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VERFASSERAschoff, Diethard
TITELJuden in Westfalen
AUFLAGE3., durchges. Aufl.


ORTMünster
JAHR1995


ONLINE-TEXTVorbemerkung
SEITES. 5


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Vorbemerkung

Über neunhundert Jahre wechselvoller Geschichte in zwölf Abbildungen einfangen zu wollen, ist ein im Grunde unmögliches und naturgemäß höchst subjektives Unterfangen: notwendig muß Vieles, auch Wichtiges, ganz ausgespart bleiben.

Um dennoch ein Verständnis des Ganzen wenigstens in groben Zügen zu ermöglichen, wurde die einleitende Geschichte der Juden in Westfalen ausführlicher behandelt als sonst in dieser Medienreihe üblich und die Beschreibung der Abbildungen durchweg in einen größeren Rahmen gestellt. Wer sich kürzer informieren möchte, mag sich mit der der Einleitung vorangestellten Zeittafel begnügen, wem die Darstellung nicht genügt, sei auf die abschließende Liste der weiterführenden Literatur verwiesen.

Trotz einer versuchten Streuung setzt die Auswahl Schwerpunkte: zwei Abbildungen dokumentieren das Mittelalter, je drei die frühe Neuzeit und das 19. Jahrhundert, vier dagegen die nationalsozialistische Zeit. Nimmt man noch das aus dem Jahre 1905 stammende Titelbild hinzu, sind die letzten einhundert Jahre fast doppelt so breit vertreten wie die sieben Jahrhunderte zuvor, die etwas von der Vielfalt der vernichteten jüdischen Kultur in unserem Lande erkennen lassen. Auch wenn diese Veröffentlichung die am Ende stehende Katastrophe in ihrer Bildverteilung betont, soll damit nicht behauptet werden, daß alles zwangsläufig so kommen mußte, wie es schließlich kam.

So ist das Titelbild bewußt gewählt: Es zeigt den alten Viehhändler Bendix Herz aus Borghorst mit seiner Frau und seinen Kindern und Enkelkindern im Jahre 1905. Auf den ersten Blick eine ganz in die mittelbürgerliche Gesellschaft jener Zeit integrierte Familie, die sich in bezug auf Haltung, Mode und Gestus von Millionen anderer Deutscher äußerlich nicht unterschied. Auf die verdeckten Grenzen der Integration und die immanenten Probleme der jüdischen Minderheit in Deutschland hinzuweisen, ist eine der Aufgaben dieses Heftes.

Entsprechend neueren pädagogischen Erkenntnissen [1] wurde versucht, ein gewisses Gleichgewicht zwischen den von jüdischer und nichtjüdischer Seite stammenden Quellen herzustellen: Juden waren nicht nur Objekte der Geschichte in unserem Land, sondern stets auch Subjekte und Akteure, wenngleich der Spielraum ihres Handelns häufig nur begrenzt war.

Drei weitere Hefte der Reihe können ergänzend herangezogen werden:
  • Juden in Werne. Von Heidelore Fertig-Möller, 1985
  • Das Novemberpogrom 1938 in Westfalen. Von Andreas Determann, 1988
  • Juden in Münster. Von Diethard Aschoff, 1993

Diethard Aschoff
Volker Jakob


[1] Vgl. Chaim Schatzker. Die Juden in den deutschen Geschichtsbüchern, Bonn 1981, S. 138 u. ö.






QUELLE    Aschoff, Diethard | Juden in Westfalen | S. 5
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

DATUM AUFNAHME2004-02-23
AUFRUFE GESAMT2681
AUFRUFE IM MONAT144