religion. Der Adel des Oberstifts Münster zwischen konfessionellem Konflikt und staatlicher Verdichtung 1500-1700" geschrieben hat. Er stellte einen grundsätzlichen Unterschied zwischen der individuellen Alltagspraxis und den traditionellen und rechtlichen Ansprüchen der freien Religionsausübung fest. Auch wenn Adelige konfessionell handelten, fänden sich in Tagebüchern und Autobiographien zwar religiöse, aber selten konfessionelle Äußerungen, und selbst in solchen Fällen werde kein Absolutheitsanspruch erhoben. In Korrespondenzen werde dagegen rechtlich argumentiert. Die Gründe dafür sah Gillner zu einen darin, dass Konfessionsfragen die adeligen Lebenswelten gefährdet hätten, ohne eine angemessen Identifikationsmöglichkeit zu bieten, und zum anderen darin, dass ständische Selbstwahrnehmung sich stärker über Religion als über Konfession definiert habe.
In der Diskussion wurde bestätigt, dass z.B. in Kleve-Mark das Überleben des Adels Vorrang vor der Konfession gehabt habe. Und auch bei Rechtsstreitigkeiten, die von Juristen bestimmt worden seien, habe die Konfession eine untergeordnete Rolle gespielt. Konversionen seien mehr unter der Hand vollzogen worden und selbst Johann von der Recke zu Steinfurt berufe sich seiner Rechtfertigung auf standardisierte Argumente und nicht auf persönliche Überzeugungen. An weiteren Quellen zur konfessionellen Haltung wurden Testamente und Eheberedungen genannt, persönliche Tagebücher seien dagegen bis ins 18. Jahrhundert sehr selten. Die tatsächliche persönliche Überzeugung sei eher aus persönlichen Briefen abzulesen.
Redmer Alma, Archivar am Drents Archief in Assen und Vorsitzender der Stichting Werkgroep Adelsgeschiedenis, stellte das „Linagieboeck“ des friesischen, katholischen Adeligen Rinnert van Solckema vor, der auch eine „Conscriptio exulum Frisiae“ und eine „Conscriptio nobilium Groningae“ verfasst hat. Von dem Linagieboek aus dem letzten Viertel des 16. Jahrhunderts blieb nur der 2. Teil erhalten. Solckema beschreibe darin die nur zum Teil adeligen Genealogien seiner eigenen Familie und der Familie seiner zweiten Frau aus der Stadt Groningen. Darüber hinaus gebe das Linagieboek Einblick in den damaligen Streit um Gottesdienst und Politik. Ausführlich sei auch Solckemas eigene Stellung als katholischer Exilant und die Position anderer Familienmitglieder, zu denen auch Protestanten gehörten, geschildert. Insofern sei das Buch eine wichtige Quelle für das Konzept des friesischen Adels in der Frühen Neuzeit.
Bei der Diskussion wurde zwar festgestellt, dass es konkrete Merkmale für die Selbstdefinition des friesischen Adels gegeben habe, die konkreten Kriterien blieben aber offen. Anders als es Gillner für Westfalen beobachtet hatte, hatte nach Almas Beobachtung bei dem Friesen Solckema die Konfession Vorrang vor der Zugehörigkeit zum Adelsstand, zumal das Adelskonzept in Friesland fließend gewesen sei. Die Anzahl der friesischen Adeligen schätzte er auf 100 bis 200 Personen.
Zum Abschluss der Sektion stellt Dr. Stephanie Haberer, Referentin am Landesarchiv Niedersachen, Staatsarchiv Osnabrück, das Projekt zur Edition der 21 Schreibkalender in Quartformat von Clamor Eberhard von dem Bussche zu Hünnefeld (1611-1666) im Osnabrücker Land vor. Nachdem dieser in den Jahren 1626 bis 1631 zunächst nur sporadisch kurze Notizen eingetragen habe, seien dann die Eintragungen ausführlicher und regelmäßig erfolgt. In den Jahren 1641 bis 1665 seien sie z.T. so lang, dass zusätzlich Blätter eingefügt worden seien. Das Themenspektrum umfasse Familie, Personen, Wirtschaft, Reisen, Netzwerke und politische Ereignisse. Die Edition des Textes solle um weiter Quellen wie das Testament ergänzt werden. Zwei Söhne und ein Enkel und ein Urenkel hätten ebenfalls Notizen in Schreibkalendern hinterlassen, die aber im Oktavformat weniger Platz für Eintragungen geboten hätten.
Mit den Eintragungen in Schreibkalender, so wurde in der Diskussion hervorgehoben, sei ein neuer Typ von Egodokumenten vorgestellt worden, der aber wegen seiner Kürze der Kommentierung und Ergänzung um weitere Quellen bedürfe. Außer dem schon genannten Testament sei bei der Edition an die Eheberedung und die Leichenpredigt gedacht. Hervorgehoben wurde auch das große Themenspektrum; dagegen fand ein so wichtiges Ereignis wie die „Capitulatio perpetua“, die nach dem Westfälischen Frieden für das Fürstbistum einen ständigen Wechsel zwischen einem katholischen und einem evangelischen Fürstbischof vorsah, keine Erwähnung.
Zum Abschluss stellte Dr. Gerd Dethlefs, Referent für Landesgeschichte am LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster, Westfälisches Landesmuseum, den Tagungsraum, den Festsaal des Erbdrostenhofes, als Saal mit maximaler Öffentlichkeit zur Eigeninszenierung vor. An den beiden Stirnseiten zeigten Porträts den damaligen Kaiser Franz Stephan und den Landesherrn Kurfürst Clemens August. Die übrige Wandgestaltung sei den traditionellen Normen des 18. Jahrhunderts gewidmet: im Erdgeschoss Musikinstrumente und in den vier Ecken das Parisurteil, im Obergeschoss mit seiner Galerie unter dem Familienwappen des Erbauers die Personifizierungen von Krieg, Überfluss und Frieden sowie unter dem Wappen seiner Ehefrau die Personifizierungen von Hoffnung, Caritas und Glauben. Die Decke werde von Jupiter und den antiken Göttern beherrscht. Damit sei der Saal ein Zeugnis für die Selbstverortung des Adels im 18. Jahrhundert.
In einem öffentlichen Abendvortrag stellte Frau Wendy Landewé, Konservatorin am Museum Haus Doorn und früher auf Haus Amerongen und bei der niederländischen Kastelenstichting tätig, Sigurd von Ilsemann, Flügeladjutant Kaiser Wilhelms II., und seine Tagebücher vor. Ilsemann, Jahrgang 1884, sei 1918 zunächst im Hauptquartier tätig gewesen und dann zum Flügeladjutanten des Kaisers ernannt worden. Um eine Dokumentation der Ereignisse und Verhältnisse um die Person des Monarchen zu schaffen, habe er damals seine Tagebücher begonnen. Aus Treue zum Kaiser sei er diesem unter Verzicht auf eine Militärkarriere ins niederländische Exil zunächst auf Haus Amerongen, dann auf Haus Doorn gefolgt. 1920 habe Ilsemann die Tochter von Bentinck geheiratet. Obwohl ein Ereignis von gesellschaftlichem Rang, habe es keinen Niederschlag im Tagebuch gefunden, das sich ganz auf den Kaiser und seine Umgebung konzentriere: Ereignisse, Gespräche, Streitigkeiten mit Wilhelms zweiter Frau Hermine, Vermittlungen zwischen dem Kaiser und seinen Söhnen und natürlich das regelmäßige Fällen und Zersägen von Bäumen. Mit der Versetzung Ilsemanns als Militärattaché nach Den Haag 1939 ende das Tagebuch, das der Verfasser vor den deutschen Truppen eingemauert habe. Nach dem Tod des Kaisers habe Ilsemann als Museumsverwalter auf Haus Doorn gearbeitet und auch die Umwandlung in eine Stichting vorgeschlagen. 1952 habe er sich, an Krebs erkrankt, erschossen und sei in Amerongen beigesetzt worden.
Die Tagebücher seien als Quelle über das Leben auf Haus Doorn verfasst worden. Ilsemann habe die Werte eines adeligen Offiziers, Treue, Ehre, Mut und Selbstbeherrschung, verinnerlicht und sich über den Tod des Kaisers hinaus stets als Verbindungsoffizier zwischen Wilhelm II. und der Außenwelt verstanden. Sein Sohn Siegfried habe ebenfalls ein Tagebuch geschrieben, das jetzt erschienen sei.
Der zweite Tag des Symposiums begann mit adeligen Selbstzeugnissen auf Reisen und im Feld, moderiert durch Herrn Johann Seekles, Archivar am Historisch Centrum Overijssel in Zwolle, und Dr. Axel Koppetsch, Archivar am Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abt. Westfalen in Münster. Dr. Gerd Dethlefs, der am Vorabend bereits den Festsaal erläutert hatte, stellte die Tagebücher von Franz Anton von Landsberg (1656-1727) vor, die dieser auf Reisen geführt hatte und die heute z.T. im Familienarchiv in Drensteinfurt und z.T. in der Staatsbibliothek in Berlin verwahrt werden. Die ersten Tagebücher stammen von der Kavalierstour nach England, Frankreich und Italien. Sie legten dem Vater Rechenschaft ab über das Gesehene und Erlernte, aber auch über die persönlichen Kontakte, und sie seien insofern Zeugnisse des sozialen Aufstiegs der Familie. Während seiner Laufbahn als Offizier in münsterschen Diensten, die ihn nach Ungarn, an den Niederrhein und nach Brabant führten, habe er in Journalen das ihm wichtig Erscheinende festgehalten: Kontakte zu Offizieren, Vorgesetzten und anderen wichtigen Personen, militärische Ereignisse, Besichtigungen von Städten. Dadurch habe er ein Netzwerk im Dienst seiner Familie und des Landesherrn dokumentiert. Im Jahr 1704 habe er, als er nicht zur Armee berufen worden sei, weil sein Regiment in Seeland in Garnison gelegen habe, eine Reise durch die Niederlande unternommen, auf der er die Häuser Slangenburg und Dieren besucht und Einkäufe in Amsterdam getätigt habe, sodass sich im Bau von Haus Wocklum und des Landsberger Hofs in Münster ländische Einflüsse zeigen. Nach seinem Tod habe die Witwe 1731 die Tagebücher, die das Reisen als Kavalier, Militär und Tourist dokumentierten, als Monumente der Familiengeschichte einbinden lassen.
Es wurde kontrovers diskutiert, inwiefern die persönlichen Kontakte wirklich zu einem Netzwerk geführt hätten oder ob sich die Adeligen nicht eher als Teil einer Netzwerkkultur gesehen hätten, in der der gute Name der Familie wichtiger gewesen sei als die Frage, ob sich konkrete Kontakte später reaktivieren ließen. Seine sparsame Rechnungsführung wirke bürgerlich, konfrontiere man sie mit Norbert Elias‘ Beobachtung einer adeligen Kultur der Verschwendung, die zu zahlreichen Konkursen geführt habe.
Das Thema der Kavalierstour wurde von Elisabeth Schläwe M.A., Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Frühe Neuzeit an der Universität Köln, am Beispiel der Familie Wolff-Metternich zur Gracht im 17. und 18. Jahrhundert weiter vertieft. Drei Mitglieder hätten einen wesentlichen Teil ihrer Kavalierstour in den Niederlanden verbracht: Johann Adolf (1592-1669) habe einen Schreibkalender geführt, die Reise von Franz Josef (1710-1741) sei durch den Schreibkalender der Mutter und die Rechnungen belegt, und Johann Ignatz (1740-1790) habe ein Reisejournal verfasst. Gründe für den Aufenthalt in den Niederlanden seien zum einen Kostenersparnisse bei der Kavalierstour gewesen, die ca. ein Drittel des Familienbesitzes verschlungen habe, zum anderen sei es aber auch der der gute Ruf der niederländischen Universitäten gewesen, durch den man sich Vorteile für eine spätere Karriere am Hof erhofft habe.
Diskutiert wurden vor allem die verschiedenen Formen der Kontakte und Beziehungen, durch welche der Kavalier sein Netzwerk ausbauen konnte. Hauptsächlich seien Kontakte zu Adeligen geknüpft worden, bei denen der junge Kavalier zum Essen eingeladen wurde oder mit denen er Ausflüge in die Umgebung des Studienortes unternahm. Zu den dabei geäußerten liberalen Ansichten fänden sich in den Aufzeichnungen durchaus auch kritische Kommentare. Außerdem pflegte man auch private Kontakte zu deutschen Professoren. Es wurde die Frage aufgeworfen, ob es einen Unterschied zwischen den Kavalierstouren katholischer und evangelischer Adeliger gegeben habe. Im Zusammenhang damit, dass die katholischen Kavaliere auch in den kalvinistischen Niederlanden ihren Glauben praktizieren konnten, wurde darauf hingewiesen, dass gerade für Domherrn ein Studienjahr im Ausland vorgeschrieben gewesen sei.
Ein Selbstzeugnis eines adeligen Militärs stand im Mittelpunkt des Beitrags von Jacques van Rensch, Reichsarchivar in der Provinz Limburg beim Regionaal Historisch Centrum Limburg: die Aufzeichnungen von Jost Maximilian von Bronckhorst Graf zu Gronsveld im Dreißigjährigen Krieg. Gronsveld habe ohne Grand tour eine Militärlaufbahn für das „teutsche Vaterland“ und die „catholische Religion“, wie er schreibe, eingeschlagen und sich nach raschem Aufstieg bei der Liga 1627 in der Schlacht bei Lutter am Barenberge gegen König Christian von Dänemark große Verdienste erworben, sei aber nach einer Niederlage 1633 bei Hessisch Oldendorf gegen Herzog Georg von Lüneburg entlassen worden. In Köln habe er zu seiner Rechtfertigung und zur Wiederherstellung von Ruf und Ehre in deutscher Sprache die „Comoedia Gronsfeldiana postea … in tragoediam mutata“ verfasst; ein Druck sei zwar geplant gewesen, sei aber zunächst unterblieben. Erst 1647 wurde das Werk von Eberhard Wassenberg in der Kompilation „Der ernewerte Teutsche Florus“ zum Teil abgedruckt. Gronsveld hatte sich inzwischen nach zwei weiteren Jahren in bayerischen Diensten in Köln niedergelassen. 1645 wurde er Militärgouverneur in bayerischen Diensten, wurde aber nach der Niederlage bei Zusmarshausen auf Befehl des Kurfürsten verhaftet, jedoch in einem Prozess freigesprochen. Später war er als Diplomat in kaiserlichen Diensten tätig, bevor er 1662 starb.
In der Diskussion wurde besonders hervorgehoben, dass es sich bei der Schrift Gronsvelds nicht um eine Autobiographie, sondern um eine Rechtfertigungsschrift gehandelt habe, die in einem bestimmten, für die Interpretation wichtigen Kontext entstanden sei. Schon Rudolf Dekker hatte in seinem Beitrag die Rechtfertigungsschriften zur Gruppe der Egodocumenten gezählt. Außerdem wurde darüber spekuliert, ob das Wort „teutsch“ soviel wie „wozu wir gehören“ bedeutet habe, oder ob es für jemanden, der wie Gronsveld aus einer Grenzregion stammte, weniger ausgeprägt gewesen sei. In ähnlicher Weise wurde das Prädikat „catholisch“ als Ausweis für die Eignung zum Kampf für die katholische Religion in kaiserlichen Diensten angesehen. Die kleinen Adelsherrschaften im Grenzgebiet zwischen Deutschland und den Niederlanden hätten sich eher zum Kaiser oder nach Brüssel orientiert.
Die letzte Sektion, durch die Herr Johan Seekles und Dr. Antje Diener-Staeckling, Archivarin am LWL-Archivamt für Westfalen, fürhten, befasste sich speziell mit Tagebüchern von Frauen im 19. Und frühen 20. Jahrhundert. Frau Sheila Patel, die am Lehrstuhl „Neuere und Neueste Geschichte/Geschlechtergeschichte“ promoviert, stellte das Thema ihrer Dissertation, die kurz vor dem Abschluss stehe, vor, die Tagebücher der Gräfin Maria Esterházy-Galántha, geb. Plettenberg-Mietingen (1809-61), als Beispiele weiblicher Schreibpraxis. Bis auf eines in französischer Sprache seien sie alle auf Deutsch verfasst. In der Dissertation untersucht werde die Selbstwahrnehmung der Gräfin, und wie sie ihre Epoche und ihre Beziehungen zu anderen empfunden und in den Tagebüchern dargestellt habe. Die Fragen nach der Selbstkonstitution würden dabei mit Fragen nach Erfahrung, Erinnerung, Diskurs und Emotion verbunden. Es ließen sich nach Entstehungszeit und Inhalt folgende Gruppen bilden: Jugendtagebücher bis zur Hochzeit mit Graf Nicolaus Esterházy (1824-1833), Tagebücher (1836-1848, 1853-1861), Wirtschaftstagebücher (1849-1861), Kindertagebücher (1844-1861) und Notizbücher mit Nachrichten verschiedener Art (1846-1853). Grundsätzlich sei das Führen von Tagebüchern fester Bestandteil der Erziehungspraxis des Adels im 19. Jahrhundert gewesen. Anhand der Tagebücher der Maria Esterházy könne man verschiedene Motive zum Schreiben unterscheiden: Ausdruck geheimer Gedanken und Gefühle, Festhalten von Merkwürdigkeiten, das Schreiben um seiner selbst willen zum Vergnügen, für die Nachwelt, zur Unterhaltung oder auch zur Reflexion.
Über den Verbleib der Tagebücher nach dem Tod der Verfasserin wurde festgehalten, dass sie an den Sohn vererbt und so nach Westfalen gekommen seien. Maria selbst habe einen engen Bezug zu Westfalen behalten, und der preußisch-österreichische Dualismus habe sie in einen Loyalitätskonflikt gestürzt. Inwieweit sich in den Tagebüchern tatsächlich eine eigentümliche weibliche Schreibpraxis zeige, müsse ein Vergleich mit anderen Tagebüchern noch ergeben. Jedenfalls wurde festgestellt, dass mit den Kindertagebüchern ein sehr moderner Typ des Tagebuchs vertreten sei. Wirtschaftliche Probleme würden vor allem bei den Missernten nach der 48’er Revolution thematisiert.
Katrin Brüntrup, Studentin der Volkskunde/Europäischen Ethnologie, der Neueren und Neuesten Geschichte und der Kommunikationswissenschaften an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, stellte auf der Grundlage der Tagebücher von Helene Gräfin von Plettenberg-Lenhausen, geb. Gräfin Stolberg-Stolberg aus Brustawe in Schlesien, exemplarisch den Eintritt einer jungen adeligen Frau in die Gesellschaft durch die Eheschließung vor. Auch diese führte von ihrem 18. Lebensjahr bis kurz vor ihrem Tod Tagebuch. Auf den späteren Bräutigam würden zunächst nur leise Andeutungen und Hinweise anderer Familienmitglieder weisen. Die Verlobung sei dann von Josef von Plettenberg selbst in das Tagebuch eingetragen ebenso wie die Geburt des ersten Kindes. Auf die Ziviltrauung, als „Katzenkomödie“ bezeichnet, folgen die – für die gläubige Katholikin ungleich wichtigere - kirchliche Hochzeit, die Hochzeitsreise und der Einzug in Hovestadt. Insgesamt habe die Tagebuchschreiberin nur eine passive Rolle bei der Anbahnung der Ehe gespielt. Zweck der Tagebücher, aus denen früh auch vorgelesen worden sei, sei die Darstellung eines standesgemäßen Lebens gewesen.
In der Diskussion ergab sich, dass in die Tagebücher vereinzelt auch Fotos eingelegt worden seien und dass eventuelle Tagebücher des Ehemanns nicht erhalten sind. Ob Frauen generell ihre Tagebücher eher vernichten ließen blieb offen, doch sei es belegt, dass Helene Plettenberg einzelne Aufzeichnungen zerrissen habe. Es habe einen allmählichen Wandel von dem im Familien- und Verwandtenkreis wenigstens teilweise öffentlichen zum ganz persönlichen Tagebuch gegeben.
Der letzte Beitrag der Tagung schlug einen Bogen ins 20. Jahrhundert, als der Adel immer mehr mit der Moderne konfrontiert sah. Prof. Dr. Yme Kuiper, Anthropologe und Historiker an der Rijksuniversiteit Groningen, stellte diese Auseinandersetzung am Beispiel der Aufzeichnungen von Jeanne van Andringa de Kempenaer (1858-1927) dar. Jeanne hatte ihre Jugend in Westfriesland verbracht. Früh verwitwet wohnte sie einen großen Teil ihres Lebens in Den Haag und auf einem Schloss in Geldern, das einst im Besitz des hochadeligen Hauses Nassau gewesen war. Nachdem ein Schlossbrand alle Erinnerungen vernichtet hatte, verfasste sie ein Gedenkbuch und schrieb ihre Jugenderinnerungen nieder, die beide zur Lektüre bestimmt gewesen seien. Im Sinne des Beitrags von Marcus Funck und Stephan Malinowski im 2002 erschienenen Sammelband „The Work of Memory“ seien diese Aufzeichnungen weniger von Fakten als von Erzählungen (narratives) bestimmt, indem die individuellen Erinnerungen vom kollektiven Gedächtnis ihres Standes und seiner Ideale überformt worden seien. Einfach, aber vornehm, gebildet und resolut, politisch reaktionär und antiliberal habe die Autorin einem irrealen ständischen Idealbild angehangen. Seit dem 19. Jahrhundert seien Memoiren des Adels als „lebendig gehaltene Erinnerungen“ (Tomaso di Lampedusa) von Nostalgie für eine untergegangene Kultur geprägt gewesen.
In der Diskussion wurde noch einmal der zeittypische Charakter dieser Memoiren betont. Es müsse unterschieden werden, was zeittypisch und was ständisch sei.
In seinem Resümee der Tagung stellte Gunnar Teske den eigenen Charakter von Selbstzeugnissen des Adels heraus, die mit den Tagebüchern von Kavalierstouren, Kriegstagebüchern von Offizieren und den zuletzt vorgestellten „lebendig gehaltenen Erinnerungen“ eigene Typen hervorgebracht hätten. Außerdem könnten sie aufgrund der Überlieferung in Adelsarchiven häufig um weitere Quellen aus der Umgebung des Verfassers ergänzt werden. Als Motive für die Verfasser seien im Laufe der Tagung neben der Selbstreflexion insbesondere Rechtfertigung und Selbstdarstellung, Dokumentation und Fortführung der Familientradition hervorgetreten. Dabei hätten die vorgestellten Selbstzeugnisse im Spannungsfeld von öffentlich und privat, persönlich und kollektiv gestanden und je nach Geschlecht eigene Formen entwickelt. Ein grundsätzlicher Unterschied zwischen den Niederlanden und Deutschland sei dagegen nicht beobachtet worden. Insofern seien die adeligen Egodocumenten, um zum Abschluss noch einmal den niederländischen Terminus zu verwenden, Teil einer länderübergreifenden europäischen Adelskultur.
Es ist geplant, die Beiträge in einem Tagungsband zu publizieren.
Gunnar Teske,
LWL-Archivamt für Westfalen
2. Symposium
Tagungsbericht
Adel verbind(et)
2. deutsch-niederländisches Symposium zur Adelsgeschichte: Adel und Militär in grenzüberschreitender Perspektive
2e Duits-Nederlandse Symposium voor Adelsgeschiedenis: Adel en Militier in grensoverschrijdende perspectieven
Am 31. März und 1. April 2011 fand das Symposium "Adel und Militär in grenzüberschreitender Perspektive" im Nds. Freilichtmuseum – Museumsdorf Cloppenburg (Tagungsraum Münchhausenscheune) statt.
Das Symposium, an dem 48 Teilnehmer aus Deutschland und den Niederlanden teilnahmen, wurde organisiert von den Mitgliedern des Arbeitskreises Birgit Kehne (Niedersächsisches Landesarchiv – Staatsarchiv Osnabrück), Heike Düselder (Universität Osnabrück / Museumsdorf Cloppenburg) und Johan Seekles (Hisotisch Centrum Overijssel) und gefördert von der Landschaft des ehemaligen Fürstentums Osnabrück, dem Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, dem Historisch Centrum Overijssel, der Stadt Cloppenburg und dem Museumsdorf.
Nach der Begrüßung durch den Direktor des Museumsdorfs Cloppenburg, Prof. Dr. Uwe Meiners, und Heike Düselder, Kuratorin der Dauerausstellung "Adel auf dem Lande" im Museumsdorf, gab es eine Führung durch die Ausstellung, die in diesem Jahr den Schwerpunkt "Adel und Militär" zeigte. Anschließend begann der wissenschaftliche Teil der Tagung. Die Beiträge im einzelnen:
Heike Düselder, Osnabrück / Cloppenburg: Kurze Einführung
Das Symposium befasst sich mit den grenzüberschreitenden Kontakten, die durch den Militärdienst von Adeligen diesseits und jenseits der Grenze zustande gekommen sind. Kriege sind naturgemäß grenzüberschreitende Phänomene und die Ausübung von Gewalt bzw. Präsenz von Übermacht war im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit ein häufiges Mittel, um Differenzen zu überwinden und Interessen unterschiedlichster Art durchzusetzen. Die dafür zuständige Institution war das Militär.
Adelsgeschichte ist in engster Verbindung mit Militärgeschichte zu sehen. Es entsprach dem adeligen Selbstverständnis, sich als Kriegerstand zu fühlen, um das zu beschützen, was man als beschützenswert empfand – in den Kreuzzügen und bis in das 17. Jahrhundert hinein und vielleicht sogar noch länger war es der Schutz des vermeintlich ‚rechten’ Glaubens, der dem Adel die Legitimationsgrundlage für seinen militärischen Einsatz lieferte. Schutz und Herrschaft standen in einem engen Zusammenhang: Wer Macht und Autorität besaß – und eine Autorität, die von hoher oder gar höchster Stelle vergeben war –, der konnte Schutz ausüben und damit auch Herrschaftsansprüche geltend machen.
"Weißt du nicht, dass man je und allwegen die Kriegs-Ämter mit adeligen Personen besetzt hat, als welche hierzu am tauglichsten sein?" Mit diesen Worten erklärte der Feldwebel Arnold in dem 1688 erschienenen Abenteuerroman "Simplicissiumus" von Grimmelshausen die Vorherrschaft des Adels im Militärwesen. Das 17. Jahrhundert als eine Epoche beinahe ununterbrochener kriegerischer Auseinandersetzungen bot vor allem dem niederen Adel Aufstiegschancen und die Möglichkeit, zu Ruhm und Ansehen zu gelangen. Als Söldnerführer waren Adelige im Auftrag eines kriegsführenden Landesherrn mit der Anwerbung, Ausrüstung und Ausbildung von Söldnern befasst und auch für deren Unterhalt zuständig. Nicht selten waren sie Kriegsunternehmer, die auf eigene Kosten wirtschafteten, um sich und ihre Gefolgschaft für den Kriegsdienst auszurüsten Für sie war der Krieg ein Geschäft, in dem man rational kalkulierte und Stärke und Gewalt als Ware anbot.
Die "Kriegskunst" interessierte den Adel in besonderem Maße. Man studierte Kriegsbücher, entwickelte aus Theorie und Praxis Vorstellungen zur Optimierung der militärischen Strategien, korrespondierte über militärische Konzepte und machte sich Notizen über Kriegstechniken und die Handhabung von Waffen. Dazu stand schon im 17. Jahrhundert ein umfassendes Angebot an Fachbüchern zur Verfügung, aus denen Wissen geschöpft werden konnte. Führend in der modernen Kriegskunst waren zu dieser Zeit die Niederlande. Die Heeresreformen der Oranier waren wegweisend für die Fürsten in Brandenburg-Preußen und andere Landesherrn. Neu daran war, dass die militärische Ausbildung nun als eine permanente Aufgabe verstanden wurde, die nicht erst im Kriegsfall zum Einsatz kommen sollte.
Das Heerwesen wurde zunehmend professionalisiert. Man richtete "Stehende Heere" ein und Adelige, die den Militärdienst wählten, brauchten mehr als Geld, Stärke und den Nachweis ihrer adeligen Herkunft. Der Umgang mit den verschiedenen Waffenformen verlangte Geschicklichkeit und bestimmte Körperbewegungen. Der für das Militär typische körperliche Drill ist ein Produkt des 17. und 18. Jahrhunderts. Seit dem 17. Jahrhundert entstanden Ritterakademien als exklusive Adelsschulen, in denen junge Adelige mit den Anforderungen eines modernen Kriegswesens vertraut gemacht wurden, daneben aber auch Disziplin und Führungsqualitäten erwerben sollten. Militärische Disziplin, die auch in der körperlichen Erscheinung zum Ausdruck kommen sollte, wurde zum Standesmerkmal. Strenge, Ordnung, Disziplin, Standhaftigkeit und Gleichmut in allen Lebenslagen, Gehorsam und Pflichterfüllung wurden zu Eigenschaften, die in den militärischen Traktaten als vorbildlich galten, und diese Eigenschaften wurden zu adeligen Tugenden generiert.
Der Militärdienst schuf nicht nur Karrierechancen und Versorgungsmöglichkeiten, sondern brachte auch ein erhebliches Maß an Mobilität mit, das wiederum zur Folge hatte, dass grenzüberschreitende Netzwerke geschaffen werden konnten, Verbindungen, die für die gesamte Familie nützlich sein konnten (für männliche Verwandte, die in den Militärdienst vermittelt wurden, für Töchter, Schwestern, Nichten konnten Heiratsmöglichkeiten geschaffen werden) und dass ein Kulturtransfer in Form von militärischem Wissen und Technik stattfinden konnte.
Ben Schoenmaker, Den Haag: Bewunderung und Abneigung. Der preußische Offizier als ambivalentes Vorbild für das niederländische Offizierkorps
Vor allem nach 1870 schauten niederländische Offiziere oft mit Bewunderung und Neid auf ihre preußisch-deutschen Kollegen. Sie lobten ihr fachmännisches Können, ihren Ernst und ihr stolzes militärisches Äußeres, und sie waren sehr beeindruckt von ihrem hohen Ansehen in der Gesellschaft. Trotzdem wollten die niederländische Offiziere den preußisch-deutschen Offizier nicht zum Vorbild nehmen. Der wichtigste Grund dafür war seine militärisch-aristokratische Exklusivität, die dazu führte, dass er sich zu sehr von der bürgerlichen Gesellschaft absonderte. De niederländische Offizier möchte nicht nur Militär sein, sondern auch (Staats)bürger, mit allen Freiheiten, die dazu gehörten. Der preußisch-deutsche Offizier war seiner Meinung nach zu sehr ein Gefangener seiner Uniform.
Gerd Dethlefs, Münster: Dienst jenseits der Grenze. Adelige Offiziere in Overijssel und im Münsterland 1650-1802
Die Grenze zwischen Overijssel und Westfalen war auch eine Grenze zwischen andersartigen Adelslandschaften. Gemeinsam war ihnen gleichwohl der Offiziersdienst als eine nicht selten gewählte Karriereoption für Adelssöhne. Neben dem "Normalfall" des Dienstes für den eigenen Landesherrn gibt es eine ganze Reihe teils prominenter Beispiele für den Dienst in der Armee des Nachbarlandes, auch wenn sie statistisch nicht gewichtig sind. Offiziersfamilien bzw. Familien mit höherem Offiziersanteil waren etwa die Plettenberg, Ittersum und Nagel; Beispiele von grenzüberschreitenden Aktivitäten finden sich in den Familien Bönninghausen, Grubbe, Hammerstein, Heyden, Schwartz u.a.
Florian Schönfuß, Paris: Zwischen Feldlager und Wasserburg. Militärkarrieren des rheinischen Adels in generationenübergreifender Perspektive, 1750-1850
Im Rahmen eines breiter angelegten Forschungsprojekts zur Geschichte des rheinischen Adels in der "Sattelzeit", die angesichts vielfältiger Umbruchsphänomene für den Adel exzeptionelle Herausforderungen, aber auch mannigfache Chancen mit sich brachte, widmet sich der Beitrag der adeligen Lebenswelt Militär und ihren besonderen Prägekräften. In einer Art Verflechtung von Adelsforschung und jener "Neuen Militärgeschichte" werden dazu beispielhaft die unterschiedlichen Dispositionen einer Anzahl rheinischer Adelsgeschlechter in Bezug auf das Militär in generationenübergreifender Perspektive analysiert. Dabei werden nicht nur die Gestaltungsspielräume militärischer Karrierewege ausgelotet, was deren Bedeutung für das "Obenbleiben" deutlich unterstreicht, sondern auch die soziokulturellen Austauschbeziehungen zwischen adeliger Militär- und Zivilgesellschaft nachgezeichnet.
Öffentlicher Abendvortrag im Rathaus der Stadt Cloppenburg
Jürgen Kloosterhuis, Berlin: Ordre, Liste und Porträt: Identitätsstiftung und Traditionsbildung im preußischen Offizierkorps des 18. Jahrhunderts
Liest man historische Quellen, kommt man zu inhaltlichen Aussagen über tempi passati – so funktioniert das geschichtswissenschaftliche Tagewerk. Aber was passiert, wenn man ganze Quellengruppen in ihren formalen Entwicklungen betrachtet, um Einsicht in mentalitätsgeschichtliche Prozesse zu bekommen, die damit gewollt oder ungewollt verbunden waren? Diese Frage liegt dem Vortrag zugrunde, der von der Analyse solcher Schrift- und Bildquellen ausgeht, um einen Blick hinter die Kulissen von Identitätsstiftung und Traditionsbildung im preußischen Offizierkorps des 18. Jahrhunderts werfen zu können. Am Ende lassen sich damit womöglich die Konturen eines preußischen Majors "von Tellheim" präziser erfassen und mit denen seines (gleich- oder anders gearteten?) österreichischen Kollegen kontrastieren.
Marian Füssel, Göttingen: Degen oder Feder? Institutionen und Praktiken des Wissens im frühneuzeitlichen Militär-Adel
Die steigende Verwissenschaftlichung des stehenden Militärwesens seit dem 17. Jahrhundert setzte auch den Adel zunehmend unter Bildungsdruck und zwang ihn zur Feder zu greifen. Angesichts der dominierenden Stellung des Adels im Offizierskorps des 18. Jahrhunderts kamen Adels- und Offiziersausbildung immer mehr zur Deckungsgleichheit. Diese weitgehende Parallelität darf jedoch nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass unter dem Einfluss der Aufklärung erst allmählich eine neue soziale Rolle des ‚gebildeten Offiziers’ geschaffen wurde, in die der Adel hineinzuwachsen hatte. Um diesen Prozess zu beschreiben, fragt der Beitrag zunächst danach, wo der Adel das für den Militärdienst notwendige Wissen erwarb und welche Inhalte den militärischen Wissenserwerb bestimmten. So tritt ebenso eine Ausdifferenzierung unterschiedlicher Bildungsinstitutionen von der Ritterakademie bis zum Kadettenkorps in den Blick wie die Heterogenität adeliger Ausbildungswege. Daran anknüpfend wird exemplarisch anhand der Selbstzeugnisse zweier preußischer Offiziere (v. Barsewisch/v. Prittwitz) der Frage nachgegangen, wie die Adeligen ihren Bildungsweg wahrgenommen und gedeutet haben, um schließlich symbolische Ausdrucksformen und Inszenierungsweisen von Gelehrsamkeit unter adeligen Offizieren bei E. v. Kleist und H.C.H. v. Trautzschen zu verfolgen. Am Ende der zu skizzierenden Entwicklung steht der mit Feder und Degen gebildete Offizier, dessen elitärer Status auf einer ‚erlernten Begabung‘ gründete.
Luc Panhuysen, Zwolle: 1672: A Dutch Diplomat Tries To Rescue His Fatherland
Im Frühjahr 1672 wird die Niederländische Republik von Frankreich, England und den Bischöfen von Münster und Köln angegriffen. Gegenüber diesem mächtigen Feind hat die Republik, abgesehen vom schwachen Spanien, keinen Verbündeten. Der Beitrag handelt von der Botschaft des niederländischen Gesandten Godard Adriaan van Reede nach Berlin und dessen Anstrengung, sein Vaterland mit militärischer Hilfe vom Kurfürsten von Brandenburg und dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches vor dem Untergang zu retten.
Yme Kuiper, Groningen: Amtscharisma und militärisches Selbstbild. Heinrich Casimir II., Reichsfürst von Nassau-Dietz, Statthalter von Friesland, Groningen und Drenthe (1657-1696)
Die Geschichte der Republik der Vereinigten Niederlande war während des ganzen 17. Jahrhunderts in Politik und Militär stark verknüpft mit der Geschichte des Hauses Oranien-Nassau. In diesem Jahrhundert war die Republik meistens in Kriege verwickelt. So auch in den Jahren 1672-1697: nur zwischen 1679 und 1688 war sie kriegsfrei. In diesem Vierteljahrhundert war der Holländische Statthalter Wilhelm III, Prinz von Oranien, Graf von Nassau, König (seit 1689) von England, Irland und Schottland, der herausragende Gegner des territorialen Expansionismus des Französischen Königs Ludwig XIV.
Vor diesem europäischen Hintergrund ist auffällig, wie relativ bescheiden bis heute das Interesse der niederländischen Historiographie für die wichtige Position und Rolle adliger Offiziere im Heer der Republik gewesen ist. Und insofern ein solches Interesse existiert, beschränkt es sich überwiegend auf sehr speziell betriebene Militärgeschichte oder auf in Biographien kanonisierte Heldenhaftigkeiten. Nur sporadisch gibt es Studien, die das Kriegswesen explizit verbinden mit der Welt des Hoch- und Niederadels, mit aristokratischem Ethos und Weltanschauung, mit gender und Familiengeschichte. Niederländische Elitenhistoriker könnten in dieser Hinsicht vorteilhaft die Beiträge von (zum Beispiel) Olaf Mörke zur Funktion der Statthalter in der politischen Kultur der Republik (1997), oder von Ronald Asch zum Europäischen Adel in der Frühen Neuzeit nützen. Diese bieten fruchtbare Ansätze für die Forschung der genannten Themen.
Das Leben Heinrich Casimirs II, Statthalter von Friesland, Groningen und Drenthe, Fürst von Nassau-Dietz, Graf von Katzenelnbogen, Vianden, und Spiegelberg, Freiherr von Liesfeld (1657-1696), kann beispielhaft die Natur, das Funktionieren und die Ausstrahlung des militärischen Ethos im Kreise des (Hoch)adels in der Republik des späten 17. Jahrhunderts vorzeigen. Er war Neffe des König-Statthalters Wilhelm III, mit dem er, auch wegen seiner eigenen militärischen Ambition, in wenig harmonischer Beziehung stand. Sein Grossvater war im Krieg gegen die Spanier gefallen (1632), so wie der einzige Bruder seines Vaters (1640). Letztere war seinerseits tödlich verwundet worden durch einen Schuss aus eigener Pistole (1664). 1683 heiratete Heinrich Casimer II seine Nichte Henriette Amalia, Prinzessin von Anhalt-Dessau (1666-1726).
Obwohl in diesem Beitrag biographische Information genützt werden, ist er nicht biographisch oder narrativ orientiert. Ich werde versuchen, aus dem Leben Heinrich Casimirs solche Themen zu wählen, die das Funktionieren des Amtscharismas dieses Nassaufürsten einsichtig zu machen, so wie den Einfluss eines kollektiven wie auch persönlichen Selbstbildes, und die Bedeutung des Auftretens von significant others in seiner Umgebung. Solche Personen waren sein Vater, Wilhelm Friedrich Fürst von Nassau (1613-1664) und Seine Mutter Albertine Agnes, Prinzessin von Oranien (1634-1696), aber auch sein Verwandter, der Feldherr Johann-Moritz Fürst von Nassau-Siegen (1604-1679), und der vorbildliche militärische Kommandeur Hans Wilhelm Reichsfreiherr von Aylva (1635-1691), genannt "der Gewaltige".
Das Streben nach Ehre, Ruhm und Reputation, aber auch nach Profit, ja nach Seligkeit, gab dem Leben dieser so mit der Republik verbundenen Nassauer Farbe und Richtung. Der Vortrag basiert auf einer zweigliedrigen These: Das militärisches Ethos und die Schlachtfelderfahrung prägten das hochadlige Leben der Nassauer Fürsten in den nordlichen Provinzen der Republik, so wie Inhalt und Verbreitung ihres Imagos, in beachtlichem Masse. Ihre starke militärische Bezogenheit und ihre Orientierung nach Erweiterung ihres höfischen Lebens und der dazu gehörigen aristokratischen Lebensformen, standen sich aber gegenseitig nicht im Wege.
Albert Mensema, Zwolle: Männer im Harnisch. Bildnisse von Rittermäßigen in Overijssel im 17. und 18. Jahrhundert
Im Laufe der Geschichte haben sich unzählige Adelige aus Overijssel porträtieren lassen. Mit Hilfe von Porträts von vor 1795 wird gezeigt, dass sie dabei fast ausnahmslos im Harnisch abgebildet wurden. Tatsächlich jedoch verfügten solche Adelige selten über einen Harnisch. Daraus lässt sich schließen, dass ein Porträt keine realistische Wiedergabe sein kann, sondern dass diese Praxis einen Teil der adeligen Repräsentation bildete.
Gunnar Teske, Münster: "Der Edelluide eigen handwerck averst is heren raden end officierer te sijn offte im krieg te dienen." – Adel und Militär im Denken des Sweder Schele zu Weleveld und Welbergen (1569-1639)
Die Familienchronik bzw. das Hausbuch des Sweder Schele ist eine herausragende Quelle für das Selbstverständnis des Adels um 1600. Der Autor selbst sieht den Adel als gottgegebenen und erblichen Stand an, der mit Rat und Kriegsdienst den Fürsten zu dienen hat. Historisch leitet er den Adel in Deutschland von den Römern und den Germanen, wie Tacitus sie schildert, her. Gleichzeitig verlangt Schele vom Adeligen ein tugendhaftes Verhalten, das dem Ideal des miles christianus entspricht und das er vor allem in Gustav Adolph von Schweden verwirklicht sieht. Er selbst hat sich aber nie militärisch betätigt. Gründe liegen, abgesehen von den Zeitumständen, die ihn den Krieg als Unglück, nicht als Bewährungsprüfung sehen ließen, in seiner humanistischen Bildung, aber auch in der Verpflichtung zum Erhalt des ererbten Güterbesitzes.
Gunnar Teske
LWL-Archivamt für Westfalen, Münster
1. Symposium
Tagungsbericht
1. Deutsch-Niederländisches Symposium zur Adelsgeschichte
Bestandsaufnahme und Forschungsperspektiven
Enschede, 13.03.2009
Am 13.03.2009 lud der Deutsch-niederländische Arbeitskreis für Adelsgeschichte bzw. der Duits-Nederlandse Kring voor Adelsgeschiedenis zum 1. Deutsch-Niederländischen Symposium für Adelsgeschichte in den Burgerzaal des Rathauses von Enschede. Während der Tagung stellte sich die Stichting Werkgroep Adelsgeschiedenis mit einem Stand vor und bot das Jaarboek Virtus an.
In seiner Begrüßung der etwa 70 anwesenden Historiker und Historikerinnen und Adelsvertreter vornehmlich aus Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden erklärte GUNNAR TESKE vom LWL-Archivamt für Westfalen das Anliegen der Tagung: Der Arbeitskreis, der sich in Fortsetzung des Projektes "Adel verbindet" gebildet hat, solle der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Es sollte zunächst der Forschungsstand auf niederländischer und deutscher Seite präsentiert werden, bevor im zweiten Teil aus aktuellen Forschungsprojekten berichtet würde. Um die Gleichrangigkeit beider Länder zu betonen, seien als Konferenzsprachen bewusst Deutsch und Niederländisch gewählt worden. Schließlich dankte Teske der Stadt Enschede und ihrem Stadtarchivar Adrie Roding für die Ausrichtung der Tagung.
Der Kämmerer der Gemeente Enschede, J. H. A. GOUDT, hieß die Anwesenden im Namen der Stadt in dem 1933 eröffneten Rathaus willkommen, das insbesondere der Begegnung diene. Obwohl Enschede keine Schlösser zu bieten habe, habe auch hier der Adel in der Geschichte eine wichtige Rolle gespielt. Goudt rief die Tagungsteilnehmer dazu auf, vor allem auf die gesellschaftliche Rolle des Adels zu blicken und seine Geschichte der Öffentlichkeit zu vermitteln.
Entsprechend nannte MAARTEN VAN DRIEL vom Gelders Archief in Arnheim als ausdrückliche Ziele des Arbeitskreises die Förderung der Forschung sowie die Vermittlung der Ergebnisse an eine breite Öffentlichkeit. Dabei solle die Grenze, die im politisch-administrativen Bereich nur noch relative Bedeutung habe, auch in der Forschung, in der sie immer noch deutlich wahrnehmbar sei, überwunden bzw. abgebaut werden. In diesem Zusammenhang werde Adelsgeschichte nicht allein als Geschichte des Adels verstanden, sondern zugleich als Fenster für die allgemeine Geschichte. An Aktivitäten seien Mailinglisten, Newsletter, Webseiten, Foren, Tagungen und Publikationen denkbar. Der Arbeitskreis, ein loser Verband von Instituten, Archiven, Universitäten und Museen im Raum Maastricht-Groningen-Osnabrück-Münster, erhoffe sich von den Teilnehmern in dieser Hinsicht Anregungen in der Schlussdiskussion.
Die erste Arbeitssitzung unter Leitung von Bernd Walter vom LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte und Johan Seekles vom Historisch Centrum Overijssel (Zwolle) hatte das Ziel, den gegenwärtigen Stand der Forschung auf beiden Seiten der Grenze zu bestimmen. YME KUIPER von der Universität Groningen beschrieb in seinem Referat über "Adelsgeschichte in den Niederlanden: Forschungsstand in der akademischen Welt und Skizze ihrer zukünftigen Herausforderungen" die Entwicklung in den Niederlanden anhand der in den letzen dreißig Jahren erschienenen Publikationen zum Thema. In den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts fand in der akademischen Geschichtsschreibung in den Niederlanden eine Umorientierung statt. Diese war gekennzeichnet durch den Aufstieg der Kulturgeschichte und der Elitengeschichte. Die Adelsgeschichte wurde in diese Entwicklung miteinbezogen. Es blieb aber eine lästige Hemmung: die Betonung des sogenannten bürgerlichen Charakters der Niederländischen Kultur – mit den Worten des größten Niederländischen Historikers, Johan Huizinga: "Ob wir nun große oder kleine Sprünge machen, wir Niederländer sind alle bürgerlich – vom Notar bis zum Dichter und vom Baron bis zum Proletarier.” In seinem "Herbst des Mittelalters” (1919) hatte Huizinga sich eingehend mit den adeligen Lebensformen am Hof der Burgunder beschäftigt. In "Holländische Kultur im 17. Jahrhundert. Ihre sozialen Grundlagen und nationale Eigenart” (1933) schrieb er vom "geringen Gewicht des Adels als Stand”.
Die jüngere Historiographie der Niederländischen Adelsgeschichte (1980 bis heute), lässt sich in drei Perioden mit jeweils eigenen Forschungsakzenten aufteilen. In den 80er Jahren konnten die Dissertationen von Henk van Nierop, "Van ridders tot regenten” (zum Holländischen Adel 1500-1650) und Cees Schmidt, "Om de eer van de familie” (zu einem patrizischen, im 19. Jahrhundert geadelten Geschlecht aus Holland) als paradigmatische Studien gelten. In beiden Arbeiten war der Einfluss ausländischer Vorbilder spürbar (Lawrence Stone, "The Crisis of the Aristocracy”, 1558-1641; Pierre Bourdieu, "La distinction”). Zentral stand bei Van Nierop eine Widerlegung des postulierten Untergangs des Adels im früh-modernen Holland, der mächtigsten und reichsten Provinz der Republik der Vereinigten Niederlande. In Schmidts Buch, das die Periode 1500-1950 umfasst, fungiert der "Mythos der ansehnlichen Herkunft” als Leitmotiv.
In den 90er Jahren wuchs das Interesse am Werdegang des Adels in den neuen Prozessen der neuzeitlichen Eliten- und Nationsbildung. Ein Beispiel: Yme Kuiper, "Adel in Friesland 1780-1880”, inspiriert durch die Arbeiten von Lawrence Stone über die Britische "landed” Elite, und von Heinz Reif zum Westfälischen Adel. Kuiper betont die Entstehung einer nationalen Notabelen-Elite im 19. Jahrhundert, vergleichbar mit der Anwesenheit aristokratischer Eliten in anderen Europäischen Staaten. Weiterhin erschienen viele Studien zur adeligen Wohnkultur. Wichtig war in dieser Kategorie die Dissertation Jan Carel Bierens de Haans zum adeligen Schloss Rosendael, mit dem Akzent auf Gartenprojekten.
Im frühen 21. Jahrhundert scheint sich der Trend in Richtung einer stärker kulturellen Betrachtung des Adels weiter durchzusetzen. Ablesbar ist dies auch an der wachsenden Beliebtheit der wissenschaftlichen Adelsbiographie sowie an der Thematisierung der Auswertung von Ego-Dokumenten. Letztere kennzeichnet die Erforschung der unterschiedlichen Repräsentationen des Adels als Erinnerungsgruppe. Mustergültig ist die Biographie von Bob de Graaff und Elsbeth Locher-Scholten über J.P. Graaf van Limburg-Stirum, Generalgouverneur von Niederländisch Indien um 1918 und Diplomat in Berlin und London in der Zwischenkriegszeit. Auch zeigt sich, dass man zunehmend die Möglichkeiten komparativer Forschung ins Auge fasst. Dies gilt sowohl für die Frühmoderne – in der Republik gestaltete sich die Vormachtstellung des Adels in jeder Provinz unterschiedlich –, als auch für die Moderne – wie ist der Adel zu platzieren in einer demokratisierten, entadeligten Gesellschaft und Kultur? Wichtige Herausforderungen für die künftige adelshistorische Forschung in den Niederlanden sind:
- mehr systematische Erforschung der Abschliessungstendenzen des Adels in den Provinzen der Republik im 17. und besonders im 18. Jahrhundert;
- mehr komparative Forschung zu den adeligen Strategien des "Oben-Bleibens” und zu den spezifisch adeligen, Exklusivität und Hegemonie darstellenden Lebensformen;
- der ethnographische Blick nach innen: die Bildung des adeligen Habitus und die Renaissance der Memoria-Kultur bei adeligen Familien.
Als Motto kann weiterhin gelten: "Die Geschichte des Adels ist die Geschichte seiner immerwährenden Erfindung, der permanenten Konstruktion von Adeligkeit, der stets neuen Begründung von sozialer und kultureller Distanz. Aber es ist nicht nur der Adel selbst, der sich immer wieder erfindet. Adel wäre nicht möglich ohne den Glauben an die Existenz von Adel in der ihn umgebenden Gesellschaft.” (E. Conze in der Rezension über die deutsche Ausgabe von M. de Saint Martin, "L’espace de la noblesse”).
Nach diesem Überblick von Kuiper über die niederländische Forschungsgeschichte, berichtete CHRISTIAN HOFFMANN vom Niedersächsischen Landesarchiv-Hauptstaatsarchiv Hannover in seinem Referat "Ritterschaftlicher Adel in Niedersachsen und Westfalen in der Frühen Neuzeit" inhaltlich über den Forschungsstand in Nordwestdeutschland.
Der niedere Adel ist von der deutschen Geschichtsforschung des 19. Jahrhunderts überwiegend negativ beurteilt worden. Die ältere Forschung beschrieb einen Dualismus zwischen den nach Modernisierung strebenden Landesherrschaften und den an den überkommenen Zuständen festhaltenden, vom Adel dominierten Ständen. Die zahlreichen adeligen Partikularrechte mussten den Vereinheitlichungstendenzen der Landesherren zwangsläufig im Weg stehen. Zu einem Paradigmenwechsel kam es in der deutschen Geschichtsforschung erst nach 1945. Nun wurde nicht nur das bislang vorherrschende Modernisierungsparadigma fallen gelassen; vielmehr wurde auch das Bild von der Verweigerungshaltung des Adels aufgegeben und stattdessen nach dem Beitrag der Stände zur Ausbildung frühmoderner Staatlichkeit gefragt.
Der Adel als Stand und als soziale Gruppe konstituierte sich vor allem nach rechtlichen Merkmalen wie z.B. Steuerfreiheit, Jagd- und Fischereirechten. Standesbewusstsein und Herrschaftsanspruch des Adels fanden ihren Ausdruck in erster Linie in der Anlage repräsentativer Schlösser. Grundlage der adeligen Existenz war im deutschen Nordwesten – wie auch anderswo – vorrangig die Landwirtschaft. Der überwiegende Teil des Grundbesitzes war an Bauern verpachtet, die dafür Abgaben in Form von Naturalien oder Hand- und Spanndiensten zu leisten hatten. Im 18. Jahrhundert überstieg der Kapitalbedarf vieler adeliger Familien die Einnahmen aus grundherrlichen Besitz und staatlichen Ämtern erheblich.
Universitätsstudium und Kavalierstour waren in der Frühen Neuzeit feste Bestandteile der Ausbildung der adeligen Söhne, die sich so für den Verwaltungsdienst und die Karriere am Hof empfehlen konnten. Die Ausbildung der adeligen Töchter zielte darauf, diese für die Ehe und die eigenständige Haushaltsführung vorzubereiten. Durch günstige Heiratsverbindungen konnten funktionstüchtige Netzwerke aufgebaut werden. Als dauerhafte Versorgungsmöglichkeiten für adelige Töchter dienten neben der Ehe auch die freiweltlichen Damenstifte bzw. die Frauenklöster des Benediktiner- und des Zisterzienserordens.
Die nordwestdeutschen Fürstenhöfe waren nicht geeignet, den landsässigen Adel nach dem Vorbild des französischen Königshofes zu "domestizieren". Dennoch hatte der Hof als Ort der Kommunikation und der Möglichkeit der Netzwerkbildung große Bedeutung für den landsässigen Adel.
Die Wandlungen im Militärwesen im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit hatten nachhaltige Auswirkungen auf den Adel. In der Frühen Neuzeit trat an die Stelle des mittelalterlichen Lehensaufgebots zunächst die Söldnertruppe und schließlich das stehende Heer. Zahlreiche Adelige passten sich der Entwicklung rasch an und traten als Berufsoffiziere in den kaiserlichen bzw. landesherrlichen Dienst.
Der niedere Adel in den Territorien zwischen Rhein und Elbe wandte sich im Lauf des 16. Jahrhunderts mehrheitlich der Reformation zu, wobei hier im Wesentlichen von einem schleichenden Konfessionalisierungsprozess auszugehen ist. Mit dem Einsetzen der Gegenreformation in den geistlichen Territorien ab 1585 geriet der mehrheitlich protestantische Adel dieser Territorien unter erheblichen Druck, konnte sich jedoch gegen die Rekatholisierungsmaßnahmen der Landesherren behaupten. Der Westfälische Frieden von 1648 sicherte dem protestantischen Adel in den geistlichen Territorien die Religionsfreiheit.
Die politische Einflußnahme des landsässigen Adels auf die Geschicke des Landes erfolgte im deutschen Nordwesten über die territorialen Landtage, die sich im Spätmittelalter herausgebildet hatten. Vertreten auf den Landtagen waren in der Regel die höhere Geistlichkeit, der landsässige Adel und die Städte; bäuerliche Vertreter konnten nur in wenigen Territorien eine Landstandschaft behaupten. Die neuere Forschung geht davon aus, dass das Verhältnis zwischen Fürst und Ständen in der Regel vom Konsens geprägt war.
Im 16. Jahrhundert erfuhren die Landtage auf landesherrliche Initiative hin eine organisatorische Verfestigung. Aus den im Rahmen dieser Verfestigung aufgestellten Matrikeln entwickelte sich das landtagsfähige Gut als Zulassungskriterium zur ritterschaftlichen Landtagskurie. Zunehmend gewann auch in vielen Territorien wieder eine persönliche Qualität, nämlich die adelige Abstammung, für die Zulassung an Bedeutung. Die Auswirkungen des Jüngsten Reichsabschieds von 1654, der die Stellung der Landesherren gegenüber ihren Ständen stärkte, haben sich in Niedersachsen und Westfalen kaum niedergeschlagen. Auch im Zeitalter des Absolutismus und darüber hinaus wirkten die Landstände trotz unverkennbarer Behinderungen weiterhin aktiv am territorialstaatlichen Leben mit.
Neben den Landtag traten im Lauf der Zeit aus Gründen der Effektivität mit den Ausschüssen und den Deputationen andere ständische Organisationsformen, die nur in den welfischen Territorien für einige Zeit die Landtage zu ersetzen vermochten. Selbst in den brandenburg-preußischen Territorien wurden weiterhin Landtage abgehalten. Die Entwicklung zur regelmäßigen Tagung in den Residenzstädten hatte zur Folge, dass der Adel sich hier Stadtpalais errichtete, um während der Landtagsteilnahme über ein angemessenes Quartier zu verfügen.
Die nordwestdeutschen Domkapitel hatten sich fast ausnahmslos im Spätmittelalter zu ausschließlich adeligen Korporationen entwickelt. Die Pfründenkumulation zwischen den Domkapiteln nahm im Lauf der Frühen Neuzeit stark zu. Bedingt durch den Übergang eines großen Teils des nordwestdeutschen Adels zum lutherischen Glauben rekrutierten die Kapitel ihren Nachwuchs zunehmend aus den Familien der Ritterschaft des Herzogtums Westfalen. Ein besonders wichtiger Aspekt der Option auf die Pfründen der Reichskirche bestand darin, dass für einen Domherrn die Möglichkeit bestand, zum Bischof gewählt zu werden und damit in den Reichsfürstenstand aufzusteigen.
Die Ritterschaften im nordwestdeutschen Raum waren im späten Mittelalter aus den landesherrlichen Ministerialitäten hervorgegangen. Um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert erfolgte eine Abgrenzung der ritterschaftlichen Familien gegenüber den Familien der städtischen Führungsschichten, mit denen man zuvor noch ganz zwanglos Eheverbindungen geknüpft hatte. Während der westfälische Adel sich nahezu durch die ganze Frühe Neuzeit hindurch dagegen wehrte, Patriziergeschlechter oder Nobilitierte als ebenbürtig anzuerkennen, fand sich eine strenge Scheidung zwischen dem ritterschaftlichen Adel und Nobilitierten beim Adel rechts der Weser nicht. In der zweiten Hälfte entwickelten vor allem die Ritterschaften der geistlichen Fürstentümer, aber auch mancher weltlicher Territorien die 16-Ahnen-Probe als Zulassungsvoraussetzung. Andere Ritterschaften kannten die Ahnenprobe als Zugehörigkeitskriterium nicht und ließen bürgerliche Besitzer landtagsfähiger Güter zu den Ständeversammlungen zu.
Während soziale Forderungen der Aufklärung vielfach auf breite Zustimmung des Adels stießen, scheiterten politische Forderungen vielfach an der adeligen konservativen Grundhaltung. Diejenigen Adeligen, die Forderungen etwa nach Beteiligung der bäuerlichen Bevölkerung an den Ständeversammlungen vertraten, isolierten sich damit in der Regel innerhalb ihres Standes.
Bei allen Parallelen, die die Entwicklung des landsässigen Adels zwischen Rhein und Elbe in der Frühen Neuzeit aufwies, ist ein grundlegender Unterschied in den Anforderungen an die persönliche Adelsqualität festzustellen. Während der Adel in den geistlichen Territorien links der Weser zur Wahrung der Stiftsmäßigkeit seiner Familien die 16-Ahnen-Probe als Zugehörigkeitskriterium hervorbrachte, kannte der Adel im Kurfürstentum Hannover solche Abgrenzungskriterien nicht. In den welfischen Territorien stand die Zugehörigkeit bürgerlicher Besitzer landtagsfähiger Rittergüter zu den Ritterschaften außer Frage. Ebenso wenig schloss der alte Adel hier seine Heiratskreise gegenüber Nobilitierten ab.
In der anschließenden Diskussion ging es um die Examen adeliger Studenten. Hoffmann berichtete, dass in Hannover die Laufbahnprüfung gefordert worden sei, und dass es in der Verwaltung von Stade einige Adelige mit Doktortitel gegeben habe. Wer eine schlechte Prüfung abgelegt habe, sei nur auf lokalen Stellen eingesetzt worden. Quantitative Angaben ließen sich aber nicht machen.
In einem dritten Beitrag stellte BASTIAN GILLNER unter dem Titel "Nachbarn, Verwandte, Verbündete. Der münstersche Adel und die Niederlande im konfessionellen Zeitalter (1550-1650)” Ergebnisse seiner Dissertation vor. Die spätmittelalterlichen Verbindungen zwischen westfälischem und niederländischem Adel waren eng geknüpft. Vielfältige verwandtschaftliche Beziehungen spannten sich über Münsterland und Emsland, Overijssel und Geldern. Besitz und Heiratsverbindungen überschritten regionale oder territoriale Grenzen genauso wie die Ämtertätigkeit in Diensten der unterschiedlichen Landesherren. Nicht wenige Adelige gehörten in mehreren Territorien der jeweiligen Ritterschaft an.
Dieses Miteinander wurde durch Entstehung und Verschärfung des konfessionellen Gegensatzes vor eine große Herausforderung gestellt. Zwar wurde ein protestantisches Bekenntnis für den niederländischen wie für den westfälischen Adel das geeignete Mittel zur Verteidigung seiner traditionellen Freiheiten gegen die konfessionellen und politischen Herrschaftsansprüche der katholischen Landesherren, doch die unterschiedliche Entwicklung führte in den Niederlanden zu einer gewaltsamen Loslösung von den Habsburgern, in Westfalen aber zu einer langfristigen Etablierung der Wittelsbacher auf dem Bischofsstuhl. Doch konnten die wittelsbachischen Fürstbischöfe im Stift Münster lange Zeit keine effektive Politik betreiben, weil der dortige Adel in den niederländischen Standesgenossen starke Unterstützer seiner Interessen fand.
Mehrfach veranlasste der münsterische Adel niederländische Interventionen gegen die katholische Religionspolitik der Fürstbischöfe Ernst (1554-1612) und Ferdinand von Bayern (1577-1650). Ansprechpartner fanden sich viele, vom Haus Oranien über die Generalstaaten bis hin zu den Provinzialstaaten von Overijssel. Landespolitische Entscheidungen wie etwa die Einsetzung eines Koadjutors in Münster oder der Beitritt des Stifts zur katholischen Liga wurden durch diese Interventionen ebenso behindert wie manches Vorgehen gegen die calvinistische Glaubenspraxis in vielen adeligen Herrschaften. Überhaupt standen viele der calvinistischen Kleriker, die die konfessionelle Entwicklung der adeligen Herrschaften bestimmten, in enger Beziehung zu den kirchlichen Strukturen der Niederlande. Das katholische Lager in Münster lebte bis zum Dreißigjährigen Krieg – auch bedingt durch die Plünderungs- und Versorgungszüge der Truppen des niederländischen Kriegsschauplatzes nach Westfalen – in dauernder Furcht vor einer niederländischen Invasion zu Gunsten des münsterischen Adels.
Die enge Bindung beider Seiten schwächte sich erst mit der langsamen konfessionellen Umorientierung des münsterischen Adels ab. Die zunehmende Verdrängung protestantischer Adeliger aus den Regierungs- und Verwaltungsstrukturen des Stifts Münster gefährdete Ansehen, Einfluss und Einkünfte der betroffenen Familien. Im 17. Jahrhundert gab die Mehrheit des Adels deshalb ihre konfessionelle und politische Opposition auf und suchte den Ausgleich mit der bischöflichen Landesherrschaft. Die Preisgabe der engen Bindungen an die Niederlande war Teil dieser Annäherung. Als in der zweiten Jahrhunderthälfte Bischof Christoph Bernhard von Galen seine Feldzüge gegen die Niederlande führte, brauchte er sich um die politische und konfessionelle Loyalität seines Adels keine Gedanken mehr zu machen.
Auf die Frage nach der Auswirkung der Konfessionalisierung auf Konnubien antwortete Gillner, dass grenzüberschreitende Ehen vom Spätmittelalter bis ins 16. Jahrhundert häufig gewesen seien, ihre Zahl im konfessionellen Zeitalter jedoch zurückgegangen sei. Manfred Wolf, ehemals Staatsarchiv Münster, wies auf die Rolle von niederländischen Flüchtlingen hin, die den westmünsterländischen Adel zur Annahme des reformierten Bekenntnisses veranlasst hätten; am Ende seien aber nur die Familien Diepenbroick-Buldern und Morrien-Valkenhof evangelisch geblieben.
Nach der Mittagspause wurde die zweite Arbeitssitzung, die von Birgit Kehne vom Landesarchiv Niedersachsen-Staatsarchiv Osnabrück und von Adrie M. Roding vom Gemeentearchief Enschede geleitet wurde, den Perspektiven der Forschung gewidmet. Im ersten Referat stellte MAARTEN VAN DRIEL vom Gelders Archief in Arnheim "Quellen zur Adelsgeschichte im Gelders Archief zu Arnheim" vor. Aus archivischer Sicht sei die Frage nach Quellen zur Adelsgeschichte erfreulich, aber vage, stellte er fest. Adelsgeschichte habe als unterscheidendes Merkmal nur die prominente Rolle adeliger Familien oder Personen: ereignisgeschichtliche, politische, institutionelle, wirtschaftliche Annäherungen an die Vergangenheit seien ebenso erlaubt wie kulturelle, soziale oder anthropologische.
Der Adel hat in dem vom Arbeitskreis in den Blick genommenen Raum allerdings eine so große Rolle gespielt und so viele und verschiedenartige Spuren in Archiven, Museen, Bauten und Landschaft hinterlassen, dass seine Geschichte und die Quellen dazu Eintritt in die Vergangenheit der ganzen Gesellschaft bieten - eine Vergangenheit, die gerade durch die Vielfalt der Quellen einem breiten Publikum attraktiv und erlebbar vorgestellt werden kann.
Zu den archivalischen Quellen zählen zuerst die vom Adel selbst hinterlassenen. Die Adelsarchive findet man in niederländischen Repositorien normalerweise in der Sparte Huis- en familiearchieven: im Gelders Archief gehören dazu etwa 250 Bestände (mehr als 1000 lfm, vom 13. bis zum späten 20. Jahrhundert). Eine Bestandsübersicht findet sich im Internet unter www.geldersarchief.nl > archief > zoeken in bronnen > archieven > systematisch. Der Fonds wurde ab etwa 1900 vom damaligen Rijksarchief in Gelderland aus Händen der Privatbesitzer zusammengetragen. Die Archive sind Deposita oder Schenkungen. Somit ist die Aufbewahrungslage in den Niederlanden ganz anders als in Westfalen und im Rheinland, wo die meisten Adelsarchive noch in Privatbesitz und vor Ort sind.
Die Bestände spiegeln das Alltagsleben (in Korrespondenzen, Tagebüchern, Haushaltsrechnungen), die sozialen Netzwerke, Funktionen im öffentlichen Leben, in Politik und Verwaltung, sowie das materielle Fundament des adeligen Lebens (Guts-und sonstige Vermögensverwaltung). Sie zeigen die weiträumige Verschwägerung des Adels auf: Der Güterbesitz z. B. ist gestreut von Holland bis Westfalen, von der Eifel bis zur Nordseeküste. Die soziale Differenzierung lässt sich vom einfachen Landadel bis zum überregionalen, europäischen Hochadel (Bentinck, Limburg-Stirum, Westerholt, Spaen, Byland, Paland) verfolgen. Dass auch Archive von ursprünglich nicht-adeligen Geschlechtern dazu gehören, bezeugt die ständige personelle Erneuerung des Adels (z. B. die Arnheimer Regentenfamilie Brantsen, 1824 nobilitiert).
Auch viele Behördenarchive dokumentieren die Rolle des Adels: Im Hertogelijk Archief die Beziehungen zum geldrischen Landesherrn, der ursprüglich auch nur ein Adeliger gewesen war, als Lehnsleute, Räte, Amtsträger bei Hofe oder in der Lokalverwaltung, als Finanziers, Gegner oder Rivalen. Die Entwicklung der Position des Adels lässt sich in den Archiven der späteren Provinzialbehörden verfolgen: bis 1795 das Hof van Gelre en Zutphen, die Gelderse Rekenkamer, die Ständeversammlungen und Ritterschaften der drei geldrischen Quartiere; nachher die Bataafs-Franse archieven (1795-1813), und letztlich die Provinzialverwaltung im zentralisierten Königreich der Niederlande. Gleichfalls wichtig ist das Archiv der Stadt Arnheim als politischem Vorort des Veluwer Quartiers seit dem 14. und geldrischem Regierungssitz seit dem 16. Jahrhundert, als Wohnsitz des Adels und aufgrund seiner Beteiligung (wie in anderen Städten) an der Stadtverwaltung.
Zu nennen sind auch die Archive lokaler Gerichte, Marken, Kirchengemeinden und Sozialeinrichtungen; auch hier spielte der Adel seine Rolle als Großgrundbesitzer, Gerichtsherr, paternalistischer Gutsherr oder bonne dame patronesse. Oft sind die Unterlagen solcher Einrichtungen (halb-)öffentlicher Natur in die Privatarchive der adeligen Amtsträger gelangt.
Viele illustrative Materialien findet man als Sammlungsgut, auch wenn es formal Archiven angehört: Karten, Stiche, Zeichnungen (überwiegend von Gebäuden und Landschaften), Fotos, Siegel. Solches Bildmaterial wird zunehmend auch direkt über das Internet bereitgestellt.
Dieser knappe Überblick der im Gelders Archief aufbewahrten Quellen zur Adelsgeschichte kann als repräsentativ angesehen werden für das, was sich auch in anderen Archiven finden lässt. Jedoch erhalten archivalische Quellen ihre volle Aussagekraft nur in Kombination mit Quellen anderer, nicht-archivalischer Natur.
Auf die Frage nach der Pflege und Fortführung der Adelsarchive in den Niederlanden antwortete van Driel, dass das Rijksarchief sich anfänglichum Übernahme der Bestände nach 1800 wenig gekümmert habe, in den lezten Dezennien aber vieles nachgeholt worden sei. Die Entwicklung der gesellschaftlichen Rolle des Adels im 20. Jahrhundert sowie die Prviatumstände der Adelsfamilien hätten aber auch Entstehung und Wert der jüngsten Bestände beeinflusst.
Im Anschluss stellte HEIKE DÜSELDER von der Universität Osnabrück das Forschungsprojekt "Adel und Umwelt in der Frühen Neuzeit. Neue Forschungsperspektiven zur Adelsgeschichte” vor. Der Adel auf dem platten Land hatte in der Frühen Neuzeit großen Einfluss auf die Gestaltung von Natur und Landschaft. Er besaß das Land und herrschte über die Menschen, die darauf wohnten und es bewirtschafteten. Das Adelshaus bildete den optischen Mittelpunkt der Landschaft; von hier aus wurde die Umgebung gestaltet, zum Beispiel durch Alleen und Bewässerungssysteme, aber auch durch die Umwandlung von Brachland in Kulturland oder die Landgewinnung in den Küstenregionen.
Die Gartenanlagen der Adelshäuser bildeten die Kulisse für das Streben nach Repräsentation und Distinktion. Am Ende des 18. Jahrhunderts und im Zusammenhang mit der Aufklärung wurden die Adelsgärten multifunktional und dienten nicht mehr nur der Repräsentation, sondern auch dem allgemeinen Nutzen. Die Obst- und Gemüsegärten der Adelsgüter wurden zum Vorbild der bäuerlichen Gartenkultur. Dadurch hatte der Adel auf dem Land eine wichtige Funktion als Vermittler zwischen der Obrigkeit und den Bauern, denn er konnte ihnen neue Erkenntnisse aus der Landwirtschaft und neue Anbaumethoden demonstrieren. Die Verbindung von Adelsgeschichte, Umweltgeschichte und Agrargeschichte bietet somit neue (Forschungs-)Perspektiven.
In der anschließenden Diskussion wurde von Werner Frese, ehemals LWL-Archivamt für Westfalen, darauf hingewiesen, dass der Niederadel auch verbauert gewesen sei und z. B. Tabak auf der Hovesaat angebaut habe. Manfred Wolf, ehemals Staatsarchiv Münster, berichtete, dass Pomerien schon im 14. Jahrhundert verlehnt worden seien. Heike Düselder betonte dagegen den anderen Charakter dieser Obstgärten, die im 18. Jahrhundert in Mode gewesen seien und der Deckung des Bedarfs gedient hätten. Auf die Frage nach landesherrlichen Vorbildern in der Landwirtschaft verwies Düselder auf Aufforstungen am Ende des 18. und im 19. Jahrhunderts.
Schließlich stellte CHRISTIANE COESTER vom Deutschen Historischen Institut Paris das Projekt "Rheinischer Adel in Paris. Ein Werkstattbericht des Forschungsprojektes ‘Aufbruch in die Moderne. Der rheinische Adel in westeuropäsicher Perspektive’” vor. Dieses Forschungsprojekt ist eine Kooperation zwischen dem Landschaftsverband Rheinland, den Vereinigten Adelsarchiven im Rheinland e. V. und dem Deutschen Historischen Institut Paris. Ein Standort des Projekts befindet sich in Brauweiler, wo das Archivgut der Vereinigten Adelsarchive gepflegt wird, der andere befindet sich in Paris am Deutschen Historischen Institut. Die Forschergruppe übernimmt somit eine Mittlerfunktion zwischen der deutschen und der französischen Adelsforschung einerseits und zwischen universitärer Forschung, regionaler Forschung und den rheinischen Geschichtsvereinen andererseits. Entsprechend der sehr vielfältigen Überlieferung in französischen und rheinischen Adelsarchiven sind auch die von den Mitgliedern der Forschergruppe bearbeiteten Themen weit gefächert. Behandelt werden z.B. adelige Revolutionserfahrungen, die Karrierewege des rheinischen Adels, der Stellenwert der Stadt Paris als kultureller Orientierungspunkt, das Verhalten des Adels gegenüber der französischen Herrschaft sowie wirtschaftsgeschichtliche Fragen. Letztendlich geht es dem Projekt darum, den regionalen Adel des Rheinlandes in die internationale Situation seiner Zeit einzubinden und ihn aus einem westeuropäischen Blickwinkel zu betrachten.
Nach Fragen zur räumlichen und inhaltlichen Abgrenzung und methodischen Ausrichtung des Projektes, erläuterten die Referentin und Hans-Werner Langbrandtner von der LVR-Archivberatung, dass das Projekt ohne methodische Klammer zunächst auf die rheinischen Adelsfamilien und ihre Archive beschränkt sei, eine spätere räumliche Ausweitung aber grundsätzlich möglich sei.
In der Abschlussdiskussion, die von Maarten van Driel und Bernd Walter moderiert wurde, wurden folgende Punkte als erstes Fazit gezogen:
- Es ist gezeigt geworden, wie sich die Adelsforschung in der Niederlanden und der Bundesrepublik abhängig von politisch-gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Wissenschaftsparadigmen entwicklet hat.
- Beim Blick über die Territorial- und Landesgrenzen ist der Erkenntnisgewinn durch den Vergleich für die Adelsgeschichte deutlich geworden, insbesondere zur Analyse der inneren und regionalen Heterogenität.
- Die Fruchtbarkeit der grenzüberschreitenden Betrachtung hat sich nicht nur bei der Analyse der Familienbezüge und Besitzverhältnisse gezeigt. Im konfessionellen Zeitalter hatten z.B. grenzüberschreitende Kontakte und Netzwerke unmittelbaren Einfluss auf regionale Auseinandersetzungen zwischen Adel und Landesherrschaft.
- Der Aspekt der Umweltgeschichte eröffnet auch neue Perspektiven für die Adelsgeschichte.
- Es ist ein wichtiges Anliegen der Forschung, dass die Quellenbestände auf beiden Seiten der Grenze zugänglich gemacht und vernetzt werden.
Gunnar Teske
LWL-Archivamt für Westfalen, Münster