Gesandte 1645/49 > Pauw








Pauw,
Adriaen


(Amsterdam 01.11.1585 - Den Haag 21.02.1653)

Gesandter der Provinz Holland und Westfriesland in Münster und Osnabrück, 1646-1647, 1648




Sohn des Reynier Pauw (1564-1635), Kaufmanns und Bürgermeisters von Amsterdam, und der Cornelia Michielsdochter de Lange. Er heiratet 1606 Anna Seys (1583-1607), Tochter von Claes Seys und Tryn Claesdochter Cloeck, und 1610 in zweiter Ehe Anna (van) Ruytenburgh (1589-1648), Tochter des Pieter Gerriszoon und der Aeltge Pietersdochter. Aus beiden Ehen hat er insgesamt sieben Kinder. Schon 1613 vom englischen König Jakob I. geadelt, erwirbt er zahlreiche Rittergüter, u.a. Heemstede, das er prächtig ausbaut.

Anfangs Kaufmann in Amsterdam, wird er 1611 Pensionaris der Stadt, welches Amt er 26 Jahre bekleidet, und 1627 Rat und Rechenmeister der Staaten von Holland und Westfriesland. Seit 1618 Mitglied von Gesandtschaften nach Dänemark und Norddeutschland, nach Frankreich, wo er 1624 in den französischen Michaelsorden aufgenommen wird, und England. 1631 wird er für fünf Jahre zum "Raadspensionaris" (Regierungschef) der Provinz Holland gewählt und damit Haupt der antioranischen Amsterdamer Kaufmannsoligarchie. Ab 1634 zu Verhandlungen in Frankreich, wo ein Bündnis geschlossen und der Kriegseintritt Frankreichs gegen Spanien verabredet wird. Seine Gegner verhindern seine Rückkehr, bis er schließlich 1636 sein Amt als Raadspensionaris niederlegt.

Als Führer der antioranischen "Staatsgesinnten" wird er Ende 1643 von der Provinz Holland als zweiter Deputierter für die Friedensverhandlungen mit Spanien nominiert; Holland, das 58% der Staatsausgaben der niederländischen Republik aufbringt, darf als einzige der sieben Provinzen zwei Vertreter benennen. Obwohl in der achtköpfigen niederländischen Vertretung erst an dritter Stelle stehend, wird Pauw ihr führender Kopf. Ein Staatsmann von Format, weiß er den Widerstand der oranischen Partei gegen den Frieden zu überwinden; man wirft ihm und den anderen Befürwortern des Friedens sogar Bestechlichkeit vor. Er hat wesentlichen Anteil an den Fortschritten der Verhandlungen mit Spanien und den niederländischen Vermittlungsversuchen zwischen Spanien und Frankreich. Zur Unterstützung des calvinistischen Kurfürsten von Brandenburg gegen Schweden hält er sich Ende September 1646 in Osnabrück auf. Von Mitte April 1647 bis Ende August 1647 bemüht sich Pauw in Den Haag mit Erfolg um die Zustimmung der Generalstaaten zu dem am 08.01.1647 paraphierten Vertragstext. Oktober/November 1647 verhandelt er dort in der Streitfrage des katholischen Gottesdienstes in den eroberten Gebieten. Nach der Vertragsunterzeichnung am 30.01.1648 finden wir Pauw wieder in Den Haag, von wo er nach der Zustimmung der Generalstaaten zur Ratifizierung des Vertrages (27. April) am 3. Mai wieder in Münster eintrifft. Die Ratifikation des Friedens am 15.05.1648 in der Ratskammer zu Münster stellt den Höhepunkt seines politischen Wirkens dar.

Zurückgekehrt, erhält er das Amt des präsidierenden Rates und Rechenmeisters der Domänen von Holland und Westfriesland (bis 1652). 1651 wird er noch einmal Raadspensionaris.1649 weilt er als niederländischer Gesandter in London, um der Hinrichtung Karls I. entgegenzuwirken, und noch einmal 1652, um den drohenden Krieg zwischen England und den Generalstaaten zu verhindern, jedoch vergeblich. Seine Politik geht auf Kosten seiner Popularität, so daß seine Person und seine Güter militärisch geschützt werden müssen.

Pauw stirbt in Den Haag und wird am 01.03.1653 in der Gruft im Chor der Oude Kerk zu Heemstede beigesetzt, wo sein Epitaph erhalten ist.



Literatur

Cools I, S. 21; Waesberghen Nr. 23 (Abb.); Bignon Nr. 27 (Abb.); Theatrum Europaeum VI (1652), S. 465 (Abb.); Aubry (Abb.); Kalender (Abb.); Moncornet Nr. 35 (Abb.); Pacificatores 1697, Nr. 30 (Abb.); Bildnisse 1824, Nr. 28 (Abb.); BWN 15, S. 131-137; Striedinger Nr. 2; RDV 1, S. 355; NNBW 10, Sp. 714-717; J. C. Tjessinga, Schets van het leven van Adriaan Pauw, in: De geschiedenis van het huis te Heemstede, Heemstede 1948, S. 7-52; Poelhekke, S. 570 (Register); Katalog Gripsholm, Nr. 246, 774; Katalog Frieden, S. 102-103, 163-164 (Abb.), 177-178 (Abb.), 181-187 (Abb. und Hinweise auf weitere Literatur); vgl. auch Abb. S. 146-147.

Gerd Dethlefs


Quelle: H. Duchhardt / G. Dethlefs / H. Queckenstedt, "...zu einem stets währenden Gedächtnis", Die Friedenssäle in Münster und Osnabrück und ihre Gesandtenporträts", (=Osnabrücker Kulturdenkmäler, Bd. 8), Bramsche 1998, S. 226f.

Ein  Kooperationsprojekt des Internet-Portals "Westfälische Geschichte" mit dem  LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster (Kupferstiche), und dem  Rasch Verlag, Bramsche (Texte)
 
Porträt des Adriaen Pauw (Amsterdam 01.11.1585 - Den Haag 21.02.1653), Gesandter der Provinz Holland und Westfriesland in Münster und Osnabrück, 1646-1647, 1648


Devise


PIETATE ET PATIENTIA.

Mit Frömmigkeit und Geduld.



Kartusche


HADRIANUS PAUW, Eques Ordinis S.ti Michaëlis, Dns. de Heemstede, Hogersmilde &c. Primus Præsidens Consiliarius in Curia Domaniorum, et Rationum Hollandiæ, Westfrisiæq,; ac eiusdem Provinciæ nomine in consessu Excessorum et Præpotentum D·D· Ordinum Generalium fœderati Belgii Delegatus, et per Germaniam Legatus Extraord.rius nec non ad Universalis Pacis Tractatus Monasterii institutos Plenipotentiarius.




Wappenbeschreibung


Der Schild ist gespalten und zweimal geteilt und auf den Teilungen mit zwei Mittelschilden belegt. In 1 und 6 steht in Blau eine goldene Sturzkrücke, begleitet von drei (2:1) goldenen sechsstrahligen Sternen (Pauw), in Feld 2 in Gold sieben rote Merletten bordweis mit einem roten [hier silbern bordierten] rechten Obereck (Heemstede). In Feld 3 ein widersehender schwarzer Adler, über blauem Wasser [hier schwarzem Feld] fliegend (Hoogersmilde). Feld 4: In Rot ein goldenes Schilfbündel, überdeckt von einem goldenen Balken (Rietwijk), Feld 5: In Silber ein blauer Wellenbalken, begleitet von drei (2:1) roten Fischen (Nieuwerkerk). Der obere Mittelschild zeigt in Blau drei (2:1) goldene Lilien, der untere in Gold eine rote Rose. Auf dem gekrönten Heim wächst eine Distelblüte zwischen Blättern.
Um den Schild legt sich innen ein Lorbeerkranz, außen die Kollane des französischen St.-Michaels-Ordens.








Kupferstich von Paulus Pontius nach Anselm van Hulle, 1648, 38,3 x 28,1 cm (Bl.), 30,6 x 20,7 cm (Pl.)
Münster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Inv.Nr. K 65-74 LM
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